Max Marcus Eisenstädt

Location 
Mommsenstr. 18
District
Charlottenburg
Stone was laid
08 November 2021
Born
15 March 1889 in Großbeeren/Teltow bei Berlin
Occupation
Kaufmann
Deportation
on 02 March 1943 to Auschwitz
Murdered
in Auschwitz

Der Kaufmann und als solcher „Reisender in Posamentierwaren“ Adolf Aron Eisenstädt (*1857) und seine Ehefrau Ester Emilie geb. Magnus (*1842) hatten ein gemeinsames Kind: Max Marcus, geboren am 15. März 1889 in Großbeeren/Teltow bei Berlin.

Aron Eisenstädt (er unterschrieb seine Dokumente wechselnd mit Adolf oder Aron) hatte aus seiner 1883 geschlossenen Ehe mit Emma Krause schon einen Sohn gehabt, Wolf Willy. Der Säugling starb im Alter von 7 Wochen im Dezember 1884, eine Woche nach dem Tod seiner 27-jährigen Mutter. Emma war am 27. November - möglicherweise an den Folgen der Geburt - in der Berliner Universitätsklinik gestorben.

Aron, der innerhalb weniger Wochen Ehefrau und Kind verloren hatte, lernte einige Jahre später in Hamburg die 15 Jahre ältere Modistin Ester Emilie Magnus kennen. Sie heirateten am 9. April 1888 vor dem Hamburger Standesamt.
Aus welchen Gründen das Ehepaar Eisenstädt nach Großbeeren zog, ist nicht bekannt. Zur Zeit der Heirat wohnte Aron noch in Berlin in der Zehdenicker Straße. Am 15. März 1889 brachte die bereits 46 Jahre alte Emilie Eisenstädt den Sohn Max Marcus zur Welt, vielleicht benannt nach dem Großvater mütterlicherseits, Marcus Magnus. Sein Rufname war jedoch Max. Die Familie zog später nach Berlin Prenzlauer Berg in die Wörther Straße 43, wo alle familiären Ereignisse der kommenden Jahre stattfinden sollten.

Ende März 1919 starb Ester Emilie Eisenstädt 77-jährig im Beisein von Max in ihrer Wohnung. Max war inzwischen ebenfalls als Kaufmann tätig.
Vater und Sohn blieben zusammen wohnen, auch als Max am 2. August 1920 die 26jährige Rosalie Kroner heiratete. Offenbar haben die jungen Leute nie zusammengelebt. Rosalies Adresse ist in der Heiratsurkunde mit Warschauer Straße 8 angegeben. Dieses war auch 2 Jahre später noch ihre Anschrift, als sie im Alter von 28 Jahren starb.

1924 war für Aron und Max das Jahr, in dem beide noch einmal heirateten. Am 10. Januar nahm Max die Schneiderin Martha Goldstein (*24. Oktober 1889 in Kobylin) zur Frau und sein Vater heiratete im März die 1875 geborene Verkäuferin Therese Lindemann.

3 Jahre später, am 12. Februar 1927 starb Aron Eisenstädt, laut Sterbeurkunde war der inzwischen in den Ruhestand getretene Kaufmann ein Synagogendiener geworden. Seine Witwe blieb in den kommenden Jahren in der Wörther Straße 43 wohnen. Sie wurde im Januar 1943 nach Theresienstadt deportiert, wo sie zwei Wochen nach Ankunft verstarb.
Wo Max und Martha in den Ende der 20-er und den 30-er Jahren wohnten, kann nicht mit Bestimmtheit festgestellt werden, die Eintragungen in den Berliner Adressbüchern lassen keine eindeutigen Rückschlüsse zu.
1939 war die Wende in der Ehe der Eisenstädts. Max soll damals in der Iranischen Straße 2 untergebracht gewesen sein. Dies war die Adresse des Krankenhauses der Jüdischen Gemeinde.
Martha Eisenstädt verließ 1939 Deutschland und damit auch ihren Mann. Sie ging nach England. Es ist gut vorstellbar, dass eine gemeinsame Ausreise des Ehepaares geplant war, Max’ Aufenthalt im Jüdischen Krankenhaus die Pläne aber durchkreuzte. Martha lebte 1939 in London im Stadtteil Hampstead, sie verstarb aber schon am 18. September des darauffolgenden Jahres.

