Paula Liebrecht née Engel

Location 
Bochumer Str. 14
District
Moabit
Stone was laid
August 2011
Born
17 November 1895 in Berlin
Deportation
on 04 March 1943 to Auschwitz
Murdered
in Auschwitz

Paula Adelheid Engel kam am 17. November 1895 in Berlin als jüngstes Kind von Jenny (geb. Alexander) und Samuel Engel zur Welt. Ihre Eltern waren Ende der 1870er-Jahre aus ihrer Heimatstadt Filehne (polnisch: Wieleń) nach Berlin gekommen.<br />
<br />
Paula hatte zehn ältere Geschwister, eine weitere Schwester war 1885 im Säuglingsalter gestorben. Ihr ältester Bruder war fast 23 Jahre älter als sie.<br />
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Mit ihren Eltern und Geschwistern wohnte sie in der Köpenicker Straße 114 und ab etwa 1910 in der Michaelkirchstraße 25. Ihr Vater war Kaufmann und Inhaber der Druckerei Julius Bormaß & Co. Er starb 1916, im selben Jahr kamen auch zwei ihrer Brüder als Soldaten im Ersten Weltkrieg ums Leben.<br />
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Im Alter von 25 Jahren heiratete Paula Engel im Dezember 1920 den knapp 13 Jahre älteren praktischen Arzt Dr. Julius Liebrecht. Sie zog zu ihrem Mann nach Prenzlau, wo sie in der Friedrichstraße 249 in einer 7-Zimmer-Wohnung lebten. Ihr einziger Sohn Max Moritz kam dort am 27. Februar 1927 zur Welt.<br />
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Charlotte Richter (geb. von Karger), die bis 1933 als Arzthelferin in Julius Liebrechts Praxis tätig war, beschreibt ihn als ruhigen, höflichen Mann, der sich vor allem der „kleinen Leute“ annahm. „Er hatte eine sehr gut gehende Praxis in der Friedrichstraße 249 im Hause von Blumen-Hartmann, eine Treppe hoch. Ein großes Einzugsgebiet im Landbezirk von Klinkow, Ellingen, Schönwerder und Bandelow sorgte dafür, daß die Sprechstunden immer gut besucht waren.“ Insbesondere an den katholischen Feiertagen war die Praxis voll. Da Dr. Liebrecht etwas Polnisch sprach, hatte er viele polnische Arbeiter als Patienten. Über das Familienleben der Liebrechts schreibt Charlotte Richter: „Die Familie lebte relativ zurückgezogen. Große Gesellschaften wie in manchen anderen Arztfamilien fanden nicht statt. Einige alte Freunde wurden bisweilen zu einer Tasse Tee eingeladen oder kamen während der Sprechstunde auf einen Sprung vorbei, so z. B. Pastor Hindemith aus Sternhagen, der wohl ein alter Schulfreund war. […] Dr. Liebrecht hatte einen fest angestellten Chauffeur und unterhielt zusammen mit Fräulein v. Hoff, der Schwester der Zahnärztin Jeppener, ein Reitpferd.“ Ob Paula Liebrecht ihren Mann auf seinen Auslandsreisen nach Spanien, Norwegen und New York begleitete, ist nicht bekannt. Der Sohn Max besuchte das Gymnasium in Prenzlau.<br />
<br />
In Charlotte Richters Erinnerungen heißt es weiter: „Zu Beginn der 30er Jahre flaute der Ansturm der Patienten gewiß etwas ab, aber ein bestimmter, treuer Anteil der Patienten fand auch trotz der beginnenden Nazizeit den Weg zum jüdischen Arzt. […] Später soll Dr. Liebrecht mehrfach von der Polizei vorgeladen worden sein, denn ein Denunziant hatte ihn verschiedener Verstöße gegen die damals den Juden auferlegten Bestimmungen beschuldigt.“<br />
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Im Herbst 1937 nahm sich Julius Liebrecht das Leben. Er starb am 11. Oktober im Alter von 54 Jahren in der Wohnung der Familie. Sein Grab befindet sich auf dem neuen jüdischen Friedhof in Prenzlau. Nach dem Tod ihres Mannes zog Paula Liebrecht Ende des Jahres mit ihrem Sohn nach Berlin zu ihrer Schwester Hedwig Katz in die Bochumer Straße 14. Die 30.000 RM aus Julius Liebrechts Lebensversicherung wurden von den nationalsozialistischen Behörden eingezogen.<br />
<br />
Im März 1940 floh der damals 13-jährige Sohn Max mit der Jugend-Alijah über Italien nach Palästina. Bis 1943 lebte er in einem Kinderheim bei Haifa und besuchte anschließend die landwirtschaftliche Schule Mikwe Israel bei Tel Aviv. Er änderte seinen Namen zu Mosche Lev Ran, heiratete in den 1950er-Jahren, bekam zwei Kinder und lebte bis zu seinem Tod in Israel.<br />
<br />
Auch Paula Liebrechts Geschwistern Leo Engel und Erna Salomon gelang die Flucht, sie gingen später ebenfalls nach Israel. Fünf weitere Geschwister – Max Engel, Recha Jutkowski, Alexander Engel, Salomon Engel und Hedwig Katz – wurden im Laufe des Jahres 1942 von Berlin aus deportiert. Sie alle wurden ermordet.<br />
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Paula Liebrecht wohnte zuletzt in der Güntzelstraße 45 in Berlin-Wilmersdorf. Sie musste Zwangsarbeit in einer Munitionsfabrik leisten. Am 4. März 1943 wurde sie mit dem „34. Osttransport“ nach Auschwitz deportiert und dort zu einem unbekannten Zeitpunkt ermordet.

