Moritz Stern

Location 
Johanniterstr. 6
District
Kreuzberg
Stone was laid
17 May 2006
Born
10 February 1877 in Hanau
Deportation
on 01 March 1943 to Auschwitz
Murdered
in Auschwitz

Moritz Stern wurde am 10. Februar 1877 in Hanau am Main geboren. Er war der Sohn des 1847 geborenen Kaufmanns Markus Stern und der Sara Stern, geborene Oppenheimer. Sein Vater stammte aus dem osthessischen Meerholz, wo Moritz’ Großeltern – Bettchen Stern, geborene Pülp, und der Seifensieder Moses Stern – gelebt hatten. Am 22. Dezember 1875 hatte Markus Stern im benachbarten Hanau die damals 21-jährige Sara Oppenheimer geheiratet, die aus dem hessischen Schlüchtern stammte und dort in der elterlichen Wohnung in der Obergasse 34 gelebt hatte. Sie war die Tochter des zum Zeitpunkt der Hochzeit bereits verstorbenen Handelsmanns Moses Süskind Oppenheimer und seiner Frau Bettchen, geborene Stern. Markus und Sara Stern nahmen sich in Hanau eine Wohnung in der Hirschgasse 8, wo Moritz geboren wurde und seine ersten Lebensjahre verbrachte. Am 12. September 1880 wurde sein jüngerer Bruder Ludwig geboren. Über die Kindheit und Jugend der beiden Geschwister in Hanau haben sich keine Informationen erhalten. Ihre Eltern gehörten aber aller Wahrscheinlichkeit zur Jüdischen Gemeinde des Ortes, zu der im Jahr 1885 574 der 24.377 Einwohner der Stadt zählten.

Moritz Stern besuchte die Städtische Oberrealschule zu Hanau bis zur Reife zur Obersekunda. Im Militärdienst berechtigte der Abschluss von Moritz Stern zu einer verkürzten Ausbildungszeit von einem Jahr („Einjährig-Freiwilliger“). Es ist aber nicht bekannt, wo er seinen Militärdienst absolvierte. Er begann anschließend eine Lehre bei der Firma „Abraham M. Schiff“ in Frankfurt am Main, die im Ledergroßhandel tätig war und bei der er zuerst „Commis“ wurde, also einem Kontoristen oder Handlungsgehilfen. Später war er für das Unternehmen mit Sitz in der Schnurgasse 45 (heute Berliner Straße) als Handelsreisender im In- und Ausland tätig. 1906 heiratete sein Bruder Ludwig Stern, der auch einen kaufmännischen Beruf eingeschlagen hatte, in London die gleichaltrige Pauline Helene Kolsch. Moritz Stern blieb Junggeselle.

Im Jahr 1908 wechselte der 31-Jährige aus Frankfurt nach Berlin zum Ledergroßhändler „Julius Strauss“, der in Kreuzberg in der Zimmerstraße 14 ansässig war und neben Leder- und Schuhwaren auch Lederfournituren vertrieb. Auch für dieses Unternehmen war Moritz Stern als Handelsreisender tätig. 1920 erhielt er als Prokurist der Firma eine umfangreiche geschäftliche Vertretungsvollmacht. Im Jahr 1925 starb seine Mutter Sara und sieben Jahre später auch sein Vater Markus in Frankfurt am Main, wo das ältere Ehepaar zuletzt in der Staufenstraße 35 gewohnt hatte. Moritz Stern nahm sich 1932 in Berlin ein Zimmer zur Untermiete in der ersten Etage der Johanniterstraße 6, unweit des Landwehrkanals im Kreuzberger Bergmannkiez. Die Hauptmieterin der Wohnung war die gebürtige Frankfurterin Johanna Frieda Pfenninger, geborene Reeh. Leider haben sich keine weiteren Zeugnisse erhalten, die einen Einblick in das Leben von Moritz Stern im Berlin der Weimarer Republik geben könnten.

