Max Borchardt

Location 
Goethestr. 16
District
Charlottenburg
Stone was laid
05 June 2004
Born
27 February 1890 in
Dead
21 April 1942 in der Tötungsanstalt Meseritz-Obrawalde

Max Borchardt wurde am 27. Februar 1890 geboren, seine Eltern waren Christian Borchardt und Anne, geb. Dedelow. Über die Familie ist kaum etwas bekannt. So wissen wir nicht, seit wann sie in Berlin ansässig war, ob Max noch Geschwister hatte, welchem Beruf Christian Borchardt nachging. Als er starb, muss Max noch ziemlich jung gewesen sein, denn ab 1910 verzeichnet das Berliner Adressbuch Anna Borchardt geb. Dedelow als Witwe, wohnhaft in der Ruppiner Strasse 35. Sie schlug sich als Näherin durch, ab 1914 taucht sie nicht mehr im Adressbuch auf.<br />
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Wann und bei wem Max Borchardt in der Goethestrasse 16 wohnte, bleibt ungeklärt. Da er nicht als Hauptmieter im Adressbuch stand, muss er Untermieter gewesen sein. Auch über seine Krankheit und ihren Verlauf weiß man wenig. Die Patientenakten von Obrawalde sind auf mehrere Archive verstreut, die Akte von Max Borchardt ist nicht darunter. Lediglich ein dürrer Eintrag im „Sterbebuch“ informiert, dass er an „Spaltungsirresein“ gelitten habe, vermutlich die nazideutsche Bezeichnung für Schizophrenie. So bleibt ungewiss, wann die Krankheit ausbrach, ob, und wenn ab wann Max Borchardt in einer Berliner Nervenklinik untergebracht war, wann er nach Obrawalde gebracht wurde.<br />
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Bekannt ist, dass die 1904 gegründete Nervenheilanstalt in Obrawalde bei Meseritz (heute Międzyrzecz, Polen), die noch 1938 neben der Anstalt für „Geisteskranke“ verschiedene medizinische Abteilungen hatte, 1939 in eine reine „Heil- und Pflegeanstalt für Geisteskranke“ umgewandelt wurde, in die ein großer Teil von Patienten aus Berliner Kliniken verlegt wurde. So könnte Max Borchardt unter den vielen nach Obrawalde transportierten Kranken aus den Wittenauer Heilstätten (seit 1957 Karl-Bonhoeffer-Nervenklinik) gewesen sein.<br />
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Obrawalde gehört zu den Einrichtungen, die etwa ab 1941 systematisch zu Tötungsanstalten umgewandelt wurden. Schon in den Jahren davor hatten in den pommerschen Heil- und Pflegeheimen unter dem Vorwand, Platz für Heeresbedürfnisse schaffen zu müssen, massenhafte „Verlegungen“ stattgefunden, die nichts anderes als Krankenmorde waren. In Obrawalde wurden ab 1942 die Patienten mit Überdosen von Beruhigungsmitteln ermordet oder – wenn sie für „arbeitsfähig“ befunden worden waren – durch unmenschliche Arbeitseinsätze getötet. Am 21. April 1942 um 12.30 Uhr starb Max Borchardt, angeblich an „Herzmuskelschwäche bei Grippe“. Die den Mord verschleiernde Bezeichnung der Todesursache kann sowohl auf die eine wie auf die andere der oben erwähnten Tötungsarten hinweisen.

Max Borchardt wurde am 27. Februar 1890 geboren, seine Eltern waren Christian Borchardt und Anne, geb. Dedelow. Über die Familie ist kaum etwas bekannt. So wissen wir nicht, seit wann sie in Berlin ansässig war, ob Max noch Geschwister hatte, welchem Beruf Christian Borchardt nachging. Als er starb, muss Max noch ziemlich jung gewesen sein, denn ab 1910 verzeichnet das Berliner Adressbuch Anna Borchardt geb. Dedelow als Witwe, wohnhaft in der Ruppiner Strasse 35. Sie schlug sich als Näherin durch, ab 1914 taucht sie nicht mehr im Adressbuch auf.

Wann und bei wem Max Borchardt in der Goethestrasse 16 wohnte, bleibt ungeklärt. Da er nicht als Hauptmieter im Adressbuch stand, muss er Untermieter gewesen sein. Auch über seine Krankheit und ihren Verlauf weiß man wenig. Die Patientenakten von Obrawalde sind auf mehrere Archive verstreut, die Akte von Max Borchardt ist nicht darunter. Lediglich ein dürrer Eintrag im „Sterbebuch“ informiert, dass er an „Spaltungsirresein“ gelitten habe, vermutlich die nazideutsche Bezeichnung für Schizophrenie. So bleibt ungewiss, wann die Krankheit ausbrach, ob, und wenn ab wann Max Borchardt in einer Berliner Nervenklinik untergebracht war, wann er nach Obrawalde gebracht wurde.

Bekannt ist, dass die 1904 gegründete Nervenheilanstalt in Obrawalde bei Meseritz (heute Międzyrzecz, Polen), die noch 1938 neben der Anstalt für „Geisteskranke“ verschiedene medizinische Abteilungen hatte, 1939 in eine reine „Heil- und Pflegeanstalt für Geisteskranke“ umgewandelt wurde, in die ein großer Teil von Patienten aus Berliner Kliniken verlegt wurde. So könnte Max Borchardt unter den vielen nach Obrawalde transportierten Kranken aus den Wittenauer Heilstätten (seit 1957 Karl-Bonhoeffer-Nervenklinik) gewesen sein.

Obrawalde gehört zu den Einrichtungen, die etwa ab 1941 systematisch zu Tötungsanstalten umgewandelt wurden. Schon in den Jahren davor hatten in den pommerschen Heil- und Pflegeheimen unter dem Vorwand, Platz für Heeresbedürfnisse schaffen zu müssen, massenhafte „Verlegungen“ stattgefunden, die nichts anderes als Krankenmorde waren. In Obrawalde wurden ab 1942 die Patienten mit Überdosen von Beruhigungsmitteln ermordet oder – wenn sie für „arbeitsfähig“ befunden worden waren – durch unmenschliche Arbeitseinsätze getötet. Am 21. April 1942 um 12.30 Uhr starb Max Borchardt, angeblich an „Herzmuskelschwäche bei Grippe“. Die den Mord verschleiernde Bezeichnung der Todesursache kann sowohl auf die eine wie auf die andere der oben erwähnten Tötungsarten hinweisen.