Bianka Baer née Timendorfer

Location 
Markgraf-Albrecht-Str. 15
District
Halensee
Stone was laid
08 May 2012
Born
30 March 1875 in Berlin
Deportation
on 24 July 1942 to Theresienstadt
Murdered
26 September 1942 in Treblinka

Bianka Baer, geb. Timendorfer, die am 30. März 1875 in Berlin geboren wurde, wohnte zum Stichtag der Volkszählung am 17. Mai 1939 in der Markgraf-Albrecht-Straße 15. Sie war die Witwe eines Berliner Fabrikanten. In den letzten drei Jahren ihres Lebens, bevor sie zur Deportation ins Sammellager geschleppt wurde, musste sie noch zweimal die Wohnung wechseln.<br />
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Dokumentiert ist, dass sie aus der Markgraf-Albrecht-Straße in die Brandenburgische Straße 46 umziehen musste und dann seit 1. Juni 1942 in der Trautenaustraße 16 ein möbliertes Zimmer für 55 RM bei Emma Lewinsky gemietet hatte, die im Vorderhaus im zweiten Stock wohnte. Die Miete konnte sie aus den Zinsen ihres Ersparten bezahlen.<br />
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Emma Lewinsky, geboren als Emma Levy am 28. April 1870 in Königs Wusterhausen bei Berlin, lebte zusammen mit ihrer am 16. Juli 1900 in Berlin geborenen Tochter Dora Hahn, geb. Lewinsky. Beide sind am 12. August 1942 ins Ghetto Theresienstadt deportiert worden, wo die Mutter am 12. Februar 1943 ums Leben gebracht wurde. Die Tochter kam am 9. Oktober 1944 ins Vernichtungslager Auschwitz. Für beide sind vor ihrem einstigen Wohnhaus Stolpersteine verlegt.<br />
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Drei Wochen vor ihren Vermieterinnen, am 20. Juli 1942, wurde Bianka Baer abgeholt und in das Sammellager an der Hamburger Straße 26 gebracht. Dort wurde für sie eine Vermögenserklärung ausgefüllt, die sie eigenhändig unterschrieb. Der Inhalt wirkt angesichts der Tragik der Umstände grotesk, denn sie ließ in der Rubrik Kleidung eintragen: „2 Morgenröcke, 1 Paar Schuhe“, sonst nichts. In der Spalte Gesamtvermögen gab sie jedoch „ca 12 000 RM“ an, die sich aus etlichen Wertpapieren, vor allem ungarischen Renten und einer Reichsbahnanleihe, zusammensetzten. Die Dresdner Bank teilte allerdings am 7. Januar 1943 mit, das Depot von Bianka Baer enthalte einen Nennwert von 39 278 RM.<br />
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Ihr Inventar wurde mit 130 RM bewertet und als „Auswanderer-Umzugsgut“ der Firma Namö (Neu- und Altmöbel), Potsdamer Straße 125, die auf solche Ankäufe spezialisiert war, für 91 RM zum Weiterverkauf angeboten. Die Ausplünderung von Bianka Baer setzte sich fort mit einer Forderung der Finanzbehörde an die Dresdner Bank, sie solle das „Barguthaben von rd. 17.– RM überweisen“. Anschließend brach ein schriftlich geführter Streit zwischen dem Finanzamt Wilmersdorf-Süd, der Reichshauptkasse und dem Oberfinanzpräsidenten aus, welche Stelle diesen lächerlichen Betrag einkassieren dürfe.<br />
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Bianka Baers Sohn Reinhold (1902–1979) war mit seiner Frau Marianne Erika, geb. Kirstein, die er 1929 geheiratet hatte, und dem Sohn Klaus (1930-1987) während eines Urlaubs in Österreich 1933 über Manchester und Oxford in die USA geflüchtet. Prof. Dr. Reinhold Baer, der Mathematiker mit dem Spezialgebiet Gruppentheorie war, forschte und lehrte an mehreren Universtäten und betrieb 1951 ein Wiedergutmachungsverfahren, dessen Inhalt vertraulich zu behandeln ist.

