Edith Gertrud Zacharias

Location 
Pariser Str. 11
District
Wilmersdorf
Stone was laid
22 June 2014
Born
17 August 1887 in Garnsee (Westpreußen) / Gardeja
Deportation
on 15 August 1942 to Riga
Murdered
18 August 1942 in Riga
Edith Gertrud Zacharias wurde wie ihre Geschwister Kurt, Georg und Elsbeth in Garnsee, Kreis Marienwerder (Westpreußen) am 17. August 1887 geboren. Die Eltern waren der Kreiswundarzt Dr. Siegfried Zacharias und seine Ehefrau Henriette, geb. Hirschberg. Henriette Hirschberg war die Schwester von Nanny Krombach. Diese lebte zusammen mit Georg, Edith und Elsbeth bis zur Deportation zusammen in der Pariser Straße 11 im 2. Stock des Vorderhauses. Nach dem Tod von Siegfried Zacharias hatte die Mutter den Wohnsitz nach Marienwerder verlegt, wo die Kinder die Schule besuchten. 1900 zog die Familie nach Berlin.

Die Schwestern Edith und Elsbeth besuchten das Lette-Haus und wurden kaufmännische Sekretärinnen. Edith war bei der Firma Rawack & Gruenfeld in der Hardenbergstraße beschäftigt. Georg bekleidete nach seiner Ausbildung die Stellung eines Beamten der Deutschen Bank (Zentrale Mauerstraße). Der Bruder Kurt wurde Arzt und hatte in Neukölln eine Arztpraxis. Er verließ 1938 mit seiner Frau Else Deutschland und lebte in Paris, wo er versuchte die Einbürgerung zu erlangen. Mitte der 1950er Jahre praktizierte er wieder als Arzt in Pirmasens.

Edith und Elsbeth sowie ihr Bruder Georg blieben unverheiratet und lebten lange Zeit zusammen in einem Haushalt, zunächst in der Knesebeckstraße 46/47. 1939 wurden sie gezwungen die Wohnung aufzugeben und zogen in die Pariser Straße 11. In der großen Wohnung in der Knesebeckstraße hatten sie in relativem Wohlstand gelebt, sie hatten eine Hausangestellte und konnten 1935 ihre Tante Nanny Krombach aufnehmen. Aufgrund der Verordnungen und Erlasse gegen Juden verloren beide Schwestern ihre Stellungen. So lebten sie alle in der Pariser Str. 11 in einer Art familiärer Notgemeinschaft. Nanny Krombach trug Verantwortung für ihre verwaisten Enkelkinder und erfuhr von den Nichten und dem Neffen Anteilnahme und Unterstützung. Edith Zacharias schien jedoch unter der Situation in der Pariser Straße am meisten zu leiden. In einem Brief an Nanny Krombachs Tochter Käthe in Palästina schrieb sie 1939:

„…Übrigens noch zu deiner Information, liebe Käte, dass ich bereits seit dem 25.November v.J. entlassen und seitdem ohne Beschäftigung bin. Was das für mich bedeutet, kannst du sicher verstehen, zumal da ich mich vergeblich bemühe, wieder etwas meinen Fähigkeiten entsprechendes zu finden. Ich habe mir zwar redliche Mühe gegeben, mich im Haushalt zu betätigen und unter Anleitung deiner lb. Mutter kochen zu lernen, sehe aber immer mehr und mehr meine Nichteignung dazu ein, was mich natürlich besonders unglücklich macht. Leider hat nun mal Deine Mutter mit ihrer Prophezeiung recht behalten, dass ich niemals kochen lernen werde………. Ich bin bald nach meiner Entlassung mit dem besten Willen an die Sache herangegangen; denn ich entliess doch zum 1.Januar unser Mädchen…….. Der Wohnungswechsel hat mir vollends den Garaus gemacht; denn die allein schon damit verbundenen dauernden Aufregungen lassen mich nicht zur Ruhe kommen, abgesehen von allem anderen was uns jetzt bewegt. Ich könnte Dir über dieses Kapitel noch mancherlei erzählen, will es aber lieber für mich behalten, um die nicht auch noch mit meinen Angelegenheiten den Kopf zu beschweren……..Selbst ein kurzer Spaziergang am späten Abend bedeutete keine Erholung. Wir haben hier draussen auch kaum noch eine Möglichkeit, uns auszuruhen, und einen weiten Weg vermag Deine Mutter nicht mehr ohne Überanstrengung zu machen. So bleibt man eben am liebsten zu Hause und nutzt so viel wie möglich den Balkon aus, auch wenn er in Anbetracht des Strassenlärms keine reine Freude bedeutet. Ich hätte nicht gedacht, dass ich mich so schwer hier eingewöhnen würde……. Und trotzdem müssen wir noch dankbar sein, ein solches Dach über unserm Kopf zu haben.“

