Dr. Käthe Beutler née Italiener

Location 
Theodor-Heuss-Platz 2
District
Charlottenburg
Stone was laid
10 February 2016
Born
11 October 1896 in Berlin
Occupation
Ärztin
Escape
1935 USA
Survived

Käthe Italiener wurde am 11. Oktober 1896 in Berlin geboren. Sie war das dritte Kind und die einzige Tochter des Kaufmanns Ludwig Italiener und seiner Frau Anna, geb. Rothstein. Ihre Brüder waren Karl und Ernst, geboren in den Jahren 1889 und 1894. Ernst, der Jura studierte, fiel 1916; Karl, Statistiker und Unternehmensberater, wurde 1942 in Mauthausen umgebracht. In der Familie gab es vor allem Geschäftsmänner, Juristen, Musiker und Geisteswissenschaftler, einige von ihnen waren sehr prominent. Interessanterweise waren es die Frauen in Käthes Generation, die in den Naturwissenschaften und in Medizin reüssierten. Käthes Cousine Alice Italiener promovierte 1917 in Chemie an der Friedrich-Wilhelms-Universität Berlin und ihre gleichaltrige Cousine Tilly Rothstein studierte dort Medizin. Möglicherweise waren diese beiden Frauen Vorbilder für Käthe, die sich 1917 zum Medizinstudium entschloss. Zu dieser Zeit lebte sie als einziges der Kinder bei den Eltern in Charlottenburg – Ernst war gefallen und Karl war seit 1914 als Zivilist in Frankreich interniert. Später gefragt nach ihrer Motivation zum Medizinstudium, antwortete sie: „Was gab es sonst zu tun? Ich wurde gebraucht.“ Tatsächlich war ihre Entscheidung nicht untypisch für viele Frauen in ähnlicher sozioökonomischer Situation. Jüdische Frauen machten ein Drittel der weiblichen Medizinstudenten aus und als Käthe 1918 mit dem Studium begann, war sie eine von 251 Frauen unter 2560 Medizinstudenten an der Friedrich-Wilhelms-Universität.<br />
Käthe absolvierte ihr Studium in der Mindestzeit, legte ihr Physikum im März 1920 ab, und verbrachte ein Auswärtssemester in München. 1923 promovierte sie zum Thema „Geschichtliches zum Tonusbegriff vom Altertum bis Virchow” bei Friedrich Kraus (1858–1936), dem Direktor der Zweiten Medizinischen Klinik der Charité. Ihre Prüfer im Rigorosum waren international anerkannte Vertreter der jeweiligen medizinischen Disziplinen: der Pädiater Adalbert Czerny, der Anatom Rudolf Fick und der Chirurg August Bier. Käthe erhielt dann ihre Approbation am 23. Mai 1924 und entschied sich für eine Weiterbildung in Pädiatrie, das Fach, das neben der Gynäkologie und Geburtshilfe zu den häufigsten der von Frauen gewählten Spezialisierungen gehörte. Zu diesem Zeitpunkt hatte Berlin den höchsten Anteil von Frauen, insbesondere auch Jüdinnen, unter den Ärzten in Deutschland. Zu dieser Zeit bestand aber auch eine große Arbeitslosigkeit unter den Jungärzten, die besonders stark auf die Frauen unter ihnen zurückfiel. Käthe verfolgte ihre Weiterbildung also in Volontariaten, und die Auswahl, die sie hier und für die Stationen ihres Praktischen Jahres traf, verdeutlicht ihr klares Auge für wissenschaftliche Exzellenz.<br />
Zunächst arbeitete Käthe in der Pathologie des Städtischen Krankenhauses Am Friedrichshain, Berlin, die von Ludwig Pick (1868–1944) geleitet wurde, dem international bekannten Beschreiber des Morbus Niemann-Pick. Als nächste Station ging sie ans Friedrichs-Waisenhaus Rummelsburg, dessen Krankenabteilung von Erich Müller (1868–1952) geführt wurde. Müllers Behandlungskonzept der kongenitalen Syphilis mit Salvarsan war über die Grenzen Deutschlands hinaus bekannt. Hier forschte Käthe an der klinischen Verbesserung dieser Therapie und publizierte 1924 ihre Arbeit „Unsere Erfolge mit hohen Neosalvarsandosen bei Behandlung der angeborenen Syphilis“ in der renommierten Zeitschrift „Klinische Wochenschrift“. Es folgten Volontariate bei Professor Czerny am Kinderkrankenhaus der Charité und am Kaiser- und Kaiserin-Friedrich-Kinderkrankenhaus, das unter der Leitung von Heinrich Finkelstein (1865–1942) stand. Sowohl Czerny als auch Finkelstein waren international renommiert für ihre Forschungen zur Entwicklung und Ernährung von Säuglingen und Kleinkindern, und Käthe hat später in ihren Leben immer wieder davon berichtet, dass sie an Fragen zur Säuglingsnahrung wissenschaftlich gearbeitet habe. Allerdings hat sie hierzu nicht publiziert. Ihre letzte Ausbildungsstelle war dann bei Edith Alexander Katz, die das Säuglings- und Kinderkrankenhaus Charlottenburg leitete. In Katz hatte Käthe die einmalige Möglichkeit, mit einer Kollegin der ersten Generation von Ärztinnen in Deutschland zu arbeiten.<br />
1925 heiratete Käthe Italiener den Internisten und Radiologen Dr. med. Alfred Beutler, den sie vermutlich während ihrer Zeit am Städtischen Krankenhaus Am Friedrichshain kennengelernt hatte. Auch Alfred hatte ein starkes wissenschaftliches Interesse, das durch mehrere Publikationen belegt ist, folgte aber dem Rat seines Vaters, eines Kaufmanns, sich als niedergelassener Arzt ein ausreichendes Einkommen zu verschaffen. Im gleichen Jahr, 1925, eröffnete Alfred seine Praxis für Innere Medizin und Radiologie am Reichskanzlerplatz 4, wo die Familie auch wohnte. 1926 wurde der Sohn Friedrich geboren, 1928 Sohn Ernst und 1932 Tochter Ruth. Die wachsende Familie hielt Käthe nicht davon ab, 1927 ihre eigene pädiatrische Praxis in den Räumen der Praxis ihres Mannes zu eröffnen, und zwar unter ihrem Mädchennamen Käthe Italiener. Offenbar kamen ihre Patienten aus finanziell wohlsituierten Kreisen, da sie ihre Privatpraxis erfolgreich betrieb. Ihre Kassenzulassung erhielt sie am 3. Februar 1933. Käthe hatte Hilfe im Haushalt durch Köchinnen und Kindermädchen, kümmerte sich aber auch intensiv um die Erziehung der Kinder, deren Ausbildung eine Priorität für sie und Alfred war.<br />
Bis 1933 lebte Käthe in einer einmaligen, aber flüchtigen, Periode der deutschen Geschichte, in der es Frauen möglich war, das volle Potential ihrer Existenz auszuleben: erfolgreich und selbstständig im Beruf, war Käthe außerdem eine glückliche Ehefrau und Mutter. Dies änderte sich sofort nach der Übernahme des deutschen Staates durch die Nationalsozialisten. Käthe verlor ihre Kassenzulassung am 1. Juli 1933, während Alfred seine Zulassung behielt aufgrund einer Sonderregelung für Weltkriegsteilnehmer – er hatte vier Jahre lang im Krieg gedient. Nachdem die Montessori-Schule, welche Fred und Ernst besuchten, von den Nationalsozialisten 1933 geschlossen worden war, schickte Käthe die Kinder auf die Theodor-Herzl-Schule, wo die Kinder vor antisemitischen Attacken geschützt waren und auf eine mögliche Emigration vorbereitet wurden. Es war Käthe, die schließlich auf die Emigration drängte, und auch Alfred sah bald ein, dass seine Kinder in NS-Deutschland keine Ausbildungschance hatten.<br />
Nach Sondierungen Alfreds in Palästina im Herbst 1935 wanderte die Familie dann im Dezember 1935 nach Milwaukee/Wisconsin in den USA aus. Hier war es zunächst Alfred, der das amerikanische Staatsexamen zur Erlangung der Praxiszulassung im Januar 1936 ablegte und dann im April desselben Jahres eine neue Praxis eröffnete. Käthe musste derweilen ungewohnte häusliche Aufgaben wie Kochen und Hauswirtschaft übernehmen, neben der Versorgung der Kinder und der ihr nicht sonderlich wohlgesinnten Schwiegermutter. Trotz allem legte bald auch sie das amerikanische Examen ab und eröffnete ihre pädiatrische Praxis bereits im März 1937. Hierbei handelte es sich um eine ganz außergewöhnliche Leistung, denn die meisten verheirateten Ärztinnen, die mit ihren Arzt-Ehemännern emigrierten, fanden aus den verschiedensten Gründen nie wieder die Gelegenheit, Medizin zu praktizieren. Aus Aussagen von Käthes Sohn Ernst geht auch hervor, dass ihr Status als Ärztin ein wesentlicher Bestandteil des Selbstbewusstseins seiner Mutter ausmachte.<br />
