Siegbert Conitzer

Location 
Duisburger Str. 5
District
Wilmersdorf
Stone was laid
23 November 2021
Born
20 May 1906 in Jeschewo, Kreis Schwetz (Westpreußen) / Jeżewo
Deportation
on 19 April 1943 to Auschwitz
Murdered
im Vernichtungslager Auschwitz

Diese Stolpersteine wurden am 23. November 2021 verlegt und von Sabine Gensior, Andreas Haagen und Mitgliedern der “Arbeitsgemeinschaft Gedenken” der SPD gespendet.

In der Duisburger Straße 5 lebten u.a. Meta Cohn, deren Schwester Selma Conitzer, geb. Cohn, Herta Marcus, eine Nichte von Meta Cohn und die Brüder Martin und Siegbert Conitzer, die mit Selma Conitzer verschwägert waren. Wir wissen nicht viel über das Leben der Familienangehörigen, zumal es z.T. lückenhafte oder widersprüchliche Angaben in den Entschädigungsakten gibt, weil die Aussagen verschiedener Erben in die Akten Eingang gefunden haben. Sicher ist aber, dass sie alle am 17. Mai 1939 (Tag der Volkszählung) in der Duisburger Straße 5, vermutlich sogar gemeinsam in der großen, schönen Wohnung von Meta Cohn gewohnt haben. Auch wissen wir, dass alle im Jahr 1942 in den Tod deportiert wurden, nach Auschwitz und in das Warschauer Ghetto, das ab 1942 nur eine Zwischenstation zu den Gaskammern der Vernichtungslager war.

Siegbert Conitzer wurde am 20. Mai 1906 in Jeschewo, Kreis Schwetz im damaligen Westpreußen geboren. Er war der ältere Bruder von Martin Conitzer, der 1911 ebenfalls in Jeschewo zur Welt kam. Jeschewo lag im damaligen Kreis Schwetz an der Weichsel in der Provinz Westpreußen. Aufgrund des Versailler Vertrages von 1920 fiel dieses Gebiet der wieder gegründeten Polnischen Republik zu und gehört heute zur polnischen Woiwodschaft Pommern (Województwo Pomorskie) mit der Hauptstadt Danzig (Gdansk).

Wann er nach Berlin kam, ist ebensowenig bekannt wie der Zeitpunkt, zu dem er in die Wohnung von Meta Cohn einzog, in der auch sein Bruder Martin und seine Schwägerin Selma zum Zeitpunkt der Volkszählung vom 17. Mai 1939 gemeldet waren.

Von Siegbert Conitzer wissen wir, dass auch er über Vermögenswerte verfügte und dass auch er für 28 RM in der Woche Zwangsarbeit leisten musste. In welchem Betrieb und zu welcher genauen Zeit er dort geschunden wurde, war nicht herauszufinden.

Er verfügte – möglicherweise aus Sicherheitsgründen - über ein möbliertes Zimmer als Zweitwohnung in einem Mietshaus in der Rosenstraße 5-6 im Bezirk Mitte, einem Nachbarhaus des Gebäudes der ehemaligen „Behörde für Wohlfahrtswesen und Jugendfürsorge” der Jüdischen Gemeinde mit der Hausnummer 2-4. In diesem Haus wurden nach der sog. “Fabrikaktion” am 27. Februar 1943 ca. 2000 jüdische Menschen, die noch in Rüstungsbetrieben Zwangsarbeit leisteten, vor der geplanten Deportation inhaftiert. Viele von ihnen waren bis dahin „verschont” geblieben, da sie u.a. durch die Arbeit in Rüstungsbetrieben, aber auch durch Ehe oder Beziehungen zu nichtjüdischen PartnerInnen geschützt waren. Die meisten wurden durch den “Protest in der Rosenstraße” wieder freigelassen und somit vorübergehend vor der sofortigen Deportation gerettet. Frauenprotest in der Rosenstrasse - 27. Februar 1943 (berlin-judentum.de)

Siegbert Conitzer wurde aus der Rosenstraße 5-6 in das als Sammellager missbrauchte ehemalige jüdische Altenheim in der Großen Hamburger Straße 26 verbracht und von dort mit dem sog. „37.Osttransport” am 19. April 1943 mit 687 weiteren jüdischen Menschen nach Auschwitz deportiert und dort ermordet.

Siegbert Conitzer wurde am 20. Mai 1906 in Jeschewo, Kreis Schwetz im damaligen Westpreußen geboren. Er war der ältere Bruder von Martin Conitzer, der 1911 ebenfalls in Jeschewo zur Welt kam. Jeschewo lag im damaligen Kreis Schwetz an der Weichsel in der Provinz Westpreußen. Aufgrund des Versailler Vertrages von 1920 fiel dieses Gebiet der neu gegründeten Polnischen Republik zu und gehört heute zur polnischen Woiwodschaft Pommern (Województwo Pomorskie) mit der Hauptstadt Danzig (Gdansk).

Wann Siegbert nach Berlin kam, ist ebensowenig bekannt wie der Zeitpunkt, an dem er in die Wohnung von Meta Cohn einzog, in der bereits sein Bruder Martin und seine Schwägerin Selma gemeldet waren. Von ihm wissen wir lediglich, dass er über eigene Vermögenswerte verfügte.

Später musste er für 28 RM in der Woche Zwangsarbeit leisten. In welchem Betrieb und über welchen Zeitraum er dort geschunden wurde, entzieht sich unserer Kenntnis.

Siegbert verfügte noch über ein möbliertes Zimmer in einem Mietshaus in der Rosenstraße 5-6 im Bezirk Mitte, welches ihm als Zweitwohnung diente. Es war ein Nachbarhaus des Gebäudes der ehemaligen „Behörde für Wohlfahrtswesen und Jugendfürsorge” der Jüdischen Gemeinde mit der Hausnummer 2-4, welches als Sammellager für in „Mischehen“ lebende oder sog. „Geltungsjuden“ später eine besondere Rolle in der sog. “Fabrikaktion” spielen sollte. Dieser letzten großangelegten Verhaftungsaktion gegen die noch in Deutschland verbliebenen Jüdinnen und Juden, bei der allein in Berlin etwa 11.000 Menschen verhaftet und meist in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert wurden, entging Siegbert Conitzer. Die Gründe hierfür sind unklar.

Siegbert wurde nur wenige Wochen nach der „Fabrikaktion“ von seiner Zweitwohnung aus, in das als Sammellager missbrauchte ehemalige jüdische Altenheim in der Großen Hamburger Straße 26 verbracht und von dort mit dem sog. „37.Osttransport” am 19. April 1943 mit 687 weiteren jüdischen Menschen nach Auschwitz deportiert und ermordet.