Charlotte Metzenberg née Karewsky

Location 
Mommsenstr. 67
District
Charlottenburg
Stone was laid
08 November 2021
Born
13 April 1888 in Berlin
Deportation
on 01 November 1941 to Łódź / Litzmannstadt
Later deported
1942 to Chełmno / Kulmhof
Murdered
08 May 1942 in Chełmno / Kulmhof

Charlotte Katharina Karewsky wurde am 13. April 1888 in Berlin geboren, im Hause ihrer Eltern in der Oranienburger Straße 69. Ihr Vater Ferdinand Karewsky war Professor und Doktor der Medizin am Krankenhaus der Jüdischen Gemeinde, ihre Mutter war Rosalie Karewsky geb. Crohn. Die ältere Schwester Anna Lucie war am 17. April 1885 ebenfalls in Berlin auf die Welt gekommen. Die Familie zog, nachdem sie einige Jahre in der Tauentzienstraße 14 gewohnt hatte, im Jahr 1900 um in die Charlottenburger Meineckestraße 10, wo Ferdinand Karewsky seine Privatklinik betrieb. Er hatte in Berlin studiert und 1882 promoviert. Zunächst wirkte er am Jüdischen Krankenhaus als Assistent, dann als Leiter der chirurgischen Abteilung. 1894 erschien sein Buch „Die chirurgischen Krankheiten des Kindesalters“. 1923 starb er.<br />
<br />
Charlotte heiratete am 4. Dezember 1909 den Verlagsbuchhändler Adolf Walter Metzenberg, geboren am 11. Januar 1887, der aus einer Breslauer Familie stammte. Das Ehepaar bekam zwei Töchter: Elsbeth wurde am 6. September 1910 geboren und Leonie am 9. März 1915.<br />
<br />
Die Familie Metzenberg lebte in einer großen Wohnung in der Lietzenburger Straße 28. Walter Metzenberg war Inhaber der Druckerei „Richard Labisch & Co. Graphische Kunstanstalt Berlin“, die sich auf die Herausgabe von Kunstdarstellungen spezialisierte und eine zweite Niederlassung in Leipzig hatte. <br />
<br />
Am 26. Juni 1931 verstarb Walter Metzenberg bei einem seiner Besuche in der Leipziger Zweigniederlassung. Charlotte zog noch im selben Jahr, am 1. Oktober, mit den Töchtern in eine kleinere 3-Zimmer Wohnung in der Mommsenstraße 67. Dorthin konnte sie offenbar den gesamten Hausrat mitnehmen. Die penible Aufstellung all ihres Hab und Guts in der „Vermögenserklärung“, die Charlotte kurz vor ihrer Deportation abgeben musste, verriet manches über den Lebensstil der Metzenbergs. Neben Sportzubehör, Theater- und Gesellschaftskleidern sowie Strandbekleidung war eine große Anzahl von Geschirr und Besteck aufgezählt, wohl Zeichen eines offenen und gastfreundlichen Hauses.<br />
<br />
Wie sich das Leben Charlottes und ihrer Töchter in der ersten Zeit des Nationalsozialismus gestaltete, ist nicht bekannt. Finanziell war sie durch den Nachlass ihres verstorbenen Mannes abgesichert. Zu einem nicht bekannten Zeitpunkt verließ die Tochter Leonie Deutschland und lebte mit ihrem vermutlich nichtjüdischen Ehemann Wilhelm Succi in Mailand. Beide nahmen die italienische Staatsbürgerschaft an und nannten sich Leonia und Guglielmo. Tochter Elsbeth hingegen blieb bei ihrer Mutter Charlotte in der Mommsenstraße wohnen. Sie arbeitete als Laborantin bei dem jüdischen Arzt Dr. med. Gustav Emanuel. Dessen Praxis befand sich in der Neuen Ansbacher Straße 7a. Am 19. September 1940 heiratete sie Fritz Moses, der bis dahin in der Landhausstraße 37 bei seiner Mutter gelebt hatte. Am Tag der Hochzeit zog der Schwiegersohn bei Charlotte und Elsbeth in die Mommsenstraße ein. Für ihn liegt vor der Landhausstraße 37 ein Stolperstein. (https://www.berlin.de/ba-charlotte…). <br />
Ein Jahr später, am 1. November 1941, wurde Charlotte Metzenberg zusammen mit Elsbeth und Fritz Moses in das Ghetto Litzmannstadt (Łódź) verschleppt. <br />
<br />
Sie hatten sich zuvor in der Levetzowstraße 7–8 einzufinden, einer als Sammelstelle für Juden missbrauchten Synagoge. Dort wurde ihnen am 30. Oktober 1941 der Deportationsbescheid der Gestapo zugestellt. Insgesamt 1079 Menschen aus Berlin wurden an diesem 1. November 1941 nach Łódź deportiert. Von der Staatspolizeileitstelle wurde dieser Transport als „Welle IV“ bezeichnet.<br />
Chrlotte Metzenberg, ihre Tochter und ihr Schwiegersohn wurden im Ghetto in einer Unterkunft in der Hausierergasse 2/32, sicherlich mit vielen anderen Menschen, unter erbärmlichsten, unmenschlichen Bedingungen zusammengepfercht. <br />
<br />
Die 53-jährige Charlotte galt als nicht mehr arbeitsfähig, sie wurde noch vor Elsbeth und Fritz Moses, am 8. Mai 1942 nach Kulmhof (Chelmno) transportiert und in einem der Gaswagen erstickt.<br />
<br />
Elsbeth und Fritz Moses mussten noch im Ghetto Zwangsarbeit leisten, bevor sie am 10. Juli 1944 in Chelmno auf gleiche Weise ermordet wurden wie Charlotte Metzenberg.<br />
<br />
Tochter Leonie erfuhr in Mailand von der Deportation ihrer Mutter nach Łódź. Sie richtete im Januar 1942 über einen italienischen Mittelsmann eine Anfrage an das Polizeipräsidium in Berlin, in der sie sich nach dem Verbleib der Wohnung in der Mommsenstraße, der Einrichtung und der Bankguthaben ihrer Mutter erkundigte. Sie wollte „die Gelder flüssig“ bekommen, „damit sie der Mutter verfügbar werden“. Charlottes Vermögen war zu dieser Zeit längst vom „Deutschen Reich“ beschlagnahmt worden.<br />
<br />
Leonie selbst ereilte am 5. April 1944 das Schicksal der meisten deutschen Juden in Italien. Sie wurde verhaftet und nach Auschwitz deportiert. Nach dem Krieg stellte Leonies Schwager Albert Succi einen Suchantrag und erhielt 1951 vom „American Joint Distribution Committee“ die glückliche Nachricht, dass Leonie das KZ Auschwitz überlebt und sich wieder in Mailand niedergelassen hatte. Ihr Mann, der 1942 nach ihren Angaben an der Front kämpfte, ist vermutlich im Kriegsgeschehen getötet worden.<br />