Wenn Käthe Beutler auch selbst niemals wieder zu wissenschaftlicher Forschung zurückgekehrt war, so hatte sie doch ihre Wertschätzung wissenschaftlicher Exzellenz nie aufgegeben. Das manifestierte sich in der Sorgfalt, die sie auf die Schulauswahl für ihre Kinder aufwandte, wie auch in dem Interesse, dass sie für die Arbeiten ihrer Kinder und Enkel im Laufe ihres Lebens stets behielt. Nach dem Tod von Alfred im Jahr 1962 zog sie nach Kalifornien, um in der Nähe ihrer Kinder und Enkel zu leben. Sie war vielbeschäftigt, mit Musik und Literatur, verfolgte Politik und andere Nachrichten, und arbeitete am Computer. Insbesondere kümmerte sie sich um ihre Enkel, zu denen Bruce Beutler gehörte, der meint, dass Käthe ihm zum ersten Mal vom Nobelpreis erzählt habe. <br />
Käthe Italiener-Beutler lebte ein volles Jahrhundert lang, in dem sie alle Möglichkeiten im Leben einer Frau erfahren konnte und deren Teilverlust sie für lange Zeit hinnehmen musste. Trotz allem blieb sie ihren Prioritäten treu: dem Zusammenhalt der Familie und der wissenschaftlichen Wahrheit. Sie verstarb am 7. Februar 1999 in La Jolla, Kalifornien.<br />
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Publikationen von Käthe Italiener-Beutler<br />
Italiener, Käthe: Geschichtliches zum Tonusbegriff vom Altertum bis Virchow. Medizinische Dissertation, 1924, Bibliothek Humboldt-Universität Berlin.<br />
Italiener, Käthe: Unsere Erfolge mit hohen Neosalvarsandosen bei Behandlung der angeborenen Syphilis. Klinische Wochenschrift 3 (14, 1924), S. 577-579.<br />

Käthe Italiener wurde am 11. Oktober 1896 in Berlin geboren. Sie war das dritte Kind und die einzige Tochter des Kaufmanns Ludwig Italiener und seiner Frau Anna, geb. Rothstein. Ihre Brüder waren Karl und Ernst, geboren in den Jahren 1889 und 1894. Ernst, der Jura studierte, fiel 1916; Karl, Statistiker und Unternehmensberater, wurde 1942 in Mauthausen umgebracht. In der Familie gab es vor allem Geschäftsmänner, Juristen, Musiker und Geisteswissenschaftler, einige von ihnen waren sehr prominent. Interessanterweise waren es die Frauen in Käthes Generation, die in den Naturwissenschaften und in Medizin reüssierten. Käthes Cousine Alice Italiener promovierte 1917 in Chemie an der Friedrich-Wilhelms-Universität Berlin und ihre gleichaltrige Cousine Tilly Rothstein studierte dort Medizin. Möglicherweise waren diese beiden Frauen Vorbilder für Käthe, die sich 1917 zum Medizinstudium entschloss. Zu dieser Zeit lebte sie als einziges der Kinder bei den Eltern in Charlottenburg – Ernst war gefallen und Karl war seit 1914 als Zivilist in Frankreich interniert. Später gefragt nach ihrer Motivation zum Medizinstudium, antwortete sie: „Was gab es sonst zu tun? Ich wurde gebraucht.“ Tatsächlich war ihre Entscheidung nicht untypisch für viele Frauen in ähnlicher sozioökonomischer Situation. Jüdische Frauen machten ein Drittel der weiblichen Medizinstudenten aus und als Käthe 1918 mit dem Studium begann, war sie eine von 251 Frauen unter 2560 Medizinstudenten an der Friedrich-Wilhelms-Universität.
