Wolf Felix Baum

Location 
Meraner Str. 8
District
Schöneberg
Stone was laid
23 May 2014
Born
27 August 1875 in
Occupation
Knopfgroßhändler
Deportation
on 19 January 1942 to Riga
Murdered
in Riga

Wolf Felix Baum, der seinen Namen gerne änderte, indem er sich nur Felix, Wolf oder aber Wilhelm nannte, kam am 27. August 1875 in Samter/Posen als Sohn des Schneidermeisters Moritz Baum und seiner Ehefrau Frieda Baum, geborene Mendel, zur Welt. Über seine Familie, seine Kindheit und Jugend ist nichts Weiteres bekannt. Er erhielt eine kaufmännische Ausbildung und betrieb ab 1906 in der Berliner Klosterstraße 4 eine Knopfhandlung en gros. Im Ersten Weltkrieg Soldat wurde er Soldat an der Front, eröffnete aber im Jahre 1914 gleichzeitig in der Spandauer Straße 29 eine weitere Knopfhandlung, die er bis 1935 betrieb. Ab 1936 hatte er sein Unternehmen in der Heiligegeiststraße 13-14 und ein weiteres Geschäft in der Leipziger Straße 94. Als Knopfgroßhändler hatte er sich auf Steinnuss- und Hornknöpfe spezialisiert. Zeitweise vertrieb er auch Herren- und Knabenbekleidung. Im Jahre 1910 hatte er die Photographin Martha Cohn, die in der Frankfurter Allee 160 ein Atelier führte, geheiratet. Das Ehepaar bekam zwei Töchter: Mia Mirjam (* 20.12.1911) und Gerda (* 22.12.1913). Die Familie galt als wohlhabend, Wolf Felix Baum besaß unter anderem zwei Häuser in Friedrichshain und Friedenau in der Samariterstraße 29 und in der Bennigsenstraße 16. Beide Häuser hatte er auf den Namen seiner Frau eintragen lassen. Wolf Felix Baum galt als großzügig, humorvoll und sehr kontaktfreudig. In der Familie nannte man ihn den "reichen Onkel", der große Fest veranstaltete und die Verwandten an jüdischen Feiertagen freigiebig bewirtete. Die Baums zogen häufig um. Sie lebten zunächst in der Frankfurter Allee, dann in der Neuen Königstraße (heute: Otto-Braun-Straße) und schließlich in der Kaiserallee (heute: Bundesallee). Im Laufe der Jahre wurden die Wohnungen aufgrund des zunehmenden Wohlstands immer größer, insbesondere die in der Bozener Straße 13-14, in der die Familie ab 1931/32 wohnte, hatte zahlreiche Räume. 1936/37 zog man aber in die Meraner Straße 8 in eine wesentlich kleinere Wohnung um. 1936 emigrierte die Tochter Mia Mirjam nach Palästina. Am 9. November 1938 wurde ihm die Knopfgroßhandlung entzogen. Vermutlich lebte die Familie anschließend von den Mieten ihrer beiden Mietshäuser in der Bennigsenstraße und der Samariterstraße. Ab 1939 wohnte in der Wohnung in der Meraner Straße 8 auch die Schwester seiner Frau, Hedwig Sass, sowie die Tochter Gerda und ihr Mann Martin Viktor. Das junge Ehepaar konnte aber 1939 noch rechtzeitig nach Chile emigrieren. Im September 1941 schließlich erhielten die Baums und Hedwig Sass die Aufforderung, die Wohnung in der Meraner Straße 8 zu verlassen und zur Untermiete in eine Wohnung in der Nymphenburger Straße 4 bei Pauline Borchardt einzuziehen. Dort bewohnten sie zwei Zimmer und zahlten 103,-- RM Miete. Am 20. Dezember 1941 füllte Wolf Felix Baum seine Vermögenserklärung aus. Demnach besaßen die Baums ein Konto in Höhe von 1.950,-- RM sowie ein Wertpapierdepot in Höhe von 8.900,-- RM. Sein Gesamtvermögen bezifferte Wolf Felix Baum mit 10.900,-- RM. Seine beiden Grundstücke in der Bennigsenstraße 16 und der Samariterstraße 29 schätzte er auf einen Wert in Höhe von 79.150,-- RM. <br />
Mit dem 9. Transport kamen Wolf Felix Baum, seine Frau Martha und deren Schwester Hedwig Sass am 19. Januar 1942 schließlich nach Riga. Falls sie den winterlichen Transport überlebten, ist davon auszugehen, dass sie direkt nach Ankunft ermordet wurde. <br />