Mit der schrittweisen Entrechtung und Verfolgung von Juden seit 1933 – beziehungsweise aller Personen, die nach den Nürnberger Gesetzen im NS-Staat als Juden galten – begannen auch staatliche Zwangsmaßnahmen gegen Moritz Stern und seine Angehörigen. Darunter fielen zahlreiche Maßnahmen der Diskriminierung und sozialen Ausgrenzung, des Entzugs staatsbürgerlicher Rechte sowie der Verdrängung aus dem Berufs- und Wirtschaftsleben. Das Geschäft, bei dem Moritz angestellt war, hatte unter den antisemitischen Kampagnen, Boykotten und Ausschreitungen zu leiden, die ihren sichtbarsten Ausdruck in den Pogromen im Mai und November 1938 in Berlin erfuhren. Ab Mitte der 1930er-Jahre mussten die Löhne der Beschäftigten gekürzt werden, um das Geschäft rentabel zu halten. Im Jahr 1939 wurde der Betrieb schließlich zwangsweise aufgelöst und Moritz Stern verlor seine Stelle. Ab Anfang der 1940er-Jahre musste er in Berlin Zwangsarbeit als Arbeiter im Wernerwerk der „Siemens & Halske AG“ leisten. Mit der Polizeiverordnung vom 1. September 1941 „über die Kennzeichnung der Juden“ konnten er sich nur noch mit stigmatisierendem „Judenstern“ in der Öffentlichkeit bewegen.

Der Entrechtung folgte die Deportation: Moritz Stern wurde Ende Februar 1943 im Rahmen der sogenannten Fabrik-Aktion, bei der die letzten offiziell in der Hauptstadt verbliebenen Juden deportiert werden sollten, an seinem Arbeitsplatz im Wernerwerk oder in seiner Wohnung verhaftet und in eines der Berliner Sammellager verschleppt. Von dort wurde der 65-Jährige am 1. März 1943 mit dem „31. Osttransport“ in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert und dort – vermutlich unmittelbar nach der Ankunft des Transports am 2. März – ermordet. Sein Bruder Ludwig Stern und dessen Ehefrau Pauline überlebten die NS-Verfolgung und wohnten später in den Niederlanden.

Moritz Stern wurde am 10. Februar 1877 in Hanau am Main geboren. Er war der Sohn des 1847 geborenen Kaufmanns Markus Stern und der Sara Stern, geborene Oppenheimer. Sein Vater stammte aus dem osthessischen Meerholz, wo Moritz’ Großeltern – Bettchen Stern, geborene Pülp, und der Seifensieder Moses Stern – gelebt hatten. Am 22. Dezember 1875 hatte Markus Stern im benachbarten Hanau die damals 21-jährige Sara Oppenheimer geheiratet, die aus dem hessischen Schlüchtern stammte und dort in der elterlichen Wohnung in der Obergasse 34 gelebt hatte. Sie war die Tochter des zum Zeitpunkt der Hochzeit bereits verstorbenen Handelsmanns Moses Süskind Oppenheimer und seiner Frau Bettchen, geborene Stern. Markus und Sara Stern nahmen sich in Hanau eine Wohnung in der Hirschgasse 8, wo Moritz geboren wurde und seine ersten Lebensjahre verbrachte. Am 12. September 1880 wurde sein jüngerer Bruder Ludwig geboren. Über die Kindheit und Jugend der beiden Geschwister in Hanau haben sich keine Informationen erhalten. Ihre Eltern gehörten aber aller Wahrscheinlichkeit zur Jüdischen Gemeinde des Ortes, zu der im Jahr 1885 574 der 24.377 Einwohner der Stadt zählten.

