Fanny Putter née Wallner

Location 
Gasteiner Str. 13
District
Wilmersdorf
Stone was laid
08 April 2022
Born
16 May 1864 in Zarzecze / Zarzitz
Deportation
on 25 August 1942 to Theresienstadt
Murdered
23 September 1942 in Theresienstadt

Fanny Wallner kam am 16. Mai 1864 in Zarzicz auf die Welt. Zarzicz gehörte zum Bielitzer Land am äußersten Rand Oberschlesiens – damals in österreichischem Besitz. Über Fanny Wallners Kindheit und Jugend ist nichts bekannt, ebenso wenig über ihre Eltern.

Fanny heiratete Moritz Putter, geboren am 10. März 1861 in Eydtkuhnen. Er war wie sein Vater Lippmann Putter Kaufmann in der kleinen Handelsstadt an der litauischen Grenze. Durch den Ort führte die ehemalige deutsche Reichsstraße 1. Bis 1945 war Eydtkuhnen Knotenpunkt der preußischen Staatsbahnen und es spielte sich im Ort ein lebhafter Speditionshandel mit Getreide, Gänsen und russischen Pferden ab.

Fanny bekam in Eydtkuhnen vier Kinder. Elsa wurde 1886 geboren, Gertrud am 14. Juni 1888, Erich am 9. November 1892 und Herbert am 7. Juli 1899. Offenbar legten Fanny und Moritz Putter Wert auf die Bildung ihrer Kinder. Von Elsa ist bekannt, dass sie Krankenschwester wurde. Erich studierte Medizin und wurde praktischer Arzt, spezialisiert auf Bakteriologie und Hygiene.

1915 zog Familie Putter nach Berlin und wohnte zunächst in der Bleibtreustraße 17. Auch Moritz’ Bruder Bernhard, von Beruf Prokurist, war damals schon nach Berlin-Schöneberg übergesiedelt, wo er mit seiner Frau Toni und den Kindern Henny und Fritz Siegfried in der Hauptstraße 9 wohnte.

Nach der Scheidung der ältesten Tochter Elsa von ihrem Mann Denes Bodr wohnte sie wieder bei ihren Eltern. Sie starb am 17. April 1916 in der elterlichen Wohnung. 
Auch die erste Ehe von Fanny Putters Sohn Herbert scheiterte. Er hatte im Juli 1927 die Breslauerin Magdalena Blandowski geheiratet, war aber schon im Mai des darauffolgenden Jahres wieder geschieden. Zu dieser Zeit wohnte die Familie Putter in der Markgraf-Albrecht-Straße 13. 1932 zogen sie um in die Gasteiner Straße 13.

Die Wohnung in der Gasteiner Straße bestand aus einem Herrenzimmer, einem Wohnzimmer, zwei Schlafzimmern und einer Küche und war nach Angaben Herbert Putters mit wertvollem Mobiliar ausgestattet. 
Fannys Mann Moritz starb am 2. April 1938 in der Wohnung der Familie. Er war zum Zeitpunkt seines Todes 77 Jahre alt. Der Sohn Erich, der eine Arztpraxis am Tegeler Weg 33 betrieben hatte, meldete den Tod seines Vaters beim Standesamt. Erich war 1933 die Zulassung als Kassenarzt entzogen worden und er wird als „jüdischer Krankenbehandler“ nur noch jüdische Patienten in seiner Praxis behandelt haben.

Mit dem Tod ihres Mannes begann für Fanny eine besonders schreckliche Zeit. Mit den Pogromen vom 9./10. November 1938 wurden die systematischen Judendiskriminierungen und -verfolgungen immer aggressiver. Ihre Söhne Herbert und Erich sahen keine Zukunft mehr in Deutschland und wanderten in die USA aus. Herbert zog nach Los Angeles, Kalifornien, wo er als Masseur tätig wurde und Erich (er nannte sich fortan Eric) zunächst nach New Jersey, später nach Alexandria, Virginia. Er arbeitete dort weiter als praktischer Arzt.

