Efim Schachmeister

Location 
Hauptstr. 5
District
Schöneberg
Stone was laid
19 March 2014
Born
22 July 1894 in Kiew
Occupation
Kapellmeister und Komponist
Escape
1933 nach Luxemburg, 1939 nach Argentinien
Dead
06 October 1944 in Buneos Aires

Efim Schachmeister war ein bekannter Berliner Musiker, der prägend für den deutschen Jazz in den 1920er und beginnenden 1930er Jahren des letzten Jahrhunderts wurde und ein berühmtes Orchester leitete. Den Nazis war er als Jazzmusiker und Jude gleich doppelt verhasst. Um sein Leben zu retten, verließ er Deutschland schon im Jahre 1933.<br />
<br />
Efim Schachmeister wurde am 22. Juli 1894 in Kiew geboren; seine Eltern waren Juden und kamen aus dem Gebiet der heutigen Ukraine, das damals zum russischen Reich gehörte. Oft liest man den Zusatz „Chaim“ zu seinem Namen, Chaim ist jedoch schlicht die hebräische Form von Efim. Laut Angaben aus seiner Familie wurde er im vertrauten Kreis „Fima“ genannt, er selbst nannte sich jedoch „Efim“. <br />
<br />
Sein Vater Schevel Schachmeister war Kaufmann, der Beruf der Mutter Anna, geborene Reichmann, ist unbekannt. Efim hatte drei Geschwister: Augustine war die Jüngste und wurde Genia genannt. Bruder Leo sollte später in Efims Orchester Klavier spielen. Die zweite Schwester Maria wurde in der Familie Manja genannt. Der Nachname „Schachmeister“ ist mit Sicherheit die eingedeutschte Form des ursprünglichen Namens Chaissowsky, wie man ihn noch im Jahrbuch des Stern’schen Konservatoriums von 1910 unter Efims Eintrag finden kann. <br />
<br />
Im Alter von acht bis neun Jahren besuchte Efim nach häuslichem Unterricht das Gymnasium in Kiew, gleichzeitig erhielt er am dortigen Kaiserlichen Konservatorium professionellen Geigenunterricht. Viel mehr ist über seine Kindheit nicht bekannt. 1910 – Efim war 16 – entschied sich die Familie, nach Berlin zu ziehen. Laut Angaben der Familie war es wohl Efims Begabung, die die Auswanderung ins Deutsche Reich auslöste – denn er hatte die Möglichkeit, seine musikalische Ausbildung am Stern’schen Konservatorium, einer angesehenen Musikhochschule in Berlin, fortzusetzen. Und tatsächlich studierte er dann in der dortigen Violinklasse von Professor Alexander Friedemann weiter. 1913 beendete er sein Studium und begann seine bald erfolgreiche Musikerkarriere.<br />
<br />
Die Schachmeisters wohnten in Schöneberg, der Vater wird in den Berliner Adressbüchern erst als Graveur, dann als Tabakladenbetreiber und später Fabrikant geführt, was mit aller Wahrscheinlichkeit bedeutet, dass er in den 1920er Jahren ein mittelständisches Unternehmen führte.<br />
<br />
1918 reiste Efim in seine Geburtsstadt Kiew. Dies muss zwischen März und Dezember geschehen sein, da er in einem später gestellten Staatsbürgerschaftsantrag angibt, Kiew in der Zeit besucht zu haben, als deutsche Truppen die Ukraine besetzt hielten. Wie lang er dort blieb und zu welchem Zweck er die Reise antrat, ist nicht überliefert. Nach eigenen Angaben heiratete er dort Rosa Nodelmann, die in späteren Jahren in den Berliner Adressbüchern als Künstlerin aufgeführt ist. Ob die beiden sich schon vorher kannten, weiß man nicht. Efim gibt an, gleich nach der Heirat mit seiner Frau nach Berlin zurückgekehrt zu sein. <br />
<br />
Bereits um 1915 war Efim Schachmeister Mitglied der damals so genannten „Zigeuner-Kapelle“ Popescu geworden, die er ab 1923 leitete. Ein Jahr später trat er eine Deutschland-Tournee an, an deren Ende ein Engagement im berühmten Hotel Excelsior am Anhalter Bahnhof stand. Er spielte in den bekanntesten Berliner Nobel-Tanzlokalen mit international berühmten Musikern und erwarb den Ehrentitel „König aller Tanzgeiger“. Ab Mitte der 1920er Jahre begann Schachmeister, seinen Stil von der Tanz- und Salonmusik in Richtung Jazz und Blues zu verändern.<br />
<br />
Ende der 1920er Jahre starb Efims Mutter Anna. Sie wurde im August 1928 auf dem Jüdischen Friedhof Weißensee begraben. Vater Schevel lebte fortan allein in der Hauptstraße 5 in Schöneberg, die anderen Kinder waren ausgezogen. Etwa zu dieser Zeit trennte sich Efim von seiner Frau Rosa, der Grund und der genaue Zeitpunkt sind nicht bekannt. Offenbar ließ sich das Ehepaar trotz Trennung nicht scheiden. Nach seinen Angaben in einem später gestellten Staatsbürgerschaftsantrag überließ Efim, „obwohl kinderlos“, seiner Frau „in entgegenkommender Weise“ die gemeinsame Wohnung in der Hauptstraße 69 und zog zur Untermiete in die Innsbrucker Straße 55. Hier scheint er eine Zeitlang mit seiner Schwester Manja zusammengelebt zu haben, denn es gibt Unterlagen, die besagen, dass es Manja war, die einem Steuereintreiber die Tür von Efims Wohnung öffnete. Der Mann von Manja, Max Spierer, war kurz zuvor nach Argentinien emigriert, laut Angaben der Familie muss dies um 1929/1930 gewesen sein. Efims Frau Rosa Schachmeister wird seit 1928 in den Berliner Adressbüchern allein geführt, ihr weiteres Schicksal bleibt unbekannt. 1933 ist sie das letzte Mal aufgeführt, anscheinend war sie im Jahr davor umgezogen, ihre neue Adresse lautete Stubbenstraße 1. <br />
