Dr. Otto Rosanes

Location 
Elßholzstr. 30 -33
District
Schöneberg
Stone was laid
06 March 2009
Born
08 August 1877 in Breslau (Schlesien) / Wrocław
Occupation
Jurist
Escape
4. Januar 1939 Italien und anschließend nach Frankreich
Deportation
on 20 November 1943 to Auschwitz
Murdered
in Auschwitz

Otto Rosanes kam am 8. August 1877 in Breslau/Wrocław zur Welt. Dort besuchte er die Schule, dort studierte er und promovierte im Jahr 1901 zum Dr. jur., ab Herbst 1903 folgte die Assessorendienstzeit. Im Mai 1911 wurde er Amtsrichter in Senftenberg, ab Juni 1918 war er hier Amtsgerichtsrat. Ein Jahr später wechselte er nach Berlin, er war zum Juni 1919 als Landgerichtsrat an das Landgericht I in Berlin berufen worden. <br />
<br />
Im April 1922 stieg der Jurist um ein weitere Stufe auf: er wurde Kammergerichtsrat, gehörte nun dem obersten preußischen Gericht an. Otto Rosanes war nun einer von 185 Richtern am Kammergericht, die in 33 Zivil- und zwei Strafsenaten arbeiteten. Im Jahr 1933 gehörte er dem 17. Zivilsenat des Kammergerichts an. Als sogenannter Altbeamter, er war schon vor dem ersten Weltkrieg Beamter gewesen, hätte Dr. Otto Rosanes nach dem am 7. April 1933 verabschiedeten „Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ zunächst auch weiterhin in seinem Beruf tätig sein können, dies sahen die Ausnahmeregelungen des Gesetzes vor. Eine Zwangsversetzung in ein rangniedereres Amt wäre allerdings wahrscheinlich gewesen. Um dem zuvorzukommen, ließ sich Dr. Otto Rosanes im Juli 1933 wegen Dienstunfähigkeit in den Ruhestand versetzen.<br />
<br />
Otto Rosanes blieb unverheiratet, er lebte in der Neuen Winterfeldtstraße 29 in Schöneberg, über sein privates Leben ist nahezu nichts bekannt. Wir wissen daher auch nicht, ab wann er die Emigration aus Deutschland ernsthaft in Erwägung zog. Aus den Unterlagen der Verfolgungsbehörden ist nur klar zu ermitteln, dass er am 4. Januar 1939 nach Lugano flüchtete und von dort nach Nizza weiterreiste. Seinen Hausrat hatte er bei einer Berliner Spedition eingelagert, für die Abwicklung anderer geschäftlicher Belange hatte er einen Rechtsanwalt eingesetzt. <br />
<br />
Auch nach seiner Emigration war Otto Rosanes vor den nationalsozialistischen Ausraubungs- und Entrechtungsmaßnahmen nicht in Sicherheit. Mit Brief vom 25. Juli 1941 beantragte die Gestapo die Ausbürgerung „des Juden Rosanes“, damit ging die Beschlagnahme seiner sämtlichen Vermögenswerte einher. Zuerst erfolgte die Versteigerung seines noch immer bei einer Berliner Firma lagernden Umzugsgutes. Im nächsten Zug wurde mit preußischer Akkuratesse das nicht unerhebliche und bei verschiedenen Institutionen angelegte, weit gestreute Vermögen von Otto Rosanes en detail und bis auf den letzten Pfennig aufgelistet und „beschlagnahmt“. Alles ganz legal, da die von den Nationalsozialisten erlassenen Verordnungen dies bestimmten.<br />
<br />
Dr. Rosanes blieb so von den Früchten eines langen, akademischen Arbeitslebens nichts. Staatenlos und völlig verarmt, wurde der 66-Jährige im Sommer 1943 in Nizza verhaftet und in das Sammellager Drancy bei Paris verschleppt. Von dort wurde er am 20. November 1943 nach Auschwitz deportiert. Nach seiner Ankunft am 23. November 1943 verliert sich seine Spur.<br />
<br />
Am 6. März 2009 wurden mit einer Ansprache der Präsidentin des Kammergerichtes Berlin Monika Nöhre für Otto Rosanes und weitere drei jüdische Richter des Kammergerichtes, die deportiert und ermordet wurden, Stolpersteine verlegt.

