Josef Baruch Rossbach

Location 
Friedrichstraße 34
District
Kreuzberg
Stone was laid
04 September 2018
Born
20 October 1879 in Chrzanów (Galizien)
Occupation
Fell- und Rauchwarenhändler
Escape
1939 Shanghai
Survived

Josef Baruch Rossbach kam am 20. Oktober 1879 in Chrzanow / Galizien (damals Österreich-Ungarn) als Sohn von Menahem Dov Rossbach und seiner Ehefrau Ryfka, geb. Schönberg, zur Welt. Die Stadt liegt 40 km westlich von Krakau. Josef Rossbach war das zweite von fünf Kindern, er hatte drei Schwestern und einen Bruder. Nach der Schule hatte er eine Ausbildung zum Rabbiner absolviert, verdiente seinen Lebensunterhalt aber mit dem Rauchwarenhandel, den er in Krakau erlernt hatte. Rauchwaren sind zugerichtete gegerbte, noch nicht zu Pelz verarbeitete Tierfelle.<br />
Josef Baruch Rossbach heiratete am 23. April 1905 in Krakau die am 13. Juli 1877 ebendort geborene Mindel Scheller. Mit ihr ging er zunächst nach Leipzig, der Drehscheibe des internationalen Pelzwarenhandels – vor dem Ersten Weltkrieg waren Leipziger Händler mit fast 35 % am Weltpelzhandel beteiligt – und ließ sich dort als selbständiger Fell- und Rauchwarenhändler nieder. In Leipzig kamen die Söhne Bernhard (geb. am 22.02.1906) und Raphael (geb. und gest. im Mai 1907) zur Welt. Um 1908 verzog die Familie nach Berlin, wo die Kinder Paula (geb. am 23.07.1908) und Leo (geb. am 28.01.1913) geboren wurden. Laut Berliner Adressbuch wohnten sie in der ersten Hälfte der 1910er Jahre in der Greifswalder Straße 208. Bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges wurde Josef Rossbach zum österreichischen Heer eingezogen.<br />
Nach Kriegsende war er in Berlin wieder sehr erfolgreich als Fell- und Rauchwarenhändler tätig, er baute einen Großhandel auf und übernahm die Vertretung einer Leipziger Rauchwarenfirma. <br />
Die Familie wohnte in der Kochstraße 20 in Kreuzberg, führte ein gutbürgerliches Leben und ermöglichte ihren Kindern eine gute Ausbildung. Sohn Bernhard gab nach dem Krieg gegenüber dem Entschädigungsamt an, dass Mindel Rossbach mit den Kindern in den Sommerferien jedes Jahr vier Wochen zur Erholung an den Werbellinsee im Nordosten Brandenburgs gefahren ist. 1927 erwarb Josef Rossbach das Haus Delbrückstraße 55 in Berlin-Neukölln, dessen Eigentümer er bis 1938/39 bleiben sollte. <br />
Nach dem Machtantritt der Nationalsozialisten im Januar 1933 gingen die Einnahmen des Handelsbetriebs von Josef Rossbach stark zurück. Zu seinen Kunden hatten viele Konfektionsbetriebe, v.a. der Damenmäntelindustrie, gehört, die nun jüdische Geschäftsleute boykottierten. <br />
Tochter Paula hatte ein Medizinstudium an der Universität in Berlin begonnen, wurde aber als Jüdin vom weiteren Studium in Deutschland ausgeschlossen. Sohn Bernhard hatte nach dem Abitur noch Kürschner-Meister werden können, nicht aber mehr der jüngere Leo, obwohl er in der Schule zwei Klassen übersprungen hatte. Ihm blieb sowohl das Studium an der Handels-Hochschule, als auch die Meisterprüfung als Kürschner aus rassischen Gründen verwehrt.<br />
Familie Rossbach hatte im April 1928, als sie schon 20 Jahre in Berlin lebte, die deutsche Staatsangehörigkeit erworben. 1938 wurden alle Familienmitglieder ausgebürgert und waren somit staatenlos. Josef Rossbach wurde mit Verfügung des Berliner Polizeipräsidenten vom 22.12.1938 aus Deutschland ausgewiesen. Er erhielt eine Frist von vier Wochen das Reichsgebiet zu verlassen, diese Frist wurde dann noch um einige Monate verlängert. <br />
Ihre Wohnung in der Friedrichstraße 34, in die Familie Rossbach um 1935 gezogen war, musste sie räumen, weil das Reichsarbeitsamt auf diesem und den benachbarten Grundstücken ab 1938 das Gauarbeitsamt für den Gau Brandenburg (heute Regionaldirektion Berlin-Brandenburg der Bundesagentur für Arbeit) errichten wollte. Da damals das Wohnungsangebot, insbesondere für Juden, schon sehr beschränkt war, mussten sie in das Haus Seydelstraße 5, in der Nähe des Spittelmarktes, ziehen. <br />