Charlotte Katharina Karewsky wurde am 13. April 1888 in Berlin geboren, im Hause ihrer Eltern in der Oranienburger Straße 69. Ihr Vater Ferdinand Karewsky war Professor und Doktor der Medizin am Krankenhaus der Jüdischen Gemeinde, ihre Mutter war Rosalie Karewsky geb. Crohn. Die ältere Schwester Anna Lucie war am 17. April 1885 ebenfalls in Berlin auf die Welt gekommen. Die Familie zog, nachdem sie einige Jahre in der Tauentzienstraße 14 gewohnt hatte, im Jahr 1900 um in die Charlottenburger Meineckestraße 10, wo Ferdinand Karewsky seine Privatklinik betrieb. Er hatte in Berlin studiert und 1882 promoviert. Zunächst wirkte er am Jüdischen Krankenhaus als Assistent, dann als Leiter der chirurgischen Abteilung. 1894 erschien sein Buch „Die chirurgischen Krankheiten des Kindesalters“. 1923 starb er.

Charlotte heiratete am 4. Dezember 1909 den Verlagsbuchhändler Adolf Walter Metzenberg, geboren am 11. Januar 1887, der aus einer Breslauer Familie stammte. Das Ehepaar bekam zwei Töchter: Elsbeth wurde am 6. September 1910 geboren und Leonie am 9. März 1915.

Die Familie Metzenberg lebte in einer großen Wohnung in der Lietzenburger Straße 28. Walter Metzenberg war Inhaber der Druckerei „Richard Labisch & Co. Graphische Kunstanstalt Berlin“, die sich auf die Herausgabe von Kunstdarstellungen spezialisierte und eine zweite Niederlassung in Leipzig hatte.

