Erna Pese née Trost

Location 
Levetzowstr. 6
District
Moabit
Stone was laid
November 2009
Born
26 January 1900 in Liegnitz (Schlesien) / Legnica
Deportation
on 19 April 1943 to Theresienstadt
Later deported
on 01 October 1944 to Auschwitz
Murdered
in Auschwitz

Erna Trost kam am 26. Januar 1900 im schlesischen Liegnitz (heute: Legnica / Polen) als Tochter von Hermann Trost und Sarah Trost, geb. Schnapp, zur Welt. Ihr Vater stammte ursprünglich aus Lemberg (heute: Lwiw / Ukraine). In Liegnitz hatte er sich eine Existenz als Kaufmann aufgebaut und führte eine gut gehende Textil- und Stoffhandlung. Erna hatte noch eine jüngere Schwester namens Luise.<br />
<br />
1920 heiratete Erna Trost in Berlin den zwölf Jahre älteren Kaufmann Erich Pese, der aus dem schlesischen Groß Strehlitz stammte. Dieser arbeitete als Vertreter für mehrere Maschinenbaufirmen und Ersatzteilhersteller. Am 13. März 1924 wurde die Tochter Marion Alice geboren. Die Familie Pese wohnte zunächst in der Elberfelderstraße in Berlin-Moabit. Später zog sie wenige Straßen weiter in eine 4-Zimmer-Wohnung in der 1. Etage der Levetzowstraße 6. Das Haus befand sich unmittelbar neben der Synagoge, die ab 1941 von den Nationalsozialisten als Sammellager für die Deportation der Berliner Jüdinnen und Juden missbraucht wurde. Die Berliner Adressbücher weisen außerdem noch die Jagowstraße 25 als Anschrift der Peses aus.<br />
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Eine Verwandte berichtete nach dem Krieg, die Familie Pese habe in „ausgezeichneten finanziellen Verhältnissen“ gelebt, über ein eigenes Auto verfügt und regelmäßig Konzerte, das Theater und die Oper besucht. In ihrer Wohnung hätten sie ein Dienstmädchen beschäftigt. In den Sommerferien seien sie regelmäßig auf Reisen gegangen. Die Tochter Marion habe private Musikstunden bekommen.<br />
<br />
Anfang der 1930er-Jahre starb die Mutter von Erna Pese an einer Krankheit. Daraufhin gab der Vater Hermann Trost sein Geschäft in Liegnitz auf und zog zusammen mit Ernas Schwester Luise und deren Sohn Horst nach Berlin. Sie zogen in eine großzügige Wohnung in der Bamberger Straße in Berlin-Schöneberg. Die Familien standen daraufhin in engem Kontakt miteinander.<br />
<br />
Unmittelbar nachdem die Nationalsozialisten 1933 an die Macht gekommen waren, begannen sie damit, die jüdische Bevölkerung aus allen Gesellschafts- und Lebensbereichen auszugrenzen. Die sich verschärfende politische Lage war regelmäßiges Diskussionsthema in den Familien Pese und Trost. 1938 wurde die 14-jährige Marion Pese, die seit ihrem sechsten Lebensjahr eine öffentliche Schule in Berlin besucht hatte, der Schule verwiesen. Auch ihr jüngerer Cousin Horst musste die Schule abbrechen. Erich Pese wurde – vermutlich im Zuge der Novemberpogrome 1938 – verhaftet und war im Konzentrationslager Sachsenhausen inhaftiert. Am 5. Dezember 1938 wurde er von dort entlassen. Danach habe das Ehepaar mit der Tochter, so erinnert sich die Schwester von Erna Pese, aus Angst vor weiterer Verfolgung mehrfach den Wohnsitz gewechselt. Über Verwandte in den USA hatten die Peses ein Affadavit bekommen können, um Visa für die Einreise zu beantragen. In der Hoffnung auf die baldige Emigration hatten sie bereits einen Teil ihrer Möbel nach Baltimore versandt. Sie konnten jedoch aufgrund der strikt begrenzten Quoten nicht mehr rechtzeitig an eine Einreisegenehmigung kommen und so kam es nicht zur Auswanderung. Erich und Erna Pese gelang es lediglich, ihre 15-jährige Tochter zu retten. Marion Pese konnte im Sommer 1939 mit einem Kindertransport nach England ausreisen. Dorthin waren bereits Ernas Schwester Luise und deren Sohn emigriert. Nachdem Luise und ihr Sohn Berlin verlassen hatten, zog Ernas und Luises Vater Hermann Trost in das Jüdische Altersheim in der Brunnenstraße 41.<br />
<br />
Laut der Vermögenserklärung, die Erich und Erna Pese vor ihrer Deportation ausfüllen mussten, wohnten sie seit Oktober 1939 in einer 3-Zimmer-Wohnung in der Tile-Wardenberg-Straße 20 in Berlin-Tiergarten. Sowohl Erna als auch Erich Pese wurden zur Zwangsarbeit bei der Osram GmbH an der Helmholtzstraße verpflichtet.<br />
<br />
Am 17. August 1942 wurde Ernas Vater Hermann Trost mit dem „1. großen Alterstransport“ in das Ghetto Theresienstadt deportiert, wo er etwa zwei Wochen später starb.<br />
<br />
Am 19. April 1943 wurden die damals 43-jährige Erna Pese und ihr Mann Ernst mit dem „86. Alterstransport“ ebenfalls in das Ghetto Theresienstadt verschleppt. Die kurz vor der Deportation ausgestellte Verfügung über den Einzug ihres gesamten Vermögens zugunsten des Deutschen Reiches war an die Auguststraße 17 adressiert. Dort befand sich seit Dezember 1942 ein Sammellager, in dem 265 in der Rüstungsindustrie eingesetzte jüdische Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter untergebracht waren, die von der Gestapo oder SS aufgegriffen, aber von einer Deportation kurzfristig zurückgestellt worden waren. Vermutlich war auch das Ehepaar Pese unter ihnen. Im Ghetto Theresienstadt blieb das Ehepaar Pese etwa eineinhalb Jahre. Am 1. Oktober 1944 wurden Erich und Erna Pese von dort weiter in das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz gebracht und vermutlich unmittelbar nach der Ankunft ermordet.<br />

