Lea Behar née Jaesch

Location 
Kantstr. 154 a
District
Charlottenburg
Stone was laid
05 September 2003
Born
04 March 1890 in Konstantinopel / Istanbul
Deportation
on 14 December 1942 to Auschwitz
Murdered
14 December 1942 in Auschwitz

Lea Behar, geb. Jaesch, wurde am 4. März 1890 in Istanbul geboren. Sie stammte aus ein sephardischen Familie. Verheiratet war sie mit Nissim Behar, geb. am 23. Mai 1886 in Istanbul (Türkei). Er war sephardischer Jude türkischer Staatsangehörigkeit und war Teppichknüpfer. Das Ehepaar lebte in bescheidenen Verhältnissen in Istanbul. Unter anderem deshalb beschlossen sie, auszuwandern. 1916 ließen sie sich in Berlin nieder, wo mehrere Verwandte im Teppichhandel etabliert waren. Dennoch fand Nissim zunächst – mitten im Ersten Weltkrieg - keine Arbeit im Bereich Orientteppiche. <br />
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Kurz nach der Ankunft in Berlin, am 2. März 1916, wurde ihre Tochter Alegrina geboren. Die schwierigen ökonomischen Verhältnisse in Berlin veranlassten die Behars 1920 weiterzuziehen und ihr Glück in Paris zu versuchen, wo Leas Schwester Rachel lebte. Dort wurde am 29. Juli 1920 die zweite Tochter, Jeanne, geboren. Doch der wirtschaftliche Erfolg stellte sich auch in Frankreich nicht ein und die Familie kehrte nach Berlin zurück. Am 6. September 1923 kam ihr Sohn Isaak zur Welt. Nissim hatte inzwischen eine Anstellung als Teppichstopfer am Hausvogteiplatz gefunden, wurde allerdings schlecht entlohnt und die Familie wohnte sehr beengt in einem Zimmer zur Untermiete in der Nürnberger Straße. Einige Jahre später konnte Nissim Behar in dem Teppichgeschäft seiner Schwester Ester Cohen arbeiten, das von seinem jüngeren Bruder Mois Behar geführt wurde. Der Laden „Cohen & Behar Orientteppiche“ lag in der Kantstraße 160 und Nissim und seine Familie konnten in ein größeres Zimmer im gleichen Haus zur Untermiete bei Frau Hillel ziehen. Um 1937 gelang es Nissim Behar, mit Hilfe zweier Geschäftspartner einen eigenen Teppichladen in der Kantstrasse 154a zu führen und die Behars konnten auch endlich eine eigene Wohnung im gleichen Haus beziehen.<br />
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Das Haus Kantstrasse 154a liegt an der Ecke zur Fasanenstrasse. Behars konnten in der Nacht zum 10. November 1938 von ihrem Wohnzimmer aus die brennende Synagoge sehen. Bis dahin hatten sie die Hetze gegen Juden nur beschränkt zu spüren bekommen, ihre türkische Staatsbürgerschaft schützte sie zunächst. Im Frühjahr 1939 jedoch wurden ihre Pässe vom Türkischen Konsulat eingezogen, fortan galten sie den Nationalsozialisten als staatenlos und somit aller Rechte beraubt. Wahrscheinlich Anfang 1941 wurde Nissim Behar als Zwangsarbeiter in der Militärfärberei Bergmann verpflichtet. Dort wurde ab 1942 auch sein 18-jähriger Sohn Isaak eingesetzt. Er hatte davor beim Gleisbau arbeiten müssen. Die Töchter Alegrina und Jeanne waren in die Spinnstofffabrik in Zehlendorf kommandiert worden. <br />
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Nachdem die ganze Familie im Mai 1942 knapp der Deportation entgangen war, wurde sie am 13. Dezember 1942, einem Sonntag, ohne Vorwarnung von der Geheimen Staatspolizei (Gestapo) abgeholt. Schon am nächsten Tag, dem 14. Dezember, wurden sie vom Gleis 17 des Bahnhofs Grunewald nach Auschwitz deportiert und dort ermordet. Als die Stolpersteine 2003 verlegt wurden, war Riga als Deportationsort angenommen worden. „Mein Vater Nissim Behar war 56 Jahre alt“ schrieb Isaak Behar fast sechzig Jahre später, „meine Mutter Lea 52. Alegrina, der lebenslustige Witzbold, war 26 Jahre alt, meine schüchterne Schwester Jeanne gerade 22.“<br />
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Nissims Sohn Isaak war zum Zeitpunkt der Festnahme gerade nicht zu Hause, bemerkte rechtzeitig die Gestapo-Männer und kehrte nicht mehr in die Kantstrasse zurück. Er überlebte dank der Hilfe verschiedener Menschen bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges 1945 im Untergrund. Seine Geschichte und die seiner Familie beschrieb er in dem bewegenden Buch Versprich mir, dass du am Leben bleibst, das 2002 veröffentlicht wurde. In zahlreichen Zeitzeugengesprächen mit Berliner jungen Menschen hat er sich gegen das Vergessen und für Toleranz eingesetzt. Isaak Behar ist am 22. April 2011 gestorben.

