Klaus Friedländer war einer von fünf Jungen aus dem „Haus Kinderschutz“, die in der<br />
Tötungsanstalt Hadamar ermordet wurden. Sein Tod wurde in der Nacht des 27. März 1944<br />
herbeigeführt. Klaus Friedländer wurde am 22. Oktober 1934 in Berlin geboren. Im Bericht des<br />
Jugendamts Berlin-Mitte vom 19. November 1942 ist über den Gesundheitszustand eingetragen:<br />
"knapp altersentsprechend entwickelt in gutem E. Z. [Ernährungszustand]". Die Familienverhältnisse werden als "leidlich ordentlich"qualifiziert. Die Mutter Edith Borowsky,<br />
geborene Gerlach, wurde von ihrem ersten Mann, Isaak Friedländer,64 dem Vater von Klaus, im<br />
August 1939 geschieden. Sie heiratete bald danach in zweiter Ehe den Arbeiter Kurt Borowsky, der ab Kriegsbeginn zur Wehrmacht eingezogen war. Klaus hatte noch eine um ein Jahr jüngere<br />
Schwester Renate. Die Beamten des Jugendamtes stellten fest, dass Klaus' Mutter, die halbtags bei der Firma Siemens arbeite, einen "ordentlichen Eindruck" mache. An der Erziehung der beiden Kinder habe sie aber wenig Interesse, sie sei hart und lieblos. Die Wohnverhältnisse seien "dürftig".<br />
Klaus mache einen "nervösen, unruhigen Eindruck, [ ... sei] verlogen und unehrlich". m Frühjahr<br />
1941 wurde Klaus im Rahmen der Kinderlandverschickung der NSV im Warthegau in eine<br />
Einzelpflegestelle gegeben, aber wegen schlechten Betragens nach kurzer Zeit zurückgeschickt.<br />
Nach seiner Rückkehr klagte die Mutter wiederholt über seine Schwererziehbarkeit und bat um<br />
Heimunterbringung. Das Siemens-Kinderheim, in dem der Junge während der Arbeitszeit der<br />
Mutter betreut wurde, "führte das Versagen des Jungen auf die Lieblosigkeit des Elternhauses<br />
zurück, hielt aber ebenfalls eine längere Heimunterbringung für dringend wünschenswert". In der<br />
Volksschule in Siemensstadt sei er "eine Gefahr für die Klassengemeinschaft", auch habe er<br />
"wiederholt die Schule versäumt" und sei "während der Unterrichtszeit stundenlang mit der S-Bahn gefahren".<br />
Das Jugendamt sah "Gefahr im Verzuge" und ordnete Fürsorgeerziehung an. Klaus Friedländer kam am 1. Januar 1942 in das "Haus Kinderschutz", für einige Monate nach Berlin-Tegel in das<br />
Erziehungsheim "Grünes Haus" und ab Juli 1943 wieder zurück in das "Haus Kinderschutz". Von<br />
dort wurde er nach Hadamar gebracht. Der Leiter des "Hauses Kinderschutz", Böhme, berichtete kurz nach der Einlieferung von positiven Seiten und Entwicklungen: "Die intellektuelle Begabung des Jungen entspricht dem Durchschnitt.<br />
Klaus hat eine leichte Auffassungsgabe, arbeitet aufmerksam im Unterricht mit und weist zum Teil<br />
schon sehr ordentliche Leistungen auf. Ebenso ist er bei Spiel und Beschäftigungen ausdauernd. In letzter Zeit konnte er schon etwas besser eingeordnet werden. Er hört jetzt auch schon auf eine Ermahnung und wenn es ihm auch heute noch schwer fällt, sich reibungslos zu fügen, so doch weniger aus böser Absicht, als vielmehr aus seiner allgemeinen Unerzogenheit heraus. [ ... ] Er ist nicht so schwer lenkbar, wie es nach flüchtiger Beobachtung scheint und wird sich vermutlich bei weiterem Heimaufenthalt noch ganz ordentlich entwickeln. [ ... ] Die kleinen Anfangserfolge, die hier erzielt werden konnten, lassen den Schluss zu, dass bei längerer Einflussnahme mit einem Ausgleich der Fehlentwicklung wahrscheinlich gerechnet werden kann."<br />
Es findet sich aber auch ein Brief des Stiefvaters, Kurt Borowsky, aus seiner Wehrmachtsstelle<br />
im ,;Wartheland", in dem er bittet, "doch über meinen Jungen Klaus Friedländer eine genaue<br />
Auskunft" zu geben. " Auch die Mutter bat schriftlich um Weihnachtsurlaub für Klaus, der bewilligt<br />
wurde. Trotz dieser Interventionen wurde Klaus in Hadamar ermordet und als Todesursache<br />
"Lungenentzündung" angegeben. Die Mutter wurde in einem Schreiben mit Datum des Todestages zugleich aufgefordert, umgehend Bescheid zu geben, ob Klaus auf dem Anstaltsfriedhofbeerdigt oder eine Feuerbestattungvorgenommen werden sollte, wofür sie 300,-RM zu überweisen habe, während gleichzeitig dem Wohlfahrt- und Jugendamt die üblichen 50,- RM für Beerdigungskostenin Rechnung gestellt wurden.
