Fanja Schönhaus née Bermann

Location 
Sophienstr. 32
District
Mitte
Stone was laid
March 2011
Born
16 October 1899 in Minsk
Deportation
on 02 June 1942 to Sobibór
Murdered
in Sobibór

Fanja (Feiga) Bermann wurde am 16. Oktober 1899 in Minsk als Tochter jüdischer Eltern geboren. Nach der Russischen Revolution 1917 floh sie mit ihrer Familie nach Deutschland. Ihre Eltern ließen sich im Berliner Scheunenviertel nieder. In Berlin heiratete sie 1920 Boris (Beer) Schönhaus, der wie sie aus Minsk stammte und von der Roten Armee desertiert war. Die russische Staatsangehörigkeit wurde ihnen entzogen, sie galten von nun an als staatenlos. Kurz vor ihrem 23. Geburtstag brachte Fanja Schönhaus am 28. September 1922 in Berlin ihren Sohn Samson zur Welt, der Cioma gerufen wurde und ihr einziges Kind blieb.<br />
<br />
1926 ging Fanja Schönhaus mit ihrem Mann und ihrem knapp vierjährigen Sohn nach Palästina. Sie ließen sich in der landwirtschaftlichen Siedlung Rischon LeZion nieder. Als ihr Sohn im folgenden Jahr krank wurde, kehrten sie nach Berlin zurück.<br />
<br />
1929 gründete ihr Mann, der ausgebildeter Chemiker war, eine Mineralwasserfabrik. Der Betrieb befand sich anfangs in der Brunnenstraße 156 und etwa ab 1933 in der Sophienstraße 32/33. Mit ihrer Familie wohnte Fanja Schönhaus in der Hirtenstraße 44, von 1933 bis 1935 in der Würzburger Straße 17 und dann am Standort der Fabrik in der Sophienstraße 32/33. Ihr Sohn beschrieb später in seiner Autobiografie die Wohnung der Familie:<br />
„Unsere Zweizimmerwohnung hatte Mama immer schon in eine Puppenstube verwandelt. Im Schlafzimmer weiße Schleiflackmöbel. An den Fenstern rosa Vorhänge. Auf dem Esszimmertisch glitzert eine Kristallschale mit frischen Pflaumen. Alles riecht nach Pflaumen.<br />
Neben dem Esstisch der Bücherschrank: ‚Das Kapital‘ von Karl Marx, ‚Das Kommunistische Manifest‘ von Karl Marx und Friedrich Engels, ‚Das Lächeln der Mona Lisa‘ von Kurt Tucholsky. Daneben noch etwas von Alfred Polgar sowie einige Sammelbände der ‚Weltbühne‘. Alles verbotene Bücher, die im Mai 1933 während einer Rede des Reichspropagandaministers Joseph Goebbels unter dem Gejohle von Studenten in Berlin öffentlich auf dem Scheiterhaufen verbrannt worden sind. Diese Bücher hatte mir mein Cousin, bevor er nach New York auswanderte, zu treuen Händen übergeben, da sie unersetzlich seien.“<br />
<br />
Seit 1936 wurde die Mineralwasserfirma der Familie schwer von den antisemitischen Boykotten getroffen und 1938 musste sie nach dem Entzug der Gewerbeerlaubnis zwangsweise schließen. Cioma, der 1935 vom Realgymnasium zur jüdischen Mittelschule hatte wechseln müssen, besuchte ab 1938 eine private Kunstgewerbeschule, die er nach einem Jahr verlassen musste.<br />
<br />
1941 wurde das Wohnhaus in der Sophienstraße bei Luftangriffen getroffen. Cioma Schönhaus schilderte die Folgen 1953 im Rückerstattungsverfahren:<br />
