Kurt Salomon

Location 
Pestalozzistr. 14
District
Charlottenburg
Stone was laid
26 April 2012
Born
01 October 1893 in Berlin
Deportation
on 02 February 1943 to Theresienstadt
Later deported
on 06 October 1944 to Auschwitz
Murdered
in Auschwitz

Kurt Salomon war am 1. Oktober 1893 in Berlin geboren. Er hatte einen Bruder Günther. Er machte eine kaufmännische Ausbildung, wurde aber 1914, 21-jährig, zum Kriegsdienst eingezogen. Bald verwundet, war er 1915 erstmals im Lazarett und 1919 ein zweites Mal nach einem Schädelbasisbruch. Er galt als kriegsversehrt und bezog eine entsprechende Rente. Sein Werdegang nach dem Ersten Weltkrieg ist wenig dokumentiert. Laut Anni war er einige Zeit in Stuttgart ansässig, hatte auch ein erstes Mal geheiratet und war – schuldlos, wie sie betont – geschieden worden. Obwohl nicht voll arbeitsfähig infolge seiner Verletzungen, fand er wahrscheinlich Anfang der 1930er Jahre in Berlin Arbeit als Einkäufer im KaDeWe. Aber bereits 1933 wurden nach dem Boykott am 1. April die meisten jüdischen Angestellten vom KaDeWe entlassen. Wahrscheinlich war Kurt Salomon unter ihnen, zudem wurde seine Rente schrittweise gekürzt. Kurt Salomon fand schließlich Arbeit bei der Jüdischen Gemeinde als Helfer in der Materialverwaltung und bekam in diesem Zusammenhang vermutlich das Zimmer bei Clara Oberski. <br />
<br />
Im Oktober 1939 jedoch, kurz vor oder nach seiner Heirat mit Anni Oberski, wurde er wieder entlassen. Der Leiter der Materialverwaltung der Jüdischen Gemeinde zu Berlin berichtete später: „Auf eine Anordnung der Gestapo an die Personalverwaltung der Gemeinde musste Kurt Salomon fristlos entlassen werden“. Ein Grund sei nicht genannt worden. Der Grund dürfte die Zuweisung – trotz seiner Behinderung - als Zwangsarbeiter gewesen sein, zuletzt als Gepäckträger bei der Reichsbahn, in Schichtarbeit. Auch Anni wurde ab Juli 1940 als Lageristin bei Siemens und Halske zwangsverpflichtet.<br />
<br />
Am 25. August 1942 mussten Kurt und Anni Salomon ohnmächtig zusehen, wie Annis Mutter, Clara Oberski, von der Gestapo abgeholt und in das Sammellager im ehemaligen jüdischen Altersheim in der großen Hamburger Straße 26 eingewiesen wurde. Drei Tage später wurde sie deportiert. Davon wussten Anni und Kurt nichts. Sie wurden am 13. Dezember 1942 verhaftet und mussten die der Deportation vorausgehende „Vermögenserklärung“ ausfüllen. Viel zu erklären gab es nicht: einige Möbel, „diverse“ Wäsche. Sie gaben an, einen Untermieter zu haben, Cäsar Lewinsohn, und die Möbel in dem versiegelten Zimmer rechts würden Hedwig Stein gehören – offenbar hatten sie eine zweite Untermieterin, die untergetaucht oder schon deportiert worden war. Beschlagnahmt wurde alles. <br />
<br />
Das Ehepaar Salomon wurde zunächst noch anderthalb Monate aus unbekanntem Grund in Polizeihaft gehalten. Vielleicht hatten sie Vorbereitungen zum Untertauchen getroffen. Erst Ende Januar 1943 kamen sie in das Sammellager Gerlachstraße, auch ein umfunktioniertes jüdisches Altersheim, und wurden am 2. Februar ebenfalls nach Theresienstadt deportiert. <br />
<br />
Dort erst erfuhr Anni, die gehofft hatte, ihre Mutter wiederzusehen, dass Clara Oberski bereits weiterverschleppt worden war. Kurt und Anni hatten sich nun den menschenunwürdigen Lebensbedingungen in Theresienstadt zu fügen: Hunger, Kälte, Krankheit, hoffnungslose Überfüllung. Anni musste im Typhus-Hospital arbeiten. Nach über 1½ Jahren Dasein in diesen katastrophalen Umständen, wurden sie am 6. Oktober 1944 in einem „Transport“ von 1550 Opfern nach Auschwitz weiterdeportiert. Dort wurden sie voneinander getrennt. Einige Männer suchte man zur Arbeit aus, der kriegsversehrte Kurt Salomon gehörte wohl kaum dazu. Wir müssen davon ausgehen, dass er kurz nach Ankunft ermordet wurde.<br />
<br />
Auch 191 Frauen wurden „selektiert“, unter ihnen Anni. Sie kam in das Lager der Organisation Todt in Birnbäumel, Niederschlesien, ein Außenlager des KZ Groß-Rosen. Dort musste sie mit den anderen Frauen Schützengraben ausheben.<br />
<br />
Von den 1550 aus Theresienstadt am 6. Oktober 1944 Deportierten überlebten nur 111, darunter Anni Salomon. Sie war in der Krankenstube, als im Januar 1945 die Frauen auf den Todesmarsch nach Groß-Rosen geschickt wurden und konnte so am 23. Januar 1945 von der Roten Armee befreit werden. Sie emigrierte nach Kolumbien, heiratete wieder und kam nach Berlin zurück, wo sie 1976 starb.<br />
<br />
Der einstige Untermieter Cäsar Lewinsohn, Jahrgang 1892, wurde am 22. Januar 1945 in Buchenwald ermordet, das Schicksal von Hedwig Stein ist ungeklärt. Annis Halbbrüder kamen alle um: Siegfried Oberski floh 1937 in die Niederlande, wurde im September 1943 im Lager Westerbork interniert und am 11. Januar 1944 nach Bergen-Belsen deportiert, wo er ermordet wurde. Kurt Oberski emigrierte nach Belgien, wurde ebenfalls aufgegriffen, nach Drancy in Frankreich gebracht und von dort am 19. August 1942 nach Auschwitz deportiert und ermordet. Werner Oberski wurde am 12. Januar 1943 von Berlin aus nach Auschwitz verschleppt und dort ebenfalls ermordet. Kurt Salomons Bruder Günther konnte rechtzeitig nach Brasilien fliehen.<br />

