Werner Scharff

Location 
Gitschiner Str. 70
District
Kreuzberg
Stone was laid
20 August 2010
Born
16 August 1912 in Posen / Poznań
Verhaftet
in Berlin
Deportation
on 04 August 1943 to Theresienstadt
Later deported
on 16 March 1945 to Sachsenhausen
Murdered
16 March 1945 in Sachsenhausen

1912 wurde Werner Scharff als ältestes Kind einer jüdischen Kaufmannsfamilie in Posen geboren. Nach dem Ersten Weltkrieg zog die Familie nach Schlesien, Anfang der 1920er Jahre nach Berlin. Sie lebte in der Gitschiner Straße 70 in Berlin-Kreuzberg. 1929 starb der Vater, und Werner war verantwortlich für seine Mutter und seine beiden jüngeren Geschwister. Er wurde Elektromechaniker und arbeitete für jüdische Firmen. <br />
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Nach 1933 engagierte er sich als Beleuchter und Filmvorführer im Theater des Jüdischen Kulturbundes, wo er Gertrud Weismann kennenlernte. Kurz nach der Kristallnacht, im November 1938, heirateten sie. Als 1941 die Sammellager für die Deportationen der Juden eingerichtet wurden, gehörte Werner Scharff zu den wenigen Handwerkern, die freien Zugang zu den Gebäuden der Jüdischen Gemeinde hatten. Dies nutzte er, um letzte Briefe hinaus- und letzte Päckchen von Angehörigen hineinzuschmuggeln. Wenn er erfuhr, dass Freunde und Bekannte auf der nächsten Deportationsliste standen, warnte er sie, damit sie rechtzeitig untertauchen konnten. Als Angestellter der Jüdischen Gemeinde waren er und seine Frau nach der „Fabrikaktion“ geschützt. Er bereitete sich auf das Untertauchen vor. Seine Frau druckte in der Firma Wiegel, wohin sie als Zwangsarbeiterin vermittelt war, falsche Werksausweise. <br />
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In der ersten Jahreshälfte 1943 richteten sich Ludwig Lichtwitz und Cioma Schönhaus ein illegales Quartier in der Moabiter Waldstraße 54 ein, das Werner Scharff nach außen mit Elektromaterial tarnte. Am 10. Juni 1943 tauchten Werner Scharff, seine Frau Gertrud und seine Freundin Fancia Grün unter. Werner Scharff hatte kein festes Quartier, kannte aber etliche Menschen, wo er für eine Nacht bleiben konnte. Dazu gehörten Edith Berlow, Johanna Schallschmidt, Arthur Ketzer, Alexander Rothholz und das Ehepaar Wiegel. Auch in der Waldstraße konnte er unterkommen. Mitte Juli 1943 wurde er am Hackeschen Markt von einem Gestapo-Beamten erkannt und festgenommen. Am 4. August 1943 wurde er zusammen mit seiner Freundin Fancia Grün nach Theresienstadt deportiert. Seine Flucht, die er von Anfang an geplant hatte, gelang ihm und seiner Freundin am 7. September 1943. Durch einen deportierten Mithäftling, Günther Samuel, erfuhren die beiden von der Hilfsbereitschaft Hans Winklers in Luckenwalde. An ihn wendete sich Scharff Ende September 1943. Scharff und Winkler waren sich einig, nicht „nur“ Juden zu verstecken, sondern mit Flugblättern gegen den Krieg aufzurufen. Während Winkler seine Luckenwalder Bekannten überzeugte, sich am Widerstand zu beteiligen, mobilisierte Werner Scharff seine Berliner Freunde und Bekannten. Auf Werner Scharffs Vorschlag hin nannte sich die Widerstandsgruppe „Gemeinschaft für Frieden und Aufbau“. Aus Berlin kamen ungefähr zehn untergetauchte Juden, die in Luckenwalde Zuflucht fanden.<br />
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Im April und August 1944 wurden zwei Flugblätter entworfen, auf Matritze getippt und auf Umdruckgeräten vervielfältigt. In Luckenwalde tat dies Günter Naumann, in Berlin Johanna Schallschmidt.<br />
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Am 18. April 1944 wurde die untergetauchte Hilde Bromberg in Potsdam an die Gestapo verraten und festgenommen. Ab Sommer 1944 hatte die Gestapo Scharff und Winkler im Visier und fahndete nach ihnen. Erst wurde Arthur Ketzer am 8. Oktober 1944 festgenommen, am 13. Oktober wurde Gertrud Scharff aufgespürt. Werner Scharffs Festnahme erfolgte am 14. Oktober 1944. Er wurde erst am Alexanderplatz festgehalten und gefoltert. Winkler und Scharff begegneten sich dort. Am 16. März 1945 wurde Werner Scharff er in das KZ Sachsenhausen gebracht und dort – zusammen mit seinem Mitstreiter Gerhard Grün – im Industriehof erschossen.

