Marie Mathias née Fraenkel

Location 
Gasteiner Straße 13
District
Wilmersdorf
Stone was laid
08 April 2022
Born
07 October 1862 in Dobrzyca (Posen)
Deportation
on 18 June 1942 to Theresienstadt
Murdered
29 August 1942 in Theresienstadt

Marie Fraenkel, geb. am 7. Oktober 1862 in Dobrzyca/Krotoschin/Posen als Tochter von Julius Fraenkel und Dorothea geb. Fuchs , war die Ehefrau von Samuel Marcus Mathias. Sie hatten am 12. Februar 1890 geheiratet.

Details zum Leben der Familie Mathias finden sich in der Biographie von Samuel Marcus Mathias.

Marie Fraenkel, wurde am 7. Oktober 1862 in Dobrzyca/Krotoschin/Posen als Tochter von Julius Fraenkel und Dorothea (geb. Fuchs) geboren. Am 12. Februar 1890 heiratete sie in Berlin den Kaufmann Samuel Marcus Mathias.

Samuel und Marie Mathias bekamen drei Söhne. Am 8. Dezember 1890 kam Kurt Max auf die Welt, ein Jahr darauf, am 28.Oktober 1891, Hans Leo. 10 Jahre später, am 24.September 1900, wurde Erich Manfred geboren. Die Familie wohnte zuerst in der Invalidenstraße 2, zog dann um an den Zionskirchplatz und schließlich in die Brunnenstraße 186, wo sich auch Samuels Geschäft befand.

Nachdem sich ihr Mann 1932 zur Ruhe gesetzt hatte, konnte die Familie vom erarbeiteten Vermögen leben. Im April 1934 zogen Samuel und Marie in die Gasteiner Straße 13. Ihre 3-Zimmer Wohnung befand sich im Gartenhaus, zweite Treppe rechts. Die Wohnung war recht komfortabel ausgestattet mit einer zusätzlichen Mädchenkammer, Fahrstuhl, Balkon, fließend Warmwasser, einer Dampfheizung und einem Badezimmer. 
Das Ehepaar Mathias bekam – nachdem der Mieterschutz für Juden Ende April 1939 aufgehoben wurde – zwei Untermieter zugewiesen. Es handelte sich um Siegfried Kraft und Johanna Heimann. Johanna Heimann wurde am 12. Januar 1943 nach Auschwitz deportiert. Siegfried Kraft nahm sich am 4. März 1943 angesichts der bevorstehenden Deportation das Leben. Sie wurden vermutlich nach der Verschleppung ihrer Vermieter noch einmal in andere Wohnungen eingewiesen.

Wenige Tage vor ihrer Deportation mussten Marie und Samuel Mathias gegenüber der Oberfinanzbehörde eine Vermögenserklärung abgeben. Sie listeten in diesem Formular akribisch auf, was ihnen 1942 noch verblieben war. Anscheinend war ihnen bis zu diesem Zeitpunkt noch ihr kompletter Hausrat erhalten geblieben. Neben einem kleineren Sparguthaben und der auf 900 RM geschätzten Wohnungseinrichtung wurde ein in Koschmin liegendes Grundstück, das Samuel Mathias zu einem Drittel gehörte, „zugunsten des Dt. Reiches“ eingezogen. Eine beglaubigte Abschrift dieser Verfügung wurde Samuel Mathias am 17. Juni 1942 „im Hause Gr. Hamburgerstr. 26 übergeben“. Das ehemalige Altenheim der Jüdischen Gemeinde in der Großen Hamburger Straße diente den Nazis als Sammelstelle für bevorstehende Deportationen.

Am 18. Juni 1942 wurden Marie und Samuel von diesem Ort aus mit dem 7. Alterstransport, einem sogenannten „kleinen Transport“, der 50 Personen umfasste, in das Ghetto Theresienstadt deportiert.

Marie Mathias erlag am 20. September 1942 , wenige Wochen nach dem Tod ihres Mannes, den unmenschlichen Verhältnissen im Ghetto. In den Todesfallanzeigen der Ghettoärzte war als Todesursache „Enteritis, Darmkatarrh“ bzw. „Enterocolitis, Darmentzündung“ angegeben, eine übliche Umschreibung der wahren Todesursache. Im überfüllten Ghetto herrschten zu allen Zeiten Hunger, Seuchen und katastrophale hygienische Verhältnis

Von den drei Söhnen des Ehepaares überlebten zwei den nationalsozialistischen Terror.

1923 hatte der älteste Sohn Kurt – ebenfalls Kaufmann wie der Vater und der Großvater – in Berlin Berta Eberlein geheiratet. Er verstarb 1934; ein schwerer Schicksalsschlag für die gesamte Familie.


Hans Mathias heiratete am 4. Dezember 1929 die 1907 in St. Gallen/Schweiz geborene Marie Christine Weber. Er ließ sich bei der Hochzeit evangelisch taufen. Mit ihr und den Kindern Gerda (*1930) und Kurt (*1936) zog er nach Stuttgart. Nachdem die Familie in Stuttgart ausgebombt worden war, übersiedelte sie nach Rottenacker/Oberschwaben. Nach Kriegsende – im April 1945 – wurde Hans Mathias schwer krank. Am 12. Juli 1945 starb er im Friedrich-List-Heim in Stuttgart-Cannstatt. Eine Behandlung seiner Krankheit in einer Tübinger Klinik konnte nicht durchgeführt werden, da sämtliches medizinisches Gerät zuvor durch die französischen Truppen abtransportiert worden war. Er hatte, obwohl Kaufmann, zuletzt als Hausmeister arbeiten müssen. Marie Christine ernährte von da an ihre Kinder durch Austragen von Zeitungen.


Erich Mathias gelang es, über England in die USA auszuwandern, er ließ sich in San Francisco nieder, heiratete dort und bekam zwei Kinder.