Erna Baruch née Kurzweil

Location 
Schulzestraße 14
District
Pankow
Stone was laid
24 October 2012
Born
24 April 1903 in Wien
Occupation
Krankenschwester
Forced Labour
Arbeiterin bei Fa. Pertrix (Berlin-Niederschöneweide)
Deportation
on 09 December 1942 to Auschwitz
Murdered
in Auschwitz

Erna Baruch, geb. Kurzweil, kam am 24. April 1903 in Wien zur Welt. Ihr Vater arbeitete für eine Versicherungsgesellschaft und wurde von Wien nach Köln versetzt. Erna erlente den Beruf einer Krankenschwester. Während des 1. Weltkriegs lernten sich Erna und Heimann Baruch kennen.<br />
<br />
Heimann Baruch hatte als Soldat, als deutscher Jude, am Ersten Weltkrieg teilgenommen. Er wurde verletzt und erhielt für seinen Einsatz das Eiserne Kreuz 1. Klasse. Wegen seiner Verletzung kam er in ein Lazarett in Frankfurt am Main. Dort begegnete er Erna Kurzweil, die als Krankenschwester im Lazarett eingesetzt war. Die beiden heirateten und zogen nach dem Krieg nach Berlin.<br />
<br />
Am 17. Mai 1926 wurde die Tochter Hilde im Jüdischen Krankenhaus in Moabit geboren. Hilde besuchte zunächst die 4. Volksschule in Wedding. Und als jüdische Schüler keine öffentlichen Schulen mehr besuchen durften, wurde sie als externe Schülerin in der Schule des Jüdischen Waisenhauses in Berlin Pankow aufgenommen. Glücklicherweise konnte Hilde 1939 mit einem Kindertransport nach England entkommen und wurde so gerettet. Sie lebte bis zu ihrem Tod am 15. Mai 2001 in London. Zu ihrer Tochter Stephanie besteht guter Kontakt.<br />
<br />
Heimann Baruch betrieb ein Geschäft auf dem Gebiet der Elisabeth-Kirchengemeinde in der Wollankstraße. Die Familie wohnte zunächst in der Nordbahnstraße 6, zog aber 1937 um in die Schulzestraße 14. Im Berliner Adressbuch wird Heimann Baruch von 1937 bis 1939 als Handelsmann, Schulzestraße 14, geführt.<br />
<br />
Am 15. Juni 1938 wurde Heimann (oder Heymann) Baruch mit einem Transport von 1 088 Häftlingen, darunter 603 jüdische Männer, im Rahmen der Aktion „ArbeitsscheuReich“ aus Berlin in das KZ Buchenwald eingeliefert. Er erhielt die Nummer 5 749 und wurde als „ASR Jude“ registriert. Zusammen mit den anderen musste Heimann Baruch in einer provisorischen Baracke, einem ehemaligen Schafstall, in einer Ecke des Lagers wohnen. Am 14. April 1939 wurde er aus Buchenwald entlassen mit der Auflage, sich bei der regionalen Gestapostelle zu melden.<br />
<br />
Heimann Baruch hatte – wie viele andere auch – geglaubt, dass ihm, als deutschem Frontkämpfer, in Deutschland nichts passieren könne. Doch Erna und Heimann Baruch mussten ihre Wohnung in der Schulzestraße verlassen und wurden in die Ackerstraße 14/15, in ein sogenanntes Judenhaus, zwangsumgesiedelt. Sie lebten dort auf engem Raum, zusammen mit der jüdischen Familie Bernhardt.<br />
<br />
Am 13. März 1940 wurde ihr kleiner Sohn Denny geboren. Erna Baruch schrieb 1940 in einer Rot-Kreuz-Nachricht an ihre Tochter in England: „Liebes Hildchen! Wir haben einen kleinen süßen Jungen. Sein Name ist Danny. Bist Du überrascht? Antwort erwartend, sonst beunruhigt. Küsse und Grüße an Deine Familie. Mami Papi“.<br />
<br />
Denny musste in einer Kinderkrippe in der Blumenstraße 95 untergebracht werden, da seine Mutter als Arbeiterin bei der Firma Pertrix-Werke in Niederschöneweide mit einem Wochenlohn von 22,00 RM zwangsverpflichtet worden war. Das Pertrix-Werk, in dem Batterien und Akkumulatoren hergestellt wurden, war seit 1937 ein Wehrwirtschaftsbetrieb der Quandt-Familie. In dieser chemischen Fabrik mussten die Zwangsarbeiter und -arbeiterinnen ohne jegliche Schutzvorrichtung arbeiten.<br />
<br />
Im September 1942 wurde Heimann Baruch wieder inhaftiert und kam in das Konzentrationslager Sachsenhausen. Von dort aus wurde er am 11. Oktober 1942 in das KZ Dachau gebracht und einen Tag später, am 12. Oktober, ermordet. Heimann Baruch war bei seinem Tod 48 Jahre alt.<br />
<br />
Erna Baruch erhielt die Todesnachricht. Sie holte die Urne mit seiner Asche ab und musste dafür 40 RM bezahlen. Heimann Baruchs Vermögen wurde eingezogen. Die Beisetzung erfolgte auf dem Jüdischen Friedhof in Weißensee am 24. Februar 1943; zu diesem Zeitpunkt lebten auch Denny und Erna Baruch nicht mehr. Beide wurden am 9. Dezember 1942 nach Auschwitz deportiert. Mit Schreiben der Geheimen Staatspolizeistelle Berlin wurde das gesamte Vermögen von Erna und Denny Baruch eingezogen. Frau Baruch hatte das Papier am 2. Dezember 1942 mit Erna Sara Baruch, geb. Kurzweil, selbst unterschrieben. Die Deportation erfolgte von der Brunnenstraße 14/15 aus. Es war der „24. Osttransport“, der von Berlin losfuhr. Der Transport kam am 10. Dezember 1942 in Auschwitz an. Von den 1 060 Menschen des Transportes starben 898 sofort in den Gaskammern. Nach den Unterlagen des Brandenburgischen Landeshauptarchivs wurde die Wohnung in der Ackerstraße 14/15 – Erna Baruch hatte dort mit Denny ein Zimmer bewohnt – am 25. Februar 1943 geräumt (Inventar und Bewertung 94,– RM; Restlohn bei der Firma Pertrix 20,16 RM).<br />
<br />
Erna Baruch war 39 Jahre alt geworden.Denny ist mit 2 ¾ Jahren umgekommen. Die Stolpersteine in der Schulzestraße 14 sollen an ihr Schicksal erinnern.

