Paul Brandes

Location 
Melchiorstr. 18
District
Mitte
Stone was laid
October 2012
Born
13 March 1886 in Schmalkalden
Verhaftet
November 1938 to December 1938 in KZ Oranienburg
Deportation
on 01 March 1943 to Auschwitz
Murdered
in Auschwitz

Paul Brandes wurde am 13. März 1886 in Schmalkalden in Hessen-Nassau (heutiges Thüringen) geboren. Er war der Sohn von Hermann Brandes und Selma, geb. Simon. Paul ging im Juli 1914 als Freiwilliger in den Militärdienst und wurde Unteroffizier. Um das Jahr 1928 heiratete er Gretel Schreyer aus Fürth, die aus erster Ehe eine Tochter, Annelies, in die Ehe einbrachte. Das Ehepaar Brandes lebte in der Melchiorstr. 18 in Berlin-Mitte. Hier wohnten auch die Mutter von Paul und zeitweise seine fünf Geschwister, Helene, Ludwig, Ernst, Hans und Käte. Aus der Ehe zwischen Paul und Gretel stammte ein gemeinsamer Sohn, Lutz, der durch seinen Vater zu Freunden nach London gebracht wurde und überlebte. <br />
<br />
Paul Brandes war Kaufmann, zunächst Vertreter und dann Mitinhaber der Thega-Kontakt, einer Firma zur Fabrikation von Elektroartikeln. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurde seine Position in der Firma zunehmend durch die antijüdische Gesetzgebung schwieriger. Vom November bis Dezember 1938 befand er sich für sechs Wochen im KZ Oranienburg-Sachsenhausen in „Schutzhaft“. In dieser Zeit musste er seine Firma aufgeben, die sein „arischer“ Geschäftspartner übernahm. Paul musste Zwangsarbeit bei Hagenuk in Tempelhof leisten. Die Firma Hagenuk stellte ebenso wie Thega-Kontakt Telefonapparate her.<br />
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Im Sommer 1939 starb Gretel Brandes. Paul wohnte nun allein in der Klopstockstraße im Hansaviertel. Mit dem Tod seiner Frau verlor Paul den Schutz, den die sogenannte „privilegierten Mischehe“ mit Kindern vor der Deportation bot. Im März 1943 wurde er – wahrscheinlich im Zuge der „Fabrik-Aktion“ – nach Auschwitz deportiert und ermordet. Vom Sammelplatz in Berlin ist durch einen Überlebenden eine Geschichte von Paul überliefert: Die SS – immer bürokratisch genau – selektierte nach „gewöhnlichen“ Juden und „privilegierten“ Juden. Paul Brandes fragte – in unangebrachter Korrektheit – den SS-Mann, wie dies bei ihm sei: die Frau tot, der Sohn im Ausland. Er musste nach links zu den zu Deportierenden. Er hätte, ohne zu fragen, nach rechts gehen können und sollen.<br />
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Pauls Schwester Helene (geb. 1881) war bereits 1939 an Krebs verstorben. Sein Bruder Ludwig Brandes war als Freiwilliger im Ersten Weltkrieg bei Ypern in Flandern gefallen, worauf die Mutter Selma das „Ehrenkreuz für Mütter“ erhalten hatte. Sein Bruder Ernst Brandes lernte 1917 als Hauptmann in Frankreich Karl Liebknecht kennen, der ihn als Vorgesetzten schätzte. Nach dem Ersten Weltkrieg betätigte sich Ernst als Bauingenieur auf Java und wanderte mit seiner Frau 1930 in die Niederlande aus. Nach der Besetzung der Niederlande kam er auf die Geiselliste. Für jeden von Widerstandskämpfern getöteten deutschen Soldaten wurden mittels dieser Liste 30 Personen ermittelt und erschossen. Ernst überlebte. Sein Bruder Hans Brandes war Einkäufer der Kurzwarenabteilung von Karstadt in Berlin. Er wurde deportiert und wahrscheinlich ermordet. Seine Schwester Käte Brandes überlebte die nationalsozialistische Verfolgung und wurde später Richterin in der DDR. Seine Mutter Selma Brandes kam 1942 in ein Altersheim in Friedrichshagen. Das Haus war eigens für alte jüdische Frauen eingerichtet worden. Die Lebensbedingungen in diesem Heim waren unmenschlich – entsprechend der verblendeten Rassenideologie der Nationalsozialisten. Von dort aus wurde sie über das Sammellager in der Großen Hamburger Straße in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Sie überlebte im Ghetto gerade einmal drei Monate.

