Agnes Schlawanski née Portheim

Location 
Giesebrechtstr. 15
District
Charlottenburg
Stone was laid
22 October 2004
Born
03 December 1870 in Fürstenberg (Mecklenburg)
Occupation
Geschäftsinhaberin
Deportation
on 02 September 1942 to Theresienstadt
Later deported
on 29 September 1942 to Treblinka
Murdered
in Treblinka

Agnes Portheim kam am 3. Dezember 1870 in Fürstenberg/Mecklenburg als Tochter des Kaufmanns Louis Portheim (1839–1918) und seiner Ehefrau Rikchen (Friederike) geb. Liebenthal (1847–1920) auf die Welt. <br />
Fürstenberg, das heute zu Brandenburg gehört, liegt inmitten von Seen und Flüssen in der Mecklenburgische Seenplatte. (Während der NS-Diktatur befand sich dort das Frauenkonzentrationslager Ravensbrück.) Die Familie der Mutter von Agnes gehörte zu den alteingesessenen jüdischen Familien der Stadt. Ihre Eltern lebten wohl – seit wann oder ob schon immer, bleibt unklar – in der Kleinstadt Friedland, ebenfalls in der Mecklenburgischen Seenplatte. Agnes hatte zwei Schwestern: Die 1869 geborene Rosa und die 1873 geborene Elise. Rosa lebte später mit ihrem Ehemann Emil Jacob und drei Kindern im nicht weit entfernten Stavenhagen. Sie starb 1928. Elise, verheiratet mit Richard Moses, lebte in Ball/Pommern und zuletzt in Berlin. Sie wurde 1944 in Auschwitz ermordet. In der Konstanzer Straße 3 erinnert ein Stolperstein an das Ehepaar. <br />
Agnes Portheim blieb in Friedland. Sie heiratete den 1858 geborenen Kaufmann Siegfried Schlawanski und bekam 1895 ihr einziges Kind, die Tochter Lotte. Siegfried Schlawanski besaß ein „Putzgeschäft“, er verkaufte also Accessoires wie Hüte und Gürtel. Fast 30 Jahre später war das Angebot größer geworden, 1927/28 wurden „Putz-, Konfektions-, Weiß- und Wollwaren“ angeboten. Das Geschäft war ein Eckladen mit zwei Schaufenstern in der Kaiserstraße 40 (heute Riemannstraße). Enkel Klaus-Peter Wagner, der seine Großmutter in den Schulferien besuchte, erinnerte sich sehr viel später an eine Angestellte und zwei Lehrmädchen. Das Ehepaar Schlawanski lebte in einer 5-Zimmer-Wohnung. Der Familie muss es gut gegangen sein. <br />
Nach dem Tod ihres Ehemannes im Dezember 1927 führte Agnes Schlawanski das Geschäft allein weiter. Als wohlhabende Frau führte sie ein selbstständiges Leben. Sie besaß Aktien und Ackerland, fuhr zur Kur, fuhr nach Berlin. Dort lebten ihre Tochter Lotte, die den Kaufmann Waldemar Wagner geheiratet hatte, und ihr Neffe Walter Jacob (1908–1942 Dachau). <br />
Im April 1933 schloss Agnes Schlawanski ihr Geschäft in Friedland. Seit 1936/37 lebte sie immer öfter bei der Familie ihrer Tochter in Berlin. Dort war sie auch, als am 9. November 1938 ihre Wohnung in Friedland zerstört und geplündert wurde. Agnes Schlawanski verkaufte daraufhin Grundbesitz und Einrichtung und zog im Januar 1939 offiziell zur Familie Wagner in die Giesebrechtstraße 15. In der folgenden Zeit musste sie sich immer weiter „einschränken“: Die Familie musste innerhalb des Hauses in kleinere Wohnungen ziehen, die Agnes Schlawanski gebliebenen Aktien wurden eingezogen, Schmuck und Wertsachen musste sie abgeben. Von ihrem Konto durfte sie anfangs noch einen geringen monatlichen Freibetrag zum Lebensunterhalt abheben, dann blieb nur ihre Rente. – Auch der Versuch, mit den Verwandten in die USA zu emigrieren, scheiterte.<br />
Am 2. September 1942 wurde Agnes Schlawanski in das Ghettolager Theresienstadt deportiert.<br />
Dort blieb sie nur wenige Wochen. Sie schrieb noch eine Karte an die Familie, dann verstummte sie: Am 29. September 1942 war Agnes Schlawanski in das Vernichtungslager Treblinka verschleppt und ermordet worden.<br />
Auch ihre Tochter Lotte, der Schwiegersohn und die Enkeltochter wurden ermordet, es überlebte allein der Enkelsohn Klaus-Peter Wagner, der mit einem Kindertransport nach England gerettet wurde. Er berichtete später vom Leben seiner Familie und ergänzte gemeinsam mit seiner Ehefrau und seinen Kindern die Angaben auf dem Grabstein in Friedland, der nun an seine Großeltern, Eltern und Schwester erinnert. <br />
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Agnes Portheim kam am 3. Dezember 1870 in Fürstenberg/Mecklenburg als Tochter des Kaufmanns Louis Portheim (1839–1918) und seiner Ehefrau Rikchen (Friederike) geb. Liebenthal (1847–1920) auf die Welt.
