Arnhold Salomonsohn

Location 
Lietzenburger Str. 56
District
Charlottenburg
Stone was laid
05 June 2004
Born
20 March 1877 in Sypniewo
Occupation
Kaufmann
Deportation
on 05 September 1942 to Riga
Murdered
08 September 1942 in Riga

Arnhold Salomonsohn kam am 20. März 1877 in Sypniewo (deutsch: Sittnow), einem Dorf in der Nähe der westpreußischen Stadt Vandsburg (Więcbork/Polen) auf die Welt. Er war das erste Kind des jüdischen Kaufmanns Markus Salomonsohn (1851–1903, auch 1850–1902) und dessen Ehefrau Rosa, geb. Conitzer (1853–1902). Von seinen sechs jüngeren Geschwistern starben drei bereits einen Tag nach der Geburt und eine Schwester als Vierzehnjährige. Mit Arnhold erwachsen wurde seine Schwester Auguste (1878–1912). <br />
Die Vorfahren und zahlreichen Verwandten waren Kaufleute und lebten nicht weit voneinander entfernt in den kleinen Landstädten und Dörfern in der Nähe des Flusses Netze. Je nach Geschäftslage scheinen sie ganz selbstverständlich umgezogen zu sein. Der Vater von Arnhold Salomonsohn besaß mehrere Geschäfte für Manufakturwaren in Vandsburg. Im Ort gab es eine Synagoge, einen jüdischen Friedhof und zum Zeitpunkt der Geburt von Arnhold Salomonsohn auch einen von der Gemeinde bezahlten Rabbiner. Gleichzeitig zogen die (meist ärmeren) Juden Richtung Westen, die wohlhabenderen Kaufleute aber blieben. So auch die Familie Salomonsohn. Da Arnhold Salomonsohn Latein beherrschte, wird er ein Gymnasium besucht haben. Danach absolvierte er eine kaufmännische Lehre. Mitte der 1890er-Jahre lebte er zur Untermiete in Posen. (Noch in der Ausbildung oder mit erster Anstellung?) <br />
1904, nach dem Tod von Markus Salomonsohn, übernahm Leo Salomon, der Ehemann von Arnholds Schwester Auguste, eins der Geschäfte in Vandsburg. Arnhold Salomonsohn ging nach verschiedenen Anstellungen in das weit entfernte Mainz. Dort wurde er Geschäftsführer einer Filiale des Alsberg-Konzerns, der in vielen Städten (rechtlich) selbstständige Textilgeschäfte und Kaufhäuser betrieb. (Bis zur „Arisierung“ der Firma war „Alsberg“ vor allem im Westen Deutschlands ein bekannter Begriff.) Am 31. Dezember 1910 heiratete Arnhold Salomonsohn die aus seiner Heimat stammende, 1887 geborene Adele Marcus aus Inowrazlaw (Hohensalza) (Inowrocław/Polen). Ihr Vater Nathan Marcus besaß dort ein Herrenmodengeschäft. Am 15. November 1911 wurde in Mainz ihr Sohn Manfred geboren. <br />
Die junge Familie kehrte in den Osten zurück, und Arnhold Salomonsohn übernahm noch vor dem Ersten Weltkrieg in Vandsburg ein Geschäft seines verstorbenen Vaters. Im Oktober 1915 annoncierte er: <br />
„Für die Manufakturenwar.-Abteilung erste tüchtige Verkäuferin der poln. Sprache mächtig, per sofort evtl. 1.11. gesucht. Reflekt. wird nur auf fleißige Kraft. A. Salomonsohn's Warenhaus Vandsburg“. <br />
