Hans Preuss wurde am 4. Februar 1906 in Berlin geboren. Er war der Sohn des Damenkonfektionärs Georg Preuss und dessen Frau Ida, geb. Levin. Zum Zeitpunkt der Geburt von Hans lebte die Familie in einer Wohnung in der Kantstraße 38a in Charlottenburg. Hans Preuss hatte eine jüngere Schwester namens Margot, die 1911 in Berlin zur Welt kam. Über das Elternhaus, die Kindheit und Jugend von Hans Preuss und seiner Schwester im Berlin der Kaiserzeit und der Weimarer Republik haben sich keine weiteren Informationen erhalten. Seine Eltern gehörten aber aller Wahrscheinlichkeit nach zur jüdischen Gemeinde der Stadt.
Nach seinem Schulabschluss schlug Hans Preuss – ebenso wie später auch seine Schwester Margot – eine kaufmännische Laufbahn ein. Er war in Berlin als kaufmännischer Angestellter beschäftigt. Vor seiner Eheschließung lebte er in einer Wohnung in der Elberfelder Straße 15 im Westfälischen Viertel. Am 5. Oktober 1934 heiratete er Hildegard Wolff. Die aus Nakel (dem heutigen Nakło nad Notecią in Polen) stammende Kontoristin war eine der drei Töchter des Fleischermeisters Marcus Wolff und seiner Frau Dora, geb. Karo, und ein Jahr jünger als Hans. Anderthalb Jahre nach der Hochzeit kam am 8. Mai 1936 ihr Sohn Joachim Michael zur Welt.
Mit der schrittweisen Entrechtung und Verfolgung von Juden seit 1933 – beziehungsweise aller Personen, die nach den Nürnberger Gesetzen im NS-Staat als Juden galten – hatten auch staatliche Zwangsmaßnahmen gegen Hans Preuss und seine Angehörigen begonnen. Darunter fielen zahlreiche Maßnahmen der Diskriminierung und sozialen Ausgrenzung, des Entzugs staatsbürgerlicher Rechte sowie der Verdrängung aus dem Berufs- und Wirtschaftsleben. In den 1930er-Jahren wurden die Familienmitglieder durch Erlasse und Sondergesetze zunehmend in die Position von Rechtlosen gedrängt. Seit Mitte der 1930er-Jahre hatten sich Angehörige des Ehepaares vor der Verfolgung ins Exil retten können und Deutschland verlassen: Hans’ Schwester Margot, verheiratete Dunkelmann, gelang die Flucht nach Südamerika. Sie lebte später in Argentinien. Hans’ Schwägerin Martha Goldschmidt konnte sich mit ihrem Ehemann 1939 nach England retten. Ob auch die Eheleute Preuss Pläne verfolgten, aus Deutschland zu entkommen, ist nicht bekannt. Sollten sie konkrete Schritte unternommen haben, so scheiterten diese.
Hildegard Preuss war als Kontoristin beim Damenkonfektionär „Moses & Schlochauer“ am Hausvogteiplatz beschäftigt gewesen und danach eine Stelle bei einem Elektronenröhrenunternehmen in der Sickingenstraße angetreten. Aus rasseideologischen Gründen aus dieser Stelle entlassen, wurde sie Anfang der 1940er-Jahre zu Zwangsarbeit bei den „Elektro-Glimmer- und Preßwerken“ der „Scherb & Schwer KG“ in der Lehderstraße 34–35 in Berlin-Weißensee herangezogen. Hans Preuss musste zuletzt Zwangsarbeit als Zimmermann im Bauausführungsbüro eines Carl Spahr in der Greifswalder Straße 89 in Weißensee leisten. Seit November 1938 lebten die Eheleute mit ihrem kleinen Sohn in einem teilmöblierten Zimmer zur Untermiete bei Poppelauer in der Eulerstraße 21.