Über die letzten Jahre in der Pariser Straße, die Edith Zacharias mit ihrer Schwester, ihrem Bruder und Nanny Krombach verbrachte, ist wenig bekannt. Die Geschwister Zacharias wurden am 15. August 1942 vom Güterbahnhof an der Putlitzstraße in einem mit etwa 1000 Menschen überfüllten Zug nach Riga deportiert und dort wie fast alle nach der Ankunft drei Tage später umgebracht. Nanny Krombach wurde am 19. August 1942 nach Theresienstadt deportiert und am 26. September 1942 im Vernichtungslager Treblinka ermordet.
Edith Gertrud Zacharias wurde wie ihre Geschwister Kurt, Georg und Elsbeth in Garnsee, Kreis Marienwerder (Westpreußen) am 17. August 1887 geboren. Die Eltern waren der Kreiswundarzt Dr. Siegfried Zacharias und seine Ehefrau Henriette, geb. Hirschberg. Henriette Hirschberg war die Schwester von Nanny Krombach. Diese lebte zusammen mit Georg, Edith und Elsbeth bis zur Deportation zusammen in der Pariser Straße 11 im 2. Stock des Vorderhauses. Nach dem Tod von Siegfried Zacharias hatte die Mutter den Wohnsitz nach Marienwerder verlegt, wo die Kinder die Schule besuchten. 1900 zog die Familie nach Berlin.

Die Schwestern Edith und Elsbeth besuchten das Lette-Haus und wurden kaufmännische Sekretärinnen. Edith war bei der Firma Rawack & Gruenfeld in der Hardenbergstraße beschäftigt. Georg bekleidete nach seiner Ausbildung die Stellung eines Beamten der Deutschen Bank (Zentrale Mauerstraße). Der Bruder Kurt wurde Arzt und hatte in Neukölln eine Arztpraxis. Er verließ 1938 mit seiner Frau Else Deutschland und lebte in Paris, wo er versuchte die Einbürgerung zu erlangen. Mitte der 1950er Jahre praktizierte er wieder als Arzt in Pirmasens.

Edith und Elsbeth sowie ihr Bruder Georg blieben unverheiratet und lebten lange Zeit zusammen in einem Haushalt, zunächst in der Knesebeckstraße 46/47. 1939 wurden sie gezwungen die Wohnung aufzugeben und zogen in die Pariser Straße 11. In der großen Wohnung in der Knesebeckstraße hatten sie in relativem Wohlstand gelebt, sie hatten eine Hausangestellte und konnten 1935 ihre Tante Nanny Krombach aufnehmen. Aufgrund der Verordnungen und Erlasse gegen Juden verloren beide Schwestern ihre Stellungen. So lebten sie alle in der Pariser Str. 11 in einer Art familiärer Notgemeinschaft. Nanny Krombach trug Verantwortung für ihre verwaisten Enkelkinder und erfuhr von den Nichten und dem Neffen Anteilnahme und Unterstützung. Edith Zacharias schien jedoch unter der Situation in der Pariser Straße am meisten zu leiden. In einem Brief an Nanny Krombachs Tochter Käthe in Palästina schrieb sie 1939:

„…Übrigens noch zu deiner Information, liebe Käte, dass ich bereits seit dem 25.November v.J. entlassen und seitdem ohne Beschäftigung bin. Was das für mich bedeutet, kannst du sicher verstehen, zumal da ich mich vergeblich bemühe, wieder etwas meinen Fähigkeiten entsprechendes zu finden. Ich habe mir zwar redliche Mühe gegeben, mich im Haushalt zu betätigen und unter Anleitung deiner lb. Mutter kochen zu lernen, sehe aber immer mehr und mehr meine Nichteignung dazu ein, was mich natürlich besonders unglücklich macht. Leider hat nun mal Deine Mutter mit ihrer Prophezeiung recht behalten, dass ich niemals kochen lernen werde………. Ich bin bald nach meiner Entlassung mit dem besten Willen an die Sache herangegangen; denn ich entliess doch zum 1.Januar unser Mädchen…….. Der Wohnungswechsel hat mir vollends den Garaus gemacht; denn die allein schon damit verbundenen dauernden Aufregungen lassen mich nicht zur Ruhe kommen, abgesehen von allem anderen was uns jetzt bewegt. Ich könnte Dir über dieses Kapitel noch mancherlei erzählen, will es aber lieber für mich behalten, um die nicht auch noch mit meinen Angelegenheiten den Kopf zu beschweren……..Selbst ein kurzer Spaziergang am späten Abend bedeutete keine Erholung. Wir haben hier draussen auch kaum noch eine Möglichkeit, uns auszuruhen, und einen weiten Weg vermag Deine Mutter nicht mehr ohne Überanstrengung zu machen. So bleibt man eben am liebsten zu Hause und nutzt so viel wie möglich den Balkon aus, auch wenn er in Anbetracht des Strassenlärms keine reine Freude bedeutet. Ich hätte nicht gedacht, dass ich mich so schwer hier eingewöhnen würde……. Und trotzdem müssen wir noch dankbar sein, ein solches Dach über unserm Kopf zu haben.“

Über die letzten Jahre in der Pariser Straße, die Edith Zacharias mit ihrer Schwester, ihrem Bruder und Nanny Krombach verbrachte, ist wenig bekannt. Die Geschwister Zacharias wurden am 15. August 1942 vom Güterbahnhof an der Putlitzstraße in einem mit etwa 1000 Menschen überfüllten Zug nach Riga deportiert und dort wie fast alle nach der Ankunft drei Tage später umgebracht. Nanny Krombach wurde am 19. August 1942 nach Theresienstadt deportiert und am 26. September 1942 im Vernichtungslager Treblinka ermordet.