„Zu Beginn des Krieges wurde das Vorderhaus der Sophienstraße 32/33 von einer Bombe zerstört und obwohl unsere Wohnung, die im Hinterhaus lag, unversehrt blieb, mussten wir als Juden sofort unsere Wohnung räumen, um sie für die geschädigten Hausbewohner des Vorderhauses frei zu machen. Wir waren gezwungen zu meinem Onkel zu ziehen, der uns ein Zimmer überließ. Unsere besten Sachen mussten wir weit unter Preis verkaufen.“<br />
<br />
Die Familie zog zu Fanja Schönhaus’ Onkel Meier Bermann und dessen Frau Sophie (geb. Schertok) in die Münzstraße 11. In ihrer Wohnung in der fünften Etage lebte auch Fanja Schönhaus’ Mutter Marie (Enta). Ihr Geburtsname lautete Cioma Schönhaus zufolge Romanov, nach Angaben der Volkszählung 1939 Matusewitsch.<br />
<br />
Die Ereignisse vor und nach der Deportation seiner Eltern beschreibt Cioma Schönhaus im Rückerstattungsverfahren:<br />
„Während des Krieges musste mein Vater schwere Zwangsarbeit leisten, bei einer Ernährung, die nicht einmal den Normalrationen entsprach. Eines Tages wurde mein Vater verhaftet. Meine Mutter zahlte sehr viel Geld an einen Rechtskonsulenten Dr. Max Eckstein, um meinen Vater aus der Haft zu befreien. Sein Bureau war in der Nähe vom Bahnhof Börse.<br />
<br />
Meine Mutter arbeitete damals als Näherin bei der Firma Wisocky & Möhle [Wysocky] und ich als Schneider bei der Firma Anton Erdmann, Poststraße 6. Im Juni 1942 bekamen wir die Aufforderung zur Deportation. Mein Vater wurde aus der Haft zur Deportationsstelle Levetzowstraße gebracht. Als wir aufgerufen wurden, stellte sich heraus, dass die Firma, in der ich beschäftigt war, ein Reklamationsschreiben für mich eingereicht hatte. Daraufhin wurde mir eröffnet, dass ich wieder nach Hause gehen könnte. Meine Eltern wurden vor meinen Augen verschleppt und am Ende der Deportation umgebracht.“<br />
<br />
Vor der Deportation musste Fanja Schönhaus ihre letzten Wertsachen abgeben, wie ihr Sohn schilderte: „Die eigentlichen Wertsachen wollten meine Eltern als letzte Rettung mit zur Evakuierung nehmen. Die Gestapobeamten haben aber, als sie meine Mutter und mich in die Levetzowstraße abholten, gedroht und gesagt: Wenn ihr noch irgendwelche Wertsachen habt, dann gebt sie sofort her, sonst werdet ihr erschossen. Darauf gab meine Mutter allen Schmuck ab (Erbstücke, die meine Großmutter noch aus Russland mitgebracht hatte, als sie ihrerseits von den Bolschewisten geflohen ist). Sogar die Eheringe verlangten sie. Ich war empört als ich sah, wie alles schamlos in ihren Taschen verschwand, in den Taschen der Gestapoleute.“<br />
<br />
