Dr. Arthur Zadek

Location 
Duisburger Straße 5
District
Wilmersdorf
Stone was laid
23 November 2021
Born
07 July 1874 in Dorstfeld, Dortmund
Occupation
Prokurist einer Bank
Deportation
on 04 August 1942 to Theresienstadt
Murdered
01 March 1943 in Theresienstadt

Arthur Zadek war am 7. Juli 1874 in Dorstfeld, einem Innenstadtbezirk von Dortmund, geboren worden. Er war promoviert und von Beruf Prokuríst einer Bank.

Betty Zadek (eigentlich Bertha), geb. Ansbach, erblickte am 6. März 1882 in Schneidemühl in der damaligen preußischen Provinz Posen (heute Pila in der Woiwodschaft Großpolen, Województwo Wielkopolskie) das Licht der Welt.

Das Ehepaar lebte mit seiner Tochter Ruth, die am 16.5.1911 geboren wurde, in der Duisburger Straße 5 in einer großen Wohnung im zweiten Stock. Aus der späteren Beschreibung einer befreundeten Familie entsteht das Bild von sehr gut situierten, bildungsbügerlichen Lebensumständen:

- das Schlafzimmer aus heller Eiche,
 - das Zimmer der Tochter aus Nussbaum poliert mit einer großen medizinischen Bibliothek und drei Kisten Aussteuer,
 - das Wohn- und Speisezimmer aus dunkler Eiche mit einem Bechstein Stutzflügel,
 - das Herrenzimmer ebenfalls aus dunkler Eiche geschnitzt mit einer großen Bibliothek von ca. 300 wertvollen Büchern („da sich Herr Zadek besonders hierfür interessierte“), - eine wertvolle Briefmarkensammlung mit ca. 4000 Marken („da Herr Zadek schon in der Jugend zu sammeln begann, war er besonders auf altdeutsche Marken spezialisiert“),
 - ein Fremdenzimmer mit hellgrünen Schleiflack-Möbeln,
 - die Küche hell, 
 - in allen Räumen wertvolle Lampen. 
Auch die umfangreiche und hochwertige Damen- und Herrengarderobe, einschließlich Pelzmänteln, wird erwähnt.

Die einzige Tocher Ruth konnte zu Beginn ihres Studiums der Zahnmedizin in Berlin mit einer Studienfreundin zusammenziehen und 1933 in die Schweiz fliehen. So erlebte sie nicht, wie ihre Eltern 1942 gezwungen wurden, ihre Wohnung in der Duisburger Straße 5 mit sehr wenig Gepäck zu verlassen. Die Wohnung wurde sofort versiegelt, alle Einrichtungsgegenstände und wertvollen Besitztümer beschlagnahmt und abtransportiert. Wer sich des beschlagnahmten Eigentums der Zadeks „annahm“, ist in den Verfahrensakten in den Archiven nicht vermerkt. Das Ehepaar wurde in eine Wohnung in der Bozener Str. 9 im Bezirk Schöneberg einquartiert – vermutlich mit weiteren jüdischen Menschen. Auch die dorthin mitgenommenen wenigen Gegenstände wurden noch beschlagnahmt, als beide deportiert wurden.

Artur und Betty Zadek mussten sich in dem von den Nationalsozialisten als “Sammellager” missbrauchten Altenheim der Jüdischen Gemeinde zu Berlin in der Großen Hamburger Straße 26 einfinden. Von dort aus wurden sie am 4. August 1942 mit dem sog. “36. Alterstransport” zusammen mit weiteren 98 jüdischen Berlinerinnen und Berlinern in das Ghetto Theresienstadt deportiert.

Dr. Artur Zadek überlebte die unsäglichen, lebensfeindlichen Bedingungen dort nicht. Die “Todesfallanzeige” vom 1. März 1943 weist als Todesursache “Myokarditis – Herzmuskelentzündung” aus. Man weiß aber heute, dass die wahren Todesursachen – Lebensmittelmangel, Seuchen, mangelnde medizinische Versorgung etc. - häufig verschleiert wurden.
https://www.holocaust.cz/de/datenb…

Betty Zadek war also Witwe als sie am 16. Mai 1944 weiter nach Auschwitz verschleppt und dort ermordet wurde. Ein genaues Todesdatum ist nicht überliefert.

Die Tochter Dr. Ruth Sternlicht geb. Zadek stellte 1962 einen „Wiedergutmachungs-Antrag“ auf Rückerstattung der Vermögenswerte ihrer Eltern – Mobiliar, Bankkonten, Wertpapiere etc. Der Wiederbeschaffungswert der Einrichtung und Gegenstände wurde gutachterlich festgestellt und ausgezahlt. Die Zerstörung eines Familienlebens in Berlin wurde nicht bewertet. Das konnte – und kann – ohnehin nicht „wiedergutgemacht“ werden.

Über ihre Zeit an der Universität Basel ab 1933 gab Ruth Sternlicht einer Forscherin ein Interview. Noemi Sibold schreibt in der Basler Zeitschrift für Geschichte und Altertumskunde: „Die aus einem liberalen jüdischen Elternhaus stammende Ruth Sternlicht-Zadek, geboren 1911 in Berlin, kam 1933 nach Basel, um hier ihr in Deutschland begonnenes Studium der Zahnmedizin weiterzuführen. Laut ihren Erinnerungen scheint ihr Umfeld weniger auf ihre Religionszugehörigkeit, als vielmehr auf ihr Deutschsein reagiert zu haben. So erzählte sie, dass sowohl ihre Gastfamilie als auch ihre Kollegen am Zahnärztlichen Institut von Anfang an nur Schweizerdeutsch mit ihr sprachen. Letztere zogen sie auf: «Ihr mit eurer Berliner Feuerwehr nehmt die ganze Schweiz ein! Du musst jetzt so reden wie wir!» Ruth Sternlicht betonte, dass es ihr wichtig war, sich sehr rasch zu «akklimatisieren». Dank ihrer Sprachbegabung und dem Umgang mit den Studenten habe sie das Schweizerdeutsche bald beherrscht. Und vom ersten Tag an habe sie auch die alte deutsche Schrift nicht mehr geschrieben.“
 

Arthur Zadek war am 7. Juli 1874 in Dorstfeld, einem Innenstadtbezirk von Dortmund, geboren worden. Er promovierte und übte den Beruf eines Prokuristen bei einer Bank aus.

Weitere Informationen zum Leben von Dr. Arthur Zadek finden sich in der Biografie seiner Ehefrau Betty Zadek.