Käthe absolvierte ihr Studium in der Mindestzeit, legte ihr Physikum im März 1920 ab, und verbrachte ein Auswärtssemester in München. 1923 promovierte sie zum Thema „Geschichtliches zum Tonusbegriff vom Altertum bis Virchow” bei Friedrich Kraus (1858–1936), dem Direktor der Zweiten Medizinischen Klinik der Charité. Ihre Prüfer im Rigorosum waren international anerkannte Vertreter der jeweiligen medizinischen Disziplinen: der Pädiater Adalbert Czerny, der Anatom Rudolf Fick und der Chirurg August Bier. Käthe erhielt dann ihre Approbation am 23. Mai 1924 und entschied sich für eine Weiterbildung in Pädiatrie, das Fach, das neben der Gynäkologie und Geburtshilfe zu den häufigsten der von Frauen gewählten Spezialisierungen gehörte. Zu diesem Zeitpunkt hatte Berlin den höchsten Anteil von Frauen, insbesondere auch Jüdinnen, unter den Ärzten in Deutschland. Zu dieser Zeit bestand aber auch eine große Arbeitslosigkeit unter den Jungärzten, die besonders stark auf die Frauen unter ihnen zurückfiel. Käthe verfolgte ihre Weiterbildung also in Volontariaten, und die Auswahl, die sie hier und für die Stationen ihres Praktischen Jahres traf, verdeutlicht ihr klares Auge für wissenschaftliche Exzellenz.
Zunächst arbeitete Käthe in der Pathologie des Städtischen Krankenhauses Am Friedrichshain, Berlin, die von Ludwig Pick (1868–1944) geleitet wurde, dem international bekannten Beschreiber des Morbus Niemann-Pick. Als nächste Station ging sie ans Friedrichs-Waisenhaus Rummelsburg, dessen Krankenabteilung von Erich Müller (1868–1952) geführt wurde. Müllers Behandlungskonzept der kongenitalen Syphilis mit Salvarsan war über die Grenzen Deutschlands hinaus bekannt. Hier forschte Käthe an der klinischen Verbesserung dieser Therapie und publizierte 1924 ihre Arbeit „Unsere Erfolge mit hohen Neosalvarsandosen bei Behandlung der angeborenen Syphilis“ in der renommierten Zeitschrift „Klinische Wochenschrift“. Es folgten Volontariate bei Professor Czerny am Kinderkrankenhaus der Charité und am Kaiser- und Kaiserin-Friedrich-Kinderkrankenhaus, das unter der Leitung von Heinrich Finkelstein (1865–1942) stand. Sowohl Czerny als auch Finkelstein waren international renommiert für ihre Forschungen zur Entwicklung und Ernährung von Säuglingen und Kleinkindern, und Käthe hat später in ihren Leben immer wieder davon berichtet, dass sie an Fragen zur Säuglingsnahrung wissenschaftlich gearbeitet habe. Allerdings hat sie hierzu nicht publiziert. Ihre letzte Ausbildungsstelle war dann bei Edith Alexander Katz, die das Säuglings- und Kinderkrankenhaus Charlottenburg leitete. In Katz hatte Käthe die einmalige Möglichkeit, mit einer Kollegin der ersten Generation von Ärztinnen in Deutschland zu arbeiten.
1925 heiratete Käthe Italiener den Internisten und Radiologen Dr. med. Alfred Beutler, den sie vermutlich während ihrer Zeit am Städtischen Krankenhaus Am Friedrichshain kennengelernt hatte. Auch Alfred hatte ein starkes wissenschaftliches Interesse, das durch mehrere Publikationen belegt ist, folgte aber dem Rat seines Vaters, eines Kaufmanns, sich als niedergelassener Arzt ein ausreichendes Einkommen zu verschaffen. Im gleichen Jahr, 1925, eröffnete Alfred seine Praxis für Innere Medizin und Radiologie am Reichskanzlerplatz 4, wo die Familie auch wohnte. 1926 wurde der Sohn Friedrich geboren, 1928 Sohn Ernst und 1932 Tochter Ruth. Die wachsende Familie hielt Käthe nicht davon ab, 1927 ihre eigene pädiatrische Praxis in den Räumen der Praxis ihres Mannes zu eröffnen, und zwar unter ihrem Mädchennamen Käthe Italiener. Offenbar kamen ihre Patienten aus finanziell wohlsituierten Kreisen, da sie ihre Privatpraxis erfolgreich betrieb. Ihre Kassenzulassung erhielt sie am 3. Februar 1933. Käthe hatte Hilfe im Haushalt durch Köchinnen und Kindermädchen, kümmerte sich aber auch intensiv um die Erziehung der Kinder, deren Ausbildung eine Priorität für sie und Alfred war.