Ihrer Entrechtung folgte die Deportation: Am 1. Oktober 1941 hatte die Gestapo die Jüdische Gemeinde Berlin informiert, dass die „Umsiedlung“ der Berliner Juden beginnen würde. Die Eheleute Preuss wurden im Frühjahr 1943 in Berlin verhaftet und mit ihrem Sohn im ehemaligen jüdischen Altenheim in der Großen Hamburger Straße 26 interniert. Von dort aus wurden die drei am 3. Februar 1943 mit dem „28. Osttransport“ in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert. Zumindest für Hans Preuss ist bekannt, dass er nicht unmittelbar nach der Ankunft des Transports im Vernichtungslager ermordet wurde. Stattdessen wurde er zu Zwangsarbeit in das Auschwitz-Außenlager Jawischowitz selektiert. Die Arbeit im Bergwerk Brzeszcze-Jawischowitz war Bestandteil der SS-Politik „Vernichtung durch Arbeit“, die darauf abzielte, Häftlinge durch Schwerarbeit, Misshandlungen und mangelnde Versorgung zu ermorden.
Am 13. Februar 1943 schrieb Hans Preuss aus dem Lager Jawischowitz, Haus 9, an seine Schwägerin Selma Grzywna und ihren Ehemann nach Berlin: „Meine Lieben! Ich bin gesund und arbeite. Ich werde demnächst im Bergwerk arbeiten. Grüsst bitte alle von mir. Antwortet schnell. Herzliche Grüsse und Küsse besonders an Wölffchen. Hans“. Die Postkarte – die kaum Rückschlüsse auf die unmittelbare Lebenswirklichkeit des 37-Jährigen erlaubt, da sie nur in dieser Form die Lagerzensur hatte passieren können – war das letzte Lebenszeichen von Hans Preuss, welches seine Angehörigen erreichte. Weder er noch seine Ehefrau noch sein Sohn gehörten zu den wenigen Überlebenden von Auschwitz.
Die Schwiegereltern von Hans Preuss, Marcus und Dora Wolff, waren im November 1941 in das Ghetto Minsk deportiert und ermordet worden. Seine Schwester Margot überlebte im Exil in Argentinien. Auch seine beiden Schwägerinnen überstanden die Verfolgungszeit: Martha mit ihrem Ehemann in England, Selma in Berlin durch ihre nach NS-Terminologie „privilegierte Mischehe“ mit Kurt Grzywna.
Hans Preuss wurde am 4. Februar 1906 in Berlin geboren. Er war der Sohn des Damenkonfektionärs Georg Preuss und dessen Frau Ida, geb. Levin. Zum Zeitpunkt der Geburt von Hans lebte die Familie in einer Wohnung in der Kantstraße 38a in Charlottenburg. Hans Preuss hatte zwei jüngere Schwestern: Gerda, die 1908 geboren wurde, und Margot, die 1911 in Berlin zur Welt kam. Über das Elternhaus, die Kindheit und Jugend von Hans Preuss und seinen Schwestern im Berlin der Kaiserzeit und der Weimarer Republik haben sich keine weiteren Informationen erhalten. Seine Eltern gehörten aber aller Wahrscheinlichkeit nach zur jüdischen Gemeinde der Stadt.
Nach seinem Schulabschluss schlug Hans Preuss – ebenso wie später auch seine Schwester Margot – eine kaufmännische Laufbahn ein. Er war in Berlin als kaufmännischer Angestellter beschäftigt. Vor seiner Eheschließung lebte er in einer Wohnung in der Elberfelder Straße 15 im Westfälischen Viertel. Am 5. Oktober 1934 heiratete er Hildegard Wolff. Die aus Nakel (dem heutigen Nakło nad Notecią in Polen) stammende Kontoristin war eine der drei Töchter des Fleischermeisters Marcus Wolff und seiner Frau Dora, geb. Karo, und ein Jahr jünger als Hans. Anderthalb Jahre nach der Hochzeit kam am 8. Mai 1936 ihr Sohn Joachim Michael zur Welt.
Mit der schrittweisen Entrechtung und Verfolgung von Juden seit 1933 – beziehungsweise aller Personen, die nach den Nürnberger Gesetzen im NS-Staat als Juden galten – hatten auch staatliche Zwangsmaßnahmen gegen Hans Preuss und seine Angehörigen begonnen. Darunter fielen zahlreiche Maßnahmen der Diskriminierung und sozialen Ausgrenzung, des Entzugs staatsbürgerlicher Rechte sowie der Verdrängung aus dem Berufs- und Wirtschaftsleben. In den 1930er-Jahren wurden die Familienmitglieder durch Erlasse und Sondergesetze zunehmend in die Position von Rechtlosen gedrängt. Seit Mitte der 1930er-Jahre hatten sich Angehörige des Ehepaares vor der Verfolgung ins Exil retten können und Deutschland verlassen: Hans’ Schwester Margot, verheiratete Dunkelmann, gelang die Flucht nach Südamerika. Sie lebte später in Argentinien. Hans’ Schwägerin Martha Goldschmidt konnte sich mit ihrem Ehemann 1939 nach England retten. Ob auch die Eheleute Preuss Pläne verfolgten, aus Deutschland zu entkommen, ist nicht bekannt. Sollten sie konkrete Schritte unternommen haben, so scheiterten diese.