Erna Baruch, geb. Kurzweil, kam am 24. April 1903 in Wien zur Welt. Ihr Vater arbeitete für eine Versicherungsgesellschaft und wurde von Wien nach Köln versetzt. Erna erlente den Beruf einer Krankenschwester. Während des 1. Weltkriegs lernten sich Erna und Heimann Baruch kennen.

Heimann Baruch hatte als Soldat, als deutscher Jude, am Ersten Weltkrieg teilgenommen. Er wurde verletzt und erhielt für seinen Einsatz das Eiserne Kreuz 1. Klasse. Wegen seiner Verletzung kam er in ein Lazarett in Frankfurt am Main. Dort begegnete er Erna Kurzweil, die als Krankenschwester im Lazarett eingesetzt war. Die beiden heirateten und zogen nach dem Krieg nach Berlin.

Am 17. Mai 1926 wurde die Tochter Hilde im Jüdischen Krankenhaus in Moabit geboren. Hilde besuchte zunächst die 4. Volksschule in Wedding. Und als jüdische Schüler keine öffentlichen Schulen mehr besuchen durften, wurde sie als externe Schülerin in der Schule des Jüdischen Waisenhauses in Berlin Pankow aufgenommen. Glücklicherweise konnte Hilde 1939 mit einem Kindertransport nach England entkommen und wurde so gerettet. Sie lebte bis zu ihrem Tod am 15. Mai 2001 in London. Zu ihrer Tochter Stephanie besteht guter Kontakt.

Heimann Baruch betrieb ein Geschäft auf dem Gebiet der Elisabeth-Kirchengemeinde in der Wollankstraße. Die Familie wohnte zunächst in der Nordbahnstraße 6, zog aber 1937 um in die Schulzestraße 14. Im Berliner Adressbuch wird Heimann Baruch von 1937 bis 1939 als Handelsmann, Schulzestraße 14, geführt.