Kurt Salomon war am 1. Oktober 1893 in Berlin geboren. Er hatte einen Bruder Günther. Er machte eine kaufmännische Ausbildung, wurde aber 1914, 21-jährig, zum Kriegsdienst eingezogen. Bald verwundet, war er 1915 erstmals im Lazarett und 1919 ein zweites Mal nach einem Schädelbasisbruch. Er galt als kriegsversehrt und bezog eine entsprechende Rente. Sein Werdegang nach dem Ersten Weltkrieg ist wenig dokumentiert. Laut Anni war er einige Zeit in Stuttgart ansässig, hatte auch ein erstes Mal geheiratet und war – schuldlos, wie sie betont – geschieden worden. Obwohl nicht voll arbeitsfähig infolge seiner Verletzungen, fand er wahrscheinlich Anfang der 1930er Jahre in Berlin Arbeit als Einkäufer im KaDeWe. Aber bereits 1933 wurden nach dem Boykott am 1. April die meisten jüdischen Angestellten vom KaDeWe entlassen. Wahrscheinlich war Kurt Salomon unter ihnen, zudem wurde seine Rente schrittweise gekürzt. Kurt Salomon fand schließlich Arbeit bei der Jüdischen Gemeinde als Helfer in der Materialverwaltung und bekam in diesem Zusammenhang vermutlich das Zimmer bei Clara Oberski.

Im Oktober 1939 jedoch, kurz vor oder nach seiner Heirat mit Anni Oberski, wurde er wieder entlassen. Der Leiter der Materialverwaltung der Jüdischen Gemeinde zu Berlin berichtete später: „Auf eine Anordnung der Gestapo an die Personalverwaltung der Gemeinde musste Kurt Salomon fristlos entlassen werden“. Ein Grund sei nicht genannt worden. Der Grund dürfte die Zuweisung – trotz seiner Behinderung - als Zwangsarbeiter gewesen sein, zuletzt als Gepäckträger bei der Reichsbahn, in Schichtarbeit. Auch Anni wurde ab Juli 1940 als Lageristin bei Siemens und Halske zwangsverpflichtet.