<br />
Efims Kariere ging trotz der persönlichen Tiefschläge unverändert weiter. In seinem Einbürgerungsgesuch schreibt Efim 1930: Ich „betätigte mich als Kapellmeister mit dem Erfolg, dass ich es vermochte, in verhältnismäßig kurzer Zeit eine geachtete Stellung in der Berliner Musikwelt einzunehmen und mir als Kapellmeister einen Namen zu machen, der auch den hohen Behörden nicht ganz unbekannt sein dürfte.<br />
<br />
Die Musik Efim Schachmeisters kann nicht einfach als Jazz beschrieben werden, denn er verband jüdische Musik aus Osteuropa mit schwarz-amerikanischem Jazz zu einem neuen musikalischen Ansatz. Seine Kombination aus Jazz und traditioneller jüdischer sowie Roma-Musik war auch auf Schallplatten äußerst erfolgreich, er spielte Aufnahmen für Polydor und Pallas ein.<br />
<br />
Die Machtübernahme durch die Nazis im Januar 1933 setzte der Karriere Efim Schachmeisters ein jähes Ende. Man weiß nichts darüber, wie die Familie zu dem Entschluss kam, zu fliehen. Dokumentiert ist jedoch, dass der Verlust der Heimat ein Schlag war, von dem Efim sich nie wieder erholen sollte. Noch 1930 hatte er es im Staatsbürgerschaftsantrag auf den Punkt gebracht: „Ich bin in Berlin zu dem geworden, was ich jetzt bin, fühle mich mit Berlin auf das Engste verwachsen, habe meine Mutter hier in deutscher Erde liegen, denke nicht daran, jemals nach Russland zurückzukehren oder mich sonst in einem fremdem Lande niederzulassen …“. <br />
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Von seinem letzten Wohnort in der Schöneberger Hauptstraße 5, wo er zusammen mit seinem Vater Schevel lebte, emigrierte er 1933 zunächst nach Luxemburg. Seine Geschwister und sein Vater folgten wohl im Jahr 1935. Während sein Bruder Leo mit seiner Frau von dort nach Brüssel ging, wanderte der Rest der Familie 1936 nach Argentinien aus. Vater Schevel, Manja mit Kind und Genia mit ihrem Mann Siegmund Olevsky, auch er ein berühmter Stehgeiger und Kapellmeister, gingen alle nach Buenos Aires. Dort hatte es Manjas Mann, Max Spierer, innerhalb kurzer Zeit geschafft, zu einem erfolgreichen Geschäftsmann zu werden, der in der Lage war, seine ankommenden Verwandten zu unterstützen. <br />
<br />
Efim jedoch blieb. Ein Freund beschreibt ihn als niedergeschlagen und depressiv, der Verlust der Heimat und das erzwungene Ende seiner Karriere machten ihm schwer zu schaffen. Er spielte in befreundeten Kapellen und schlug sich mit Hilfe alter Kontakte erfolgreich durch, doch 1939 floh auch er aus Europa. Sein Fluchtweg führte ihn über Marseilles nach Buenos Aires. Efim wohnte dort bei seiner Familie, die ihn auch finanziell unterstützte. Noch im selben Jahr heiratete er im September Raquelle Süsskind.<br />
<br />
In Argentinien spielte Efim weiter Geige in Kapellen, um seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Weite Reisen, Nachtarbeit und unterbezahlte Arbeit prägten sein Leben. Gesundheitlich schwer angeschlagen und ohne an seine legendäre Musikkarriere anknüpfen zu können, starb Efim am 6. Oktober 1944 in Buenos Aires an Herzversagen. Der Arzt und Musiker Wolf Gradis, der in Europa in der berühmten Kapelle von Dajos Bela gespielt hatte, bestätigte, dass Efims früher Tod auf die erzwungene Emigration zurückzuführen ist: Der Verlust der Heimat, das heiße und drückende Klima, die erschwerten Arbeitsbedingungen, der ökonomische Druck ließen dem herzkranken Musiker keine Ruhe, die so dringend nötig gewesen wäre.<br />
<br />
Efims Bruder Leo, der nach Brüssel ausgewandert war, wurde nach der Besetzung Belgiens als Jude in ein KZ deportiert. Seiner couragierten nichtjüdischen Ehefrau Trude gelang es, seine Haftentlassung zu erreichen. Die beiden überlebten die deutsche Besatzung in Brüssel, doch war Leo fortan ein gebrochener Mann, der den Rest seines Lebens unter der Demütigung, Entrechtung und den Entbehrungen, die seiner Familie angetan wurden, litt. <br />
<br />
Auch Efims Vater Schevel erlebte die Befreiung Europas nicht mehr. Er starb am 29. März 1945 in Buenos Aires. <br />
<br />
Efims Frau Raquelle strebte nach dem Ende des Krieges über einen quälend langen Zeitraum ein Entschädigungsverfahren in der BRD an, wieder und wieder wurde der Antrag abgelehnt– in bürokratischem Amtsdeutsch wurden immer neue formale Fehler gefunden, um ihr die Entschädigung zu verweigern.<br />
<br />
Zwei der Neffen von Efim, Leon Spierer, der Sohn von Manja und Max Spierer, und Julian Olevksy, der Sohn von Genia und Siegmund Olevsky, wurden ihrerseits berühmte Konzertgeiger. Leon Spierer war jahrelang der 1. Konzertmeister der Berliner Philharmoniker und spielte u.a. unter Herbert von Kajaran, während Julian Olevsky als Solist international Karriere machte.

