Louise Stock

Location 
Nikolsburger Platz 1
District
Wilmersdorf
Stone was laid
29 April 2012
Born
24 January 1894 in Hamburg
Deportation
on 17 May 1943 to Auschwitz
Murdered
in Auschwitz

Louise Stock, am 24. Januar 1894 in Hamburg geboren, war Kontoristin in der Statistischen Abteilung der Reichsvereinigung der Juden in Deutschland, und zwar nach eigenen Angaben „unbesoldet“. Sie war ledig und lebte am Nikolsburger Platz 1 in Wilmersdorf, wo sie – für damalige Verhältnisse ungewöhnlich – zwei Zimmer mit Korridor, Bad und WC, Küche, Warmwasser und Zentralheizung für „monatlich 110 Reichsmark incl.“ gemietet hatte. Hausverwalter war ein Herr Schuch in der Martin-Luther-Straße in Schöneberg.<br />
<br />
So hat sie es selbst in ihre im Brandenburgischen Landeshauptarchiv in Potsdam verwahrten Vermögenserklärung eingetragen, die sie am 10. Mai 1943, eine Woche vor ihrer Deportation ins Vernichtungslager Auschwitz, ausfüllen und abgeben musste. Außer ihren Möbeln und den Haushaltsgegenständen hatte sie kein Vermögen anzugeben. Immerhin wurde das Inventar ihrer Wohnung in einem Schätzungsblatt des Oberfinanzpräsidenten, unterzeichnet von einem Obergerichtsvollzieher, mit 1166,30 Reichsmark bewertet, darunter ein moderner Elektrolux-Gaskühlschrank, der auf 120 RM taxiert wurde. Von der Gesamtsumme kassierte die Vermögensverwertungsstelle beim Oberfinanzpräsidenten von Berlin-Brandenburg 1026 RM. Wo der Rest und wo die Gegenstände blieben, ist nicht ersichtlich.<br />
<br />
Jedenfalls gab es nach der Deportation von Louise Stock noch eine mehrere Monate dauernde schriftliche Auseinandersetzung: Die Grundstücks- und Vermögensverwaltung Erich Schuch, Viktoria-Luise-Platz 9, trieb „auf Drängen des Eigentümers“, eines Hauptmanns Kliefoth, „der im Felde steht“, für Juni bis Oktober 660 Reichsmark rückständige Miete beim Oberfinanzpräsidenten ein. Dieser wollte offensichtlich zunächst nicht zahlen und musste mehrfach vom Verwalter Schuch gemahnt werden. Schließlich wurden am 24. Januar 1944, groteskerweise am 50. Geburtstag von Louise Stock, 550 RM und am 24. Februar die restlichen 110 RM überwiesen.<br />
<br />
Inzwischen war das Haus am Nikolsburger Platz 1 in der Nacht vom 22. zum 23. November 1943 zerstört – wie es im damaligen Sprachgebrauch hieß: „durch Feindeinwirkung vernichtet“ – worden. Eine der einstigen Bewohnerinnen, Louise Stock, war wahrscheinlich zu diesem Zeitpunkt schon in den Gaskammern von Auschwitz getötet worden.

Louise Stock, am 24. Januar 1894 in Hamburg geboren, war Kontoristin in der Statistischen Abteilung der Reichsvereinigung der Juden in Deutschland, und zwar nach eigenen Angaben „unbesoldet“. Sie war ledig und lebte am Nikolsburger Platz 1 in Wilmersdorf, wo sie – für damalige Verhältnisse ungewöhnlich – zwei Zimmer mit Korridor, Bad und WC, Küche, Warmwasser und Zentralheizung für „monatlich 110 Reichsmark incl.“ gemietet hatte. Hausverwalter war ein Herr Schuch in der Martin-Luther-Straße in Schöneberg.

So hat sie es selbst in ihre im Brandenburgischen Landeshauptarchiv in Potsdam verwahrten Vermögenserklärung eingetragen, die sie am 10. Mai 1943, eine Woche vor ihrer Deportation ins Vernichtungslager Auschwitz, ausfüllen und abgeben musste. Außer ihren Möbeln und den Haushaltsgegenständen hatte sie kein Vermögen anzugeben. Immerhin wurde das Inventar ihrer Wohnung in einem Schätzungsblatt des Oberfinanzpräsidenten, unterzeichnet von einem Obergerichtsvollzieher, mit 1166,30 Reichsmark bewertet, darunter ein moderner Elektrolux-Gaskühlschrank, der auf 120 RM taxiert wurde. Von der Gesamtsumme kassierte die Vermögensverwertungsstelle beim Oberfinanzpräsidenten von Berlin-Brandenburg 1026 RM. Wo der Rest und wo die Gegenstände blieben, ist nicht ersichtlich.

Jedenfalls gab es nach der Deportation von Louise Stock noch eine mehrere Monate dauernde schriftliche Auseinandersetzung: Die Grundstücks- und Vermögensverwaltung Erich Schuch, Viktoria-Luise-Platz 9, trieb „auf Drängen des Eigentümers“, eines Hauptmanns Kliefoth, „der im Felde steht“, für Juni bis Oktober 660 Reichsmark rückständige Miete beim Oberfinanzpräsidenten ein. Dieser wollte offensichtlich zunächst nicht zahlen und musste mehrfach vom Verwalter Schuch gemahnt werden. Schließlich wurden am 24. Januar 1944, groteskerweise am 50. Geburtstag von Louise Stock, 550 RM und am 24. Februar die restlichen 110 RM überwiesen.

Inzwischen war das Haus am Nikolsburger Platz 1 in der Nacht vom 22. zum 23. November 1943 zerstört – wie es im damaligen Sprachgebrauch hieß: „durch Feindeinwirkung vernichtet“ – worden. Eine der einstigen Bewohnerinnen, Louise Stock, war wahrscheinlich zu diesem Zeitpunkt schon in den Gaskammern von Auschwitz getötet worden.