Ralph Egon Marcus

Location 
Karl-Marx-Straße 55
Historical name
Berliner Str. 80
District
Neukölln
Stone was laid
27 October 2010
Born
05 September 1928 in Berlin-Neukölln
Deportation
on 19 February 1943 to Auschwitz
Murdered
in Auschwitz

Ralph Egon Marcus, der eigentlich Ralph Egon Abt hieß, da sein Stiefvater Friedrich Abt ihn adoptiert hatte, wurde am 5. September 1928 in Berlin-Neukölln geboren. 1926 hatte seine 1908 geborene und berufslose Mutter Alice Lasker in erster Ehe einen Kaufmann namens Marcus geheiratet, die Ehe wurde aber bereits im Februar 1929 geschieden. <br />
Ralph Marcus war zu Beginn der NS-Diktatur fünf Jahre alt. Seine Mutter Alice heiratete 1938 oder 1939 den am 12. Mai 1899 in Göttingen geborenen Kaufmann Friedrich Abt, der ihren Sohn Ralph adoptierte. Friedrich Abt hatte seit 1922 in der Baumwollfabrik seines wohlhabenden Großonkels Albert Abt (1860–1935) gearbeitet, dessen Firma er später übernehmen sollte. – In der NS-Diktatur war dies dann nicht mehr möglich.<br />
Die Diskriminierung und Isolation der Erwachsenen traf auch das Kind, dessen Welt kleiner wurde: Ralph durfte seit 1938 nicht mehr in den Zoo, nicht in den Park, nicht auf den Rummelplatz, nicht ins Kino, nicht ins Schwimmbad … Seit dem Herbst 1939 gab es in der Wohnung kein Radio mehr. Seit Juni 1940, Ralph Marcus-Abt war fast 12 Jahre alt, wohnte die Familie Abt in der damaligen Berliner Straße 80/81 (heute Karl-Marx-Straße 55). Im Haus wohnten seit vielen Jahren Ralphs Großeltern Hedwig und Max Lasker. Ob die Familie Abt zur Untermiete in die 4-Zimmer-Wohnung der Großeltern Lasker zog oder in eine eigene 2-Zimmer-Wohnung, bleibt unklar. Seit September 1941 musste Ralph den gelben Stern tragen. Seit März 1942 musste zusätzlich der Stern an der Wohnungstür befestigt werden. <br />
Seit 1941 lebten Ralph und seine Eltern, die Großeltern Lasker und die dreiköpfige Familie Itzig aus demselben Haus in einer gemeinsamen Wohnung. Samuel und Felicia Itzig hatten vier Kinder: zwei waren emigriert, eine Tochter war seit 1931 verheiratet und wohnte in Moabit, nur die Tochter Betty lebte bei den Eltern. Die Großeltern Julius und Frieda Abt waren 1929 aus Berlin nach Österreich gegangen. 1942 wurden sie von Wien aus nach Theresienstadt verschleppt. Frieda Abt kam dort 1944 um, Julius Abt überlebte. <br />
Friedrich und Alice Abt mussten zuletzt Zwangsarbeit bei Siemens-Schuckert im Kabelwerk Gartenfeld leisten. Die Eltern waren also tagsüber nicht zu Hause. <br />
Am 29. November 1942 wurden die Großeltern Lasker nach Auschwitz deportiert. Am 19. Februar 1943 wurden auch das Ehepaar Abt mit seinem Sohn Ralph und Betty Itzig nach Auschwitz verschleppt. Kurze Zeit später folgten die Eltern Itzig und ihre Tochter Rosa mit ihrem Ehemann. Niemand überlebte.<br />
In der Transportliste der Gestapo für den 19. Februar 1943 wird als Anschrift von Ralph Marcus-Abt die Gieselerstraße 23 angegeben. Hier hatte er eine Zeit lang gewohnt – mit seiner Mutter oder bei Verwandten? In der Spalte „arbeitsfähig“ findet sich für den 14-jährigen Jungen ein Strich, d.h. er wurde vermutlich sofort nach der Ankunft in Auschwitz ermordet. <br />

