Bertha Dessauer née Fleischmann

Location 
Onkel-Tom-Straße 77
District
Zehlendorf
Stone was laid
02 July 2010
Born
31 May 1889 in Berlin
Deportation
on 28 June 1943 to Auschwitz
Murdered
in Auschwitz

Bertha Dessauer, geb. Fleischmann, wurde am 31. Mai 1889 in Berlin geboren.<br />
Sie heiratete den Apotheker Dr. Hugo Dessauer und bekam mit ihm zwei Kinder, Hans Joachim Herrmann, geb. 1921 und Rosemarie Brigitte, geb. 1923.<br />
Beide Kinder wurden drei Monate nach ihrer Geburt evangelisch getauft. Die Eltern wurden als „Dissidenten“ eingetragen und es existierte eine Bemerkung: „in schriftlicher Bescheinigung christliche Erziehung der Kinder versprochen“.<br />
Die Familie wohnte an verschiedenen Orten in Berlin-Lichterfelde und Zehlendorf (Elisabethstraße 15, Manteufelstraße 17a, Zehlendorfer Straße 30,die spätere Finkensteinallee 120) und schließlich hier in der Onkel-Tom-Straße 77.<br />
Hugo Dessauer verstarb 1932 und schon 1933 wird die Witwe Bertha Dessauer als Eigentümerin des Hauses in der Zehlendorfer Straße 30 (später Finkensteinallee 120) im Berliner Adressbuch verzeichnet.<br />
Am 6.9.1936 wird Bertha Dessauer von Herrn Pfarrer Praetorius getauft.<br />
1937 zog sie mit beiden Kindern in die Onkel-Tom-Straße 77 und wurde fortan nicht mehr im Adressbuch geführt. Im Straßenverzeichnis ist sie 1937 Eigentümerin, in den Jahren 1938-40 noch als Bewohnerin und dann gar nicht mehr geführt. Ihr Sohn Hans Joachim Dessauer wird noch bis 1943 als Bewohner vermerkt.<br />
Ab 1940 werden als Eigentümer der Häuser Onkel-Tom-Straße 75 und 77 B. Buchta und E. Niquet genannt.<br />
Am 28. Juni 1943 wurden Bertha Dessauer und ihr Sohn Hans Joachim nach Auschwitz deportiert. Der späte Zeitraum der Deportation lässt vermuten, dass beide vorher untergetaucht waren, jedoch entdeckt oder verraten wurden.<br />
Bertha Dessauer starb in Auschwitz, wie wir aus einem Brief ihrer Tochter Rosemarie von 1946 wissen, sie schrieb: „Meine Mutter ist ein paar Tage nach ihrem Einliefern in das Konzentrationslager Auschwitz vergast worden. Ich war ja schon darauf vorbereitet, nur wenn man die Gewissheit hat, ist es doch nicht so leicht, darüber hinwegzukommen.“<br />
Hans Joachim Dessauer hat Auschwitz überlebt. Es existiert eine Akte aus der Nachkriegszeit, die aus datenschutzrechtlichen Gründen aber noch nicht einsehbar ist. Es ist nur bekannt, dass er 1959 in Alabama lebte.<br />
Rosemarie Dessauer war zum Zeitpunkt der Deportation von Mutter und Bruder zufällig auch hier im Haus, lebte aber schon einige Zeit illegal unter dem Namen Maria Weber. Die Nachbarn und Eigentümer des Hauses Ernst und Erna Niquet verhalfen ihr zur Flucht und unterstützten sie später mit Lebensmitteln. Dieses mutige Ehepaar schützte auch noch einen weiteren jüdischen Nachbarn, Walter Fels, vor der Deportation. Dafür wurden beide 1962 vom Berliner Innensenator als „Unbesungene Helden“ geehrt.<br />
Rosemarie Dessauer wurde in den Jahren 1943-45 unter verschiedenen Namen von Freunden, Nachbarn und in Mecklenburger Pfarrhäusern, die der bekennenden Kirche nahe standen, versteckt und konnte so überleben.<br />
In dortigen Gemeindechroniken ist vermerkt, dass „selbst die Kinder des Pfarrhauses erst nach dem Krieg erfuhren, dass es sich bei jener dunkelhaarigen jungen Frau, die sie „Tante Maria“ nannten und die die Kinder gerne liebevoll „kleine Drachen“ nannte, um Rosemarie Dessauer, eine sogenannte „Volljüdin“ handelte.“<br />
Rosemarie wohnte nach dem Krieg zunächst in Süddeutschland und emigrierte dann in die Vereinigten Staaten, wo 1966 eine New Yorker Adresse von ihr bekannt ist. Sie hieß damals bereits Rosemarie Prager.