Efim Schachmeister war ein bekannter Berliner Musiker, der prägend für den deutschen Jazz in den 1920er und beginnenden 1930er Jahren des letzten Jahrhunderts wurde und ein berühmtes Orchester leitete. Den Nazis war er als Jazzmusiker und Jude gleich doppelt verhasst. Um sein Leben zu retten, verließ er Deutschland schon im Jahre 1933.

Efim Schachmeister wurde am 22. Juli 1894 in Kiew geboren; seine Eltern waren Juden und kamen aus dem Gebiet der heutigen Ukraine, das damals zum russischen Reich gehörte. Oft liest man den Zusatz „Chaim“ zu seinem Namen, Chaim ist jedoch schlicht die hebräische Form von Efim. Laut Angaben aus seiner Familie wurde er im vertrauten Kreis „Fima“ genannt, er selbst nannte sich jedoch „Efim“.

Sein Vater Schevel Schachmeister war Kaufmann, der Beruf der Mutter Anna, geborene Reichmann, ist unbekannt. Efim hatte drei Geschwister: Augustine war die Jüngste und wurde Genia genannt. Bruder Leo sollte später in Efims Orchester Klavier spielen. Die zweite Schwester Maria wurde in der Familie Manja genannt. Der Nachname „Schachmeister“ ist mit Sicherheit die eingedeutschte Form des ursprünglichen Namens Chaissowsky, wie man ihn noch im Jahrbuch des Stern’schen Konservatoriums von 1910 unter Efims Eintrag finden kann.

Im Alter von acht bis neun Jahren besuchte Efim nach häuslichem Unterricht das Gymnasium in Kiew, gleichzeitig erhielt er am dortigen Kaiserlichen Konservatorium professionellen Geigenunterricht. Viel mehr ist über seine Kindheit nicht bekannt. 1910 – Efim war 16 – entschied sich die Familie, nach Berlin zu ziehen. Laut Angaben der Familie war es wohl Efims Begabung, die die Auswanderung ins Deutsche Reich auslöste – denn er hatte die Möglichkeit, seine musikalische Ausbildung am Stern’schen Konservatorium, einer angesehenen Musikhochschule in Berlin, fortzusetzen. Und tatsächlich studierte er dann in der dortigen Violinklasse von Professor Alexander Friedemann weiter. 1913 beendete er sein Studium und begann seine bald erfolgreiche Musikerkarriere.

