Sally Kirschbaum

Location 
Skalitzer Straße 46
District
Kreuzberg
Stone was laid
20 May 2008
Born
17 July 1870 in Czarnikau (Posen) / Czarnków
Occupation
Kaufmann
Deportation
on 31 August 1942 to Theresienstadt
Murdered
12 October 1942 in Theresienstadt

Sally Kirschbaum wurde am 17. Juli 1870 in der Stadt Czarnikau in der Provinz Posen (heute Czarnków in Polen) geboren. Sally hatte eine sechs Jahre ältere Schwester namens Fanny. Über das Elternhaus, die Kindheit und Jugend von Sally und Fanny Kirschbaum haben sich leider keine Informationen erhalten. Die Eltern der Geschwister gehörten aber aller Wahrscheinlichkeit nach der jüdischen Gemeinde der Stadt an.<br />
<br />
In den letzten Jahrzehnten des 19. und den ersten des 20. Jahrhunderts setzte eine vermehrte Auswanderung jüdischer Bevölkerungsanteile aus Czarnikau – wie auch so gut wie allen anderen Gemeinden in den östlichen Provinzen des Deutschen Reiches – ein. In den 1910er/1920er Jahren zogen Sally und Fanny Kirschbaum nach Berlin, wo sie 1922 eine gemeinsame Wohnung in der Adalbertstraße 14 in Kreuzberg bewohnten. Auch hier haben sich keine Zeugnisse erhalten, die weiteren Einblick in die beruflichen und persönlichen Verhältnisse des Geschwisterpaares im Berlin der Weimarer Republik geben könnten. Aus den Berliner Adressbüchern ergibt sich lediglich die grobe Einordnung des Berufsfeldes von Sally Kirschbaum als Kaufmann. 1933 zogen Sally und Fanny Kirschbaum in eine Wohnung in der heute überbauten Josephstraße 3 – die Adresse befand sich zwischen der heutigen Schmidstraße und Annenstraße – am Michaelkirchplatz in Berlin-Mitte.<br />
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Mit der schrittweisen Entrechtung und Verfolgung von Juden seit 1933 – beziehungsweise aller Personen, die nach den Nürnberger Gesetzen im NS-Staat als Juden oder Geltungsjuden galten – begannen auch Zwangsmaßnahmen gegen die Geschwister Kirschbaum. Darunter fielen zahlreiche Maßnahmen der Diskriminierung und sozialen Ausgrenzung, des Entzugs staatsbürgerlicher Rechte sowie der Verdrängung aus dem Berufs- und Wirtschaftsleben. Ab 1938/39 setzte mit dem Griff nach dem Wohnraum von Juden in Berlin eine ungezügelte Entrechtung jüdischer Mieter ein. Vielfach mussten aus ihrer Wohnung Vertriebene in sogenannte „Judenhäuser“ und „Judenwohnungen“ ziehen, mit denen eine zwangsweise Konzentration und damit auch Isolation „nicht-arischer“ Mieter erreicht wurde. Sally und seine Schwester Fanny Kirschbaum mussten ihre Wohnung aufgeben. Ab 1942 waren sie als Untermieter des als Juden verfolgten Sally Dönke in der Skalitzer Straße 46b in Kreuzberg gemeldet. Beide wohnten hier zusammen auf engstem Raum in einem Leerzimmer der Wohnung.<br />
<br />
Im August 1942 wurden die Geschwister von der Gestapo verhaftet und in das Sammellager in der Großen Hamburger Straße 26 gebracht. Von dort aus wurden sie am 31. August 1942 mit dem vom Güterbahnhof Grunewald ausgehenden 53. Alterstransport in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Der 72-jährige Sally Kirschbaum überlebte die katastrophalen Bedingungen im Ghetto kaum anderthalb Monate. Die in Theresienstadt ausgefüllte „Todesfallanzeige“ gibt als Datum und Ort des Todes den 12. Oktober 1942 im „Siechenheim“ L 504 des Ghettos an. Kaum verlässlich ist die notierte Todesursache „Darmentzündung“, da die NS-Ärzte die tatsächlichen Todesursachen direkter und indirekter Gewalteinwirkung mit kaschierenden Sammelbegriffen verschleierten.<br />
<br />
Bereits einige Tage zuvor hatte man das Geschwisterpaar getrennt. Fanny Kirschbaum war am 29. September 1942 aus Theresienstadt weiter in das Vernichtungslager Treblinka nordöstlich von Warschau deportiert worden. In Treblinka wurde die 78-Jährige – vermutlich unmittelbar nach ihrer Ankunft – ermordet.

