Ida Schaefer née Grunwald

Location 
Breite Straße 39 b
Historical name
Breite Straße 39b
District
Pankow
Stone was laid
14 June 2018
Born
01 August 1862 in Myslowitz (Myslovice)
Occupation
Hausfrau
Deportation
on 25 August 1942 to Theresienstadt
Murdered
14 December 1942 in Theresienstadt

Ida Schaefer, geb. Grunwald. 1862 geboren, wie 10 Jahre zuvor ihr Mann, der Arzt Dr. Max Schaefer in Myslowitz, der Stadt im sogenannten Dreikaisereck, heute polnisch Myslovice.<br />
Wann genau die beiden von dort nach Pankow gekommen sind, wissen wir nicht. Auf jeden Fall wird im Adressbuch erstmals 1880 der praktische Arzt Dr. Max Schaefer genannt, zunächst als Assistenzarzt in der Klinik von Professor Mendel, bald schon mit eigener Praxis und schließlich im eigenen Haus, das er sich 1888 bauen lässt. Breite Straße 39b.<br />
Ida und Max Schaefer bekommen zwei Kinder: 1885 Tochter Margarete, drei Jahre später Sohn Hans. Die Arztpraxis läuft gut. Nach einem Großbrand in der Parkstraße wird in Pankow die Freiwillige Feuerwehr gegründet. Dr. Schaefer ist Gründungs- und Vorstandsmitglied, dazu auch Feuerwehrarzt. Sein Foto findet sich auf der Ehrentafel zum 25jährigen Jubiläum. Als er 1923 stirbt, führt Dr. Hans Schaefer, der wie sein Vater Medizin studiert hat, die Praxis weiter.<br />
Margarete Schaefer, die Tochter, hatte 1909 den Direktor der Bagdadbahn, Hermann Galewski, geheiratet, auch er Jude. Nach dem 1. Weltkrieg gehört er zum Vorstand der Philipp Holzmann AG in Frankfurt, zuletzt als Vorstandsvorsitzender. <br />
Doch 1933 – mit den Nazis – verändert sich alles. Hermann Galewski wird in den Ruhestand gedrängt und zieht mit seiner Familie nach Berlin, wo er 1937 stirbt.<br />
Hans Schaefer hat als jüdischer Arzt in Pankow keine Chancen mehr und emigriert 1935 nach England.<br />
Seine Mutter, Ida Schaefer, vermietet Wohnung und Praxis in der Breiten Straße an den „arischen“ Arzt Herbert von Arnauld, an den sie dann 1939 das ganze Haus zwangsverkaufen muss. Ihre ursprünglichen Pläne, dem Sohn nach England zu folgen, lassen sich nicht verwirklichen. <br />
So bezieht sie ein kleines Zimmer in der Wohnung ihrer Tochter zuerst in Nikolassee, nach dem Tod des Schwiegersohns in Wilmersdorf. Als Margarete schließlich noch 1940 nach Australien flüchten kann, bleibt für die fast Achtzigjährige nur noch ein sogenanntes „Judenhaus“ in der Knesebeckstraße in Charlottenburg. Von dort aus wird sie am 25. August 1942 nach Theresienstadt deportiert und noch im selben Jahr ermordet.<br />

Ida Schaefer, geb. Grunwald. 1862 geboren, wie 10 Jahre zuvor ihr Mann, der Arzt Dr. Max Schaefer in Myslowitz, der Stadt im sogenannten Dreikaisereck, heute polnisch Myslovice.
Wann genau die beiden von dort nach Pankow gekommen sind, wissen wir nicht. Auf jeden Fall wird im Adressbuch erstmals 1880 der praktische Arzt Dr. Max Schaefer genannt, zunächst als Assistenzarzt in der Klinik von Professor Mendel, bald schon mit eigener Praxis und schließlich im eigenen Haus, das er sich 1888 bauen lässt. Breite Straße 39b.
Ida und Max Schaefer bekommen zwei Kinder: 1885 Tochter Margarete, drei Jahre später Sohn Hans. Die Arztpraxis läuft gut. Nach einem Großbrand in der Parkstraße wird in Pankow die Freiwillige Feuerwehr gegründet. Dr. Schaefer ist Gründungs- und Vorstandsmitglied, dazu auch Feuerwehrarzt. Sein Foto findet sich auf der Ehrentafel zum 25jährigen Jubiläum. Als er 1923 stirbt, führt Dr. Hans Schaefer, der wie sein Vater Medizin studiert hat, die Praxis weiter.
Margarete Schaefer, die Tochter, hatte 1909 den Direktor der Bagdadbahn, Hermann Galewski, geheiratet, auch er Jude. Nach dem 1. Weltkrieg gehört er zum Vorstand der Philipp Holzmann AG in Frankfurt, zuletzt als Vorstandsvorsitzender.
Doch 1933 – mit den Nazis – verändert sich alles. Hermann Galewski wird in den Ruhestand gedrängt und zieht mit seiner Familie nach Berlin, wo er 1937 stirbt.
Hans Schaefer hat als jüdischer Arzt in Pankow keine Chancen mehr und emigriert 1935 nach England.
Seine Mutter, Ida Schaefer, vermietet Wohnung und Praxis in der Breiten Straße an den „arischen“ Arzt Herbert von Arnauld, an den sie dann 1939 das ganze Haus zwangsverkaufen muss. Ihre ursprünglichen Pläne, dem Sohn nach England zu folgen, lassen sich nicht verwirklichen.
So bezieht sie ein kleines Zimmer in der Wohnung ihrer Tochter zuerst in Nikolassee, nach dem Tod des Schwiegersohns in Wilmersdorf. Als Margarete schließlich noch 1940 nach Australien flüchten kann, bleibt für die fast Achtzigjährige nur noch ein sogenanntes „Judenhaus“ in der Knesebeckstraße in Charlottenburg. Von dort aus wird sie am 25. August 1942 nach Theresienstadt deportiert und noch im selben Jahr ermordet.