Am 2. Februar 1942 wurde das Inventar der beiden Zimmer taxiert. Für die Gegenstände wurde ein Wert in Höhe von 254,-- RM angesetzt. Am 19. März 1942 wurde die Wohnung verschlossen und versiegelt. Die Berliner Gaswerke forderten von der Vermögensverwertungsstelle noch einen Betrag in Höhe von 10,-- RM. Die Vermögensverwertungsstelle erklärte in diversen Schreiben, dass die Geldbeträge in Höhe von über 4.400,-- RM als dem Reich verfallen galten. Am 25. April 1942 erklärte das Finanzamt Moabit West, dass die Grundstücke in der Bennigsenstraße und der Samariterstraße eingezogen würden. Die Dresdner Bank teilte der Vermögensverwertungsstelle am 22. Mai 1942 mit, dass sich im Depot von Wolf Felix Baum noch Wertpapiere in Höhe von 8.900,-- RM befänden. Die Oberfinanzkasse teilte der Vermögensverwertungsstelle am 23. Mai 1942 mit, dass die Dresdner Bank mittlerweile 1.212,50 RM eingezahlt hätten. Das Finanzamt Schöneberg bescheinigte in seinem Schreiben vom 15. Juni 1942 der Vermögensverwertungsstelle, dass die Eheleute Baum eine Reichsfluchtsteuer in Höhe von 21.727,-- RM zusammen mit 23.030,20 RM zu zahlen hätten. Sie hätten mit den beiden Grundstücken insgesamt 53.600,-- RM als Sicherungshypotheken hinterlegt. Laut dem Erlass des Reichsministers der Finanzen sei als Eigentümer des Grundstücks Bennigsenstraße 16 bereits das Deutsche Reich im Grundbuch eingetragen worden. Man bitte deshalb um Überweisung der Reichsfluchtsteuer aus dem Erlös der beiden Grundstücke. Von der Hausverwaltung der Grundstücke erhielt die Vermögensverwertungsstelle eine genaue Aufstellung der erzielten Mieterträge. Am 29. September 1943 erklärte man das Grundstück Bennigsenstaße 16 als dem Reich verfallen. Ebenso wurde am 29. September 1943 mit dem Grundstück in der Samariterstraße 29 verfahren. Bei dem Wertpapierdepot lässt die Vermögensverwertungsstelle ebenso nicht locker. Sie schrieb am 2. Oktober 1943 nochmals an die Dresdner Bank, die ihrerseits den Betrag am 22. Oktober 1943 nochmals bestätigt. In weiteren Schreiben forderte man schließlich alle weiteren Beträge sukzessive ein. <br />
Die Tochter Gerda Viktor lebte in Valparaiso, später in Santiago. Gerdas Tochter und ihr Sohn aus zweiter Ehe leben auch heute noch mit ihren Familien in Chile. <br />
Die Rückerstattungsansprüche der Erben, das Grundstück in der Samariterstraße und das Wertpapierdepot betreffend, wurden beide abgelehnt. <br />
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Wolf Felix Baum, der seinen Namen gerne änderte, indem er sich nur Felix, Wolf oder aber Wilhelm nannte, kam am 27. August 1875 in Samter/Posen als Sohn des Schneidermeisters Moritz Baum und seiner Ehefrau Frieda Baum, geborene Mendel, zur Welt. Über seine Familie, seine Kindheit und Jugend ist nichts Weiteres bekannt. Er erhielt eine kaufmännische Ausbildung und betrieb ab 1906 in der Berliner Klosterstraße 4 eine Knopfhandlung en gros. Im Ersten Weltkrieg Soldat wurde er Soldat an der Front, eröffnete aber im Jahre 1914 gleichzeitig in der Spandauer Straße 29 eine weitere Knopfhandlung, die er bis 1935 betrieb. Ab 1936 hatte er sein Unternehmen in der Heiligegeiststraße 13-14 und ein weiteres Geschäft in der Leipziger Straße 94. Als Knopfgroßhändler hatte er sich auf Steinnuss- und Hornknöpfe spezialisiert. Zeitweise vertrieb er auch Herren- und Knabenbekleidung. Im Jahre 1910 hatte er die Photographin Martha Cohn, die in der Frankfurter Allee 160 ein Atelier führte, geheiratet. Das Ehepaar bekam zwei Töchter: Mia Mirjam (* 20.12.1911) und Gerda (* 22.12.1913). Die Familie galt als wohlhabend, Wolf Felix Baum besaß unter anderem zwei Häuser in Friedrichshain und Friedenau in der Samariterstraße 29 und in der Bennigsenstraße 16. Beide Häuser hatte er auf den Namen seiner Frau eintragen lassen. Wolf Felix Baum galt als großzügig, humorvoll und sehr kontaktfreudig. In der Familie nannte man ihn den "reichen Onkel", der große Fest veranstaltete und die Verwandten an jüdischen Feiertagen freigiebig bewirtete. Die Baums zogen häufig um. Sie lebten zunächst in der Frankfurter Allee, dann in der Neuen Königstraße (heute: Otto-Braun-Straße) und schließlich in der Kaiserallee (heute: Bundesallee). Im Laufe der Jahre wurden die Wohnungen aufgrund des zunehmenden Wohlstands immer größer, insbesondere die in der Bozener Straße 13-14, in der die Familie ab 1931/32 wohnte, hatte zahlreiche Räume. 