Gerhard Levy

Location 
Hufelandstr. 35
District
Prenzlauer Berg
Stone was laid
04 April 2022
Born
28 August 1932 in Berlin
Escape
1939/40 über Italien nach Schanghai
Survived

Gerhard Levy wurde am 28. August 1932 als Sohn des Kaufmanns Hans Levy und dessen Ehefrau Margarete Levy geb. Scharlinski in Berlin geboren.<br />
Wenige Monate nach Gerhard Levys Geburt, im Januar 1933, übernahmen die Nationalsozialisten in Deutschland die Macht. Bereits im April 1933 wurden jüdische Geschäfte und Praxen boykottiert, jüdische Beamte entlassen, wenig später fand der Ausschluss der jüdischen Bevölkerung aus dem Kulturleben statt. Schrittweise und juristisch legitimiert erfolgte die weitere Entrechtung und Verfolgung der Jüdinnen und Juden. Offene Anfeindungen waren an der Tagesordnung. So berichtet Gerhards Cousine Vera Less (spätere Shachtman) in einem Zeitzeugenvideo, dass sie insbesondere nach den Novemberpogromen 1938 immer wieder von nicht-jüdischen Kindern auf dem Schulweg beschimpft, mit Steinen und Hundekot beworfen wurde, während Polizisten zuschauten und lachten.<br />
Am 04. Mai 1939 erfolgte die Einschulung von Gerhard Levy, in die 3. Jüdische Volksschule in der Rykestraße. Zu diesem Zeitpunkt war es jüdischen Kindern nicht mehr erlaubt, öffentliche Schulen zu besuchen. Die Jüdische Schule in der Rykestraße war entsprechend überfüllt. Hinter dem Schulgebäude befand (und befindet sich auch heute noch) eine Synagoge, die während der Novemberpogrome einer vollständigen Zerstörung entging. Im Gegensatz zu vielen anderen jüdischen Gotteshäusern wurde sie nicht angezündet, da man – aufgrund der dichten Bebauung – ein Übergreifen des Feuers auf nebenstehende Wohnhäuser befürchtete. Schule und Synagoge in der Rykestraße waren somit ein letzter Ort der Zuflucht und Zentrum des jüdischen Lebens im Bezirk, wenn auch nur für kurze Zeit.<br />
Für die Eltern von Gerhard war klar, dass auch sie Deutschland so schnell wie möglich verlassen mussten. Viele Möglichkeiten blieben ihnen nicht, denn zu dieser Zeit hatten bereits die meisten Länder ihre Grenzen für jüdische Einwanderer geschlossen. Auch war die Beschaffung von Visa und die Überfahrt mit hohen Kosten verbunden. Für viele jüdische Menschen blieb als letzter Fluchtort deshalb nur noch Shanghai. So auch für Familie Levy. Mit dem Schiff ging es dann 1939 von Italien durch den Suez-Kanal über Singapur nach Shanghai. Die Überfahrt dauerte mehrere Wochen. Gerhard war 7, seine Schwester Marion erst 1 Jahr alt, als die Familie Berlin für immer den Rücken kehrte und alles zurückließ. 10 Reichsmark pro Person und ein wenig Kleidung war alles, was man in Shanghai einführen durfte. Das Leben dort war hart. Neben der Tatsache, ohne finanzielle Mittel in einem fremden Land gestrandet zu sein, sich eine neue Existenz aufbauen zu müssen, erschwerten die klimatischen und hygienischen Bedingungen das Leben dort. Krankheiten und Seuchen waren die Folge, nicht selten mit tödlichem Ausgang. Die permanente Ungewissheit, wie lange der Aufenthalt dort dauern würde, und die Angst, auch in Shanghai vor den Nationalsozialisten nicht sicher zu sein, waren für die ca. 18.000 jüdischen Exilanten, denen die Flucht nach Shanghai geglückt war, zermürbend. Mit dem Angriff der Japaner auf Pearl Harbor im Dezember 1941 war auch dieser letzte Zufluchtsort für jüdische Flüchtlinge versperrt. Die Lebensbedingungen für die Auswanderer verschlechterten sich weiter. Im Februar 1943 wurde die jüdische Bevölkerung schließlich angewiesen, in einen bestimmten Bereich Shanghais zu ziehen, der nur mit Passierschein verlassen werden durfte – das Shanghaier Ghetto entstand. Auch die Essensrationen wurden reduziert, tausende jüdische Flüchtlinge hungerten.<br />
Vor diesem Hintergrund kann man sich das Gefühl der Erleichterung nur allzu gut vorstellen, das Familie Levy verspürt haben mag, als sie endlich – 8 Jahre später – Shanghai wieder verlassen konnte und sich mit dem Schiff in Richtung USA aufmachen konnte. Alle vier hatten diese schwere Zeit überlebt, ein zweites Mal, und kamen am 16. April 1947 im Hafen von San Francisco an. Letztendlich ließen sie sich im Raum New Jersey nieder. Gerhard Levy nannte sich von nun an Gerald Levy. Über seinen weiteres Leben ist nicht viel bekannt. Gerald Levy starb am 26. März 2019 in Edison, New Jersey.