Bertha Dessauer, geb. Fleischmann, wurde am 31. Mai 1889 in Berlin geboren.
Sie heiratete den Apotheker Dr. Hugo Dessauer und bekam mit ihm zwei Kinder, Hans Joachim Herrmann, geb. 1921 und Rosemarie Brigitte, geb. 1923.
Beide Kinder wurden drei Monate nach ihrer Geburt evangelisch getauft. Die Eltern wurden als „Dissidenten“ eingetragen und es existierte eine Bemerkung: „in schriftlicher Bescheinigung christliche Erziehung der Kinder versprochen“.
Die Familie wohnte an verschiedenen Orten in Berlin-Lichterfelde und Zehlendorf (Elisabethstraße 15, Manteufelstraße 17a, Zehlendorfer Straße 30,die spätere Finkensteinallee 120) und schließlich hier in der Onkel-Tom-Straße 77.
Hugo Dessauer verstarb 1932 und schon 1933 wird die Witwe Bertha Dessauer als Eigentümerin des Hauses in der Zehlendorfer Straße 30 (später Finkensteinallee 120) im Berliner Adressbuch verzeichnet.
Am 6.9.1936 wird Bertha Dessauer von Herrn Pfarrer Praetorius getauft.
1937 zog sie mit beiden Kindern in die Onkel-Tom-Straße 77 und wurde fortan nicht mehr im Adressbuch geführt. Im Straßenverzeichnis ist sie 1937 Eigentümerin, in den Jahren 1938-40 noch als Bewohnerin und dann gar nicht mehr geführt. Ihr Sohn Hans Joachim Dessauer wird noch bis 1943 als Bewohner vermerkt.
Ab 1940 werden als Eigentümer der Häuser Onkel-Tom-Straße 75 und 77 B. Buchta und E. Niquet genannt.
Am 28. Juni 1943 wurden Bertha Dessauer und ihr Sohn Hans Joachim nach Auschwitz deportiert. Der späte Zeitraum der Deportation lässt vermuten, dass beide vorher untergetaucht waren, jedoch entdeckt oder verraten wurden.
Bertha Dessauer starb in Auschwitz, wie wir aus einem Brief ihrer Tochter Rosemarie von 1946 wissen, sie schrieb: „Meine Mutter ist ein paar Tage nach ihrem Einliefern in das Konzentrationslager Auschwitz vergast worden. Ich war ja schon darauf vorbereitet, nur wenn man die Gewissheit hat, ist es doch nicht so leicht, darüber hinwegzukommen.“
Hans Joachim Dessauer hat Auschwitz überlebt. Es existiert eine Akte aus der Nachkriegszeit, die aus datenschutzrechtlichen Gründen aber noch nicht einsehbar ist. Es ist nur bekannt, dass er 1959 in Alabama lebte.
Rosemarie Dessauer war zum Zeitpunkt der Deportation von Mutter und Bruder zufällig auch hier im Haus, lebte aber schon einige Zeit illegal unter dem Namen Maria Weber. Die Nachbarn und Eigentümer des Hauses Ernst und Erna Niquet verhalfen ihr zur Flucht und unterstützten sie später mit Lebensmitteln. Dieses mutige Ehepaar schützte auch noch einen weiteren jüdischen Nachbarn, Walter Fels, vor der Deportation. Dafür wurden beide 1962 vom Berliner Innensenator als „Unbesungene Helden“ geehrt.
Rosemarie Dessauer wurde in den Jahren 1943-45 unter verschiedenen Namen von Freunden, Nachbarn und in Mecklenburger Pfarrhäusern, die der bekennenden Kirche nahe standen, versteckt und konnte so überleben.
In dortigen Gemeindechroniken ist vermerkt, dass „selbst die Kinder des Pfarrhauses erst nach dem Krieg erfuhren, dass es sich bei jener dunkelhaarigen jungen Frau, die sie „Tante Maria“ nannten und die die Kinder gerne liebevoll „kleine Drachen“ nannte, um Rosemarie Dessauer, eine sogenannte „Volljüdin“ handelte.“
Rosemarie wohnte nach dem Krieg zunächst in Süddeutschland und emigrierte dann in die Vereinigten Staaten, wo 1966 eine New Yorker Adresse von ihr bekannt ist. Sie hieß damals bereits Rosemarie Prager.