Max war zur Zeit der Volkszählung im Mai 1939 in der Mommsenstraße 18 gemeldet. Ob dieses schon die Adresse vor Marthas Ausreise war, oder ob Max nach der Entlassung aus dem Krankenhaus dort bei einem anderen Mieter ein Zimmer bezog, ist unklar.

Bis zu seiner Deportation 1943 war er wie alle Juden den stetig zunehmenden Schikanen des Naziregimes ausgesetzt. Er wurde zur Zwangsarbeit bei der Deutschen Lufthansa AG in Staaken für einen Hungerlohn von 32,-RM herangezogen. Sein Zimmer in der Mommsenstraße musste er verlassen und wurde in dem Eckhaus Schlüterstraße 17/ Pestalozzistraße 99a bei Erich Gross und dessen Schwiegermutter Jette Kroner einquartiert. Erich Gross war schon im November mit seiner Frau Gertrud untergetaucht und Jette Kroner nach Theresienstadt deportiert. Für Jette Kroner und Erich Gross, der in der Illegalität denunziert und dann deportiert wurde, liegen Stolpersteine vor dem Haus Pestalozzistraße 99a. Gertrud Gross überlebte. Die Wohnung von Erich Gross wurde zur „Judenwohnung“ deklariert, die Miete in Höhe von 20 RM hatte Max deshalb an die Hauswartsfrau Hedwig Wendicke abzuliefern. Von seinen Besitztümern waren ihm nur einige wenige Habseligkeiten geblieben. Das mit dem Tag seiner Deportation beschlagnahmte Vermögen bestand aus einem Kleiderschrank, einem eisernen Bettgestell mit Matratze, Oberbett, Unterbett und Kopfkissen, einem kleinen Tisch, Herrenbekleidung und Leibwäsche im Wert von 35 Reichsmark.

Max Marcus Eisenstädt wurde am 2. März 1943 in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert. Wir wissen nicht, ob Max Eisenstädt nach Ankunft im Lager noch registriert wurde oder ob er sogleich in einer der Gaskammern ermordet wurde.

Es war der zweite Großtransport mit 1756 Menschen nach der „Fabrikaktion“ - unter ihnen befand sich Gustav Wiener, der Vater Frieda Wieners, die auch in der Mommsenstraße 18 wohnte und für die ebenfalls ein Stolperstein vor dem Haus verlegt wurde.

 

Der Kaufmann und als solcher „Reisender in Posamentierwaren“ Adolf Aron Eisenstädt (*1857) und seine Ehefrau Ester Emilie geb. Magnus (*1842) hatten ein gemeinsames Kind: Max Marcus, geboren am 15. März 1889 in Großbeeren/Teltow bei Berlin.

Aron Eisenstädt (er unterschrieb seine Dokumente wechselnd mit Adolf oder Aron) hatte aus seiner 1883 geschlossenen Ehe mit Emma Krause schon einen Sohn gehabt, Wolf Willy. Der Säugling starb im Alter von 7 Wochen im Dezember 1884, eine Woche nach dem Tod seiner 27-jährigen Mutter. Emma war am 27. November - möglicherweise an den Folgen der Geburt - in der Berliner Universitätsklinik gestorben.

Aron, der innerhalb weniger Wochen Ehefrau und Kind verloren hatte, lernte einige Jahre später in Hamburg die 15 Jahre ältere Modistin Ester Emilie Magnus kennen. Sie heirateten am 9. April 1888 vor dem Hamburger Standesamt.
Aus welchen Gründen das Ehepaar Eisenstädt nach Großbeeren zog, ist nicht bekannt. Zur Zeit der Heirat wohnte Aron noch in Berlin in der Zehdenicker Straße. Am 15. März 1889 brachte die bereits 46 Jahre alte Emilie Eisenstädt den Sohn Max Marcus zur Welt, vielleicht benannt nach dem Großvater mütterlicherseits, Marcus Magnus. Sein Rufname war jedoch Max. Die Familie zog später nach Berlin Prenzlauer Berg in die Wörther Straße 43, wo alle familiären Ereignisse der kommenden Jahre stattfinden sollten.

