Georg Czempin

Location 
Grolmannstr. 14
District
Charlottenburg
Stone was laid
16 March 2018
Born
18 March 1870 in Berlin
Occupation
Kaufmann
Escape
1937 Palästina
Survived

Georg Czempin kam am 18. März 1870 als Sohn von Heimann und Rosalie Czempin, geb. Jarecki, in Berlin, Luisenstraße 27/28 zur Welt. Er wohnte dort mit seinen Eltern bis zu seinem 42. Lebensjahr.<br />
Nach Abschluss des Gymnasiums nahm er eine Kaufmannslehre auf und arbeitete in der Kohlengroßhandlung August Borg in Berlin. Er wurde Prokurist und übernahm 1904 – zusammen mit Edmund Muskat – die Firma, die 1912 mit der Deutschen Kohlenhandelsgesellschaft fusionierte. Einige Jahre später verließ er die Firma und übernahm die Kohlengroßhandlung Emil Fürth.<br />
Bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges 1914 – im Alter von 44 Jahren – meldete Georg sich freiwillig als „ungedienter Landsturm“ und kam im Oktober 1914 mit dem „Motorbootcorps“ an die belgische Front. Ende 1916 wurde er als Leiter des Hafenamtes im von den Deutschen besetzten Lüttich eingesetzt und ein halbes Jahr später zum Leiter der Kohleverteilungsstelle des Kohlekommissariats in Berlin berufen. Er nahm an den Friedensverhandlungen in Versailles und Weimar teil und wurde Vizepräsident und Ehrenmitglied des „Centralverbandes der Kohlenhändler Deutschlands“ in Berlin. Er bekleidete viele weitere Aufsichtsrats- und Sachverständigenpositionen und war zudem Handelsrichter.<br />
Am 4. März 1912 heiratete er Fanny Ordenstein. Das Ehepaar bekam vier Töchter. Der Familie gehörte nicht nur das heute nicht mehr existierende Haus in der Grolmannstraße 12, sondern auch ein Sommerhaus in Neu-Fahrland, das noch steht, und ein großes Gut in Wittstock.<br />
1934 musste Georg Czempin aufgrund der nationalsozialistischen Gesetze gegen Juden die Firma Emil Fürth verlassen. Er bereitete seine Emigration nach Palästina vor und verkaufte seine Häuser und das Gut in Wittstock weit unter Wert. Ein berührender Brief des Vaters an seine Töchter, die – bis auf die Jüngste – schon geflohen waren, ist erhalten geblieben.<br />
Anfang 1937 emigrierten die Czempins nach Palästina. Georg Czempin erkrankte aufgrund der erlittenen Demütigungen und Aufregungen an Parkinson und starb am 7. Juni 1945 in Haifa. In seinem „letzten Willen“ vermachte er alle seine Vermögenswerte – welcher Art auch immer – seiner Frau Fanny.<br />
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Für seinen älteren Bruder Dr. Alexander Czempin wurde am 9.8.2019 ein Stolperstein in der Barbarossastr. 52 in Schöneberg verlegt.

Georg Czempin kam am 18. März 1870 als Sohn von Heimann und Rosalie Czempin, geb. Jarecki, in Berlin, Luisenstraße 27/28 zur Welt. Er wohnte dort mit seinen Eltern bis zu seinem 42. Lebensjahr.
Nach Abschluss des Gymnasiums nahm er eine Kaufmannslehre auf und arbeitete in der Kohlengroßhandlung August Borg in Berlin. Er wurde Prokurist und übernahm 1904 – zusammen mit Edmund Muskat – die Firma, die 1912 mit der Deutschen Kohlenhandelsgesellschaft fusionierte. Einige Jahre später verließ er die Firma und übernahm die Kohlengroßhandlung Emil Fürth.
Bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges 1914 – im Alter von 44 Jahren – meldete Georg sich freiwillig als „ungedienter Landsturm“ und kam im Oktober 1914 mit dem „Motorbootcorps“ an die belgische Front. Ende 1916 wurde er als Leiter des Hafenamtes im von den Deutschen besetzten Lüttich eingesetzt und ein halbes Jahr später zum Leiter der Kohleverteilungsstelle des Kohlekommissariats in Berlin berufen. Er nahm an den Friedensverhandlungen in Versailles und Weimar teil und wurde Vizepräsident und Ehrenmitglied des „Centralverbandes der Kohlenhändler Deutschlands“ in Berlin. Er bekleidete viele weitere Aufsichtsrats- und Sachverständigenpositionen und war zudem Handelsrichter.
Am 4. März 1912 heiratete er Fanny Ordenstein. Das Ehepaar bekam vier Töchter. Der Familie gehörte nicht nur das heute nicht mehr existierende Haus in der Grolmannstraße 12, sondern auch ein Sommerhaus in Neu-Fahrland, das noch steht, und ein großes Gut in Wittstock.
1934 musste Georg Czempin aufgrund der nationalsozialistischen Gesetze gegen Juden die Firma Emil Fürth verlassen. Er bereitete seine Emigration nach Palästina vor und verkaufte seine Häuser und das Gut in Wittstock weit unter Wert. Ein berührender Brief des Vaters an seine Töchter, die – bis auf die Jüngste – schon geflohen waren, ist erhalten geblieben.
Anfang 1937 emigrierten die Czempins nach Palästina. Georg Czempin erkrankte aufgrund der erlittenen Demütigungen und Aufregungen an Parkinson und starb am 7. Juni 1945 in Haifa. In seinem „letzten Willen“ vermachte er alle seine Vermögenswerte – welcher Art auch immer – seiner Frau Fanny.

Für seinen älteren Bruder Dr. Alexander Czempin wurde am 9.8.2019 ein Stolperstein in der Barbarossastr. 52 in Schöneberg verlegt.