Ralph Egon Marcus, der eigentlich Ralph Egon Abt hieß, da sein Stiefvater Friedrich Abt ihn adoptiert hatte, wurde am 5. September 1928 in Berlin-Neukölln geboren. 1926 hatte seine 1908 geborene und berufslose Mutter Alice Lasker in erster Ehe einen Kaufmann namens Marcus geheiratet, die Ehe wurde aber bereits im Februar 1929 geschieden.
Ralph Marcus war zu Beginn der NS-Diktatur fünf Jahre alt. Seine Mutter Alice heiratete 1938 oder 1939 den am 12. Mai 1899 in Göttingen geborenen Kaufmann Friedrich Abt, der ihren Sohn Ralph adoptierte. Friedrich Abt hatte seit 1922 in der Baumwollfabrik seines wohlhabenden Großonkels Albert Abt (1860–1935) gearbeitet, dessen Firma er später übernehmen sollte. – In der NS-Diktatur war dies dann nicht mehr möglich.
Die Diskriminierung und Isolation der Erwachsenen traf auch das Kind, dessen Welt kleiner wurde: Ralph durfte seit 1938 nicht mehr in den Zoo, nicht in den Park, nicht auf den Rummelplatz, nicht ins Kino, nicht ins Schwimmbad … Seit dem Herbst 1939 gab es in der Wohnung kein Radio mehr. Seit Juni 1940, Ralph Marcus-Abt war fast 12 Jahre alt, wohnte die Familie Abt in der damaligen Berliner Straße 80/81 (heute Karl-Marx-Straße 55). Im Haus wohnten seit vielen Jahren Ralphs Großeltern Hedwig und Max Lasker. Ob die Familie Abt zur Untermiete in die 4-Zimmer-Wohnung der Großeltern Lasker zog oder in eine eigene 2-Zimmer-Wohnung, bleibt unklar. Seit September 1941 musste Ralph den gelben Stern tragen. Seit März 1942 musste zusätzlich der Stern an der Wohnungstür befestigt werden.
Seit 1941 lebten Ralph und seine Eltern, die Großeltern Lasker und die dreiköpfige Familie Itzig aus demselben Haus in einer gemeinsamen Wohnung. Samuel und Felicia Itzig hatten vier Kinder: zwei waren emigriert, eine Tochter war seit 1931 verheiratet und wohnte in Moabit, nur die Tochter Betty lebte bei den Eltern. Die Großeltern Julius und Frieda Abt waren 1929 aus Berlin nach Österreich gegangen. 1942 wurden sie von Wien aus nach Theresienstadt verschleppt. Frieda Abt kam dort 1944 um, Julius Abt überlebte.
Friedrich und Alice Abt mussten zuletzt Zwangsarbeit bei Siemens-Schuckert im Kabelwerk Gartenfeld leisten. Die Eltern waren also tagsüber nicht zu Hause.
Am 29. November 1942 wurden die Großeltern Lasker nach Auschwitz deportiert. Am 19. Februar 1943 wurden auch das Ehepaar Abt mit seinem Sohn Ralph und Betty Itzig nach Auschwitz verschleppt. Kurze Zeit später folgten die Eltern Itzig und ihre Tochter Rosa mit ihrem Ehemann. Niemand überlebte.
In der Transportliste der Gestapo für den 19. Februar 1943 wird als Anschrift von Ralph Marcus-Abt die Gieselerstraße 23 angegeben. Hier hatte er eine Zeit lang gewohnt – mit seiner Mutter oder bei Verwandten? In der Spalte „arbeitsfähig“ findet sich für den 14-jährigen Jungen ein Strich, d.h. er wurde vermutlich sofort nach der Ankunft in Auschwitz ermordet.