Sally Kirschbaum wurde am 17. Juli 1870 in der Stadt Czarnikau in der Provinz Posen (heute Czarnków in Polen) geboren. Sally hatte eine sechs Jahre ältere Schwester namens Fanny. Über das Elternhaus, die Kindheit und Jugend von Sally und Fanny Kirschbaum haben sich leider keine Informationen erhalten. Die Eltern der Geschwister gehörten aber aller Wahrscheinlichkeit nach der jüdischen Gemeinde der Stadt an.

In den letzten Jahrzehnten des 19. und den ersten des 20. Jahrhunderts setzte eine vermehrte Auswanderung jüdischer Bevölkerungsanteile aus Czarnikau – wie auch so gut wie allen anderen Gemeinden in den östlichen Provinzen des Deutschen Reiches – ein. In den 1910er/1920er Jahren zogen Sally und Fanny Kirschbaum nach Berlin, wo sie 1922 eine gemeinsame Wohnung in der Adalbertstraße 14 in Kreuzberg bewohnten. Auch hier haben sich keine Zeugnisse erhalten, die weiteren Einblick in die beruflichen und persönlichen Verhältnisse des Geschwisterpaares im Berlin der Weimarer Republik geben könnten. Aus den Berliner Adressbüchern ergibt sich lediglich die grobe Einordnung des Berufsfeldes von Sally Kirschbaum als Kaufmann. 1933 zogen Sally und Fanny Kirschbaum in eine Wohnung in der heute überbauten Josephstraße 3 – die Adresse befand sich zwischen der heutigen Schmidstraße und Annenstraße – am Michaelkirchplatz in Berlin-Mitte.

Mit der schrittweisen Entrechtung und Verfolgung von Juden seit 1933 – beziehungsweise aller Personen, die nach den Nürnberger Gesetzen im NS-Staat als Juden oder Geltungsjuden galten – begannen auch Zwangsmaßnahmen gegen die Geschwister Kirschbaum. Darunter fielen zahlreiche Maßnahmen der Diskriminierung und sozialen Ausgrenzung, des Entzugs staatsbürgerlicher Rechte sowie der Verdrängung aus dem Berufs- und Wirtschaftsleben. Ab 1938/39 setzte mit dem Griff nach dem Wohnraum von Juden in Berlin eine ungezügelte Entrechtung jüdischer Mieter ein. Vielfach mussten aus ihrer Wohnung Vertriebene in sogenannte „Judenhäuser“ und „Judenwohnungen“ ziehen, mit denen eine zwangsweise Konzentration und damit auch Isolation „nicht-arischer“ Mieter erreicht wurde. Sally und seine Schwester Fanny Kirschbaum mussten ihre Wohnung aufgeben. Ab 1942 waren sie als Untermieter des als Juden verfolgten Sally Dönke in der Skalitzer Straße 46b in Kreuzberg gemeldet. Beide wohnten hier zusammen auf engstem Raum in einem Leerzimmer der Wohnung.

Im August 1942 wurden die Geschwister von der Gestapo verhaftet und in das Sammellager in der Großen Hamburger Straße 26 gebracht. Von dort aus wurden sie am 31. August 1942 mit dem vom Güterbahnhof Grunewald ausgehenden 53. Alterstransport in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Der 72-jährige Sally Kirschbaum überlebte die katastrophalen Bedingungen im Ghetto kaum anderthalb Monate. Die in Theresienstadt ausgefüllte „Todesfallanzeige“ gibt als Datum und Ort des Todes den 12. Oktober 1942 im „Siechenheim“ L 504 des Ghettos an. Kaum verlässlich ist die notierte Todesursache „Darmentzündung“, da die NS-Ärzte die tatsächlichen Todesursachen direkter und indirekter Gewalteinwirkung mit kaschierenden Sammelbegriffen verschleierten.

Bereits einige Tage zuvor hatte man das Geschwisterpaar getrennt. Fanny Kirschbaum war am 29. September 1942 aus Theresienstadt weiter in das Vernichtungslager Treblinka nordöstlich von Warschau deportiert worden. In Treblinka wurde die 78-Jährige – vermutlich unmittelbar nach ihrer Ankunft – ermordet.