Zacharias Weinreb

Location 
Hohenstaufenstr. 50
District
Schöneberg
Stone was laid
05 June 2012
Born
09 April 1887 in Sulechow (Mähren)
Occupation
Geflügel- und Wildgroßhändler und Spediteur
Deportation
on 26 February 1943 to Auschwitz
Murdered
in Auschwitz

Zacharias Weinreb wurde am 9. April 1887 im mährischen Sulechow geboren. Er besaß die österreichische Staatsbürgerschaft und war vermutlich Anfang der 1920er Jahre nach Berlin gezogen. Mit seiner Frau Rosa und den Kindern Grete und Friedrich (meist Fritz genannt) wohnte er im Bezirk Schöneberg in der Neuen Ansbacher Straße 12a und seit etwa 1934 in die Hohenstaufenstraße 50. Unter denselben Adressen betrieb er auch eine Geflügel- und Wildgroßhandlung und eine mit dem Schlachtviehtransport verbundene Speditionsfirma. <br />
Er war Mitglied und Schatzmeister einer Loge im B’nai B’rith, einer der größten, 1843 in New York gegründeten, jüdischen internationalen Vereinigungen. Der deutsche Ableger, „Unabhängiger Orden Bne Briss“ (U.O.B.B) genannt, hatte seinen Hauptsitz in der Kleiststraße 10 in Berlin-Schöneberg und umfasste mehr als hundert Einzellogen. Der Rabbiner Leo Baeck war von 1924 bis 1937 der Großpräsident des deutschen Distrikts. Am 20. April 1938 mussten alle Logen aufgelöst werden. Als Eigentümer des Gebäudes in der Kleiststraße 10 fungierte ab 1938 die Gestapo. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Orden neu gegründet.<br />
Im September 1935 wurde die Spedition von Zacharias Weinreb „arisiert“: Er verkaufte an den Kaufmann Herbert Groß seine drei Lastkraftwagen, einen Anhänger sowie Büroinventar für 11.000 RM und übertrug ihm dazu die auf die Laster bezogenen Konzessionen für den Güterfernverkehr und die Rechte aus Mietverträgen mit der Reichsbahn für Räume auf dem Ostbahnhof für 12.000 RM. Als österreichischer Staatsbürger durfte er jedoch aufgrund eines deutsch-österreichischen Handelsvertrages sein Gewerbe als Geflügel- und Wildgroßhändler weiter ungehindert ausüben. Dies war ihm am 28. Juli 1936 vom „Reichsnährstand der Kreisbauernschaft Oberbarnim“, einer Behörde der nationalsozialistischen Agrarpolitik, ausdrücklich bescheinigt worden.<br />
Im Juni 1939 wurde Zacharias Weinreb für kurze Zeit inhaftiert und mit der Einlieferung in ein Konzentrationslager bedroht. Seine 1938 nach Palästina ausgewanderten Kinder bemühten sich, die Eltern aus Deutschland herauszuholen, und stellten die entsprechenden Anträge. Nach zähen Verhandlungen bestätigte das Einwanderungsamt in Jerusalem am 16. Januar 1940, dass es die Zertifikate zur Einreise von Rosa und Zacharias Weinreb erhalten hätte, beide stünden auf der Warteliste der Kategorie A (I). Der weitere Verlauf des Krieges verhinderte dann jedoch die Ausreise. Auch die Kontaktmöglichkeiten brachen mehr und mehr zusammen. Aus den über das britische Rote Kreuz („War Organisation of the British Red Cross“) organisierten Korrespondenzen sind einige Nachrichten von Rosa und Zacharias Weinreb aus der Zeit vom 28. Juli bis zum 25. Dezember 1942 erhalten. Jeder Text durfte nur persönliche Nachrichten enthalten und aus höchstens 25 Worten bestehen. Die Zustellung erfolgte stark verzögert, zwei bis drei, manchmal auch erst fünf Monate später. So wurden etwa die von den Kindern in Palästina wohlweislich bereits jeweils einen Monat früher am 11. Februar und 9. März 1942 in Tel Aviv losgeschickten Gratulationen zu den Geburtstagen der Eltern am 7. März und 9. April erst Ende Juli 1942 von den Weinrebs in Berlin beantwortet. Die kurzen Mitteilungen kreisten viel um das Wohl und den Werdegang der 1939 von Grete Becker geborenen Enkeltochter Batja (meist Batinka genannt) und die „unbekannt verzogenen“ Freunde und Verwandten. So lauteten die am 28. Oktober abgeschickten 25 Worte: „Glücklich, dass ihr gesund, Fritz bei Euch. Nur traurig, dass wir Geburtstag Batinka nicht abküssen konnten. Lilli mit Mutter unbekannt verzogen, wir gesund. Küsse Eltern.“ Am 15. November: „Freuen uns, dass Batinka so süss. Aus meiner Heimat alle fort. Neue Adresse nicht bekannt. Papas bester Freund auch weg. Bleibt zusammen. Küssen innigst Eltern.“ Die letzte Nachricht stammt vom 25. Dezember 1942 und endet mit den Worten: „… wir gesund. Von Verwandten keine Nachricht. Glücklich über Eure guten Nachrichten. Unser einzig Trost. Küssen Eltern.“<br />
Zwei Monate später, am 26. Februar 1943 wurden Zacharias Weinreb und seine Frau mit dem „30. Osttransport“ nach Auschwitz deportiert. Über Umstände und Datum ihres Todes ist nichts bekannt.<br />