Cioma Schönhaus ging noch in den 1950er-Jahren davon aus, dass seine Eltern nach Theresienstadt deportiert worden waren. Doch der „14. Osttransport“, der häufig falsch auf den 13. Juni 1942 datiert wird, Berlin aber bereits am 2. Juni 1942 verließ, endete wahrscheinlich im Vernichtungslager Sobibór. Fanja Schönhaus’ Mann war einer von 36 der insgesamt 746 Deportierten, die bei einem Zwischenhalt in Lublin aussteigen mussten und ins KZ Majdanek verschleppt wurden. Dort wurde er am 16. August 1942 ermordet. Fanja Schönhaus’ Todesdatum ist nicht bekannt, vermutlich wurde sie wie die übrigen Frauen und Kinder sowie die als nicht arbeitsfähig eingestuften Männer des Transports direkt nach der Ankunft in Sobibór ermordet.<br />
<br />
Ihr Sohn Cioma beschreibt im Rückerstattungsverfahren die Zeit nach der Deportation seiner Eltern: „Ich selbst kam damals in die Wohnung meines Onkels zurück, in der wir nach dem Verlassen der Wohnung Sophienstraße 32/33 ein Zimmer bewohnten. Im Laufe der Zeit wurden Onkel, Tante und Großmutter, die auch hier wohnten, deportiert, so dass ich schließlich ganz alleine in dieser Wohnung zurückblieb. Von den drei Zimmern dieser Wohnung waren zwei versiegelt. Eines bewohnte ich noch kurze Zeit. Mir wurde eine Zwangsarbeit in der Gewehrfabrik Gustav Gentschow [Genschow] in Treptow angewiesen. Es wurde immer deutlicher, welches Schicksal mich erwartete. Schließlich beschloss ich, mich in Berlin zu verstecken, um auf diese Weise der Deportation zu entgehen. Ich verkaufte alle Einrichtungsgegenstände, die noch übrig geblieben waren, natürlich auch unter ihrem Wert. Dann lebte ich illegal bis zu meiner Flucht in die Schweiz, die mir unter lebensgefährlichen Begleitumständen gelang.“<br />
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Fanja Schönhaus’ Onkel und Tante wurden am 22. September 1942 nach Theresienstadt und im Mai 1944 weiter nach Auschwitz deportiert und dort ermordet. Ihre Mutter wurde am 3. Oktober 1942 nach Theresienstadt verschleppt, wo sie vier Monate später ums Leben kam.<br />
<br />
Cioma Schönhaus war in Berlin 1942 bis 1943 Teil eines Fälschernetzwerks, in dem er mit Angehörigen der Bekennenden Kirche zusammenarbeitete. Er fälschte Pässe für sich und zahlreiche andere Verfolgte, denen er so ein Überleben in der Illegalität ermöglichte. Als er aufzufliegen drohte und steckbrieflich von der Gestapo gesucht wurde, gelang es ihm im Herbst 1943, getarnt als Wehrmachtssoldat, mit einem selbst gefälschten Wehrpass mit dem Fahrrad in die Schweiz zu fliehen. Er schloss in Basel seine Ausbildung als Grafiker ab, studierte Germanistik und Psychologie, heiratete, bekam vier Kinder und verbrachte den Rest seines Lebens in der Schweiz. 2015 starb Cioma Schönhaus, kurz vor seinem 93. Geburtstag. Über sein Leben erschienen mehrere Bücher, darunter die Autobiografie „Der Passfälscher“, deren Verfilmung 2022 bei der Berlinale Premiere hatte. Zwei seiner vier Söhne gründeten in den 1990er-Jahren die Klezmerband Bait Jaffe, was so viel bedeutet wie „schönes Haus“.