Moritz Stern besuchte die Städtische Oberrealschule zu Hanau bis zur Reife zur Obersekunda. Im Militärdienst berechtigte der Abschluss von Moritz Stern zu einer verkürzten Ausbildungszeit von einem Jahr („Einjährig-Freiwilliger“). Es ist aber nicht bekannt, wo er seinen Militärdienst absolvierte. Er begann anschließend eine Lehre bei der Firma „Abraham M. Schiff“ in Frankfurt am Main, die im Ledergroßhandel tätig war und bei der er zuerst „Commis“ wurde, also einem Kontoristen oder Handlungsgehilfen. Später war er für das Unternehmen mit Sitz in der Schnurgasse 45 (heute Berliner Straße) als Handelsreisender im In- und Ausland tätig. 1906 heiratete sein Bruder Ludwig Stern, der auch einen kaufmännischen Beruf eingeschlagen hatte, in London die gleichaltrige Pauline Helene Kolsch. Moritz Stern blieb Junggeselle.

Im Jahr 1908 wechselte der 31-Jährige aus Frankfurt nach Berlin zum Ledergroßhändler „Julius Strauss“, der in Kreuzberg in der Zimmerstraße 14 ansässig war und neben Leder- und Schuhwaren auch Lederfournituren vertrieb. Auch für dieses Unternehmen war Moritz Stern als Handelsreisender tätig. 1920 erhielt er als Prokurist der Firma eine umfangreiche geschäftliche Vertretungsvollmacht. Im Jahr 1925 starb seine Mutter Sara und sieben Jahre später auch sein Vater Markus in Frankfurt am Main, wo das ältere Ehepaar zuletzt in der Staufenstraße 35 gewohnt hatte. Moritz Stern nahm sich 1932 in Berlin ein Zimmer zur Untermiete in der ersten Etage der Johanniterstraße 6, unweit des Landwehrkanals im Kreuzberger Bergmannkiez. Die Hauptmieterin der Wohnung war die gebürtige Frankfurterin Johanna Frieda Pfenninger, geborene Reeh. Leider haben sich keine weiteren Zeugnisse erhalten, die einen Einblick in das Leben von Moritz Stern im Berlin der Weimarer Republik geben könnten.

Mit der schrittweisen Entrechtung und Verfolgung von Juden seit 1933 – beziehungsweise aller Personen, die nach den Nürnberger Gesetzen im NS-Staat als Juden galten – begannen auch staatliche Zwangsmaßnahmen gegen Moritz Stern und seine Angehörigen. Darunter fielen zahlreiche Maßnahmen der Diskriminierung und sozialen Ausgrenzung, des Entzugs staatsbürgerlicher Rechte sowie der Verdrängung aus dem Berufs- und Wirtschaftsleben. Das Geschäft, bei dem Moritz angestellt war, hatte unter den antisemitischen Kampagnen, Boykotten und Ausschreitungen zu leiden, die ihren sichtbarsten Ausdruck in den Pogromen im Juni und November 1938 in Berlin erfuhren. Ab Mitte der 1930er-Jahre mussten die Löhne der Beschäftigten gekürzt werden, um das Geschäft rentabel zu halten. Im Jahr 1939 wurde der Betrieb schließlich zwangsweise aufgelöst und Moritz Stern verlor seine Stelle. Ab Anfang der 1940er-Jahre musste er in Berlin Zwangsarbeit als Arbeiter im Wernerwerk der „Siemens & Halske AG“ leisten. Mit der Polizeiverordnung vom 1. September 1941 „über die Kennzeichnung der Juden“ konnten er sich nur noch mit stigmatisierendem „Judenstern“ in der Öffentlichkeit bewegen.

Der Entrechtung folgte die Deportation: Moritz Stern wurde Ende Februar 1943 im Rahmen der sogenannten Fabrik-Aktion, bei der die letzten offiziell in der Hauptstadt verbliebenen Juden deportiert werden sollten, an seinem Arbeitsplatz im Wernerwerk oder in seiner Wohnung verhaftet und in eines der Berliner Sammellager verschleppt. Von dort wurde der 65-Jährige am 1. März 1943 mit dem „31. Osttransport“ in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert und dort – vermutlich unmittelbar nach der Ankunft des Transports am 2. März – ermordet. Sein Bruder Ludwig Stern und dessen Ehefrau Pauline überlebten die NS-Verfolgung und wohnten später in den Niederlanden.