Ilse Cohn

Location 
Pasteurstr. 27
Historical name
Pasteurstr. 36
District
Prenzlauer Berg
Stone was laid
20 June 2021
Born
04 May 1923 in Berlin-Neukölln
Escape
England (11.05.1939)
Survived

Ilse Cohn wurde am 4. Mai 1923 als ältestes Kind der Eheleute Hugo Cohn und Henriette geb. Bragenheim in Berlin-Neukölln geboren. Der Vater Hugo war von Beruf Kaufmann, die Mutter Henriette war bis zur Hochzeit 1920 Buchhalterin. <br />
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Im Oktober 1927 kam Ilses Bruder Günther in Berlin-Prenzlauer Berg zur Welt, wohin die Familie 1924 gezogen war. Der Vater Hugo hatte nach dem Tod von Ilses Großvater im Jahre 1923 dessen Buchdruckerei übernommen, die sich im Prenzlauer Berg befand und die 1927 an den neuen Wohnsitz der Familie in die Pasteurstraße 36 (heute die Pasteurstraße 27) verlegt wurde.<br />
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Nach der Machtergreifung der Nazis im Januar 1933 änderte sich die Lebenssituation der jüdischen Familie Cohn dramatisch. Ist im Berliner Adressbuch des Jahres 1935 für Hugo noch die Angabe Buchdruckereibesitzer zu lesen, finden wir 1938 die Angabe Kaufmann. Er musste also spätestens im Jahre 1937 seine Druckerei aufgeben. Dies muss auch das Jahr sein, in dem Ilse ihren Schulabschluss machte. Ihr Bruder Günther ging noch bis zum März 1942 zur Schule. <br />
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Die wirtschaftlichen Verhältnisse der Cohns verschlechterten sich stark. Der Vater Hugo beschrieb sie sehr deutlich in einem Brief, den er im Februar 1939 an seine Schwester Käthe richtete. Käthe hatte 1921 Walter Juliusburger geheiratet. Sie konnten 1936 mit den Söhnen Gerhard und Hans nach Israel emigrieren und lebten dort in der Nähe von Tel Aviv. An diese Schwester schrieb Hugo, um sie um Hilfe und Unterstützung für eine mögliche Emigration zu bitten, wohl wissend, dass zu diesem Zeitpunkt Geschwister nicht nachgeholt werden konnten. Dies war das letzte Mal, dass Schwester Käthe und Schwager Walter etwas von Hugo und seiner Familie erfuhren. Sie hatten keine Möglichkeit, die erbetene Hilfe zu leisten.<br />
<br />
Den Eltern Hugo und Henriette gelang es, für Ilse über einen Jüdischen Hilfsverein die Emigration nach England zu organisieren. Kurz nach ihrem 16. Geburtstag kam sie dort am 11. Mai 1939 an, um eine Ausbildung als Schneiderin zu absolvieren. Anfang 1942 heiratete sie den ebenfalls aus Deutschland emigrierten Manfred Falkenfleck. Im August 1942 kam ihre Tochter Miriam zur Welt. Über das Internationale Rote Kreuz war es Ilse möglich, schriftlichen Kontakt zu ihrer Familie in Berlin zu halten. Beide Seiten konnten auf vorgefertigten Postkarten und mit limitiertem Text wenigstens ein paar persönliche Informationen austauschen. So konnte Ilse den Eltern von ihrem Baby berichten, worüber diese sich sehr freuten – wie aus der überlieferten Antwortkarte vom Dezember 1942 hervorgeht. Sie enthält kein Wort der Eltern über ihre wirtschaftlichen Verhältnisse. Offensichtlich wussten sie um die Zensur ihrer Post. <br />
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Ob und wie Ilse dann von der Deportation ihrer Eltern im März 1943 und der ihres Bruders im Juni 1943 erfahren hat, ist nicht bekannt. Von der Ermordung ihrer Angehörigen hat sie vermutlich erst nach Kriegsende erfahren. <br />
<br />
Im März 1947 kam ihr Sohn Michael zur Welt, der 1992 in Neuseeland verstarb. Ilse war mit ihrem zweiten Ehemann und dem Sohn nach 1948 dorthin ausgewandert. Sie starb 1995 ebenfalls in Neuseeland. Die Tochter Miriam blieb wohl in England.<br />
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Bislang ist es noch nicht gelungen, Familienangehörige zu ermitteln.

