Alfons Themal

Location 
Pestalozzistr. 14
District
Charlottenburg
Stone was laid
26 April 2012
Born
12 November 1873 in Posen / Poznań
Deportation
on 18 October 1941 to Łódź / Litzmannstadt
Murdered
12 December 1941 in Łódź / Litzmannstadt

Alfons Themal kam am 12. November 1873 in der Stadt Posen, heute polnisch Poznan, auf die Welt. Die Familie Themal war in Posen weitverzweigt, es waren Kaufleute, die mit Textilien und Schneiderartikeln, aber auch mit Papier und Schreibwaren handelten. Von letzteren machte sich die Papierwarenfirma „J. Themal Posen“ einen Namen, indem sie mindestens seit 1910 einen Postkartenverlag betrieb. Alfons’ Eltern waren Marcus Themal und Helene geb. Nordon, die wiederum mit Isidor, dem Gründer von „J. Themal Posen“, verwandt waren. 1921 registrierte die Witwe von Isidor Themal, Olga Themal, eine Zweigniederlassung in Berlin, die sie ein Jahr später zur Hauptniederlassung erklärte und als „Kunstverlagsanstalt“ bezeichnete. Möglich, dass Alfons Themal in diesem Zusammenhang nach Berlin kam, denn das einzige Mal, dass er im Berliner Adressbuch erschien, war 1922, in Steglitz, Schildhornstraße 66. Von Beruf war er Buchhändler. Arthur Themal, vermutlich sein Bruder, hatte einen Verlag in Köslin. Im Adressbuch war Alfons als Kaufmann aufgeführt.<br />
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Wo Alfons Themal nach 1922 gewohnt hat, bleibt im Dunkeln, wie auch sein Privatleben. Wahrscheinlich ist er der Alfons Themal, der mit Charlotte, geb. Löwenstein verheiratet war. 1939 war er geschieden oder verwitwet, denn er wohnte allein zur Untermiete bei Benno Itzig in der Pestalozzistraße 14. Laut einem Nachtrag auf der Ergänzungskarte zur Volkszählung im Mai 1939 wollte der Reichsarbeitsdienst ihn am 21. Oktober 1941 zur Zwangsarbeit einberufen. Da war er aber schon seit drei Tagen nicht mehr in Berlin: am 18. Oktober 1941 war er in das Ghetto Lodz deportiert worden. Vorher musste er noch einmal umziehen, in die Goethestraße 75. Am 16. Oktober 1941 kam er dann in die als Sammellager missbrauchte Synagoge in der Levetzowstraße 7-8, zwei Tage später musste er bei strömendem Regen in einer langen Reihe quer durch die ganze Stadt zu Fuß zum Bahnhof Grunewald laufen, um dort den Deportationszug zu besteigen.<br />
<br />
Schon 1940 war das Ghetto Lodz/Litzmannstadt durch die deutschen Besatzer von der polnischen Industriestadt abgetrennt und mit Stacheldraht umzäunt worden. Etwa 160000 Lodzer Juden wurden in die bereits heruntergekommenen und – vor allem im Sanitärbereich – äußerst unzulänglich ausgestatteten Häuser gepfercht. Im Oktober 1941 deportierten die Nationalsozialisten dann weitere 20000 Juden aus dem „Altreich“ in das völlig überfüllte Ghetto. Am 18. Oktober ging von Gleis 17 im Grunewald ein versiegelter Zug mit über 1000 Juden von Berlin ab, unter ihnen Alfons Themal. Es war der Beginn der Deportationen aus Berlin, der erste Berliner „Osttransport“ überhaupt. <br />
<br />
Die Lebensbedingungen im Ghetto waren katastrophal. Keine Heizung, keine Toiletten, keine Betten, weitgehend mussten die Menschen auf Strohsäcken oder dem nackten Boden in Massenunterkünften schlafen, die Ernährung war völlig unzureichend. Hunger, Kälte, Erschöpfung und Krankheiten rafften viele Leute dahin. Alfons Themal wurde in eine Unterkunft in der Kreuzstraße 2 „eingesiedelt“, so die Amtssprache. Die vorherrschenden menschenverachtenden Lebensumstände hielt er nicht lange aus. Knapp zwei Monate nach Ankunft und einen Monat nach seinem 68. Geburtstag, am 12. Dezember 1941, starb er an deren Folgen.<br />
<br />
Arthur Themal, der Bruder, am 23. Juni 1875 in Posen geboren, war der erste Ehemann von Ilse Kunz-Krause, für die ein Stolperstein vor der Schillerstraße 14/15 liegt (www.berlin.de/ba-charlottenburg-wi… ). Er wurde am 9. Dezember 1942 nach Auschwitz deportiert und dort ermordet. Kurz darauf, am 14. Dezember 1942, wurde Charlotte Themal geb. Löwenstein, Jahrgang 1879 und vermutlich Alfons’ geschiedene Frau, nach Riga deportiert und dort ebenfalls umgebracht.<br />
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Alfons Themal kam am 12. November 1873 in der Stadt Posen, heute polnisch Poznan, auf die Welt. Die Familie Themal war in Posen weitverzweigt, es waren Kaufleute, die mit Textilien und Schneiderartikeln, aber auch mit Papier und Schreibwaren handelten. Von letzteren machte sich die Papierwarenfirma „J. Themal Posen“ einen Namen, indem sie mindestens seit 1910 einen Postkartenverlag betrieb. Alfons’ Eltern waren Marcus Themal und Helene geb. Nordon, die wiederum mit Isidor, dem Gründer von „J. Themal Posen“, verwandt waren. 1921 registrierte die Witwe von Isidor Themal, Olga Themal, eine Zweigniederlassung in Berlin, die sie ein Jahr später zur Hauptniederlassung erklärte und als „Kunstverlagsanstalt“ bezeichnete. Möglich, dass Alfons Themal in diesem Zusammenhang nach Berlin kam, denn das einzige Mal, dass er im Berliner Adressbuch erschien, war 1922, in Steglitz, Schildhornstraße 66. Von Beruf war er Buchhändler. Arthur Themal, vermutlich sein Bruder, hatte einen Verlag in Köslin. Im Adressbuch war Alfons als Kaufmann aufgeführt.

