Siegfried Schloß

Location 
Niebuhrstr. 3
District
Charlottenburg
Stone was laid
11 December 2006
Born
25 March 1868 in Friedberg (Hessen)
Deportation
on 01 November 1941 to Łódź / Litzmannstadt
Murdered
18 January 1942 in Łódź / Litzmannstadt

Siegfried Schloß kam am 25. März 1868 im hessischen Friedberg als Sohn des Kaufmanns Salomon Schloß (1830–1879) und seiner Ehefrau Johanna, geb. Kassel, (1833–1901) zur Welt. In der Stadt Friedberg gab es seit dem Mittelalter eine bedeutende jüdische Gemeinde. Die Familie Schloß war eine der vielen Kaufmannsfamilien mit Wohnung und Geschäft im alten „Judenviertel“ der Stadt. Im Adressbuch der Wetterau von 1915 findet sich das Geschäft der Geschwister Schloß in der Usagasse 6, Inhaber war Siegmund Gottschalk (1853–1929), der Mann von Siegfrieds verstorbener Schwester Fabiana. Verkauft wurden „Kurz-, Weiß-, Woll- und Manufakturwaren, Tapisserie, Nähmasch., Fahrräder.“<br />
Siegfried Schloß hatte sechs ältere Geschwister: Bertha (1858–1931), die einen Uhrmacher heiratete; Fabiana (1859–1893), die ein Jahr nach der Hochzeit mit Siegmund Gottschalk starb; Adolf (1860–1944), der mit seiner nichtjüdischen Ehefrau als Kaufmann in Schönebeck an der Elbe lebte und nach ihrem Tod von Berlin aus nach Theresienstadt deportiert wurde und dort 1944 umkam; die Zwillinge Isidor und Louis (geboren 1864, gestorben 1866 und 1881) und Theodor, der 1891 mit 28 Jahren starb. – Nach dem Tod des Vaters Salomon führte die Mutter das Geschäft weiter. <br />
Anders als seine Brüder wurde Siegfried Schloß kein Kaufmann, sondern Ingenieur. Bekannt ist, dass er im April 1889 aus Darmstadt nach Friedberg zurückkam und sich noch in demselben Monat nach Berlin abmeldete.<br />
Am 6. April 1899 heiratete er Valeska (Wally) Spiegel, die 1881 in Berlin geborene Tochter eines Kaufmanns. Sie wohnte bei den Eltern in der Friedrichstraße, einen Beruf hatte sie nicht. Das Ehepaar lebte nach der Hochzeit bis 1908 in der Artilleriestraße 3 (heute Tucholskystraße), also in der Spandauer Vorstadt, in der vor allem die zugewanderten Ostjuden lebten.<br />
Am 25. März 1903 wurde in der Artilleriestraße der Sohn Hans-Stephan geboren. 1909 zog die Familie in eine 4-Zimmer-Wohnung in der Niebuhrstraße 3 in der damals noch selbstständigen Stadt Charlottenburg. Siegfried Schloß arbeitete bei der AEG und verdiente gut. Er blieb bis zur Pensionierung bei der großen Firma und machte Karriere, wurde Oberingenieur und Prokurist.<br />
Die Wohnung in der ruhigen bürgerlichen Umgebung war wertvoll eingerichtet. Zur Kleidung von Siegfried Schloß gehörten ein Frack und ein Smoking für den Abend und ein Cut für den Tag – das Ehepaar oder auch Siegfried Schloß allein hatten also gesellschaftliche Verpflichtungen, die den entsprechende „Gesellschaftsanzug“ verlangten. Sohn Hans-Stephan, der Volkswirtschaft studiert und promoviert hatte, lebte bis zu seiner Emigration nach Italien im Jahr 1936/1939 bei den Eltern in der Niebuhrstraße 3. <br />
Am 1. November 1941 wurden Siegfried Schloß und seine Ehefrau Valeska in das Ghetto Lodz deportiert. Dort waren sie in der Hohensteiner Straße 62 (heute ul. Zgierska) untergebracht. Das Leben im überfüllten Ghetto bedeutete Hunger, Krankheit, erschöpfende Arbeit. Siegfried Schloß starb am 18. Januar 1942 im Krankenhaus des Ghettos. Seine Ehefrau Valeska wurde von Lodz in das Vernichtungslager Chelmo (Kulmhof) transportiert und dort am 9. Mai 1942 ermordet.<br />
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Hans-Stephan Schloß überlebte in Italien Verfolgung und Lagerhaft und arbeitete in den 1950er Jahren in Wien als Wirtschaftsreferent bei der Botschaft der BRD. <br />