Erna Trost kam am 26. Januar 1900 im schlesischen Liegnitz (heute: Legnica / Polen) als Tochter von Hermann Trost und Sarah Trost, geb. Schnapp, zur Welt. Ihr Vater stammte ursprünglich aus Lemberg (heute: Lwiw / Ukraine). In Liegnitz hatte er sich eine Existenz als Kaufmann aufgebaut und führte eine gut gehende Textil- und Stoffhandlung. Erna hatte noch eine jüngere Schwester namens Luise.

1920 heiratete Erna Trost in Berlin den zwölf Jahre älteren Kaufmann Erich Pese, der aus dem schlesischen Groß Strehlitz stammte. Dieser arbeitete als Vertreter für mehrere Maschinenbaufirmen und Ersatzteilhersteller. Am 13. März 1924 wurde die Tochter Marion Alice geboren. Die Familie Pese wohnte zunächst in der Elberfelderstraße in Berlin-Moabit. Später zog sie wenige Straßen weiter in eine 4-Zimmer-Wohnung in der 1. Etage der Levetzowstraße 6. Das Haus befand sich unmittelbar neben der Synagoge, die ab 1941 von den Nationalsozialisten als Sammellager für die Deportation der Berliner Jüdinnen und Juden missbraucht wurde. Die Berliner Adressbücher weisen außerdem noch die Jagowstraße 25 als Anschrift der Peses aus.

Eine Verwandte berichtete nach dem Krieg, die Familie Pese habe in „ausgezeichneten finanziellen Verhältnissen“ gelebt, über ein eigenes Auto verfügt und regelmäßig Konzerte, das Theater und die Oper besucht. In ihrer Wohnung hätten sie ein Dienstmädchen beschäftigt. In den Sommerferien seien sie regelmäßig auf Reisen gegangen. Die Tochter Marion habe private Musikstunden bekommen.