Paul Brandes wurde am 13. März 1886 in Schmalkalden in Hessen-Nassau (heutiges Thüringen) geboren. Er war der Sohn von Hermann Brandes und Selma, geb. Simon. Paul ging im Juli 1914 als Freiwilliger in den Militärdienst und wurde Unteroffizier. Um das Jahr 1928 heiratete er Gretel Schreyer aus Fürth, die aus erster Ehe eine Tochter, Annelies, in die Ehe einbrachte. Das Ehepaar Brandes lebte in der Melchiorstr. 18 in Berlin-Mitte. Hier wohnten auch die Mutter von Paul und zeitweise seine fünf Geschwister, Helene, Ludwig, Ernst, Hans und Käte. Aus der Ehe zwischen Paul und Gretel stammte ein gemeinsamer Sohn, Lutz, der durch seinen Vater zu Freunden nach London gebracht wurde und überlebte.

Paul Brandes war Kaufmann, zunächst Vertreter und dann Mitinhaber der Thega-Kontakt, einer Firma zur Fabrikation von Elektroartikeln. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurde seine Position in der Firma zunehmend durch die antijüdische Gesetzgebung schwieriger. Vom November bis Dezember 1938 befand er sich für sechs Wochen im KZ Oranienburg-Sachsenhausen in „Schutzhaft“. In dieser Zeit musste er seine Firma aufgeben, die sein „arischer“ Geschäftspartner übernahm. Paul musste Zwangsarbeit bei Hagenuk in Tempelhof leisten. Die Firma Hagenuk stellte ebenso wie Thega-Kontakt Telefonapparate her.

Im Sommer 1939 starb Gretel Brandes. Paul wohnte nun allein in der Klopstockstraße im Hansaviertel. Mit dem Tod seiner Frau verlor Paul den Schutz, den die sogenannte „privilegierten Mischehe“ mit Kindern vor der Deportation bot. Im März 1943 wurde er – wahrscheinlich im Zuge der „Fabrik-Aktion“ – nach Auschwitz deportiert und ermordet. Vom Sammelplatz in Berlin ist durch einen Überlebenden eine Geschichte von Paul überliefert: Die SS – immer bürokratisch genau – selektierte nach „gewöhnlichen“ Juden und „privilegierten“ Juden. Paul Brandes fragte – in unangebrachter Korrektheit – den SS-Mann, wie dies bei ihm sei: die Frau tot, der Sohn im Ausland. Er musste nach links zu den zu Deportierenden. Er hätte, ohne zu fragen, nach rechts gehen können und sollen.

Pauls Schwester Helene (geb. 1881) war bereits 1939 an Krebs verstorben. Sein Bruder Ludwig Brandes war als Freiwilliger im Ersten Weltkrieg bei Ypern in Flandern gefallen, worauf die Mutter Selma das „Ehrenkreuz für Mütter“ erhalten hatte. Sein Bruder Ernst Brandes lernte 1917 als Hauptmann in Frankreich Karl Liebknecht kennen, der ihn als Vorgesetzten schätzte. Nach dem Ersten Weltkrieg betätigte sich Ernst als Bauingenieur auf Java und wanderte mit seiner Frau 1930 in die Niederlande aus. Nach der Besetzung der Niederlande kam er auf die Geiselliste. Für jeden von Widerstandskämpfern getöteten deutschen Soldaten wurden mittels dieser Liste 30 Personen ermittelt und erschossen. Ernst überlebte. Sein Bruder Hans Brandes war Einkäufer der Kurzwarenabteilung von Karstadt in Berlin. Er wurde deportiert und wahrscheinlich ermordet. Seine Schwester Käte Brandes überlebte die nationalsozialistische Verfolgung und wurde später Richterin in der DDR. Seine Mutter Selma Brandes kam 1942 in ein Altersheim in Friedrichshagen. Das Haus war eigens für alte jüdische Frauen eingerichtet worden. Die Lebensbedingungen in diesem Heim waren unmenschlich – entsprechend der verblendeten Rassenideologie der Nationalsozialisten. Von dort aus wurde sie über das Sammellager in der Großen Hamburger Straße in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Sie überlebte im Ghetto gerade einmal drei Monate.