Ilse Cohn wurde am 4. Mai 1923 als ältestes Kind der Eheleute Hugo Cohn und Henriette geb. Bragenheim in Berlin-Neukölln geboren. Der Vater Hugo war von Beruf Kaufmann, die Mutter Henriette war bis zur Hochzeit 1920 Buchhalterin.

Im Oktober 1927 kam Ilses Bruder Günther in Berlin-Prenzlauer Berg zur Welt, wohin die Familie 1924 gezogen war. Der Vater Hugo hatte nach dem Tod von Ilses Großvater im Jahre 1923 dessen Buchdruckerei übernommen, die sich im Prenzlauer Berg befand und die 1927 an den neuen Wohnsitz der Familie in die Pasteurstraße 36 (heute die Pasteurstraße 27) verlegt wurde.

Nach der Machtergreifung der Nazis im Januar 1933 änderte sich die Lebenssituation der jüdischen Familie Cohn dramatisch. Ist im Berliner Adressbuch des Jahres 1935 für Hugo noch die Angabe Buchdruckereibesitzer zu lesen, finden wir 1938 die Angabe Kaufmann. Er musste also spätestens im Jahre 1937 seine Druckerei aufgeben. Dies muss auch das Jahr sein, in dem Ilse ihren Schulabschluss machte. Ihr Bruder Günther ging noch bis zum März 1942 zur Schule.

Die wirtschaftlichen Verhältnisse der Cohns verschlechterten sich stark. Der Vater Hugo beschrieb sie sehr deutlich in einem Brief, den er im Februar 1939 an seine Schwester Käthe richtete. Käthe hatte 1921 Walter Juliusburger geheiratet. Sie konnten 1936 mit den Söhnen Gerhard und Hans nach Israel emigrieren und lebten dort in der Nähe von Tel Aviv. An diese Schwester schrieb Hugo, um sie um Hilfe und Unterstützung für eine mögliche Emigration zu bitten, wohl wissend, dass zu diesem Zeitpunkt Geschwister nicht nachgeholt werden konnten. Dies war das letzte Mal, dass Schwester Käthe und Schwager Walter etwas von Hugo und seiner Familie erfuhren. Sie hatten keine Möglichkeit, die erbetene Hilfe zu leisten.

Den Eltern Hugo und Henriette gelang es, für Ilse über einen Jüdischen Hilfsverein die Emigration nach England zu organisieren. Kurz nach ihrem 16. Geburtstag kam sie dort am 11. Mai 1939 an, um eine Ausbildung als Schneiderin zu absolvieren. Anfang 1942 heiratete sie den ebenfalls aus Deutschland emigrierten Manfred Falkenfleck. Im August 1942 kam ihre Tochter Miriam zur Welt. Über das Internationale Rote Kreuz war es Ilse möglich, schriftlichen Kontakt zu ihrer Familie in Berlin zu halten. Beide Seiten konnten auf vorgefertigten Postkarten und mit limitiertem Text wenigstens ein paar persönliche Informationen austauschen. So konnte Ilse den Eltern von ihrem Baby berichten, worüber diese sich sehr freuten – wie aus der überlieferten Antwortkarte vom Dezember 1942 hervorgeht. Sie enthält kein Wort der Eltern über ihre wirtschaftlichen Verhältnisse. Offensichtlich wussten sie um die Zensur ihrer Post.

Ob und wie Ilse dann von der Deportation ihrer Eltern im März 1943 und der ihres Bruders im Juni 1943 erfahren hat, ist nicht bekannt. Von der Ermordung ihrer Angehörigen hat sie vermutlich erst nach Kriegsende erfahren.

Im März 1947 kam ihr Sohn Michael zur Welt, der 1992 in Neuseeland verstarb. Ilse war mit ihrem zweiten Ehemann und dem Sohn nach 1948 dorthin ausgewandert. Sie starb 1995 ebenfalls in Neuseeland. Die Tochter Miriam blieb wohl in England.

Bislang ist es noch nicht gelungen, Familienangehörige zu ermitteln.