Bis 1933 lebte Käthe in einer einmaligen, aber flüchtigen, Periode der deutschen Geschichte, in der es Frauen möglich war, das volle Potential ihrer Existenz auszuleben: erfolgreich und selbstständig im Beruf, war Käthe außerdem eine glückliche Ehefrau und Mutter. Dies änderte sich sofort nach der Übernahme des deutschen Staates durch die Nationalsozialisten. Käthe verlor ihre Kassenzulassung am 1. Juli 1933, während Alfred seine Zulassung behielt aufgrund einer Sonderregelung für Weltkriegsteilnehmer – er hatte vier Jahre lang im Krieg gedient. Nachdem die Montessori-Schule, welche Fred und Ernst besuchten, von den Nationalsozialisten 1933 geschlossen worden war, schickte Käthe die Kinder auf die Theodor-Herzl-Schule, wo die Kinder vor antisemitischen Attacken geschützt waren und auf eine mögliche Emigration vorbereitet wurden. Es war Käthe, die schließlich auf die Emigration drängte, und auch Alfred sah bald ein, dass seine Kinder in NS-Deutschland keine Ausbildungschance hatten.
Nach Sondierungen Alfreds in Palästina im Herbst 1935 wanderte die Familie dann im Dezember 1935 nach Milwaukee/Wisconsin in den USA aus. Hier war es zunächst Alfred, der das amerikanische Staatsexamen zur Erlangung der Praxiszulassung im Januar 1936 ablegte und dann im April desselben Jahres eine neue Praxis eröffnete. Käthe musste derweilen ungewohnte häusliche Aufgaben wie Kochen und Hauswirtschaft übernehmen, neben der Versorgung der Kinder und der ihr nicht sonderlich wohlgesinnten Schwiegermutter. Trotz allem legte bald auch sie das amerikanische Examen ab und eröffnete ihre pädiatrische Praxis bereits im März 1937. Hierbei handelte es sich um eine ganz außergewöhnliche Leistung, denn die meisten verheirateten Ärztinnen, die mit ihren Arzt-Ehemännern emigrierten, fanden aus den verschiedensten Gründen nie wieder die Gelegenheit, Medizin zu praktizieren. Aus Aussagen von Käthes Sohn Ernst geht auch hervor, dass ihr Status als Ärztin ein wesentlicher Bestandteil des Selbstbewusstseins seiner Mutter ausmachte.
Wenn Käthe Beutler auch selbst niemals wieder zu wissenschaftlicher Forschung zurückgekehrt war, so hatte sie doch ihre Wertschätzung wissenschaftlicher Exzellenz nie aufgegeben. Das manifestierte sich in der Sorgfalt, die sie auf die Schulauswahl für ihre Kinder aufwandte, wie auch in dem Interesse, dass sie für die Arbeiten ihrer Kinder und Enkel im Laufe ihres Lebens stets behielt. Nach dem Tod von Alfred im Jahr 1962 zog sie nach Kalifornien, um in der Nähe ihrer Kinder und Enkel zu leben. Sie war vielbeschäftigt, mit Musik und Literatur, verfolgte Politik und andere Nachrichten, und arbeitete am Computer. Insbesondere kümmerte sie sich um ihre Enkel, zu denen Bruce Beutler gehörte, der meint, dass Käthe ihm zum ersten Mal vom Nobelpreis erzählt habe.
Käthe Italiener-Beutler lebte ein volles Jahrhundert lang, in dem sie alle Möglichkeiten im Leben einer Frau erfahren konnte und deren Teilverlust sie für lange Zeit hinnehmen musste. Trotz allem blieb sie ihren Prioritäten treu: dem Zusammenhalt der Familie und der wissenschaftlichen Wahrheit. Sie verstarb am 7. Februar 1999 in La Jolla, Kalifornien.

Publikationen von Käthe Italiener-Beutler
Italiener, Käthe: Geschichtliches zum Tonusbegriff vom Altertum bis Virchow. Medizinische Dissertation, 1924, Bibliothek Humboldt-Universität Berlin.
Italiener, Käthe: Unsere Erfolge mit hohen Neosalvarsandosen bei Behandlung der angeborenen Syphilis. Klinische Wochenschrift 3 (14, 1924), S. 577-579.