1912 wurde Werner Scharff als ältestes Kind einer jüdischen Kaufmannsfamilie in Posen geboren. Nach dem Ersten Weltkrieg zog die Familie nach Schlesien, Anfang der 1920er Jahre nach Berlin. Sie lebte in der Gitschiner Straße 70 in Berlin-Kreuzberg. 1929 starb der Vater, und Werner war verantwortlich für seine Mutter und seine beiden jüngeren Geschwister. Er wurde Elektromechaniker und arbeitete für jüdische Firmen.

Nach 1933 engagierte er sich als Beleuchter und Filmvorführer im Theater des Jüdischen Kulturbundes, wo er Gertrud Weismann kennenlernte. Kurz nach der Kristallnacht, im November 1938, heirateten sie. Als 1941 die Sammellager für die Deportationen der Juden eingerichtet wurden, gehörte Werner Scharff zu den wenigen Handwerkern, die freien Zugang zu den Gebäuden der Jüdischen Gemeinde hatten. Dies nutzte er, um letzte Briefe hinaus- und letzte Päckchen von Angehörigen hineinzuschmuggeln. Wenn er erfuhr, dass Freunde und Bekannte auf der nächsten Deportationsliste standen, warnte er sie, damit sie rechtzeitig untertauchen konnten. Als Angestellter der Jüdischen Gemeinde waren er und seine Frau nach der „Fabrikaktion“ geschützt. Er bereitete sich auf das Untertauchen vor. Seine Frau druckte in der Firma Wiegel, wohin sie als Zwangsarbeiterin vermittelt war, falsche Werksausweise.

In der ersten Jahreshälfte 1943 richteten sich Ludwig Lichtwitz und Cioma Schönhaus ein illegales Quartier in der Moabiter Waldstraße 54 ein, das Werner Scharff nach außen mit Elektromaterial tarnte. Am 10. Juni 1943 tauchten Werner Scharff, seine Frau Gertrud und seine Freundin Fancia Grün unter. Werner Scharff hatte kein festes Quartier, kannte aber etliche Menschen, wo er für eine Nacht bleiben konnte. Dazu gehörten Edith Berlow, Johanna Schallschmidt, Arthur Ketzer, Alexander Rothholz und das Ehepaar Wiegel. Auch in der Waldstraße konnte er unterkommen. Mitte Juli 1943 wurde er am Hackeschen Markt von einem Gestapo-Beamten erkannt und festgenommen. Am 4. August 1943 wurde er zusammen mit seiner Freundin Fancia Grün nach Theresienstadt deportiert. Seine Flucht, die er von Anfang an geplant hatte, gelang ihm und seiner Freundin am 7. September 1943. Durch einen deportierten Mithäftling, Günther Samuel, erfuhren die beiden von der Hilfsbereitschaft Hans Winklers in Luckenwalde. An ihn wendete sich Scharff Ende September 1943. Scharff und Winkler waren sich einig, nicht „nur“ Juden zu verstecken, sondern mit Flugblättern gegen den Krieg aufzurufen. Während Winkler seine Luckenwalder Bekannten überzeugte, sich am Widerstand zu beteiligen, mobilisierte Werner Scharff seine Berliner Freunde und Bekannten. Auf Werner Scharffs Vorschlag hin nannte sich die Widerstandsgruppe „Gemeinschaft für Frieden und Aufbau“. Aus Berlin kamen ungefähr zehn untergetauchte Juden, die in Luckenwalde Zuflucht fanden.

Im April und August 1944 wurden zwei Flugblätter entworfen, auf Matritze getippt und auf Umdruckgeräten vervielfältigt. In Luckenwalde tat dies Günter Naumann, in Berlin Johanna Schallschmidt.

Am 18. April 1944 wurde die untergetauchte Hilde Bromberg in Potsdam an die Gestapo verraten und festgenommen. Ab Sommer 1944 hatte die Gestapo Scharff und Winkler im Visier und fahndete nach ihnen. Erst wurde Arthur Ketzer am 8. Oktober 1944 festgenommen, am 13. Oktober wurde Gertrud Scharff aufgespürt. Werner Scharffs Festnahme erfolgte am 14. Oktober 1944. Er wurde erst am Alexanderplatz festgehalten und gefoltert. Winkler und Scharff begegneten sich dort. Am 16. März 1945 wurde Werner Scharff er in das KZ Sachsenhausen gebracht und dort – zusammen mit seinem Mitstreiter Gerhard Grün – im Industriehof erschossen.