Lea Behar, geb. Jaesch, wurde am 4. März 1890 in Istanbul geboren. Sie stammte aus ein sephardischen Familie. Verheiratet war sie mit Nissim Behar, geb. am 23. Mai 1886 in Istanbul (Türkei). Er war sephardischer Jude türkischer Staatsangehörigkeit und war Teppichknüpfer. Das Ehepaar lebte in bescheidenen Verhältnissen in Istanbul. Unter anderem deshalb beschlossen sie, auszuwandern. 1916 ließen sie sich in Berlin nieder, wo mehrere Verwandte im Teppichhandel etabliert waren. Dennoch fand Nissim zunächst – mitten im Ersten Weltkrieg - keine Arbeit im Bereich Orientteppiche.

Kurz nach der Ankunft in Berlin, am 2. März 1916, wurde ihre Tochter Alegrina geboren. Die schwierigen ökonomischen Verhältnisse in Berlin veranlassten die Behars 1920 weiterzuziehen und ihr Glück in Paris zu versuchen, wo Leas Schwester Rachel lebte. Dort wurde am 29. Juli 1920 die zweite Tochter, Jeanne, geboren. Doch der wirtschaftliche Erfolg stellte sich auch in Frankreich nicht ein und die Familie kehrte nach Berlin zurück. Am 6. September 1923 kam ihr Sohn Isaak zur Welt. Nissim hatte inzwischen eine Anstellung als Teppichstopfer am Hausvogteiplatz gefunden, wurde allerdings schlecht entlohnt und die Familie wohnte sehr beengt in einem Zimmer zur Untermiete in der Nürnberger Straße. Einige Jahre später konnte Nissim Behar in dem Teppichgeschäft seiner Schwester Ester Cohen arbeiten, das von seinem jüngeren Bruder Mois Behar geführt wurde. Der Laden „Cohen & Behar Orientteppiche“ lag in der Kantstraße 160 und Nissim und seine Familie konnten in ein größeres Zimmer im gleichen Haus zur Untermiete bei Frau Hillel ziehen. Um 1937 gelang es Nissim Behar, mit Hilfe zweier Geschäftspartner einen eigenen Teppichladen in der Kantstrasse 154a zu führen und die Behars konnten auch endlich eine eigene Wohnung im gleichen Haus beziehen.

Das Haus Kantstrasse 154a liegt an der Ecke zur Fasanenstrasse. Behars konnten in der Nacht zum 10. November 1938 von ihrem Wohnzimmer aus die brennende Synagoge sehen. Bis dahin hatten sie die Hetze gegen Juden nur beschränkt zu spüren bekommen, ihre türkische Staatsbürgerschaft schützte sie zunächst. Im Frühjahr 1939 jedoch wurden ihre Pässe vom Türkischen Konsulat eingezogen, fortan galten sie den Nationalsozialisten als staatenlos und somit aller Rechte beraubt. Wahrscheinlich Anfang 1941 wurde Nissim Behar als Zwangsarbeiter in der Militärfärberei Bergmann verpflichtet. Dort wurde ab 1942 auch sein 18-jähriger Sohn Isaak eingesetzt. Er hatte davor beim Gleisbau arbeiten müssen. Die Töchter Alegrina und Jeanne waren in die Spinnstofffabrik in Zehlendorf kommandiert worden.

Nachdem die ganze Familie im Mai 1942 knapp der Deportation entgangen war, wurde sie am 13. Dezember 1942, einem Sonntag, ohne Vorwarnung von der Geheimen Staatspolizei (Gestapo) abgeholt. Schon am nächsten Tag, dem 14. Dezember, wurden sie vom Gleis 17 des Bahnhofs Grunewald nach Auschwitz deportiert und dort ermordet. Als die Stolpersteine 2003 verlegt wurden, war Riga als Deportationsort angenommen worden. „Mein Vater Nissim Behar war 56 Jahre alt“ schrieb Isaak Behar fast sechzig Jahre später, „meine Mutter Lea 52. Alegrina, der lebenslustige Witzbold, war 26 Jahre alt, meine schüchterne Schwester Jeanne gerade 22.“

Nissims Sohn Isaak war zum Zeitpunkt der Festnahme gerade nicht zu Hause, bemerkte rechtzeitig die Gestapo-Männer und kehrte nicht mehr in die Kantstrasse zurück. Er überlebte dank der Hilfe verschiedener Menschen bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges 1945 im Untergrund. Seine Geschichte und die seiner Familie beschrieb er in dem bewegenden Buch Versprich mir, dass du am Leben bleibst, das 2002 veröffentlicht wurde. In zahlreichen Zeitzeugengesprächen mit Berliner jungen Menschen hat er sich gegen das Vergessen und für Toleranz eingesetzt. Isaak Behar ist am 22. April 2011 gestorben.