Franziska Friedländer née Sachs

Location 
Eisenzahnstraße 64
District
Charlottenburg
Stone was laid
16 March 2018
Born
23 July 1869 in Berlin
Deportation
on 20 August 1942 to Theresienstadt
Later deported
1942 to Treblinka
Murdered
1942 in Treblinka

Franziska Friedländer, geb. Sachs, kam am 23. Juli 1869 in Berlin zur Welt. Sie heiratete Sally Friedländer, der zwei Schwestern, Selma und Agnes, sowie zwei Brüder, Eduard Albert und Julius, hatte. Sally und Franziska Friedländer hatten keine Kinder.<br />
Von Franziska Friedländer gibt es ein Foto. Es zeigt sie sitzend im Profil. Sie trägt eine rand- und bügellose Brille, ein pince-nez, und hält außerdem noch ein Lorgnon in der Hand. Nach ihrer Kleidung zu urteilen, ist das Foto vor dem Ersten Weltkrieg aufgenommen worden. Es zeigt eine kultivierte Frau aus dem gehobenen Bürgertum, in dem man Wert auf Bildung legte. Ihrem Bruder, dem Musiktheoretiker Professor Curt Sachs, gelang die Flucht nach New York.<br />
Die Wohnung in der Eisenzahnstraße 64 wurde von dem Ehepaar Sally und Franziska Friedländer noch am 21. April 1938 gemeinsam angemietet. Aber schon am 4. Juni 1938 starb Sally Friedländer. Ein Jahr später, am 1. Juli 1939, zog Franziskas Schwägerin, Selma Lewinsohn, in die Wohnung Eisenzahnstraße 64 ein. Die Wohnung hatte laut Mietvertrag 8½ Zimmer. Sie diente noch vielen weiteren Juden als Unterkunft. <br />
An dem Familienunternehmen der Friedländers, der Notar- und Rechtsanwaltskanzlei Eduard Albert Friedländer, hatte Franziska Friedländer einen Anteil von 5/12. Die Firma wurde 1938 zwangsweise aufgelöst. Mit der Abwicklung wurde ihr Neffe und Miteigentümer, Dr. Georg Lewinsohn, sowie ihre Nichte und ebenfalls Miteigentümerin, Lucie Friedländer, beauftragt. Am 20. August 1942 wurde Franziska mit ihrer Schwägerin aus der Wohnung geholt und mit dem „46. Alterstransport“, zusammengepfercht mit nahezu 100 anderen Menschen, unter unwürdigsten Bedingungen in das Konzentrationslager Theresienstadt gebracht.<br />
Die Lebensbedingungen waren dort katastrophal und sie litt unter Hunger und Entbehrungen. Sie wurde dann weiter in das Vernichtungslager Treblinka deportiert und dort noch im selben Jahr 1942 ermordet.<br />
Franziska Friedländer hatte eine nicht jüdische Hausangestellte. Nach der „Evakuierung“ Franziska Friedländers – wie die Deportation in der offiziellen Sprachregelung in den Akten genannt wurde – korrespondierte diese Haushälterin mit der Oberfinanzdirektion. Sie verlangte aus dem eingezogenen Vermögen noch ausstehenden Lohn und eine ihr von Franziska Friedländer zugesagte Rente. Außerdem wies sie darauf hin, dass sie den ihr zugesagten Urlaub nicht angetreten habe, weil sie Frau Friedländer in den „letzten aufregenden Tagen“ nicht alleine lassen wollte. 1944 zahlte die Oberfinanzdirektion.<br />
Außer Franziska Friedländer, Selma Lewinsohn und Ernst Gustav Lewinsohn wurden vier weitere Mitglieder der Familien Friedländer/Lewinsohn umgebracht:<br />
Georg Lewinsohn wurde Anfang 1943 deportiert und in Auschwitz ermordet. Lucie Friedländer überlebte untergetaucht in Berlin, nahm sich aber dort im August 1945 das Leben. Agnes Lewinsohn verlor ihren Sohn Georg in Auschwitz und den Enkel Walter Landauer in Bergen-Belsen. Gerda Charlotte Friedländer, die Tochter von Julius Friedländer, wurde in Auschwitz ermordet.<br />
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Franziska Friedländer, geb. Sachs, kam am 23. Juli 1869 in Berlin zur Welt. Sie heiratete Sally Friedländer, der zwei Schwestern, Selma und Agnes, sowie zwei Brüder, Eduard Albert und Julius, hatte. Sally und Franziska Friedländer hatten keine Kinder.