Am 15. Juni 1938 wurde Heimann (oder Heymann) Baruch mit einem Transport von 1 088 Häftlingen, darunter 603 jüdische Männer, im Rahmen der Aktion „ArbeitsscheuReich“ aus Berlin in das KZ Buchenwald eingeliefert. Er erhielt die Nummer 5 749 und wurde als „ASR Jude“ registriert. Zusammen mit den anderen musste Heimann Baruch in einer provisorischen Baracke, einem ehemaligen Schafstall, in einer Ecke des Lagers wohnen. Am 14. April 1939 wurde er aus Buchenwald entlassen mit der Auflage, sich bei der regionalen Gestapostelle zu melden.

Heimann Baruch hatte – wie viele andere auch – geglaubt, dass ihm, als deutschem Frontkämpfer, in Deutschland nichts passieren könne. Doch Erna und Heimann Baruch mussten ihre Wohnung in der Schulzestraße verlassen und wurden in die Ackerstraße 14/15, in ein sogenanntes Judenhaus, zwangsumgesiedelt. Sie lebten dort auf engem Raum, zusammen mit der jüdischen Familie Bernhardt.

Am 13. März 1940 wurde ihr kleiner Sohn Denny geboren. Erna Baruch schrieb 1940 in einer Rot-Kreuz-Nachricht an ihre Tochter in England: „Liebes Hildchen! Wir haben einen kleinen süßen Jungen. Sein Name ist Danny. Bist Du überrascht? Antwort erwartend, sonst beunruhigt. Küsse und Grüße an Deine Familie. Mami Papi“.

Denny musste in einer Kinderkrippe in der Blumenstraße 95 untergebracht werden, da seine Mutter als Arbeiterin bei der Firma Pertrix-Werke in Niederschöneweide mit einem Wochenlohn von 22,00 RM zwangsverpflichtet worden war. Das Pertrix-Werk, in dem Batterien und Akkumulatoren hergestellt wurden, war seit 1937 ein Wehrwirtschaftsbetrieb der Quandt-Familie. In dieser chemischen Fabrik mussten die Zwangsarbeiter und -arbeiterinnen ohne jegliche Schutzvorrichtung arbeiten.

Im September 1942 wurde Heimann Baruch wieder inhaftiert und kam in das Konzentrationslager Sachsenhausen. Von dort aus wurde er am 11. Oktober 1942 in das KZ Dachau gebracht und einen Tag später, am 12. Oktober, ermordet. Heimann Baruch war bei seinem Tod 48 Jahre alt.

Erna Baruch erhielt die Todesnachricht. Sie holte die Urne mit seiner Asche ab und musste dafür 40 RM bezahlen. Heimann Baruchs Vermögen wurde eingezogen. Die Beisetzung erfolgte auf dem Jüdischen Friedhof in Weißensee am 24. Februar 1943; zu diesem Zeitpunkt lebten auch Denny und Erna Baruch nicht mehr. Beide wurden am 9. Dezember 1942 nach Auschwitz deportiert. Mit Schreiben der Geheimen Staatspolizeistelle Berlin wurde das gesamte Vermögen von Erna und Denny Baruch eingezogen. Frau Baruch hatte das Papier am 2. Dezember 1942 mit Erna Sara Baruch, geb. Kurzweil, selbst unterschrieben. Die Deportation erfolgte von der Brunnenstraße 14/15 aus. Es war der „24. Osttransport“, der von Berlin losfuhr. Der Transport kam am 10. Dezember 1942 in Auschwitz an. Von den 1 060 Menschen des Transportes starben 898 sofort in den Gaskammern. Nach den Unterlagen des Brandenburgischen Landeshauptarchivs wurde die Wohnung in der Ackerstraße 14/15 – Erna Baruch hatte dort mit Denny ein Zimmer bewohnt – am 25. Februar 1943 geräumt (Inventar und Bewertung 94,– RM; Restlohn bei der Firma Pertrix 20,16 RM).

Erna Baruch war 39 Jahre alt geworden.Denny ist mit 2 ¾ Jahren umgekommen. Die Stolpersteine in der Schulzestraße 14 sollen an ihr Schicksal erinnern.