Otto Rosanes kam am 8. August 1877 in Breslau/Wrocław zur Welt. Dort besuchte er die Schule, dort studierte er und promovierte im Jahr 1901 zum Dr. jur., ab Herbst 1903 folgte die Assessorendienstzeit. Im Mai 1911 wurde er Amtsrichter in Senftenberg, ab Juni 1918 war er hier Amtsgerichtsrat. Ein Jahr später wechselte er nach Berlin, er war zum Juni 1919 als Landgerichtsrat an das Landgericht I in Berlin berufen worden.

Im April 1922 stieg der Jurist um ein weitere Stufe auf: er wurde Kammergerichtsrat, gehörte nun dem obersten preußischen Gericht an. Otto Rosanes war nun einer von 185 Richtern am Kammergericht, die in 33 Zivil- und zwei Strafsenaten arbeiteten. Im Jahr 1933 gehörte er dem 17. Zivilsenat des Kammergerichts an. Als sogenannter Altbeamter, er war schon vor dem ersten Weltkrieg Beamter gewesen, hätte Dr. Otto Rosanes nach dem am 7. April 1933 verabschiedeten „Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ zunächst auch weiterhin in seinem Beruf tätig sein können, dies sahen die Ausnahmeregelungen des Gesetzes vor. Eine Zwangsversetzung in ein rangniedereres Amt wäre allerdings wahrscheinlich gewesen. Um dem zuvorzukommen, ließ sich Dr. Otto Rosanes im Juli 1933 wegen Dienstunfähigkeit in den Ruhestand versetzen.

Otto Rosanes blieb unverheiratet, er lebte in der Neuen Winterfeldtstraße 29 in Schöneberg, über sein privates Leben ist nahezu nichts bekannt. Wir wissen daher auch nicht, ab wann er die Emigration aus Deutschland ernsthaft in Erwägung zog. Aus den Unterlagen der Verfolgungsbehörden ist nur klar zu ermitteln, dass er am 4. Januar 1939 nach Lugano flüchtete und von dort nach Nizza weiterreiste. Seinen Hausrat hatte er bei einer Berliner Spedition eingelagert, für die Abwicklung anderer geschäftlicher Belange hatte er einen Rechtsanwalt eingesetzt.

Auch nach seiner Emigration war Otto Rosanes vor den nationalsozialistischen Ausraubungs- und Entrechtungsmaßnahmen nicht in Sicherheit. Mit Brief vom 25. Juli 1941 beantragte die Gestapo die Ausbürgerung „des Juden Rosanes“, damit ging die Beschlagnahme seiner sämtlichen Vermögenswerte einher. Zuerst erfolgte die Versteigerung seines noch immer bei einer Berliner Firma lagernden Umzugsgutes. Im nächsten Zug wurde mit preußischer Akkuratesse das nicht unerhebliche und bei verschiedenen Institutionen angelegte, weit gestreute Vermögen von Otto Rosanes en detail und bis auf den letzten Pfennig aufgelistet und „beschlagnahmt“. Alles ganz legal, da die von den Nationalsozialisten erlassenen Verordnungen dies bestimmten.

Dr. Rosanes blieb so von den Früchten eines langen, akademischen Arbeitslebens nichts. Staatenlos und völlig verarmt, wurde der 66-Jährige im Sommer 1943 in Nizza verhaftet und in das Sammellager Drancy bei Paris verschleppt. Von dort wurde er am 20. November 1943 nach Auschwitz deportiert. Nach seiner Ankunft am 23. November 1943 verliert sich seine Spur.

Am 6. März 2009 wurden mit einer Ansprache der Präsidentin des Kammergerichtes Berlin Monika Nöhre für Otto Rosanes und weitere drei jüdische Richter des Kammergerichtes, die deportiert und ermordet wurden, Stolpersteine verlegt.