Paula Adelheid Engel kam am 17. November 1895 in Berlin als jüngstes Kind von Jenny (geb. Alexander) und Samuel Engel zur Welt. Ihre Eltern waren Ende der 1870er-Jahre aus ihrer Heimatstadt Filehne (polnisch: Wieleń) nach Berlin gekommen.

Paula hatte zehn ältere Geschwister, eine weitere Schwester war 1885 im Säuglingsalter gestorben. Ihr ältester Bruder war fast 23 Jahre älter als sie.

Mit ihren Eltern und Geschwistern wohnte sie in der Köpenicker Straße 114 und ab etwa 1910 in der Michaelkirchstraße 25. Ihr Vater war Kaufmann und Inhaber der Druckerei Julius Bormaß & Co. Er starb 1916, im selben Jahr kamen auch zwei ihrer Brüder als Soldaten im Ersten Weltkrieg ums Leben.

Im Alter von 25 Jahren heiratete Paula Engel im Dezember 1920 den knapp 13 Jahre älteren praktischen Arzt Dr. Julius Liebrecht. Sie zog zu ihrem Mann nach Prenzlau, wo sie in der Friedrichstraße 249 in einer 7-Zimmer-Wohnung lebten. Ihr einziger Sohn Max Moritz kam dort am 27. Februar 1927 zur Welt.

Charlotte Richter (geb. von Karger), die bis 1933 als Arzthelferin in Julius Liebrechts Praxis tätig war, beschreibt ihn als ruhigen, höflichen Mann, der sich vor allem der „kleinen Leute“ annahm. „Er hatte eine sehr gut gehende Praxis in der Friedrichstraße 249 im Hause von Blumen-Hartmann, eine Treppe hoch. Ein großes Einzugsgebiet im Landbezirk von Klinkow, Ellingen, Schönwerder und Bandelow sorgte dafür, daß die Sprechstunden immer gut besucht waren.“ Insbesondere an den katholischen Feiertagen war die Praxis voll. Da Dr. Liebrecht etwas Polnisch sprach, hatte er viele polnische Arbeiter als Patienten. Über das Familienleben der Liebrechts schreibt Charlotte Richter: „Die Familie lebte relativ zurückgezogen. Große Gesellschaften wie in manchen anderen Arztfamilien fanden nicht statt. Einige alte Freunde wurden bisweilen zu einer Tasse Tee eingeladen oder kamen während der Sprechstunde auf einen Sprung vorbei, so z. B. Pastor Hindemith aus Sternhagen, der wohl ein alter Schulfreund war. […] Dr. Liebrecht hatte einen fest angestellten Chauffeur und unterhielt zusammen mit Fräulein v. Hoff, der Schwester der Zahnärztin Jeppener, ein Reitpferd.“ Ob Paula Liebrecht ihren Mann auf seinen Auslandsreisen nach Spanien, Norwegen und New York begleitete, ist nicht bekannt. Der Sohn Max besuchte das Gymnasium in Prenzlau.

In Charlotte Richters Erinnerungen heißt es weiter: „Zu Beginn der 30er Jahre flaute der Ansturm der Patienten gewiß etwas ab, aber ein bestimmter, treuer Anteil der Patienten fand auch trotz der beginnenden Nazizeit den Weg zum jüdischen Arzt. […] Später soll Dr. Liebrecht mehrfach von der Polizei vorgeladen worden sein, denn ein Denunziant hatte ihn verschiedener Verstöße gegen die damals den Juden auferlegten Bestimmungen beschuldigt.“

Im Herbst 1937 nahm sich Julius Liebrecht das Leben. Er starb am 11. Oktober im Alter von 54 Jahren in der Wohnung der Familie. Sein Grab befindet sich auf dem neuen jüdischen Friedhof in Prenzlau. Nach dem Tod ihres Mannes zog Paula Liebrecht Ende des Jahres mit ihrem Sohn nach Berlin zu ihrer Schwester Hedwig Katz in die Bochumer Straße 14. Die 30.000 RM aus Julius Liebrechts Lebensversicherung wurden von den nationalsozialistischen Behörden eingezogen.

Im März 1940 floh der damals 13-jährige Sohn Max mit der Jugend-Alijah über Italien nach Palästina. Bis 1943 lebte er in einem Kinderheim bei Haifa und besuchte anschließend die landwirtschaftliche Schule Mikwe Israel bei Tel Aviv. Er änderte seinen Namen zu Mosche Lev Ran, heiratete in den 1950er-Jahren, bekam zwei Kinder und lebte bis zu seinem Tod in Israel.

Auch Paula Liebrechts Geschwistern Leo Engel und Erna Salomon gelang die Flucht, sie gingen später ebenfalls nach Israel. Fünf weitere Geschwister – Max Engel, Recha Jutkowski, Alexander Engel, Salomon Engel und Hedwig Katz – wurden im Laufe des Jahres 1942 von Berlin aus deportiert. Sie alle wurden ermordet.

Paula Liebrecht wohnte zuletzt in der Güntzelstraße 45 in Berlin-Wilmersdorf. Sie musste Zwangsarbeit in einer Munitionsfabrik leisten. Am 4. März 1943 wurde sie mit dem „34. Osttransport“ nach Auschwitz deportiert und dort zu einem unbekannten Zeitpunkt ermordet.