Fanja (Feiga) Bermann wurde am 16. Oktober 1899 in Minsk als Tochter jüdischer Eltern geboren. Nach der Russischen Revolution 1917 floh sie mit ihrer Familie nach Deutschland. Ihre Eltern ließen sich im Berliner Scheunenviertel nieder. In Berlin heiratete sie 1920 Boris (Beer) Schönhaus, der wie sie aus Minsk stammte und von der Roten Armee desertiert war. Die russische Staatsangehörigkeit wurde ihnen entzogen, sie galten von nun an als staatenlos. Kurz vor ihrem 23. Geburtstag brachte Fanja Schönhaus am 28. September 1922 in Berlin ihren Sohn Samson zur Welt, der Cioma gerufen wurde und ihr einziges Kind blieb.

1926 ging Fanja Schönhaus mit ihrem Mann und ihrem knapp vierjährigen Sohn nach Palästina. Sie ließen sich in der landwirtschaftlichen Siedlung Rischon LeZion nieder. Als ihr Sohn im folgenden Jahr krank wurde, kehrten sie nach Berlin zurück.

1929 gründete ihr Mann, der ausgebildeter Chemiker war, eine Mineralwasserfabrik. Der Betrieb befand sich anfangs in der Brunnenstraße 156 und etwa ab 1933 in der Sophienstraße 32/33. Mit ihrer Familie wohnte Fanja Schönhaus in der Hirtenstraße 44, von 1933 bis 1935 in der Würzburger Straße 17 und dann am Standort der Fabrik in der Sophienstraße 32/33. Ihr Sohn beschrieb später in seiner Autobiografie die Wohnung der Familie:
„Unsere Zweizimmerwohnung hatte Mama immer schon in eine Puppenstube verwandelt. Im Schlafzimmer weiße Schleiflackmöbel. An den Fenstern rosa Vorhänge. Auf dem Esszimmertisch glitzert eine Kristallschale mit frischen Pflaumen. Alles riecht nach Pflaumen.
Neben dem Esstisch der Bücherschrank: ‚Das Kapital‘ von Karl Marx, ‚Das Kommunistische Manifest‘ von Karl Marx und Friedrich Engels, ‚Das Lächeln der Mona Lisa‘ von Kurt Tucholsky. Daneben noch etwas von Alfred Polgar sowie einige Sammelbände der ‚Weltbühne‘. Alles verbotene Bücher, die im Mai 1933 während einer Rede des Reichspropagandaministers Joseph Goebbels unter dem Gejohle von Studenten in Berlin öffentlich auf dem Scheiterhaufen verbrannt worden sind. Diese Bücher hatte mir mein Cousin, bevor er nach New York auswanderte, zu treuen Händen übergeben, da sie unersetzlich seien.“

Seit 1936 wurde die Mineralwasserfirma der Familie schwer von den antisemitischen Boykotten getroffen und 1938 musste sie nach dem Entzug der Gewerbeerlaubnis zwangsweise schließen. Cioma, der 1935 vom Realgymnasium zur jüdischen Mittelschule hatte wechseln müssen, besuchte ab 1938 eine private Kunstgewerbeschule, die er nach einem Jahr verlassen musste.

1941 wurde das Wohnhaus in der Sophienstraße bei Luftangriffen getroffen. Cioma Schönhaus schilderte die Folgen 1953 im Rückerstattungsverfahren:
„Zu Beginn des Krieges wurde das Vorderhaus der Sophienstraße 32/33 von einer Bombe zerstört und obwohl unsere Wohnung, die im Hinterhaus lag, unversehrt blieb, mussten wir als Juden sofort unsere Wohnung räumen, um sie für die geschädigten Hausbewohner des Vorderhauses frei zu machen. Wir waren gezwungen zu meinem Onkel zu ziehen, der uns ein Zimmer überließ. Unsere besten Sachen mussten wir weit unter Preis verkaufen.“

Die Familie zog zu Fanja Schönhaus’ Onkel Meier Bermann und dessen Frau Sophie (geb. Schertok) in die Münzstraße 11. In ihrer Wohnung in der fünften Etage lebte auch Fanja Schönhaus’ Mutter Marie (Enta). Ihr Geburtsname lautete Cioma Schönhaus zufolge Romanov, nach Angaben der Volkszählung 1939 Matusewitsch.

Die Ereignisse vor und nach der Deportation seiner Eltern beschreibt Cioma Schönhaus im Rückerstattungsverfahren:
„Während des Krieges musste mein Vater schwere Zwangsarbeit leisten, bei einer Ernährung, die nicht einmal den Normalrationen entsprach. Eines Tages wurde mein Vater verhaftet. Meine Mutter zahlte sehr viel Geld an einen Rechtskonsulenten Dr. Max Eckstein, um meinen Vater aus der Haft zu befreien. Sein Bureau war in der Nähe vom Bahnhof Börse.

Meine Mutter arbeitete damals als Näherin bei der Firma Wisocky & Möhle [Wysocky] und ich als Schneider bei der Firma Anton Erdmann, Poststraße 6. Im Juni 1942 bekamen wir die Aufforderung zur Deportation. Mein Vater wurde aus der Haft zur Deportationsstelle Levetzowstraße gebracht. Als wir aufgerufen wurden, stellte sich heraus, dass die Firma, in der ich beschäftigt war, ein Reklamationsschreiben für mich eingereicht hatte. Daraufhin wurde mir eröffnet, dass ich wieder nach Hause gehen könnte. Meine Eltern wurden vor meinen Augen verschleppt und am Ende der Deportation umgebracht.“