Wo Alfons Themal nach 1922 gewohnt hat, bleibt im Dunkeln, wie auch sein Privatleben. Wahrscheinlich ist er der Alfons Themal, der mit Charlotte, geb. Löwenstein verheiratet war. 1939 war er geschieden oder verwitwet, denn er wohnte allein zur Untermiete bei Benno Itzig in der Pestalozzistraße 14. Laut einem Nachtrag auf der Ergänzungskarte zur Volkszählung im Mai 1939 wollte der Reichsarbeitsdienst ihn am 21. Oktober 1941 zur Zwangsarbeit einberufen. Da war er aber schon seit drei Tagen nicht mehr in Berlin: am 18. Oktober 1941 war er in das Ghetto Lodz deportiert worden. Vorher musste er noch einmal umziehen, in die Goethestraße 75. Am 16. Oktober 1941 kam er dann in die als Sammellager missbrauchte Synagoge in der Levetzowstraße 7-8, zwei Tage später musste er bei strömendem Regen in einer langen Reihe quer durch die ganze Stadt zu Fuß zum Bahnhof Grunewald laufen, um dort den Deportationszug zu besteigen.

Schon 1940 war das Ghetto Lodz/Litzmannstadt durch die deutschen Besatzer von der polnischen Industriestadt abgetrennt und mit Stacheldraht umzäunt worden. Etwa 160000 Lodzer Juden wurden in die bereits heruntergekommenen und – vor allem im Sanitärbereich – äußerst unzulänglich ausgestatteten Häuser gepfercht. Im Oktober 1941 deportierten die Nationalsozialisten dann weitere 20000 Juden aus dem „Altreich“ in das völlig überfüllte Ghetto. Am 18. Oktober ging von Gleis 17 im Grunewald ein versiegelter Zug mit über 1000 Juden von Berlin ab, unter ihnen Alfons Themal. Es war der Beginn der Deportationen aus Berlin, der erste Berliner „Osttransport“ überhaupt.

Die Lebensbedingungen im Ghetto waren katastrophal. Keine Heizung, keine Toiletten, keine Betten, weitgehend mussten die Menschen auf Strohsäcken oder dem nackten Boden in Massenunterkünften schlafen, die Ernährung war völlig unzureichend. Hunger, Kälte, Erschöpfung und Krankheiten rafften viele Leute dahin. Alfons Themal wurde in eine Unterkunft in der Kreuzstraße 2 „eingesiedelt“, so die Amtssprache. Die vorherrschenden menschenverachtenden Lebensumstände hielt er nicht lange aus. Knapp zwei Monate nach Ankunft und einen Monat nach seinem 68. Geburtstag, am 12. Dezember 1941, starb er an deren Folgen.

Arthur Themal, der Bruder, am 23. Juni 1875 in Posen geboren, war der erste Ehemann von Ilse Kunz-Krause, für die ein Stolperstein vor der Schillerstraße 14/15 liegt (www.berlin.de/ba-charlottenburg-wi… ). Er wurde am 9. Dezember 1942 nach Auschwitz deportiert und dort ermordet. Kurz darauf, am 14. Dezember 1942, wurde Charlotte Themal geb. Löwenstein, Jahrgang 1879 und vermutlich Alfons’ geschiedene Frau, nach Riga deportiert und dort ebenfalls umgebracht.