Ende März 1919 starb Ester Emilie Eisenstädt 77-jährig im Beisein von Max in ihrer Wohnung. Max war inzwischen ebenfalls als Kaufmann tätig.
Vater und Sohn blieben zusammen wohnen, auch als Max am 2. August 1920 die 26jährige Rosalie Kroner heiratete. Offenbar haben die jungen Leute nie zusammengelebt. Rosalies Adresse ist in der Heiratsurkunde mit Warschauer Straße 8 angegeben. Dieses war auch 2 Jahre später noch ihre Anschrift, als sie im Alter von 28 Jahren starb.

1924 war für Aron und Max das Jahr, in dem beide noch einmal heirateten. Am 10. Januar nahm Max die Schneiderin Martha Goldstein (*24. Oktober 1889 in Kobylin) zur Frau und sein Vater heiratete im März die 1875 geborene Verkäuferin Therese Lindemann.

3 Jahre später, am 12. Februar 1927 starb Aron Eisenstädt, laut Sterbeurkunde war der inzwischen in den Ruhestand getretene Kaufmann ein Synagogendiener geworden. Seine Witwe blieb in den kommenden Jahren in der Wörther Straße 43 wohnen. Sie wurde im Januar 1943 nach Theresienstadt deportiert, wo sie zwei Wochen nach Ankunft verstarb.
Wo Max und Martha in den Ende der 20-er und den 30-er Jahren wohnten, kann nicht mit Bestimmtheit festgestellt werden, die Eintragungen in den Berliner Adressbüchern lassen keine eindeutigen Rückschlüsse zu.
1939 war die Wende in der Ehe der Eisenstädts. Max soll damals in der Iranischen Straße 2 untergebracht gewesen sein. Dies war die Adresse des Krankenhauses der Jüdischen Gemeinde. Martha Eisenstädt verließ 1939 Deutschland und damit auch ihren Mann. Sie ging nach England. Es ist gut vorstellbar, dass eine gemeinsame Ausreise des Ehepaares geplant war, Max’ Aufenthalt im Jüdischen Krankenhaus die Pläne aber durchkreuzte. Martha lebte 1939 in London im Stadtteil Hampstead, sie verstarb aber schon am 18. September des darauffolgenden Jahres.

Max war zur Zeit der Volkszählung im Mai 1939 in der Mommsenstraße 18 gemeldet. Ob dieses schon die Adresse vor Marthas Ausreise war, oder ob Max nach der Entlassung aus dem Krankenhaus dort bei einem anderen Mieter ein Zimmer bezog, ist unklar.

Bis zu seiner Deportation 1943 war er wie alle Juden den stetig zunehmenden Schikanen des Naziregimes ausgesetzt. Er wurde zur Zwangsarbeit bei der Deutschen Lufthansa AG in Staaken für einen Hungerlohn von 32,-RM herangezogen. Sein Zimmer in der Mommsenstraße musste er verlassen und wurde in dem Eckhaus Schlüterstraße 17/ Pestalozzistraße 99a bei Erich Gross und dessen Schwiegermutter Jette Kroner einquartiert. Erich Gross war schon im November mit seiner Frau Gertrud untergetaucht und Jette Kroner nach Theresienstadt deportiert. Für Jette Kroner und Erich Gross, der in der Illegalität denunziert und dann deportiert wurde, liegen Stolpersteine vor dem Haus Pestalozzistraße 99a. Gertrud Gross überlebte. Die Wohnung von Erich Gross wurde zur „Judenwohnung“ deklariert, die Miete in Höhe von 20 RM hatte Max deshalb an die Hauswartsfrau Hedwig Wendicke abzuliefern. Von seinen Besitztümern waren ihm nur einige wenige Habseligkeiten geblieben. Das mit dem Tag seiner Deportation beschlagnahmte Vermögen bestand aus einem Kleiderschrank, einem eisernen Bettgestell mit Matratze, Oberbett, Unterbett und Kopfkissen, einem kleinen Tisch, Herrenbekleidung und Leibwäsche im Wert von 35 Reichsmark.

Max Marcus Eisenstädt wurde am 2. März 1943 in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert. Wir wissen nicht, ob Max Eisenstädt nach Ankunft im Lager noch registriert wurde oder ob er sogleich in einer der Gaskammern ermordet wurde.

Es war der zweite Großtransport mit 1756 Menschen nach der „Fabrikaktion“ - unter ihnen befand sich Gustav Wiener, der Vater Frieda Wieners, die auch in der Mommsenstraße 18 wohnte und für die ebenfalls ein Stolperstein vor dem Haus verlegt wurde.