Abraham Paul Hirschfeld

Location 
Hewaldstr. 9
District
Schöneberg
Stone was laid
2006
Born
14 August 1893 in Stettin (Pommern) / Szczecin
Occupation
Konfektionär
Forced Labour
Arbeiter (D. W. M. Borsigwalde)
Deportation
on 29 January 1943 to Auschwitz
Murdered
in Auschwitz

Abraham Paul Hirschfeld kam am 14. August 1893 in Stettin als Kind des Kaufmanns Isidor und dessen Frau Lene Hirschfeld, geborene Arndt, zur Welt.

Paul wurde ebenfalls Kaufmann und zog nach Berlin an den Hohenzollerndamm 7 im Bezirk Charlottenburg. Am 12. Februar 1920 heiratete er Baschewa Cemach, die in Minsk geboren war und bis zur Heirat in Stettin lebte. Sie zogen gemeinsam zurück nach Stettin, wo Paul Hirschfeld ab 1936 im Vorstand der dortigen Jüdischen Gemeinde sowie der Abteilung Wohlfahrtswesen der Jüdischen Gemeinde tätig war, die sich um die Belange der mittellosen und auf Unterstützung angewiesenen Mitglieder der Gemeinde kümmerte. Das Paar bekam die Töchter Inge am 14. Februar 1922 und Helga folgte fünf Jahre später am 11. März 1929.

In seiner Tätigkeit verhalf Paul Hirschfeld vielen Menschen zur Flucht, indem er unkonventionelle Visa und Ausreisemöglichkeiten organisierte, wohl aber auch, indem er eine spezielle Steuer einführte, die wohlsituierte Mitglieder vor ihrer Ausreise zu entrichten hatten, von der er wiederum ärmere Gemeindemitglieder bei der Flucht ins sichere Ausland unterstützte. Diese Ausreisesteuer wurde in einem speziellen Fond bei der Dresdner Bank in Stettin gesammelt, über den die Gestapo Stettin ebenfalls informiert war.

In seiner Tätigkeit arbeitete er mit der Gestapo zusammen und mit der drohte er wohl auch, wenn Gemeindemitglieder nicht spenden wollten, wie Zeitzeugen berichteten. Für sein eigenmächtiges Handeln, eine damit einhergehende Skrupellosigkeit und seine Kollaboration mit den Nationalsozialisten wurde er von Zeitzeugen kritisiert, gleichwohl wurde ihm bescheinigt, dass er u.a. eine Schifffahrt organisierte, die rund 1000 ärmere Juden und Jüdinnen vor der Deportation und Ermordung bewahrte. Ihm wurde aber auch Machtmissbrauch und Kälte attestiert und nachgesagt, dass er sich selbst an den Ausreisesteuern bereichert hätte.

In den ersten Monaten des Jahres 1940 wurden alle übrigen jüdischen Gemeindemitglieder Stettins nach Polen transportiert. Nur Ältere Menschen und Kinder blieben zurück. Und auch Paul und Baschewa Hirschfeld konnten verbleiben, was wiederum seiner Zusammenarbeit mit der Gestapo zugeschrieben wurde. Nachdem er 1940 seine Ämter niederlegen musste, zogen er und Baschewa 1941 zurück nach Berlin und wohnten nun zur Untermiete bei Bütow in der Hewaldstraße 9 in Friedenau. Beide mussten Zwangsarbeit leisten, Paul war bei der D. W. M. Borsigwalde beschäftigt.

1939 war es ihnen noch gelungen, den beiden Töchtern die Flucht nach England zu ermöglichen. Helga und Inge Hirschfeld konnten am 14. Januar 1939 an Bord der SS Manhattan Deutschland verlassen und wurden in Southhampton von Cousinen ihrer Mutter in Empfang genommen. Sie wurden getrennt untergebracht und beide überlebten den Holocaust. Nach dem Krieg wanderten die Schwestern in die USA aus.

Paul und Baschewba versuchten noch die eigene Flucht nach Schanghai zu realisieren. Es gelang ihnen nicht. Am 29. Januar 1943 wurden Paul und Bascheba Hirschfeld mit dem 27. Osttransport nach Auschwitz deportiert und dort ermordet.