Anfang der 1930er-Jahre starb die Mutter von Erna Pese an einer Krankheit. Daraufhin gab der Vater Hermann Trost sein Geschäft in Liegnitz auf und zog zusammen mit Ernas Schwester Luise und deren Sohn Horst nach Berlin. Sie zogen in eine großzügige Wohnung in der Bamberger Straße in Berlin-Schöneberg. Die Familien standen daraufhin in engem Kontakt miteinander.

Unmittelbar nachdem die Nationalsozialisten 1933 an die Macht gekommen waren, begannen sie damit, die jüdische Bevölkerung aus allen Gesellschafts- und Lebensbereichen auszugrenzen. Die sich verschärfende politische Lage war regelmäßiges Diskussionsthema in den Familien Pese und Trost. 1938 wurde die 14-jährige Marion Pese, die seit ihrem sechsten Lebensjahr eine öffentliche Schule in Berlin besucht hatte, der Schule verwiesen. Auch ihr jüngerer Cousin Horst musste die Schule abbrechen. Erich Pese wurde – vermutlich im Zuge der Novemberpogrome 1938 – verhaftet und war im Konzentrationslager Sachsenhausen inhaftiert. Am 5. Dezember 1938 wurde er von dort entlassen. Danach habe das Ehepaar mit der Tochter, so erinnert sich die Schwester von Erna Pese, aus Angst vor weiterer Verfolgung mehrfach den Wohnsitz gewechselt. Über Verwandte in den USA hatten die Peses ein Affadavit bekommen können, um Visa für die Einreise zu beantragen. In der Hoffnung auf die baldige Emigration hatten sie bereits einen Teil ihrer Möbel nach Baltimore versandt. Sie konnten jedoch aufgrund der strikt begrenzten Quoten nicht mehr rechtzeitig an eine Einreisegenehmigung kommen und so kam es nicht zur Auswanderung. Erich und Erna Pese gelang es lediglich, ihre 15-jährige Tochter zu retten. Marion Pese konnte im Sommer 1939 mit einem Kindertransport nach England ausreisen. Dorthin waren bereits Ernas Schwester Luise und deren Sohn emigriert. Nachdem Luise und ihr Sohn Berlin verlassen hatten, zog Ernas und Luises Vater Hermann Trost in das Jüdische Altersheim in der Brunnenstraße 41.

Laut der Vermögenserklärung, die Erich und Erna Pese vor ihrer Deportation ausfüllen mussten, wohnten sie seit Oktober 1939 in einer 3-Zimmer-Wohnung in der Tile-Wardenberg-Straße 20 in Berlin-Tiergarten. Sowohl Erna als auch Erich Pese wurden zur Zwangsarbeit bei der Osram GmbH an der Helmholtzstraße verpflichtet.

Am 17. August 1942 wurde Ernas Vater Hermann Trost mit dem „1. großen Alterstransport“ in das Ghetto Theresienstadt deportiert, wo er etwa zwei Wochen später starb.

Am 19. April 1943 wurden die damals 43-jährige Erna Pese und ihr Mann Ernst mit dem „86. Alterstransport“ ebenfalls in das Ghetto Theresienstadt verschleppt. Die kurz vor der Deportation ausgestellte Verfügung über den Einzug ihres gesamten Vermögens zugunsten des Deutschen Reiches war an die Auguststraße 17 adressiert. Dort befand sich seit Dezember 1942 ein Sammellager, in dem 265 in der Rüstungsindustrie eingesetzte jüdische Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter untergebracht waren, die von der Gestapo oder SS aufgegriffen, aber von einer Deportation kurzfristig zurückgestellt worden waren. Vermutlich war auch das Ehepaar Pese unter ihnen. Im Ghetto Theresienstadt blieb das Ehepaar Pese etwa eineinhalb Jahre. Am 1. Oktober 1944 wurden Erich und Erna Pese von dort weiter in das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz gebracht und vermutlich unmittelbar nach der Ankunft ermordet.