Bianka Baer, geb. Timendorfer, die am 30. März 1875 in Berlin geboren wurde, wohnte zum Stichtag der Volkszählung am 17. Mai 1939 in der Markgraf-Albrecht-Straße 15. Sie war die Witwe eines Berliner Fabrikanten. In den letzten drei Jahren ihres Lebens, bevor sie zur Deportation ins Sammellager geschleppt wurde, musste sie noch zweimal die Wohnung wechseln.

Dokumentiert ist, dass sie aus der Markgraf-Albrecht-Straße in die Brandenburgische Straße 46 umziehen musste und dann seit 1. Juni 1942 in der Trautenaustraße 16 ein möbliertes Zimmer für 55 RM bei Emma Lewinsky gemietet hatte, die im Vorderhaus im zweiten Stock wohnte. Die Miete konnte sie aus den Zinsen ihres Ersparten bezahlen.

Emma Lewinsky, geboren als Emma Levy am 28. April 1870 in Königs Wusterhausen bei Berlin, lebte zusammen mit ihrer am 16. Juli 1900 in Berlin geborenen Tochter Dora Hahn, geb. Lewinsky. Beide sind am 12. August 1942 ins Ghetto Theresienstadt deportiert worden, wo die Mutter am 12. Februar 1943 ums Leben gebracht wurde. Die Tochter kam am 9. Oktober 1944 ins Vernichtungslager Auschwitz. Für beide sind vor ihrem einstigen Wohnhaus Stolpersteine verlegt.

Drei Wochen vor ihren Vermieterinnen, am 20. Juli 1942, wurde Bianka Baer abgeholt und in das Sammellager an der Hamburger Straße 26 gebracht. Dort wurde für sie eine Vermögenserklärung ausgefüllt, die sie eigenhändig unterschrieb. Der Inhalt wirkt angesichts der Tragik der Umstände grotesk, denn sie ließ in der Rubrik Kleidung eintragen: „2 Morgenröcke, 1 Paar Schuhe“, sonst nichts. In der Spalte Gesamtvermögen gab sie jedoch „ca 12 000 RM“ an, die sich aus etlichen Wertpapieren, vor allem ungarischen Renten und einer Reichsbahnanleihe, zusammensetzten. Die Dresdner Bank teilte allerdings am 7. Januar 1943 mit, das Depot von Bianka Baer enthalte einen Nennwert von 39 278 RM.

Ihr Inventar wurde mit 130 RM bewertet und als „Auswanderer-Umzugsgut“ der Firma Namö (Neu- und Altmöbel), Potsdamer Straße 125, die auf solche Ankäufe spezialisiert war, für 91 RM zum Weiterverkauf angeboten. Die Ausplünderung von Bianka Baer setzte sich fort mit einer Forderung der Finanzbehörde an die Dresdner Bank, sie solle das „Barguthaben von rd. 17.– RM überweisen“. Anschließend brach ein schriftlich geführter Streit zwischen dem Finanzamt Wilmersdorf-Süd, der Reichshauptkasse und dem Oberfinanzpräsidenten aus, welche Stelle diesen lächerlichen Betrag einkassieren dürfe.

Bianka Baers Sohn Reinhold (1902–1979) war mit seiner Frau Marianne Erika, geb. Kirstein, die er 1929 geheiratet hatte, und dem Sohn Klaus (1930-1987) während eines Urlaubs in Österreich 1933 über Manchester und Oxford in die USA geflüchtet. Prof. Dr. Reinhold Baer, der Mathematiker mit dem Spezialgebiet Gruppentheorie war, forschte und lehrte an mehreren Universtäten und betrieb 1951 ein Wiedergutmachungsverfahren, dessen Inhalt vertraulich zu behandeln ist.