Josef Rossbach hatte große Schwierigkeiten, für seine noch vorhandenen Bestände an Fellen Abnehmer zu finden und veräußerte diese mit großem Verlust. Im Juni 1939 verließen Josef Baruch und Mindel Rossbach, ihre Söhne Bernhard und Leo sowie Leos Ehefrau Leni und deren Eltern, Abraham und Frieda Schäfer, Deutschland. Sie fuhren von Triest mit dem italienischen Schiff „Conte Rosso“ über Port Said, Bombay, Singapur und Hongkong nach Shanghai, wo sie am 9. Juli 1939 ankamen. Dort kamen sie zunächst in einem Auffanglager unter.<br />
Mit rund 3,5 Millionen Einwohnern zählte Shanghai bereits in den 1930er Jahren zu den Metropolen der Welt: Im Handelszentrum des fernen Ostens hatten sich längst internationale Firmen niedergelassen. Gleichzeitig wuchs die Armut in der überbevölkerten Stadt, in die die Flüchtlinge strömten. Mehr als 20.000 deutsche und österreichische Juden drängten von 1937 an nach Shanghai – für sie fast der einzige Ausweg, denn die damals unter japanischer Besatzungsmacht stehende Stadt verlangte kein Einreisevisum. Die große Zahl der Einwanderer traf die japanischen Behörden unvorbereitet. Daher trafen die Ankommenden auf desaströse Lebensbedingungen: Es gab wenig Wohnraum, jede Familie hatte nur ein Zimmer, es war unglaublich eng. Die hygienischen Verhältnisse waren katastrophal, es herrschte immer eine drückende Hitze, eine Brutstätte für Krankheitserreger. Die Bewohner litten Hunger und hatten es schwer, ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Die Söhne Bernhard und Leo betrieben auch hier eine Kürschner-Werkstatt.<br />
Josef Baruch Rossbach ist am 26. Mai 1941 im Alter von 61 Jahren in Shanghai verstorben und wurde dort auf dem Jüdischen Friedhof bestattet. Seine Familie lebte noch bis 1948 in Shanghai und wanderte dann nach Israel aus. <br />
Tochter Paula war bereits in den 1930er Jahren nach Italien ausgewandert, hatte ihr Medizinstudium abgeschlossen, Dr. Paolo Rutter geheiratet und arbeitete in Triest als Ärztin.<br />
Josef Baruch Rossbachs Geschwister und deren Kinder wurden alle in der Shoah ermordet.

Josef Baruch Rossbach kam am 20. Oktober 1879 in Chrzanow / Galizien (damals Österreich-Ungarn) als Sohn von Menahem Dov Rossbach und seiner Ehefrau Ryfka, geb. Schönberg, zur Welt. Die Stadt liegt 40 km westlich von Krakau. Josef Rossbach war das zweite von fünf Kindern, er hatte drei Schwestern und einen Bruder. Nach der Schule hatte er eine Ausbildung zum Rabbiner absolviert, verdiente seinen Lebensunterhalt aber mit dem Rauchwarenhandel, den er in Krakau erlernt hatte. Rauchwaren sind zugerichtete gegerbte, noch nicht zu Pelz verarbeitete Tierfelle.
Josef Baruch Rossbach heiratete am 23. April 1905 in Krakau die am 13. Juli 1877 ebendort geborene Mindel Scheller. Mit ihr ging er zunächst nach Leipzig, der Drehscheibe des internationalen Pelzwarenhandels – vor dem Ersten Weltkrieg waren Leipziger Händler mit fast 35 % am Weltpelzhandel beteiligt – und ließ sich dort als selbständiger Fell- und Rauchwarenhändler nieder. In Leipzig kamen die Söhne Bernhard (geb. am 22.02.1906) und Raphael (geb. und gest. im Mai 1907) zur Welt. Um 1908 verzog die Familie nach Berlin, wo die Kinder Paula (geb. am 23.07.1908) und Leo (geb. am 28.01.1913) geboren wurden. Laut Berliner Adressbuch wohnten sie in der ersten Hälfte der 1910er Jahre in der Greifswalder Straße 208. Bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges wurde Josef Rossbach zum österreichischen Heer eingezogen.
Nach Kriegsende war er in Berlin wieder sehr erfolgreich als Fell- und Rauchwarenhändler tätig, er baute einen Großhandel auf und übernahm die Vertretung einer Leipziger Rauchwarenfirma.