Während des Krieges (1917/1918) war Arnhold Salomonsohn Soldat. Nach Kriegsende verließ auch er das Städtchen Vandsburg (das 1920 polnisch werden sollte) und ging nach Berlin. Dort gründete er mit einem Schwager eine Konfektionsgroßhandlung in der Nähe des Spittelmarktes. <br />
Die Familie wohnte in der (heute nicht mehr existierenden) Raupachstraße 9 in Berlin-Mitte. Am 12. Januar 1920 wurde der Sohn Heinz geboren. <br />
Bis 1927/28 sollte die Familie in Berlin-Mitte wohnen. Nach einigen Jahren gaben die beiden Kaufleute die Großhandlung am Spittelmarkt auf und eröffneten drei Einzelhandelsgeschäfte in Berlin-Spandau (Kaufhaus Wilhelmstadt), in Berlin-Neukölln und in der kleinen märkischen Stadt Velten: Das Geschäft an der Victoriastraße lief unter dem Namen des ehemaligen Eigentümers als Kaufhaus Hermann Jontofsohn. Arnhold Salomonsohn war der Alleininhaber, die Ehepartner leiteten gemeinsam das Geschäft. Die Familie wohnte in demselben Haus. Sohn Heinz ging in Velten zur Schule. – Es war nach der Erinnerung einer Nichte ein „gutes Leben“. <br />
Dieses Leben endete 1933: Arnold Salomonsohn musste das Geschäft aufgeben. Er zog mit Ehefrau Adele und Sohn Heinz nach Berlin zurück. Dort wohnte die Familie seit 1934 in einer 2-Zimmer-Wohnung im Parterre des Gartenhauses der Lietzenburger Straße 2 in Berlin-Wilmersdorf. Der ältere Sohn Manfred, der Exportkaufmann geworden war und nicht mehr bei den Eltern wohnte, emigrierte 1936 nach Südafrika. Sohn Heinz blieb bei den Eltern. <br />
Adolph Salomonsohn übernahm Vertretungen und scheint für kurze Zeit auch die Stelle seines emigrierten Sohnes bei der Firma Lichtenthal und Wieselberg am Kurfürstendamm übernommen zu haben. Sohn Heinz musste als Jude das Gymnasium verlassen und arbeitete danach in einer Großhandlung.<br />
Zuletzt wurden Arnhold und Heinz Salomonsohn zur Zwangsarbeit gepresst: Der Vater arbeitete in Berlin-Oberschöneweide in der Akkumulatorenfabrik AG, in der für den Krieg besonders wichtige Batterien hergestellt wurden, der Sohn bei einer Firma für Laborbedarf im Bezirk Kreuzberg. <br />
<br />
Am 5. September 1942 wurde Arnhold Salomonsohn mit seiner Ehefrau Adele und dem Sohn Heinz (und fast 800 anderen) vom Güterbahnhof Moabit aus mit dem „19. Osttransport“ nach Riga deportiert. Nach drei Tagen Fahrt wurden 80 Handwerker zur Arbeit in das Ghetto geschafft, die übrigen Deportierten wurden gleich nach der Ankunft erschossen. Die Familie Salomonsohn kehrte nicht zurück. <br />
<br />
In Berlin hatte schließlich auch sein Schwager Leo Salomon gelebt: Er wurde mit seiner zweiten Ehefrau Käthe im Oktober 1941 nach Lodz deportiert und ermordet. <br />
Sohn Manfred Salomonsohn, der seinen Nachnamen änderte und sich Salo nannte, gründete in Südafrika eine Familie. Er starb 1978. Seine Kinder und Enkel haben die Stolpersteine gespendet.<br />