Fannys Tochter Gertrud und ihr Ehemann, der Zahnarzt Dr. Julius Bloch, wohnten in der Marburger Straße 9a, wo sie bis zu seiner Emigration mit Herbert zusammengelebt hatten. Im Adressbuch von 1939 findet sich hinter dem Namen Herbert Putter der Zusatz „Lichtreklame“. 


Am 15. August 1942 wurden Gertrud und Julius Bloch mit einem 1008 Personen umfassenden Transport nach Riga deportiert und am 18. August ermordet.

Fanny Putter musste miterleben, wie ihre Kinder das Land verließen, die Söhne in die USA und die Tochter Richtung Osten in den sicheren Tod. Am 25. August, zehn Tage nach der Deportation ihrer Tochter, wurde Fanny mit dem sogenannten 49. Alterstransport I/51 in das böhmische Ghetto Theresienstadt deportiert. Ihre Schwägerin Toni war schon am 4. August 1942 nach Theresienstadt verschleppt worden und am 18. August ums Leben gekommen.
 Offenbar war das Ghetto zu diesem Zeitpunkt hoffnungslos überfüllt, denn Fanny wurde im Kinosaal des Ghettos untergebracht, wo sie am 23. September verstarb. Die offizielle Todesangabe lautete „Enteritis, Darmkatarrh“, eine übliche Angabe, die verschleiern sollte, dass Hunger, unvorstellbare hygienische Zustände, Seuchen und andere grassierende Krankheiten zum Tod der ohnehin geschwächten Menschen führten.

Fanny Putters Sohn Herbert, in zweiter Ehe mit Maria Rasumny verheiratet, verstarb am 17. Januar 1967 in Los Angeles. Er hatte 1958 ein Wiedergutmachungs- und Entschädigungsverfahren eingeleitet.

Für Gertrud und Dr. Julius Bloch wurden vor dem Haus Marburger Straße 9a am 24. September 2008 Stolpersteine verlegt.
https://www.berlin.de/ba-charlotte…

Für Fannys Schwägerin Toni Putter geb. Weitz wurde vor dem Haus Jenaer Straße 20 am 29. September 2010 ein Stolperstein verlegt. https://www.berlin.de/ba-charlotte…

Fanny Wallner kam am 16. Mai 1864 in Zarzicz auf die Welt. Zarzicz gehörte zum Bielitzer Land am äußersten Rand Oberschlesiens – damals in österreichischem Besitz.

Über Fanny Wallners Kindheit und Jugend ist nichts bekannt, ebensowenig über ihre Eltern.

Fanny heiratete Moritz Putter, geb. am 10. März 1861 in Eydtkuhnen. Er war wie sein Vater Lippmann Putter Kaufmann in der kleinen Handelsstadt an der litauischen Grenze. Durch den Ort führte die ehemalige deutsche Reichsstraße 1. Bis 1945 war Eydtkuhnen Knotenpunkt der preußischen Staatsbahnen und es spielte sich im Ort ein lebhafter Speditionshandel mit Getreide, Gänsen und russischen Pferden ab.

Fanny bekam in Eydtkuhnen vier Kinder. Elsa wurde 1886 geboren, Gertrud am 14. Juni 1888, Erich am 9. November 1892 und Herbert am 7. Juli 1899. Fanny und Moritz Putter legten großen Wert auf die Bildung ihrer Kinder. Von Elsa ist bekannt, dass sie Krankenschwester wurde. Erich studierte Medizin und wurde praktischer Arzt, spezialisiert auf Bakteriologie und Hygiene. Er wurde im Ersten Weltkrieg als Arzt eingesetzt. 1921 heiratete er Elsa Conrad. Das Ehepaar bekam 2 Kinder, Eleonore (geb. 1923) und Klaus (geb. 1928).

1915 zog Familie Putter nach Berlin und wohnte zunächst in der Bleibtreustraße 17. Auch Moritz’ Bruder Bernhard, von Beruf Prokurist, war damals schon nach Berlin - Schöneberg übergesiedelt, wo er mit seiner Frau Toni und den Kindern Henny und Fritz Siegfried in der Hauptstraße 9 wohnte.

Nach der Scheidung Elsas von ihrem Mann Denes Bodr wohnte sie wieder bei ihren Eltern. Sie starb am 17. April 1916 in der elterlichen Wohnung.