Die Schachmeisters wohnten in Schöneberg, der Vater wird in den Berliner Adressbüchern erst als Graveur, dann als Tabakladenbetreiber und später Fabrikant geführt, was mit aller Wahrscheinlichkeit bedeutet, dass er in den 1920er Jahren ein mittelständisches Unternehmen führte.

1918 reiste Efim in seine Geburtsstadt Kiew. Dies muss zwischen März und Dezember geschehen sein, da er in einem später gestellten Staatsbürgerschaftsantrag angibt, Kiew in der Zeit besucht zu haben, als deutsche Truppen die Ukraine besetzt hielten. Wie lang er dort blieb und zu welchem Zweck er die Reise antrat, ist nicht überliefert. Nach eigenen Angaben heiratete er dort Rosa Nodelmann, die in späteren Jahren in den Berliner Adressbüchern als Künstlerin aufgeführt ist. Ob die beiden sich schon vorher kannten, weiß man nicht. Efim gibt an, gleich nach der Heirat mit seiner Frau nach Berlin zurückgekehrt zu sein.

Bereits um 1915 war Efim Schachmeister Mitglied der damals so genannten „Zigeuner-Kapelle“ Popescu geworden, die er ab 1923 leitete. Ein Jahr später trat er eine Deutschland-Tournee an, an deren Ende ein Engagement im berühmten Hotel Excelsior am Anhalter Bahnhof stand. Er spielte in den bekanntesten Berliner Nobel-Tanzlokalen mit international berühmten Musikern und erwarb den Ehrentitel „König aller Tanzgeiger“. Ab Mitte der 1920er Jahre begann Schachmeister, seinen Stil von der Tanz- und Salonmusik in Richtung Jazz und Blues zu verändern.

Ende der 1920er Jahre starb Efims Mutter Anna. Sie wurde im August 1928 auf dem Jüdischen Friedhof Weißensee begraben. Vater Schevel lebte fortan allein in der Hauptstraße 5 in Schöneberg, die anderen Kinder waren ausgezogen. Etwa zu dieser Zeit trennte sich Efim von seiner Frau Rosa, der Grund und der genaue Zeitpunkt sind nicht bekannt. Offenbar ließ sich das Ehepaar trotz Trennung nicht scheiden. Nach seinen Angaben in einem später gestellten Staatsbürgerschaftsantrag überließ Efim, „obwohl kinderlos“, seiner Frau „in entgegenkommender Weise“ die gemeinsame Wohnung in der Hauptstraße 69 und zog zur Untermiete in die Innsbrucker Straße 55. Hier scheint er eine Zeitlang mit seiner Schwester Manja zusammengelebt zu haben, denn es gibt Unterlagen, die besagen, dass es Manja war, die einem Steuereintreiber die Tür von Efims Wohnung öffnete. Der Mann von Manja, Max Spierer, war kurz zuvor nach Argentinien emigriert, laut Angaben der Familie muss dies um 1929/1930 gewesen sein. Efims Frau Rosa Schachmeister wird seit 1928 in den Berliner Adressbüchern allein geführt, ihr weiteres Schicksal bleibt unbekannt. 1933 ist sie das letzte Mal aufgeführt, anscheinend war sie im Jahr davor umgezogen, ihre neue Adresse lautete Stubbenstraße 1.

Efims Kariere ging trotz der persönlichen Tiefschläge unverändert weiter. In seinem Einbürgerungsgesuch schreibt Efim 1930: Ich „betätigte mich als Kapellmeister mit dem Erfolg, dass ich es vermochte, in verhältnismäßig kurzer Zeit eine geachtete Stellung in der Berliner Musikwelt einzunehmen und mir als Kapellmeister einen Namen zu machen, der auch den hohen Behörden nicht ganz unbekannt sein dürfte.

Die Musik Efim Schachmeisters kann nicht einfach als Jazz beschrieben werden, denn er verband jüdische Musik aus Osteuropa mit schwarz-amerikanischem Jazz zu einem neuen musikalischen Ansatz. Seine Kombination aus Jazz und traditioneller jüdischer sowie Roma-Musik war auch auf Schallplatten äußerst erfolgreich, er spielte Aufnahmen für Polydor und Pallas ein.