1936/37 zog man aber in die Meraner Straße 8 in eine wesentlich kleinere Wohnung um. 1936 emigrierte die Tochter Mia Mirjam nach Palästina. Am 9. November 1938 wurde ihm die Knopfgroßhandlung entzogen. Vermutlich lebte die Familie anschließend von den Mieten ihrer beiden Mietshäuser in der Bennigsenstraße und der Samariterstraße. Ab 1939 wohnte in der Wohnung in der Meraner Straße 8 auch die Schwester seiner Frau, Hedwig Sass, sowie die Tochter Gerda und ihr Mann Martin Viktor. Das junge Ehepaar konnte aber 1939 noch rechtzeitig nach Chile emigrieren. Im September 1941 schließlich erhielten die Baums und Hedwig Sass die Aufforderung, die Wohnung in der Meraner Straße 8 zu verlassen und zur Untermiete in eine Wohnung in der Nymphenburger Straße 4 bei Pauline Borchardt einzuziehen. Dort bewohnten sie zwei Zimmer und zahlten 103,-- RM Miete. Am 20. Dezember 1941 füllte Wolf Felix Baum seine Vermögenserklärung aus. Demnach besaßen die Baums ein Konto in Höhe von 1.950,-- RM sowie ein Wertpapierdepot in Höhe von 8.900,-- RM. Sein Gesamtvermögen bezifferte Wolf Felix Baum mit 10.900,-- RM. Seine beiden Grundstücke in der Bennigsenstraße 16 und der Samariterstraße 29 schätzte er auf einen Wert in Höhe von 79.150,-- RM.
Mit dem 9. Transport kamen Wolf Felix Baum, seine Frau Martha und deren Schwester Hedwig Sass am 19. Januar 1942 schließlich nach Riga. Falls sie den winterlichen Transport überlebten, ist davon auszugehen, dass sie direkt nach Ankunft ermordet wurde.
Am 2. Februar 1942 wurde das Inventar der beiden Zimmer taxiert. Für die Gegenstände wurde ein Wert in Höhe von 254,-- RM angesetzt. Am 19. März 1942 wurde die Wohnung verschlossen und versiegelt. Die Berliner Gaswerke forderten von der Vermögensverwertungsstelle noch einen Betrag in Höhe von 10,-- RM. Die Vermögensverwertungsstelle erklärte in diversen Schreiben, dass die Geldbeträge in Höhe von über 4.400,-- RM als dem Reich verfallen galten. Am 25. April 1942 erklärte das Finanzamt Moabit West, dass die Grundstücke in der Bennigsenstraße und der Samariterstraße eingezogen würden. Die Dresdner Bank teilte der Vermögensverwertungsstelle am 22. Mai 1942 mit, dass sich im Depot von Wolf Felix Baum noch Wertpapiere in Höhe von 8.900,-- RM befänden. Die Oberfinanzkasse teilte der Vermögensverwertungsstelle am 23. Mai 1942 mit, dass die Dresdner Bank mittlerweile 1.212,50 RM eingezahlt hätten. Das Finanzamt Schöneberg bescheinigte in seinem Schreiben vom 15. Juni 1942 der Vermögensverwertungsstelle, dass die Eheleute Baum eine Reichsfluchtsteuer in Höhe von 21.727,-- RM zusammen mit 23.030,20 RM zu zahlen hätten. Sie hätten mit den beiden Grundstücken insgesamt 53.600,-- RM als Sicherungshypotheken hinterlegt. Laut dem Erlass des Reichsministers der Finanzen sei als Eigentümer des Grundstücks Bennigsenstraße 16 bereits das Deutsche Reich im Grundbuch eingetragen worden. Man bitte deshalb um Überweisung der Reichsfluchtsteuer aus dem Erlös der beiden Grundstücke. Von der Hausverwaltung der Grundstücke erhielt die Vermögensverwertungsstelle eine genaue Aufstellung der erzielten Mieterträge. Am 29. September 1943 erklärte man das Grundstück Bennigsenstaße 16 als dem Reich verfallen. Ebenso wurde am 29. September 1943 mit dem Grundstück in der Samariterstraße 29 verfahren. Bei dem Wertpapierdepot lässt die Vermögensverwertungsstelle ebenso nicht locker. Sie schrieb am 2. Oktober 1943 nochmals an die Dresdner Bank, die ihrerseits den Betrag am 22. Oktober 1943 nochmals bestätigt. In weiteren Schreiben forderte man schließlich alle weiteren Beträge sukzessive ein.
Die Tochter Gerda Viktor lebte in Valparaiso, später in Santiago. Gerdas Tochter und ihr Sohn aus zweiter Ehe leben auch heute noch mit ihren Familien in Chile.
Die Rückerstattungsansprüche der Erben, das Grundstück in der Samariterstraße und das Wertpapierdepot betreffend, wurden beide abgelehnt.