Auch die erste Ehe von Herbert Putter scheiterte. Er hatte im Juli 1927 die Breslauerin Magdalena Blandowski geheiratet, war aber schon im Mai des darauffolgenden Jahres wieder geschieden. Zu dieser Zeit wohnte die Familie Putter in der Markgraf -Albrecht – Straße 13. 1932 zogen sie um in die Gasteiner Straße 13.

Die Wohnung in der Gasteiner Straße bestand aus einem Herrenzimmer, einem Wohnzimmer, 2 Schlafzimmern und einer Küche und war nach Angaben Herbert Putters mit wertvollem Mobiliar ausgestattet.

Moritz Putter starb am 2. April 1938 in seiner eigenen Wohnung. Er war zum Zeitpunkt seines Todes 77 Jahre alt. Sein Sohn Erich, der eine Arztpraxis am Tegeler Weg 33 betrieben hatte, meldete den Tod seines Vaters beim Standesamt. Erich war 1933 die Zulassung als Kassenarzt entzogen worden und er arbeitete bis 1938 bei der Schering A.G. in Berlin.

Mit dem Tod ihres Mannes begann für Fanny eine besonders schreckliche Zeit. Mit den Pogromen vom 9./10. November 1938 wurden die systematischen Judendiskriminierungen und -verfolgungen immer aggressiver. Erich (er nannte sich später Eric) ging mit seiner Familie im April 1938 zunächst nach New Jersey, später Alexandria, Virginia. Er arbeitete dort weiter als praktischer Arzt. Vergebens hatte er gehofft, seine Mutter Fanny zum Mitkommen in die USA bewegen zu können.

Herbert, der 1938 vorübergehend in einen KZ inhaftiert gewesen war, folgte mit seiner Frau Maria (Mimi) geb. Rasumny seinem Bruder und ließ sich als Masseur in Kalifornien nieder.

Gertrud und ihr Ehemann, der Zahnarzt Dr. Julius Bloch, lebten einige Zeit zusammen mit Herbert in der Marburger Straße 9a. Im Adressbuch von 1939 findet sich unter dieser Adresse noch der Name Herbert Putter mit dem Zusatz „Lichtreklame“.

Am 15. August 1942 wurden Gertrud und Julius Bloch mit einem 1008 Personen umfassenden Transport nach Riga deportiert und am 18. August ermordet.

Fanny Putter musste miterleben, wie ihre Kinder das Land verließen, die Söhne in die USA und die Tochter Richtung Osten in den sicheren Tod. Am 25. August, 10 Tage nach der Deportation ihrer Tochter, wurde Fanny mit dem sog. 49. Alterstransport I/51 in das böhmische Ghetto Theresienstadt deportiert. Ihre Schwägerin Toni war schon am 4. August 1942 nach Theresienstadt verschleppt worden und am 18. August ums Leben gekommen.

Offenbar war das Ghetto zu diesem Zeitpunkt hoffnungslos überfüllt, denn Fanny wurde im Kinosaal des Ghettos untergebracht, wo sie am 25. September verstarb. Die offizielle Todesangabe lautete „Enteritis, Darmkatarrh“, eine übliche Angabe, die verschleiern sollte, dass Hunger, unvorstellbare hygienische Zustände, Seuchen und andere grassierende Krankheiten zum Tod der ohnehin geschwächten Menschen führten.

Herbert Putter verstarb am 17. Januar 1967 in Los Angeles. Er hatte 1958 ein Wiedergutmachungs- und Entschädigungsverfahren eingeleitet.

Für Gertrud und Dr. Julius Bloch wurden vor dem Haus Marburger Straße 9a am 24. September 2008 Stolpersteine verlegt.

https://www.berlin.de/ba-charlottenburg-wilmersdorf/ueber-den-bezirk/geschichte/stolpersteine/artikel.179432.php

Für Fannys Schwägerin Toni Putter geb. Weitz wurde vor dem Haus Jenaer Straße 20 am 29. September 2010 ein Stolperstein verlegt. https://www.berlin.de/ba-charlottenburg-wilmersdorf/ueber-den-bezirk/geschichte/stolpersteine/artikel.179593.php