Fürstenberg, das heute zu Brandenburg gehört, liegt inmitten von Seen und Flüssen in der Mecklenburgische Seenplatte. (Während der NS-Diktatur befand sich dort das Frauenkonzentrationslager Ravensbrück.) Die Familie der Mutter von Agnes gehörte zu den alteingesessenen jüdischen Familien der Stadt. Ihre Eltern lebten wohl – seit wann oder ob schon immer, bleibt unklar – in der Kleinstadt Friedland, ebenfalls in der Mecklenburgischen Seenplatte. Agnes hatte zwei Schwestern: Die 1869 geborene Rosa und die 1873 geborene Elise. Rosa lebte später mit ihrem Ehemann Emil Jacob und drei Kindern im nicht weit entfernten Stavenhagen. Sie starb 1928. Elise, verheiratet mit Richard Moses, lebte in Ball/Pommern und zuletzt in Berlin. Sie wurde 1944 in Auschwitz ermordet. In der Konstanzer Straße 3 erinnert ein Stolperstein an das Ehepaar.
Agnes Portheim blieb in Friedland. Sie heiratete den 1858 geborenen Kaufmann Siegfried Schlawanski und bekam 1895 ihr einziges Kind, die Tochter Lotte. Siegfried Schlawanski besaß ein „Putzgeschäft“, er verkaufte also Accessoires wie Hüte und Gürtel. Fast 30 Jahre später war das Angebot größer geworden, 1927/28 wurden „Putz-, Konfektions-, Weiß- und Wollwaren“ angeboten. Das Geschäft war ein Eckladen mit zwei Schaufenstern in der Kaiserstraße 40 (heute Riemannstraße). Enkel Klaus-Peter Wagner, der seine Großmutter in den Schulferien besuchte, erinnerte sich sehr viel später an eine Angestellte und zwei Lehrmädchen. Das Ehepaar Schlawanski lebte in einer 5-Zimmer-Wohnung. Der Familie muss es gut gegangen sein.
Nach dem Tod ihres Ehemannes im Dezember 1927 führte Agnes Schlawanski das Geschäft allein weiter. Als wohlhabende Frau führte sie ein selbstständiges Leben. Sie besaß Aktien und Ackerland, fuhr zur Kur, fuhr nach Berlin. Dort lebten ihre Tochter Lotte, die den Kaufmann Waldemar Wagner geheiratet hatte, und ihr Neffe Walter Jacob (1908–1942 Dachau).
Im April 1933 schloss Agnes Schlawanski ihr Geschäft in Friedland. Seit 1936/37 lebte sie immer öfter bei der Familie ihrer Tochter in Berlin. Dort war sie auch, als am 9. November 1938 ihre Wohnung in Friedland zerstört und geplündert wurde. Agnes Schlawanski verkaufte daraufhin Grundbesitz und Einrichtung und zog im Januar 1939 offiziell zur Familie Wagner in die Giesebrechtstraße 15. In der folgenden Zeit musste sie sich immer weiter „einschränken“: Die Familie musste innerhalb des Hauses in kleinere Wohnungen ziehen, die Agnes Schlawanski gebliebenen Aktien wurden eingezogen, Schmuck und Wertsachen musste sie abgeben. Von ihrem Konto durfte sie anfangs noch einen geringen monatlichen Freibetrag zum Lebensunterhalt abheben, dann blieb nur ihre Rente. – Auch der Versuch, mit den Verwandten in die USA zu emigrieren, scheiterte.
Am 2. September 1942 wurde Agnes Schlawanski in das Ghettolager Theresienstadt deportiert.
Dort blieb sie nur wenige Wochen. Sie schrieb noch eine Karte an die Familie, dann verstummte sie: Am 29. September 1942 war Agnes Schlawanski in das Vernichtungslager Treblinka verschleppt und ermordet worden.
Auch ihre Tochter Lotte, der Schwiegersohn und die Enkeltochter wurden ermordet, es überlebte allein der Enkelsohn Klaus-Peter Wagner, der mit einem Kindertransport nach England gerettet wurde. Er berichtete später vom Leben seiner Familie und ergänzte gemeinsam mit seiner Ehefrau und seinen Kindern die Angaben auf dem Grabstein in Friedland, der nun an seine Großeltern, Eltern und Schwester erinnert.