Vor der Deportation musste Fanja Schönhaus ihre letzten Wertsachen abgeben, wie ihr Sohn schilderte: „Die eigentlichen Wertsachen wollten meine Eltern als letzte Rettung mit zur Evakuierung nehmen. Die Gestapobeamten haben aber, als sie meine Mutter und mich in die Levetzowstraße abholten, gedroht und gesagt: Wenn ihr noch irgendwelche Wertsachen habt, dann gebt sie sofort her, sonst werdet ihr erschossen. Darauf gab meine Mutter allen Schmuck ab (Erbstücke, die meine Großmutter noch aus Russland mitgebracht hatte, als sie ihrerseits von den Bolschewisten geflohen ist). Sogar die Eheringe verlangten sie. Ich war empört als ich sah, wie alles schamlos in ihren Taschen verschwand, in den Taschen der Gestapoleute.“

Cioma Schönhaus ging noch in den 1950er-Jahren davon aus, dass seine Eltern nach Theresienstadt deportiert worden waren. Doch der „14. Osttransport“, der häufig falsch auf den 13. Juni 1942 datiert wird, Berlin aber bereits am 2. Juni 1942 verließ, endete wahrscheinlich im Vernichtungslager Sobibór. Fanja Schönhaus’ Mann war einer von 36 der insgesamt 746 Deportierten, die bei einem Zwischenhalt in Lublin aussteigen mussten und ins KZ Majdanek verschleppt wurden. Dort wurde er am 16. August 1942 ermordet. Fanja Schönhaus’ Todesdatum ist nicht bekannt, vermutlich wurde sie wie die übrigen Frauen und Kinder sowie die als nicht arbeitsfähig eingestuften Männer des Transports direkt nach der Ankunft in Sobibór ermordet.

Ihr Sohn Cioma beschreibt im Rückerstattungsverfahren die Zeit nach der Deportation seiner Eltern: „Ich selbst kam damals in die Wohnung meines Onkels zurück, in der wir nach dem Verlassen der Wohnung Sophienstraße 32/33 ein Zimmer bewohnten. Im Laufe der Zeit wurden Onkel, Tante und Großmutter, die auch hier wohnten, deportiert, so dass ich schließlich ganz alleine in dieser Wohnung zurückblieb. Von den drei Zimmern dieser Wohnung waren zwei versiegelt. Eines bewohnte ich noch kurze Zeit. Mir wurde eine Zwangsarbeit in der Gewehrfabrik Gustav Gentschow [Genschow] in Treptow angewiesen. Es wurde immer deutlicher, welches Schicksal mich erwartete. Schließlich beschloss ich, mich in Berlin zu verstecken, um auf diese Weise der Deportation zu entgehen. Ich verkaufte alle Einrichtungsgegenstände, die noch übrig geblieben waren, natürlich auch unter ihrem Wert. Dann lebte ich illegal bis zu meiner Flucht in die Schweiz, die mir unter lebensgefährlichen Begleitumständen gelang.“

Fanja Schönhaus’ Onkel und Tante wurden am 22. September 1942 nach Theresienstadt und im Mai 1944 weiter nach Auschwitz deportiert und dort ermordet. Ihre Mutter wurde am 3. Oktober 1942 nach Theresienstadt verschleppt, wo sie vier Monate später ums Leben kam.

Cioma Schönhaus war in Berlin 1942 bis 1943 Teil eines Fälschernetzwerks, in dem er mit Angehörigen der Bekennenden Kirche zusammenarbeitete. Er fälschte Pässe für sich und zahlreiche andere Verfolgte, denen er so ein Überleben in der Illegalität ermöglichte. Als er aufzufliegen drohte und steckbrieflich von der Gestapo gesucht wurde, gelang es ihm im Herbst 1943, getarnt als Wehrmachtssoldat, mit einem selbst gefälschten Wehrpass mit dem Fahrrad in die Schweiz zu fliehen. Er schloss in Basel seine Ausbildung als Grafiker ab, studierte Germanistik und Psychologie, heiratete, bekam vier Kinder und verbrachte den Rest seines Lebens in der Schweiz. 2015 starb Cioma Schönhaus, kurz vor seinem 93. Geburtstag. Über sein Leben erschienen mehrere Bücher, darunter die Autobiografie „Der Passfälscher“, deren Verfilmung 2022 bei der Berlinale Premiere hatte. Zwei seiner vier Söhne gründeten in den 1990er-Jahren die Klezmerband Bait Jaffe, was so viel bedeutet wie „schönes Haus“.