Zacharias Weinreb wurde am 9. April 1887 im mährischen Sulechow geboren. Er besaß die österreichische Staatsbürgerschaft und war vermutlich Anfang der 1920er Jahre nach Berlin gezogen. Mit seiner Frau Rosa und den Kindern Grete und Friedrich (meist Fritz genannt) wohnte er im Bezirk Schöneberg in der Neuen Ansbacher Straße 12a und seit etwa 1934 in die Hohenstaufenstraße 50. Unter denselben Adressen betrieb er auch eine Geflügel- und Wildgroßhandlung und eine mit dem Schlachtviehtransport verbundene Speditionsfirma.
Er war Mitglied und Schatzmeister einer Loge im B’nai B’rith, einer der größten, 1843 in New York gegründeten, jüdischen internationalen Vereinigungen. Der deutsche Ableger, „Unabhängiger Orden Bne Briss“ (U.O.B.B) genannt, hatte seinen Hauptsitz in der Kleiststraße 10 in Berlin-Schöneberg und umfasste mehr als hundert Einzellogen. Der Rabbiner Leo Baeck war von 1924 bis 1937 der Großpräsident des deutschen Distrikts. Am 20. April 1938 mussten alle Logen aufgelöst werden. Als Eigentümer des Gebäudes in der Kleiststraße 10 fungierte ab 1938 die Gestapo. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Orden neu gegründet.
Im September 1935 wurde die Spedition von Zacharias Weinreb „arisiert“: Er verkaufte an den Kaufmann Herbert Groß seine drei Lastkraftwagen, einen Anhänger sowie Büroinventar für 11.000 RM und übertrug ihm dazu die auf die Laster bezogenen Konzessionen für den Güterfernverkehr und die Rechte aus Mietverträgen mit der Reichsbahn für Räume auf dem Ostbahnhof für 12.000 RM. Als österreichischer Staatsbürger durfte er jedoch aufgrund eines deutsch-österreichischen Handelsvertrages sein Gewerbe als Geflügel- und Wildgroßhändler weiter ungehindert ausüben. Dies war ihm am 28. Juli 1936 vom „Reichsnährstand der Kreisbauernschaft Oberbarnim“, einer Behörde der nationalsozialistischen Agrarpolitik, ausdrücklich bescheinigt worden.
Im Juni 1939 wurde Zacharias Weinreb für kurze Zeit inhaftiert und mit der Einlieferung in ein Konzentrationslager bedroht. Seine 1938 nach Palästina ausgewanderten Kinder bemühten sich, die Eltern aus Deutschland herauszuholen, und stellten die entsprechenden Anträge. Nach zähen Verhandlungen bestätigte das Einwanderungsamt in Jerusalem am 16. Januar 1940, dass es die Zertifikate zur Einreise von Rosa und Zacharias Weinreb erhalten hätte, beide stünden auf der Warteliste der Kategorie A (I). Der weitere Verlauf des Krieges verhinderte dann jedoch die Ausreise. Auch die Kontaktmöglichkeiten brachen mehr und mehr zusammen. Aus den über das britische Rote Kreuz („War Organisation of the British Red Cross“) organisierten Korrespondenzen sind einige Nachrichten von Rosa und Zacharias Weinreb aus der Zeit vom 28. Juli bis zum 25. Dezember 1942 erhalten. Jeder Text durfte nur persönliche Nachrichten enthalten und aus höchstens 25 Worten bestehen. Die Zustellung erfolgte stark verzögert, zwei bis drei, manchmal auch erst fünf Monate später. So wurden etwa die von den Kindern in Palästina wohlweislich bereits jeweils einen Monat früher am 11. Februar und 9. März 1942 in Tel Aviv losgeschickten Gratulationen zu den Geburtstagen der Eltern am 7. März und 9. April erst Ende Juli 1942 von den Weinrebs in Berlin beantwortet. Die kurzen Mitteilungen kreisten viel um das Wohl und den Werdegang der 1939 von Grete Becker geborenen Enkeltochter Batja (meist Batinka genannt) und die „unbekannt verzogenen“ Freunde und Verwandten. So lauteten die am 28. Oktober abgeschickten 25 Worte: „Glücklich, dass ihr gesund, Fritz bei Euch. Nur traurig, dass wir Geburtstag Batinka nicht abküssen konnten. Lilli mit Mutter unbekannt verzogen, wir gesund. Küsse Eltern.“ Am 15. November: „Freuen uns, dass Batinka so süss. Aus meiner Heimat alle fort. Neue Adresse nicht bekannt. Papas bester Freund auch weg. Bleibt zusammen. Küssen innigst Eltern.“ Die letzte Nachricht stammt vom 25. Dezember 1942 und endet mit den Worten: „… wir gesund. Von Verwandten keine Nachricht. Glücklich über Eure guten Nachrichten. Unser einzig Trost. Küssen Eltern.“
Zwei Monate später, am 26. Februar 1943 wurden Zacharias Weinreb und seine Frau mit dem „30. Osttransport“ nach Auschwitz deportiert. Über Umstände und Datum ihres Todes ist nichts bekannt.