Dagmar Ullrich

Location 
Boxhagener Straße 90
District
Friedrichshain
Stone was laid
05 December 2019
Born
26 October 1941 in Berlin
Murdered
10 January 1943 in der Städtischen Nervenklinik für Kinder und Jugendliche Wiesengrund, Berlin-Wittenau

Dagmar Ullrich wurde am 26. Oktober 1941 als uneheliches Kind geboren. Die Mutter, Marie Ullrich, hatte nach eigener Aussage lange Zeit gar nicht gewusst, dass sie schwanger war und war deshalb noch als Nachrichtenhelferin in Norwegen eingesetzt gewesen.<br />
Zur Entbindung kam sie nach Deutschland zurück. Dagmar kam in der Landesfrauenklinik Neukölln im Mariendorfer Weg in einer normalen Geburt zur Welt. Sie wurde zunächst von der Vermieterin der Mutter, Frau Mieth, in der Boxhagener Straße 90 betreut. Im Dezember 1941 wurde sie in eine weitere Privatpflege nach Berlin-Neukölln in die Richardstraße 19 gegeben. Von dort aus brachte man sie am 7. Februar 1942 ins Waisenhaus in die Alte Jakobstraße in Berlin-Kreuzberg. Am 28. März 1942 erfolgte die Rückverlegung zur Pflegemutter in die Boxhagener Straße.<br />
Im Juni 1942 wurde das mehrfach behinderte Mädchen auf Veranlassung des „Reichsausschusses zur Erfassung erb- und anlagebedingter schwerer Leiden“ in die Städtische Nervenklinik für Kinder in Berlin-Wittenau aufgenommen.<br />
Im Aufnahmebefund wurde Dagmar als geistig und körperlich nicht altersgemäß entwickeltes Kind mit einer auffallenden Mikrocephalie beschrieben. Die Mutter gab an, nie ernstlich krank gewesen zu sein, auch gebe es in ihrer Familie keine Nerven- und Geisteskrankheiten. Als Kindsvater wurde Kurt Herzig angegeben. Er war Soldat. Auch er soll gesund gewesen sein und keine ernsthaften Krankheiten durchgemacht haben. Auf die Ärztin der Städtischen Nervenklinik, Gertrud Reuter, machte die Mutter „einen ganz geweckten, sympathischen Eindruck“. Laut Akte sah sie in dem Gespräch die Hoffnungslosigkeit des Falles ein und wünschte, dass das Kind lieber nicht am Leben bliebe.<br />
Am 9. und erneut am 11. und am 16. November 1942 wurde an Dagmar eine Luftencephalografie vorgenommen. Der Austausch des Gehirnliquors mit Luft diente der Herstellung möglichst kontrastreicher Röntgenbilder des Schädels. Dieser Eingriff wurde in der Nervenklinik für Kinder sehr häufig vorgenommen. Er war für die Kinder nicht ohne Risiko, sehr schmerzhaft und oft mit mehrtägiger Übelkeit verbunden.<br />
Am 29. Dezember 1942 wurde Dagmar, wie viele ihrer Leidensgenossen, mit abgetöteten TBC-Bakterien geimpft. Nach dieser Impfung war sie laut Pflegedokumentation mehrere Tage hintereinander sehr unruhig, was sich in stundenlangem Schreien und Weinen äußerte. Eine Nahrungsaufnahme verweigerte sie. Aufgrund der Unruhe erhielt sie mehrere Tage hintereinander Luminaletten (Schlafmittel).<br />
Am 10. Januar 1943 um 16:30 Uhr verstarb Dagmar Ullrich in der Nervenklinik „Wiesengrund“.

Dagmar Ullrich wurde am 26. Oktober 1941 als uneheliches Kind geboren. Die Mutter, Marie Ullrich, hatte nach eigener Aussage lange Zeit gar nicht gewusst, dass sie schwanger war und war deshalb noch als Nachrichtenhelferin in Norwegen eingesetzt gewesen.
Zur Entbindung kam sie nach Deutschland zurück. Dagmar kam in der Landesfrauenklinik Neukölln im Mariendorfer Weg in einer normalen Geburt zur Welt. Sie wurde zunächst von der Vermieterin der Mutter, Frau Mieth, in der Boxhagener Straße 90 betreut. Im Dezember 1941 wurde sie in eine weitere Privatpflege nach Berlin-Neukölln in die Richardstraße 19 gegeben. Von dort aus brachte man sie am 7. Februar 1942 ins Waisenhaus in die Alte Jakobstraße in Berlin-Kreuzberg. Am 28. März 1942 erfolgte die Rückverlegung zur Pflegemutter in die Boxhagener Straße.
Im Juni 1942 wurde das mehrfach behinderte Mädchen auf Veranlassung des „Reichsausschusses zur Erfassung erb- und anlagebedingter schwerer Leiden“ in die Städtische Nervenklinik für Kinder in Berlin-Wittenau aufgenommen.
Im Aufnahmebefund wurde Dagmar als geistig und körperlich nicht altersgemäß entwickeltes Kind mit einer auffallenden Mikrocephalie beschrieben. Die Mutter gab an, nie ernstlich krank gewesen zu sein, auch gebe es in ihrer Familie keine Nerven- und Geisteskrankheiten. Als Kindsvater wurde Kurt Herzig angegeben. Er war Soldat. Auch er soll gesund gewesen sein und keine ernsthaften Krankheiten durchgemacht haben. Auf die Ärztin der Städtischen Nervenklinik, Gertrud Reuter, machte die Mutter „einen ganz geweckten, sympathischen Eindruck“. Laut Akte sah sie in dem Gespräch die Hoffnungslosigkeit des Falles ein und wünschte, dass das Kind lieber nicht am Leben bliebe.
Am 9. und erneut am 11. und am 16. November 1942 wurde an Dagmar eine Luftencephalografie vorgenommen. Der Austausch des Gehirnliquors mit Luft diente der Herstellung möglichst kontrastreicher Röntgenbilder des Schädels. Dieser Eingriff wurde in der Nervenklinik für Kinder sehr häufig vorgenommen. Er war für die Kinder nicht ohne Risiko, sehr schmerzhaft und oft mit mehrtägiger Übelkeit verbunden.
Am 29. Dezember 1942 wurde Dagmar, wie viele ihrer Leidensgenossen, mit abgetöteten TBC-Bakterien geimpft. Nach dieser Impfung war sie laut Pflegedokumentation mehrere Tage hintereinander sehr unruhig, was sich in stundenlangem Schreien und Weinen äußerte. Eine Nahrungsaufnahme verweigerte sie. Aufgrund der Unruhe erhielt sie mehrere Tage hintereinander Luminaletten (Schlafmittel).
Am 10. Januar 1943 um 16:30 Uhr verstarb Dagmar Ullrich in der Nervenklinik „Wiesengrund“.