Am 26. Juni 1931 verstarb Walter Metzenberg bei einem seiner Besuche in der Leipziger Zweigniederlassung. Charlotte zog noch im selben Jahr, am 1. Oktober, mit den Töchtern in eine kleinere 3-Zimmer Wohnung in der Mommsenstraße 67. Dorthin konnte sie offenbar den gesamten Hausrat mitnehmen. Die penible Aufstellung all ihres Hab und Guts in der „Vermögenserklärung“, die Charlotte kurz vor ihrer Deportation abgeben musste, verriet manches über den Lebensstil der Metzenbergs. Neben Sportzubehör, Theater- und Gesellschaftskleidern sowie Strandbekleidung war eine große Anzahl von Geschirr und Besteck aufgezählt, wohl Zeichen eines offenen und gastfreundlichen Hauses.

Wie sich das Leben Charlottes und ihrer Töchter in der ersten Zeit des Nationalsozialismus gestaltete, ist nicht bekannt. Finanziell war sie durch den Nachlass ihres verstorbenen Mannes abgesichert. Zu einem nicht bekannten Zeitpunkt verließ die Tochter Leonie Deutschland und lebte mit ihrem vermutlich nichtjüdischen Ehemann Wilhelm Succi in Mailand. Beide nahmen die italienische Staatsbürgerschaft an und nannten sich Leonia und Guglielmo. Tochter Elsbeth hingegen blieb bei ihrer Mutter Charlotte in der Mommsenstraße wohnen. Sie arbeitete als Laborantin bei dem jüdischen Arzt Dr. med. Gustav Emanuel. Dessen Praxis befand sich in der Neuen Ansbacher Straße 7a. Am 19. September 1940 heiratete sie Fritz Moses, der bis dahin in der Landhausstraße 37 bei seiner Mutter gelebt hatte. Am Tag der Hochzeit zog der Schwiegersohn bei Charlotte und Elsbeth in die Mommsenstraße ein. Für ihn liegt vor der Landhausstraße 37 ein Stolperstein. (https://www.berlin.de/ba-charlotte…).
Ein Jahr später, am 1. November 1941, wurde Charlotte Metzenberg zusammen mit Elsbeth und Fritz Moses in das Ghetto Litzmannstadt (Łódź) verschleppt.

Sie hatten sich zuvor in der Levetzowstraße 7–8 einzufinden, einer als Sammelstelle für Juden missbrauchten Synagoge. Dort wurde ihnen am 30. Oktober 1941 der Deportationsbescheid der Gestapo zugestellt. Insgesamt 1079 Menschen aus Berlin wurden an diesem 1. November 1941 nach Łódź deportiert. Von der Staatspolizeileitstelle wurde dieser Transport als „Welle IV“ bezeichnet.
Chrlotte Metzenberg, ihre Tochter und ihr Schwiegersohn wurden im Ghetto in einer Unterkunft in der Hausierergasse 2/32, sicherlich mit vielen anderen Menschen, unter erbärmlichsten, unmenschlichen Bedingungen zusammengepfercht.

Die 53-jährige Charlotte galt als nicht mehr arbeitsfähig, sie wurde noch vor Elsbeth und Fritz Moses, am 8. Mai 1942 nach Kulmhof (Chelmno) transportiert und in einem der Gaswagen erstickt.

Elsbeth und Fritz Moses mussten noch im Ghetto Zwangsarbeit leisten, bevor sie am 10. Juli 1944 in Chelmno auf gleiche Weise ermordet wurden wie Charlotte Metzenberg.

Tochter Leonie erfuhr in Mailand von der Deportation ihrer Mutter nach Łódź. Sie richtete im Januar 1942 über einen italienischen Mittelsmann eine Anfrage an das Polizeipräsidium in Berlin, in der sie sich nach dem Verbleib der Wohnung in der Mommsenstraße, der Einrichtung und der Bankguthaben ihrer Mutter erkundigte. Sie wollte „die Gelder flüssig“ bekommen, „damit sie der Mutter verfügbar werden“. Charlottes Vermögen war zu dieser Zeit längst vom „Deutschen Reich“ beschlagnahmt worden.

Leonie selbst ereilte am 5. April 1944 das Schicksal der meisten deutschen Juden in Italien. Sie wurde verhaftet und nach Auschwitz deportiert. Nach dem Krieg stellte Leonies Schwager Albert Succi einen Suchantrag und erhielt 1951 vom „American Joint Distribution Committee“ die glückliche Nachricht, dass Leonie das KZ Auschwitz überlebt und sich wieder in Mailand niedergelassen hatte. Ihr Mann, der 1942 nach ihren Angaben an der Front kämpfte, ist vermutlich im Kriegsgeschehen getötet worden.