Die Machtübernahme durch die Nazis im Januar 1933 setzte der Karriere Efim Schachmeisters ein jähes Ende. Man weiß nichts darüber, wie die Familie zu dem Entschluss kam, zu fliehen. Dokumentiert ist jedoch, dass der Verlust der Heimat ein Schlag war, von dem Efim sich nie wieder erholen sollte. Noch 1930 hatte er es im Staatsbürgerschaftsantrag auf den Punkt gebracht: „Ich bin in Berlin zu dem geworden, was ich jetzt bin, fühle mich mit Berlin auf das Engste verwachsen, habe meine Mutter hier in deutscher Erde liegen, denke nicht daran, jemals nach Russland zurückzukehren oder mich sonst in einem fremdem Lande niederzulassen …“.

Von seinem letzten Wohnort in der Schöneberger Hauptstraße 5, wo er zusammen mit seinem Vater Schevel lebte, emigrierte er 1933 zunächst nach Luxemburg. Seine Geschwister und sein Vater folgten wohl im Jahr 1935. Während sein Bruder Leo mit seiner Frau von dort nach Brüssel ging, wanderte der Rest der Familie 1936 nach Argentinien aus. Vater Schevel, Manja mit Kind und Genia mit ihrem Mann Siegmund Olevsky, auch er ein berühmter Stehgeiger und Kapellmeister, gingen alle nach Buenos Aires. Dort hatte es Manjas Mann, Max Spierer, innerhalb kurzer Zeit geschafft, zu einem erfolgreichen Geschäftsmann zu werden, der in der Lage war, seine ankommenden Verwandten zu unterstützen.

Efim jedoch blieb. Ein Freund beschreibt ihn als niedergeschlagen und depressiv, der Verlust der Heimat und das erzwungene Ende seiner Karriere machten ihm schwer zu schaffen. Er spielte in befreundeten Kapellen und schlug sich mit Hilfe alter Kontakte erfolgreich durch, doch 1939 floh auch er aus Europa. Sein Fluchtweg führte ihn über Marseilles nach Buenos Aires. Efim wohnte dort bei seiner Familie, die ihn auch finanziell unterstützte. Noch im selben Jahr heiratete er im September Raquelle Süsskind.

In Argentinien spielte Efim weiter Geige in Kapellen, um seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Weite Reisen, Nachtarbeit und unterbezahlte Arbeit prägten sein Leben. Gesundheitlich schwer angeschlagen und ohne an seine legendäre Musikkarriere anknüpfen zu können, starb Efim am 6. Oktober 1944 in Buenos Aires an Herzversagen. Der Arzt und Musiker Wolf Gradis, der in Europa in der berühmten Kapelle von Dajos Bela gespielt hatte, bestätigte, dass Efims früher Tod auf die erzwungene Emigration zurückzuführen ist: Der Verlust der Heimat, das heiße und drückende Klima, die erschwerten Arbeitsbedingungen, der ökonomische Druck ließen dem herzkranken Musiker keine Ruhe, die so dringend nötig gewesen wäre.

Efims Bruder Leo, der nach Brüssel ausgewandert war, wurde nach der Besetzung Belgiens als Jude in ein KZ deportiert. Seiner couragierten nichtjüdischen Ehefrau Trude gelang es, seine Haftentlassung zu erreichen. Die beiden überlebten die deutsche Besatzung in Brüssel, doch war Leo fortan ein gebrochener Mann, der den Rest seines Lebens unter der Demütigung, Entrechtung und den Entbehrungen, die seiner Familie angetan wurden, litt.

Auch Efims Vater Schevel erlebte die Befreiung Europas nicht mehr. Er starb am 29. März 1945 in Buenos Aires.

Efims Frau Raquelle strebte nach dem Ende des Krieges über einen quälend langen Zeitraum ein Entschädigungsverfahren in der BRD an, wieder und wieder wurde der Antrag abgelehnt– in bürokratischem Amtsdeutsch wurden immer neue formale Fehler gefunden, um ihr die Entschädigung zu verweigern.

Zwei der Neffen von Efim, Leon Spierer, der Sohn von Manja und Max Spierer, und Julian Olevksy, der Sohn von Genia und Siegmund Olevsky, wurden ihrerseits berühmte Konzertgeiger. Leon Spierer war jahrelang der 1. Konzertmeister der Berliner Philharmoniker und spielte u.a. unter Herbert von Kajaran, während Julian Olevsky als Solist international Karriere machte.