Gerhard Levy wurde am 28. August 1932 als Sohn des Kaufmanns Hans Levy und dessen Ehefrau Margarete Levy geb. Scharlinski in Berlin geboren.
Wenige Monate nach Gerhard Levys Geburt, im Januar 1933, übernahmen die Nationalsozialisten in Deutschland die Macht. Bereits im April 1933 wurden jüdische Geschäfte und Praxen boykottiert, jüdische Beamte entlassen, wenig später fand der Ausschluss der jüdischen Bevölkerung aus dem Kulturleben statt. Schrittweise und juristisch legitimiert erfolgte die weitere Entrechtung und Verfolgung der Jüdinnen und Juden. Offene Anfeindungen waren an der Tagesordnung. So berichtet Gerhards Cousine Vera Less (spätere Shachtman) in einem Zeitzeugenvideo, dass sie insbesondere nach den Novemberpogromen 1938 immer wieder von nicht-jüdischen Kindern auf dem Schulweg beschimpft, mit Steinen und Hundekot beworfen wurde, während Polizisten zuschauten und lachten.
Am 04. Mai 1939 erfolgte die Einschulung von Gerhard Levy, in die 3. Jüdische Volksschule in der Rykestraße. Zu diesem Zeitpunkt war es jüdischen Kindern nicht mehr erlaubt, öffentliche Schulen zu besuchen. Die Jüdische Schule in der Rykestraße war entsprechend überfüllt. Hinter dem Schulgebäude befand (und befindet sich auch heute noch) eine Synagoge, die während der Novemberpogrome einer vollständigen Zerstörung entging. Im Gegensatz zu vielen anderen jüdischen Gotteshäusern wurde sie nicht angezündet, da man – aufgrund der dichten Bebauung – ein Übergreifen des Feuers auf nebenstehende Wohnhäuser befürchtete. Schule und Synagoge in der Rykestraße waren somit ein letzter Ort der Zuflucht und Zentrum des jüdischen Lebens im Bezirk, wenn auch nur für kurze Zeit.
Für die Eltern von Gerhard war klar, dass auch sie Deutschland so schnell wie möglich verlassen mussten. Viele Möglichkeiten blieben ihnen nicht, denn zu dieser Zeit hatten bereits die meisten Länder ihre Grenzen für jüdische Einwanderer geschlossen. Auch war die Beschaffung von Visa und die Überfahrt mit hohen Kosten verbunden. Für viele jüdische Menschen blieb als letzter Fluchtort deshalb nur noch Shanghai. So auch für Familie Levy. Mit dem Schiff ging es dann 1939 von Italien durch den Suez-Kanal über Singapur nach Shanghai. Die Überfahrt dauerte mehrere Wochen. Gerhard war 7, seine Schwester Marion erst 1 Jahr alt, als die Familie Berlin für immer den Rücken kehrte und alles zurückließ. 10 Reichsmark pro Person und ein wenig Kleidung war alles, was man in Shanghai einführen durfte. Das Leben dort war hart. Neben der Tatsache, ohne finanzielle Mittel in einem fremden Land gestrandet zu sein, sich eine neue Existenz aufbauen zu müssen, erschwerten die klimatischen und hygienischen Bedingungen das Leben dort. Krankheiten und Seuchen waren die Folge, nicht selten mit tödlichem Ausgang. Die permanente Ungewissheit, wie lange der Aufenthalt dort dauern würde, und die Angst, auch in Shanghai vor den Nationalsozialisten nicht sicher zu sein, waren für die ca. 18.000 jüdischen Exilanten, denen die Flucht nach Shanghai geglückt war, zermürbend. Mit dem Angriff der Japaner auf Pearl Harbor im Dezember 1941 war auch dieser letzte Zufluchtsort für jüdische Flüchtlinge versperrt. Die Lebensbedingungen für die Auswanderer verschlechterten sich weiter. Im Februar 1943 wurde die jüdische Bevölkerung schließlich angewiesen, in einen bestimmten Bereich Shanghais zu ziehen, der nur mit Passierschein verlassen werden durfte – das Shanghaier Ghetto entstand. Auch die Essensrationen wurden reduziert, tausende jüdische Flüchtlinge hungerten.
Vor diesem Hintergrund kann man sich das Gefühl der Erleichterung nur allzu gut vorstellen, das Familie Levy verspürt haben mag, als sie endlich – 8 Jahre später – Shanghai wieder verlassen konnte und sich mit dem Schiff in Richtung USA aufmachen konnte. Alle vier hatten diese schwere Zeit überlebt, ein zweites Mal, und kamen am 16. April 1947 im Hafen von San Francisco an. Letztendlich ließen sie sich im Raum New Jersey nieder. Gerhard Levy nannte sich von nun an Gerald Levy. Über seinen weiteres Leben ist nicht viel bekannt. Gerald Levy starb am 26. März 2019 in Edison, New Jersey.