Die Familie wohnte in der Kochstraße 20 in Kreuzberg, führte ein gutbürgerliches Leben und ermöglichte ihren Kindern eine gute Ausbildung. Sohn Bernhard gab nach dem Krieg gegenüber dem Entschädigungsamt an, dass Mindel Rossbach mit den Kindern in den Sommerferien jedes Jahr vier Wochen zur Erholung an den Werbellinsee im Nordosten Brandenburgs gefahren ist. 1927 erwarb Josef Rossbach das Haus Delbrückstraße 55 in Berlin-Neukölln, dessen Eigentümer er bis 1938/39 bleiben sollte.
Nach dem Machtantritt der Nationalsozialisten im Januar 1933 gingen die Einnahmen des Handelsbetriebs von Josef Rossbach stark zurück. Zu seinen Kunden hatten viele Konfektionsbetriebe, v.a. der Damenmäntelindustrie, gehört, die nun jüdische Geschäftsleute boykottierten.
Tochter Paula hatte ein Medizinstudium an der Universität in Berlin begonnen, wurde aber als Jüdin vom weiteren Studium in Deutschland ausgeschlossen. Sohn Bernhard hatte nach dem Abitur noch Kürschner-Meister werden können, nicht aber mehr der jüngere Leo, obwohl er in der Schule zwei Klassen übersprungen hatte. Ihm blieb sowohl das Studium an der Handels-Hochschule, als auch die Meisterprüfung als Kürschner aus rassischen Gründen verwehrt.
Familie Rossbach hatte im April 1928, als sie schon 20 Jahre in Berlin lebte, die deutsche Staatsangehörigkeit erworben. 1938 wurden alle Familienmitglieder ausgebürgert und waren somit staatenlos. Josef Rossbach wurde mit Verfügung des Berliner Polizeipräsidenten vom 22.12.1938 aus Deutschland ausgewiesen. Er erhielt eine Frist von vier Wochen das Reichsgebiet zu verlassen, diese Frist wurde dann noch um einige Monate verlängert.
Ihre Wohnung in der Friedrichstraße 34, in die Familie Rossbach um 1935 gezogen war, musste sie räumen, weil das Reichsarbeitsamt auf diesem und den benachbarten Grundstücken ab 1938 das Gauarbeitsamt für den Gau Brandenburg (heute Regionaldirektion Berlin-Brandenburg der Bundesagentur für Arbeit) errichten wollte. Da damals das Wohnungsangebot, insbesondere für Juden, schon sehr beschränkt war, mussten sie in das Haus Seydelstraße 5, in der Nähe des Spittelmarktes, ziehen.
Josef Rossbach hatte große Schwierigkeiten, für seine noch vorhandenen Bestände an Fellen Abnehmer zu finden und veräußerte diese mit großem Verlust. Im Juni 1939 verließen Josef Baruch und Mindel Rossbach, ihre Söhne Bernhard und Leo sowie Leos Ehefrau Leni und deren Eltern, Abraham und Frieda Schäfer, Deutschland. Sie fuhren von Triest mit dem italienischen Schiff „Conte Rosso“ über Port Said, Bombay, Singapur und Hongkong nach Shanghai, wo sie am 9. Juli 1939 ankamen. Dort kamen sie zunächst in einem Auffanglager unter.
Mit rund 3,5 Millionen Einwohnern zählte Shanghai bereits in den 1930er Jahren zu den Metropolen der Welt: Im Handelszentrum des fernen Ostens hatten sich längst internationale Firmen niedergelassen. Gleichzeitig wuchs die Armut in der überbevölkerten Stadt, in die die Flüchtlinge strömten. Mehr als 20.000 deutsche und österreichische Juden drängten von 1937 an nach Shanghai – für sie fast der einzige Ausweg, denn die damals unter japanischer Besatzungsmacht stehende Stadt verlangte kein Einreisevisum. Die große Zahl der Einwanderer traf die japanischen Behörden unvorbereitet. Daher trafen die Ankommenden auf desaströse Lebensbedingungen: Es gab wenig Wohnraum, jede Familie hatte nur ein Zimmer, es war unglaublich eng. Die hygienischen Verhältnisse waren katastrophal, es herrschte immer eine drückende Hitze, eine Brutstätte für Krankheitserreger. Die Bewohner litten Hunger und hatten es schwer, ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Die Söhne Bernhard und Leo betrieben auch hier eine Kürschner-Werkstatt.
Josef Baruch Rossbach ist am 26. Mai 1941 im Alter von 61 Jahren in Shanghai verstorben und wurde dort auf dem Jüdischen Friedhof bestattet. Seine Familie lebte noch bis 1948 in Shanghai und wanderte dann nach Israel aus.
Tochter Paula war bereits in den 1930er Jahren nach Italien ausgewandert, hatte ihr Medizinstudium abgeschlossen, Dr. Paolo Rutter geheiratet und arbeitete in Triest als Ärztin.
Josef Baruch Rossbachs Geschwister und deren Kinder wurden alle in der Shoah ermordet.