Arnhold Salomonsohn kam am 20. März 1877 in Sypniewo (deutsch: Sittnow), einem Dorf in der Nähe der westpreußischen Stadt Vandsburg (Więcbork/Polen) auf die Welt. Er war das erste Kind des jüdischen Kaufmanns Markus Salomonsohn (1851–1903, auch 1850–1902) und dessen Ehefrau Rosa, geb. Conitzer (1853–1902). Von seinen sechs jüngeren Geschwistern starben drei bereits einen Tag nach der Geburt und eine Schwester als Vierzehnjährige. Mit Arnhold erwachsen wurde seine Schwester Auguste (1878–1912).
Die Vorfahren und zahlreichen Verwandten waren Kaufleute und lebten nicht weit voneinander entfernt in den kleinen Landstädten und Dörfern in der Nähe des Flusses Netze. Je nach Geschäftslage scheinen sie ganz selbstverständlich umgezogen zu sein. Der Vater von Arnhold Salomonsohn besaß mehrere Geschäfte für Manufakturwaren in Vandsburg. Im Ort gab es eine Synagoge, einen jüdischen Friedhof und zum Zeitpunkt der Geburt von Arnhold Salomonsohn auch einen von der Gemeinde bezahlten Rabbiner. Gleichzeitig zogen die (meist ärmeren) Juden Richtung Westen, die wohlhabenderen Kaufleute aber blieben. So auch die Familie Salomonsohn. Da Arnhold Salomonsohn Latein beherrschte, wird er ein Gymnasium besucht haben. Danach absolvierte er eine kaufmännische Lehre. Mitte der 1890er-Jahre lebte er zur Untermiete in Posen. (Noch in der Ausbildung oder mit erster Anstellung?)
1904, nach dem Tod von Markus Salomonsohn, übernahm Leo Salomon, der Ehemann von Arnholds Schwester Auguste, eins der Geschäfte in Vandsburg. Arnhold Salomonsohn ging nach verschiedenen Anstellungen in das weit entfernte Mainz. Dort wurde er Geschäftsführer einer Filiale des Alsberg-Konzerns, der in vielen Städten (rechtlich) selbstständige Textilgeschäfte und Kaufhäuser betrieb. (Bis zur „Arisierung“ der Firma war „Alsberg“ vor allem im Westen Deutschlands ein bekannter Begriff.) Am 31. Dezember 1910 heiratete Arnhold Salomonsohn die aus seiner Heimat stammende, 1887 geborene Adele Marcus aus Inowrazlaw (Hohensalza) (Inowrocław/Polen). Ihr Vater Nathan Marcus besaß dort ein Herrenmodengeschäft. Am 15. November 1911 wurde in Mainz ihr Sohn Manfred geboren.
Die junge Familie kehrte in den Osten zurück, und Arnhold Salomonsohn übernahm noch vor dem Ersten Weltkrieg in Vandsburg ein Geschäft seines verstorbenen Vaters. Im Oktober 1915 annoncierte er:
„Für die Manufakturenwar.-Abteilung erste tüchtige Verkäuferin der poln. Sprache mächtig, per sofort evtl. 1.11. gesucht. Reflekt. wird nur auf fleißige Kraft. A. Salomonsohn's Warenhaus Vandsburg“.
Während des Krieges (1917/1918) war Arnhold Salomonsohn Soldat. Nach Kriegsende verließ auch er das Städtchen Vandsburg (das 1920 polnisch werden sollte) und ging nach Berlin. Dort gründete er mit einem Schwager eine Konfektionsgroßhandlung in der Nähe des Spittelmarktes.
Die Familie wohnte in der (heute nicht mehr existierenden) Raupachstraße 9 in Berlin-Mitte. Am 12. Januar 1920 wurde der Sohn Heinz geboren.
Bis 1927/28 sollte die Familie in Berlin-Mitte wohnen. Nach einigen Jahren gaben die beiden Kaufleute die Großhandlung am Spittelmarkt auf und eröffneten drei Einzelhandelsgeschäfte in Berlin-Spandau (Kaufhaus Wilhelmstadt), in Berlin-Neukölln und in der kleinen märkischen Stadt Velten: Das Geschäft an der Victoriastraße lief unter dem Namen des ehemaligen Eigentümers als Kaufhaus Hermann Jontofsohn. Arnhold Salomonsohn war der Alleininhaber, die Ehepartner leiteten gemeinsam das Geschäft. Die Familie wohnte in demselben Haus. Sohn Heinz ging in Velten zur Schule. – Es war nach der Erinnerung einer Nichte ein „gutes Leben“.
Dieses Leben endete 1933: Arnold Salomonsohn musste das Geschäft aufgeben. Er zog mit Ehefrau Adele und Sohn Heinz nach Berlin zurück. Dort wohnte die Familie seit 1934 in einer 2-Zimmer-Wohnung im Parterre des Gartenhauses der Lietzenburger Straße 2 in Berlin-Wilmersdorf. Der ältere Sohn Manfred, der Exportkaufmann geworden war und nicht mehr bei den Eltern wohnte, emigrierte 1936 nach Südafrika. Sohn Heinz blieb bei den Eltern.
Adolph Salomonsohn übernahm Vertretungen und scheint für kurze Zeit auch die Stelle seines emigrierten Sohnes bei der Firma Lichtenthal und Wieselberg am Kurfürstendamm übernommen zu haben. Sohn Heinz musste als Jude das Gymnasium verlassen und arbeitete danach in einer Großhandlung.
Zuletzt wurden Arnhold und Heinz Salomonsohn zur Zwangsarbeit gepresst: Der Vater arbeitete in Berlin-Oberschöneweide in der Akkumulatorenfabrik AG, in der für den Krieg besonders wichtige Batterien hergestellt wurden, der Sohn bei einer Firma für Laborbedarf im Bezirk Kreuzberg.

Am 5. September 1942 wurde Arnhold Salomonsohn mit seiner Ehefrau Adele und dem Sohn Heinz (und fast 800 anderen) vom Güterbahnhof Moabit aus mit dem „19. Osttransport“ nach Riga deportiert. Nach drei Tagen Fahrt wurden 80 Handwerker zur Arbeit in das Ghetto geschafft, die übrigen Deportierten wurden gleich nach der Ankunft erschossen. Die Familie Salomonsohn kehrte nicht zurück.

In Berlin hatte schließlich auch sein Schwager Leo Salomon gelebt: Er wurde mit seiner zweiten Ehefrau Käthe im Oktober 1941 nach Lodz deportiert und ermordet.
Sohn Manfred Salomonsohn, der seinen Nachnamen änderte und sich Salo nannte, gründete in Südafrika eine Familie. Er starb 1978. Seine Kinder und Enkel haben die Stolpersteine gespendet.