Tötungsanstalt Hadamar ermordet wurden. Sein Tod wurde in der Nacht des 27. März 1944
herbeigeführt. Klaus Friedländer wurde am 22. Oktober 1934 in Berlin geboren. Im Bericht des
Jugendamts Berlin-Mitte vom 19. November 1942 ist über den Gesundheitszustand eingetragen:
"knapp altersentsprechend entwickelt in gutem E. Z. [Ernährungszustand]". Die Familienverhältnisse werden als "leidlich ordentlich"qualifiziert. Die Mutter Edith Borowsky,
geborene Gerlach, wurde von ihrem ersten Mann, Isaak Friedländer,64 dem Vater von Klaus, im
August 1939 geschieden. Sie heiratete bald danach in zweiter Ehe den Arbeiter Kurt Borowsky, der ab Kriegsbeginn zur Wehrmacht eingezogen war. Klaus hatte noch eine um ein Jahr jüngere
Schwester Renate. Die Beamten des Jugendamtes stellten fest, dass Klaus' Mutter, die halbtags bei der Firma Siemens arbeite, einen "ordentlichen Eindruck" mache. An der Erziehung der beiden Kinder habe sie aber wenig Interesse, sie sei hart und lieblos. Die Wohnverhältnisse seien "dürftig".
Klaus mache einen "nervösen, unruhigen Eindruck, [ ... sei] verlogen und unehrlich". m Frühjahr
1941 wurde Klaus im Rahmen der Kinderlandverschickung der NSV im Warthegau in eine
Einzelpflegestelle gegeben, aber wegen schlechten Betragens nach kurzer Zeit zurückgeschickt.
Nach seiner Rückkehr klagte die Mutter wiederholt über seine Schwererziehbarkeit und bat um
Heimunterbringung. Das Siemens-Kinderheim, in dem der Junge während der Arbeitszeit der
Mutter betreut wurde, "führte das Versagen des Jungen auf die Lieblosigkeit des Elternhauses
zurück, hielt aber ebenfalls eine längere Heimunterbringung für dringend wünschenswert". In der
Volksschule in Siemensstadt sei er "eine Gefahr für die Klassengemeinschaft", auch habe er
"wiederholt die Schule versäumt" und sei "während der Unterrichtszeit stundenlang mit der S-Bahn gefahren".
Das Jugendamt sah "Gefahr im Verzuge" und ordnete Fürsorgeerziehung an. Klaus Friedländer kam am 1. Januar 1942 in das "Haus Kinderschutz", für einige Monate nach Berlin-Tegel in das
Erziehungsheim "Grünes Haus" und ab Juli 1943 wieder zurück in das "Haus Kinderschutz". Von
dort wurde er nach Hadamar gebracht. Der Leiter des "Hauses Kinderschutz", Böhme, berichtete kurz nach der Einlieferung von positiven Seiten und Entwicklungen: "Die intellektuelle Begabung des Jungen entspricht dem Durchschnitt.
Klaus hat eine leichte Auffassungsgabe, arbeitet aufmerksam im Unterricht mit und weist zum Teil
schon sehr ordentliche Leistungen auf. Ebenso ist er bei Spiel und Beschäftigungen ausdauernd. In letzter Zeit konnte er schon etwas besser eingeordnet werden. Er hört jetzt auch schon auf eine Ermahnung und wenn es ihm auch heute noch schwer fällt, sich reibungslos zu fügen, so doch weniger aus böser Absicht, als vielmehr aus seiner allgemeinen Unerzogenheit heraus. [ ... ] Er ist nicht so schwer lenkbar, wie es nach flüchtiger Beobachtung scheint und wird sich vermutlich bei weiterem Heimaufenthalt noch ganz ordentlich entwickeln. [ ... ] Die kleinen Anfangserfolge, die hier erzielt werden konnten, lassen den Schluss zu, dass bei längerer Einflussnahme mit einem Ausgleich der Fehlentwicklung wahrscheinlich gerechnet werden kann."
Es findet sich aber auch ein Brief des Stiefvaters, Kurt Borowsky, aus seiner Wehrmachtsstelle
im ,;Wartheland", in dem er bittet, "doch über meinen Jungen Klaus Friedländer eine genaue
Auskunft" zu geben. " Auch die Mutter bat schriftlich um Weihnachtsurlaub für Klaus, der bewilligt
wurde. Trotz dieser Interventionen wurde Klaus in Hadamar ermordet und als Todesursache
"Lungenentzündung" angegeben. Die Mutter wurde in einem Schreiben mit Datum des Todestages zugleich aufgefordert, umgehend Bescheid zu geben, ob Klaus auf dem Anstaltsfriedhofbeerdigt oder eine Feuerbestattungvorgenommen werden sollte, wofür sie 300,-RM zu überweisen habe, während gleichzeitig dem Wohlfahrt- und Jugendamt die üblichen 50,- RM für Beerdigungskostenin Rechnung gestellt wurden.