Von Franziska Friedländer gibt es ein Foto. Es zeigt sie sitzend im Profil. Sie trägt eine rand- und bügellose Brille, ein pince-nez, und hält außerdem noch ein Lorgnon in der Hand. Nach ihrer Kleidung zu urteilen, ist das Foto vor dem Ersten Weltkrieg aufgenommen worden. Es zeigt eine kultivierte Frau aus dem gehobenen Bürgertum, in dem man Wert auf Bildung legte. Ihrem Bruder, dem Musiktheoretiker Professor Curt Sachs, gelang die Flucht nach New York.
Die Wohnung in der Eisenzahnstraße 64 wurde von dem Ehepaar Sally und Franziska Friedländer noch am 21. April 1938 gemeinsam angemietet. Aber schon am 4. Juni 1938 starb Sally Friedländer. Ein Jahr später, am 1. Juli 1939, zog Franziskas Schwägerin, Selma Lewinsohn, in die Wohnung Eisenzahnstraße 64 ein. Die Wohnung hatte laut Mietvertrag 8½ Zimmer. Sie diente noch vielen weiteren Juden als Unterkunft.
An dem Familienunternehmen der Friedländers, der Notar- und Rechtsanwaltskanzlei Eduard Albert Friedländer, hatte Franziska Friedländer einen Anteil von 5/12. Die Firma wurde 1938 zwangsweise aufgelöst. Mit der Abwicklung wurde ihr Neffe und Miteigentümer, Dr. Georg Lewinsohn, sowie ihre Nichte und ebenfalls Miteigentümerin, Lucie Friedländer, beauftragt. Am 20. August 1942 wurde Franziska mit ihrer Schwägerin aus der Wohnung geholt und mit dem „46. Alterstransport“, zusammengepfercht mit nahezu 100 anderen Menschen, unter unwürdigsten Bedingungen in das Konzentrationslager Theresienstadt gebracht.
Die Lebensbedingungen waren dort katastrophal und sie litt unter Hunger und Entbehrungen. Sie wurde dann weiter in das Vernichtungslager Treblinka deportiert und dort noch im selben Jahr 1942 ermordet.
Franziska Friedländer hatte eine nicht jüdische Hausangestellte. Nach der „Evakuierung“ Franziska Friedländers – wie die Deportation in der offiziellen Sprachregelung in den Akten genannt wurde – korrespondierte diese Haushälterin mit der Oberfinanzdirektion. Sie verlangte aus dem eingezogenen Vermögen noch ausstehenden Lohn und eine ihr von Franziska Friedländer zugesagte Rente. Außerdem wies sie darauf hin, dass sie den ihr zugesagten Urlaub nicht angetreten habe, weil sie Frau Friedländer in den „letzten aufregenden Tagen“ nicht alleine lassen wollte. 1944 zahlte die Oberfinanzdirektion.
Außer Franziska Friedländer, Selma Lewinsohn und Ernst Gustav Lewinsohn wurden vier weitere Mitglieder der Familien Friedländer/Lewinsohn umgebracht:
Georg Lewinsohn wurde Anfang 1943 deportiert und in Auschwitz ermordet. Lucie Friedländer überlebte untergetaucht in Berlin, nahm sich aber dort im August 1945 das Leben. Agnes Lewinsohn verlor ihren Sohn Georg in Auschwitz und den Enkel Walter Landauer in Bergen-Belsen. Gerda Charlotte Friedländer, die Tochter von Julius Friedländer, wurde in Auschwitz ermordet.