Am 25. August 1942 mussten Kurt und Anni Salomon ohnmächtig zusehen, wie Annis Mutter, Clara Oberski, von der Gestapo abgeholt und in das Sammellager im ehemaligen jüdischen Altersheim in der großen Hamburger Straße 26 eingewiesen wurde. Drei Tage später wurde sie deportiert. Davon wussten Anni und Kurt nichts. Sie wurden am 13. Dezember 1942 verhaftet und mussten die der Deportation vorausgehende „Vermögenserklärung“ ausfüllen. Viel zu erklären gab es nicht: einige Möbel, „diverse“ Wäsche. Sie gaben an, einen Untermieter zu haben, Cäsar Lewinsohn, und die Möbel in dem versiegelten Zimmer rechts würden Hedwig Stein gehören – offenbar hatten sie eine zweite Untermieterin, die untergetaucht oder schon deportiert worden war. Beschlagnahmt wurde alles.

Das Ehepaar Salomon wurde zunächst noch anderthalb Monate aus unbekanntem Grund in Polizeihaft gehalten. Vielleicht hatten sie Vorbereitungen zum Untertauchen getroffen. Erst Ende Januar 1943 kamen sie in das Sammellager Gerlachstraße, auch ein umfunktioniertes jüdisches Altersheim, und wurden am 2. Februar ebenfalls nach Theresienstadt deportiert.

Dort erst erfuhr Anni, die gehofft hatte, ihre Mutter wiederzusehen, dass Clara Oberski bereits weiterverschleppt worden war. Kurt und Anni hatten sich nun den menschenunwürdigen Lebensbedingungen in Theresienstadt zu fügen: Hunger, Kälte, Krankheit, hoffnungslose Überfüllung. Anni musste im Typhus-Hospital arbeiten. Nach über 1½ Jahren Dasein in diesen katastrophalen Umständen, wurden sie am 6. Oktober 1944 in einem „Transport“ von 1550 Opfern nach Auschwitz weiterdeportiert. Dort wurden sie voneinander getrennt. Einige Männer suchte man zur Arbeit aus, der kriegsversehrte Kurt Salomon gehörte wohl kaum dazu. Wir müssen davon ausgehen, dass er kurz nach Ankunft ermordet wurde.

Auch 191 Frauen wurden „selektiert“, unter ihnen Anni. Sie kam in das Lager der Organisation Todt in Birnbäumel, Niederschlesien, ein Außenlager des KZ Groß-Rosen. Dort musste sie mit den anderen Frauen Schützengraben ausheben.

Von den 1550 aus Theresienstadt am 6. Oktober 1944 Deportierten überlebten nur 111, darunter Anni Salomon. Sie war in der Krankenstube, als im Januar 1945 die Frauen auf den Todesmarsch nach Groß-Rosen geschickt wurden und konnte so am 23. Januar 1945 von der Roten Armee befreit werden. Sie emigrierte nach Kolumbien, heiratete wieder und kam nach Berlin zurück, wo sie 1976 starb.

Der einstige Untermieter Cäsar Lewinsohn, Jahrgang 1892, wurde am 22. Januar 1945 in Buchenwald ermordet, das Schicksal von Hedwig Stein ist ungeklärt. Annis Halbbrüder kamen alle um: Siegfried Oberski floh 1937 in die Niederlande, wurde im September 1943 im Lager Westerbork interniert und am 11. Januar 1944 nach Bergen-Belsen deportiert, wo er ermordet wurde. Kurt Oberski emigrierte nach Belgien, wurde ebenfalls aufgegriffen, nach Drancy in Frankreich gebracht und von dort am 19. August 1942 nach Auschwitz deportiert und ermordet. Werner Oberski wurde am 12. Januar 1943 von Berlin aus nach Auschwitz verschleppt und dort ebenfalls ermordet. Kurt Salomons Bruder Günther konnte rechtzeitig nach Brasilien fliehen.