Siegfried Schloß kam am 25. März 1868 im hessischen Friedberg als Sohn des Kaufmanns Salomon Schloß (1830–1879) und seiner Ehefrau Johanna, geb. Kassel, (1833–1901) zur Welt. In der Stadt Friedberg gab es seit dem Mittelalter eine bedeutende jüdische Gemeinde. Die Familie Schloß war eine der vielen Kaufmannsfamilien mit Wohnung und Geschäft im alten „Judenviertel“ der Stadt. Im Adressbuch der Wetterau von 1915 findet sich das Geschäft der Geschwister Schloß in der Usagasse 6, Inhaber war Siegmund Gottschalk (1853–1929), der Mann von Siegfrieds verstorbener Schwester Fabiana. Verkauft wurden „Kurz-, Weiß-, Woll- und Manufakturwaren, Tapisserie, Nähmasch., Fahrräder.“
Siegfried Schloß hatte sechs ältere Geschwister: Bertha (1858–1931), die einen Uhrmacher heiratete; Fabiana (1859–1893), die ein Jahr nach der Hochzeit mit Siegmund Gottschalk starb; Adolf (1860–1944), der mit seiner nichtjüdischen Ehefrau als Kaufmann in Schönebeck an der Elbe lebte und nach ihrem Tod von Berlin aus nach Theresienstadt deportiert wurde und dort 1944 umkam; die Zwillinge Isidor und Louis (geboren 1864, gestorben 1866 und 1881) und Theodor, der 1891 mit 28 Jahren starb. – Nach dem Tod des Vaters Salomon führte die Mutter das Geschäft weiter.
Anders als seine Brüder wurde Siegfried Schloß kein Kaufmann, sondern Ingenieur. Bekannt ist, dass er im April 1889 aus Darmstadt nach Friedberg zurückkam und sich noch in demselben Monat nach Berlin abmeldete.
Am 6. April 1899 heiratete er Valeska (Wally) Spiegel, die 1881 in Berlin geborene Tochter eines Kaufmanns. Sie wohnte bei den Eltern in der Friedrichstraße, einen Beruf hatte sie nicht. Das Ehepaar lebte nach der Hochzeit bis 1908 in der Artilleriestraße 3 (heute Tucholskystraße), also in der Spandauer Vorstadt, in der vor allem die zugewanderten Ostjuden lebten.
Am 25. März 1903 wurde in der Artilleriestraße der Sohn Hans-Stephan geboren. 1909 zog die Familie in eine 4-Zimmer-Wohnung in der Niebuhrstraße 3 in der damals noch selbstständigen Stadt Charlottenburg. Siegfried Schloß arbeitete bei der AEG und verdiente gut. Er blieb bis zur Pensionierung bei der großen Firma und machte Karriere, wurde Oberingenieur und Prokurist.
Die Wohnung in der ruhigen bürgerlichen Umgebung war wertvoll eingerichtet. Zur Kleidung von Siegfried Schloß gehörten ein Frack und ein Smoking für den Abend und ein Cut für den Tag – das Ehepaar oder auch Siegfried Schloß allein hatten also gesellschaftliche Verpflichtungen, die den entsprechende „Gesellschaftsanzug“ verlangten. Sohn Hans-Stephan, der Volkswirtschaft studiert und promoviert hatte, lebte bis zu seiner Emigration nach Italien im Jahr 1936/1939 bei den Eltern in der Niebuhrstraße 3.
Am 1. November 1941 wurden Siegfried Schloß und seine Ehefrau Valeska in das Ghetto Lodz deportiert. Dort waren sie in der Hohensteiner Straße 62 (heute ul. Zgierska) untergebracht. Das Leben im überfüllten Ghetto bedeutete Hunger, Krankheit, erschöpfende Arbeit. Siegfried Schloß starb am 18. Januar 1942 im Krankenhaus des Ghettos. Seine Ehefrau Valeska wurde von Lodz in das Vernichtungslager Chelmo (Kulmhof) transportiert und dort am 9. Mai 1942 ermordet.

Hans-Stephan Schloß überlebte in Italien Verfolgung und Lagerhaft und arbeitete in den 1950er Jahren in Wien als Wirtschaftsreferent bei der Botschaft der BRD.