Hildegard Preuss war als Kontoristin beim Damenkonfektionär „Moses & Schlochauer“ am Hausvogteiplatz beschäftigt gewesen und danach eine Stelle bei einem Elektronenröhrenunternehmen in der Sickingenstraße angetreten. Aus rasseideologischen Gründen aus dieser Stelle entlassen, wurde sie Anfang der 1940er-Jahre zu Zwangsarbeit bei den „Elektro-Glimmer- und Preßwerken“ der „Scherb & Schwer KG“ in der Lehderstraße 34–35 in Berlin-Weißensee herangezogen. Hans Preuss musste zuletzt Zwangsarbeit als Zimmermann im Bauausführungsbüro eines Carl Spahr in der Greifswalder Straße 89 in Weißensee leisten. Nach den Novemberpogromen 1938 zogen die Eheleute mit ihrem kleinen Sohn in die Eulerstraße 21, wo Hans’ Schwester Gerda mit ihrem Ehemann Eugen Poppelauer (*1909) und ihrer Tochter Marianne (*1937) lebte. Offiziell bewohnten sie in der Wohnung ein teilmöbliertes Zimmer zur Untermiete.
Der Entrechtung folgte die Deportation: Am 1. Oktober 1941 hatte die Gestapo die Jüdische Gemeinde Berlin informiert, dass die „Umsiedlung“ der Berliner Juden beginnen würde. Die Eheleute Preuss wurden im Frühjahr 1943 in Berlin verhaftet und mit ihrem Sohn im ehemaligen jüdischen Altenheim in der Großen Hamburger Straße 26 interniert. Von dort aus wurden die drei am 3. Februar 1943 mit dem „28. Osttransport“ in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert. Zumindest für Hans Preuss ist bekannt, dass er nicht unmittelbar nach der Ankunft des Transports im Vernichtungslager ermordet wurde. Stattdessen wurde er zu Zwangsarbeit in das Auschwitz-Außenlager Jawischowitz selektiert. Die Arbeit im Bergwerk Brzeszcze-Jawischowitz war Bestandteil der SS-Politik „Vernichtung durch Arbeit“, die darauf abzielte, Häftlinge durch Schwerarbeit, Misshandlungen und mangelnde Versorgung zu ermorden.
Am 13. Februar 1943 schrieb Hans Preuss aus dem Lager Jawischowitz, Haus 9, an seine Schwägerin Selma Grzywna und ihren Ehemann nach Berlin: „Meine Lieben! Ich bin gesund und arbeite. Ich werde demnächst im Bergwerk arbeiten. Grüsst bitte alle von mir. Antwortet schnell. Herzliche Grüsse und Küsse besonders an Wölffchen. Hans“. Die Postkarte – die kaum Rückschlüsse auf die unmittelbare Lebenswirklichkeit des 37-Jährigen erlaubt, da sie nur in dieser Form die Lagerzensur hatte passieren können – war das letzte Lebenszeichen von Hans Preuss, welches seine Angehörigen erreichte. Weder er noch seine Ehefrau noch sein Sohn gehörten zu den wenigen Überlebenden von Auschwitz.
Die Schwiegereltern von Hans Preuss, Marcus und Dora Wolff, waren im November 1941 in das Ghetto Minsk deportiert und ermordet worden. Hans’ Schwester Gerda wurde mit ihrem Ehemann Eugen und ihrer Tochter Marianne im März 1943 in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert und dort ermordet. Seine Schwester Margot überlebte im Exil in Argentinien. Auch seine beiden Schwägerinnen überstanden die Verfolgungszeit: Martha mit ihrem Ehemann in England, Selma in Berlin durch ihre nach NS-Terminologie „privilegierte Mischehe“ mit Kurt Grzywna.