Selma Brandes née Simon

Location 
Melchiorstr. 18
District
Mitte
Stone was laid
October 2012
Born
03 February 1858 in Berlin
Deportation
on 17 August 1942 to Theresienstadt
Dead
02 December 1942 in Theresienstadt

Selma Brandes, geborene Simon, wurde am 3. Februar 1858 in Berlin geboren. Ihre Eltern, beide jüdischen Glaubens, waren Lesser Simon, am 17. Februar 1820 in Königsmark in der Neumark geboren, und Fanny, geb. Mendeslsohn, die am 20. Dezember 1831 in Eberswalde zur Welt kam. Selma Brandes war evangelisch getauft. Am 1. Mai 1880 heiratete sie den gebürtigen Berliner Hermann Brandes (geb. 1851). Hermann hatte eine kleine Fabrik für hölzerne Haushaltsgegenstände in Schmalkalden in Hessen-Nassau (heutiges Thüringen). Er nahm als „Kombattant“ am Deutsch-Französischen Krieg 1870/1871 teil und verstarb 1905. Selma Brandes zog 1905, nach dem Tod ihres Ehemannes, nach Berlin. Dort wohnte sie mit ihren sechs Kindern, Helene, Ludwig, Ernst, Paul, Hans und Käte, in der Melchiorstraße 18. Ihre Tochter Helene (geb. 1881) war verheiratet mit Friedrich Sage. Sie starb 1939 an Krebs. Ludwig Brandes fiel als Freiwilliger im Ersten Weltkrieg bei Ypern in Flandern. Selma erhielt daraufhin das „Ehrenkreuz für Mütter“ verliehen. Ernst Brandes lernte 1917 als Hauptmann in Frankreich Karl Liebknecht kennen. Da dieser jeglichen Umgang mit der Waffe verweigerte, war es wichtig, ihn nicht an die vorderste Front zu schicken, denn Befehlsverweigerung vor dem Feind bedeutete die Todesstrafe. Nach den Aufzeichnungen der Familie soll sich Liebknecht bei Ernst Brandes mit den Worten bedankt haben: „Sie sind der erste vernünftige preußische Offizier, den ich kennenlerne.“ Nach dem Ersten Weltkrieg betätigte sich Ernst Brandes als Bauingenieur auf Java und wanderte mit seiner Frau 1930 in die Niederlande aus. Nach der Besetzung der Niederlande kam er auf die Geiselliste. Für jeden von Widerstandskämpfern getöteten deutschen Soldaten wurden mittels dieser Liste 30 Personen ermittelt und erschossen. Ernst überlebte. Paul Brandes war Mitinhaber der Thega-Kontakt, einem Betrieb zur Herstellung von Elektroartikeln. Er wurde 1943 nach Auschwitz deportiert und ermordet. Hans Brandes war Einkäufer der Kurzwarenabteilung von Karstadt in Berlin. Er wurde deportiert und wahrscheinlich ermordet. Käte Brandes überlebte die nationalsozialistische Verfolgung und wurde später in der DDR Richterin. Ab 1942 musste Selma Brandes in einem Altersheim in Friedrichshagen leben. Das Haus war eigens für alte jüdische Frauen eingerichtet worden. Die Lebensbedingungen in diesem Heim waren unmenschlich - entsprechend der verblendeten Rassenideologie der Nationalsozialisten. Von Friedrichshagen aus wurde die alte Frau ohne Vorankündigung in das Sammellager in der Großen Hamburger Straße gebracht. Am 18. August 1942 wurde die 84-jährige Berlinerin mit dem „1. großen Alterstransport“ in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Das Ghetto überlebte Selma Brandes nur kurze Zeit, bereits am 2. Dezember 1942 war sie tot.

Selma Brandes, geborene Simon, wurde am 3. Februar 1858 in Berlin geboren. Ihre Eltern, beide jüdischen Glaubens, waren Lesser Simon, am 17. Februar 1820 in Königsmark in der Neumark geboren, und Fanny, geb. Mendeslsohn, die am 20. Dezember 1831 in Eberswalde zur Welt kam. Selma Brandes war evangelisch getauft. Am 1. Mai 1880 heiratete sie den gebürtigen Berliner Hermann Brandes (geb. 1851). Hermann hatte eine kleine Fabrik für hölzerne Haushaltsgegenstände in Schmalkalden in Hessen-Nassau (heutiges Thüringen). Er nahm als „Kombattant“ am Deutsch-Französischen Krieg 1870/1871 teil und verstarb 1905. Selma Brandes zog 1905, nach dem Tod ihres Ehemannes, nach Berlin. Dort wohnte sie mit ihren sechs Kindern, Helene, Ludwig, Ernst, Paul, Hans und Käte, in der Melchiorstraße 18. Ihre Tochter Helene (geb. 1881) war verheiratet mit Friedrich Sage. Sie starb 1939 an Krebs. Ludwig Brandes fiel als Freiwilliger im Ersten Weltkrieg bei Ypern in Flandern. Selma erhielt daraufhin das „Ehrenkreuz für Mütter“ verliehen. Ernst Brandes lernte 1917 als Hauptmann in Frankreich Karl Liebknecht kennen. Da dieser jeglichen Umgang mit der Waffe verweigerte, war es wichtig, ihn nicht an die vorderste Front zu schicken, denn Befehlsverweigerung vor dem Feind bedeutete die Todesstrafe. Nach den Aufzeichnungen der Familie soll sich Liebknecht bei Ernst Brandes mit den Worten bedankt haben: „Sie sind der erste vernünftige preußische Offizier, den ich kennenlerne.“ Nach dem Ersten Weltkrieg betätigte sich Ernst Brandes als Bauingenieur auf Java und wanderte mit seiner Frau 1930 in die Niederlande aus. Nach der Besetzung der Niederlande kam er auf die Geiselliste. Für jeden von Widerstandskämpfern getöteten deutschen Soldaten wurden mittels dieser Liste 30 Personen ermittelt und erschossen. Ernst überlebte. Paul Brandes war Mitinhaber der Thega-Kontakt, einem Betrieb zur Herstellung von Elektroartikeln. Er wurde 1943 nach Auschwitz deportiert und ermordet. Hans Brandes war Einkäufer der Kurzwarenabteilung von Karstadt in Berlin. Er wurde deportiert und wahrscheinlich ermordet. Käte Brandes überlebte die nationalsozialistische Verfolgung und wurde später in der DDR Richterin. Ab 1942 musste Selma Brandes in einem Altersheim in Friedrichshagen leben. Das Haus war eigens für alte jüdische Frauen eingerichtet worden. Die Lebensbedingungen in diesem Heim waren unmenschlich - entsprechend der verblendeten Rassenideologie der Nationalsozialisten. Von Friedrichshagen aus wurde die alte Frau ohne Vorankündigung in das Sammellager in der Großen Hamburger Straße gebracht. Am 18. August 1942 wurde die 84-jährige Berlinerin mit dem „1. großen Alterstransport“ in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Das Ghetto überlebte Selma Brandes nur kurze Zeit, bereits am 2. Dezember 1942 war sie tot.