Gerhard Wisla

Location 
Trautenaustr. 20
District
Wilmersdorf
Stone was laid
29 April 2012
Born
26 August 1923 in Berlin
Deportation
on 03 March 1943 to Auschwitz
Murdered
in Auschwitz

Gerhard Wisla, geboren am 26. August 1923 in Berlin, war der jüngere Sohn von Adolf und Bertha Wisla und Bruder von Heinz Wisla. Seine Kindheit verbrachte er unbeschwert im Kreis seiner relativ wohlhabenden Familie. Motiviert durch die Anwaltstätigkeit seines Onkels Max, der als Rechtsanwalt in Chemnitz tätig war, hatte er schon früh den Wunsch, Jura zu studieren. Sein Verweis von der „Höheren Schule" machte seinen Traum von Abitur und Studium zunichte. Er begann stattdessen eine Optikerlehre und arbeitete bis September1938 als optischer Arbeiter bei Siemens.  

Von 1941 bis zum 27. Februar 1943 war er bei der Arbeitsgemeinschaft Berliner Optiker in der Wallstraße 3/4 als „Anlernling“ beschäftigt. Der Sitz der Arbeitsgemeinschaft war in der Charlottenburger Eislebener Straße 3, die Adresse Wallstraße 3/4 war offenbar eine Produktionsstätte. Auch sein Vater war dort zur Zwangsarbeit eingesetzt. Vater und Sohn wurden am 28. Februar 1943 im Rahmen der „Fabrikaktion“ an ihren Arbeitsplätzen verhaftet und in der Levetzowstraße 8, einer als Sammelstelle missbrauchten Synagoge, gefangen gehalten. Am 3. März wurden beide mit dem 33. Osttransport nach Auschwitz deportiert und ermordet. Gerhards genaues Todesdatum ist nicht bekannt.


 

Für Heinz Wisla wurde kein Stolperstein vor dem Haus verlegt, obwohl er bis zu seiner Ausreise bei seiner Familie in der Trautenaustraße 20 lebte. 

In der Sonderkartei für Juden, die bei der Volkszählung im Mai 1939 angelegt wurde, ist er nicht aufgeführt. 
Obwohl das „Gesetz zur Wiedereinführung der Wehrpflicht“ vom März 1935 den vollständigen Ausschluss der deutschen Juden vom Wehrdienst bedeutete, wurde Heinz Wisla im Juni 1939 aufgefordert, sich am 14. Juli 1939 zur Musterung „im Musterungslokal Viktoriagarten, Berlin – Wilmersdorf, Wilhelmsaue 114/15 zu gestellen.“
Offenbar war Heinz Wisla nicht als Jude registriert.

Er wurde am 7. Januar 1920 als Sohn von Adolf und Bertha Wisla geboren. 3 ½ Jahre später kam sein Bruder Gerhard zur Welt . Heinz überlebte als Einziger der Familie den Holocaust. Von 1936 bis 1938 – ein Studium der Zahnmedizin war ihm als Jude verwehrt – machte er eine Zahntechnikerlehre im Laboratorium für Zahnprothesen am Kurfürstendamm 217 (Inh. Siegbert Wolff). Wo er anschließend arbeitete ist nicht bekannt. 

Im Dezember 1939 geriet er an seinem Arbeitsplatz in einen verbalen Streit mit einem Mitarbeiter, wobei er folgenden Satz sinngemäß äußerte: Wenn Sie zu mir Judenschwein sagen, kann ich Sie auch Nazischwein nennen. 30 Minuten später wurde Heinz verhaftet und verbrachte 3 Wochen im Polizeigefängnis. Anschließend wurde er in das KZ Sachsenhausen eingeliefert. Seine grauenvollen Erlebnisse schilderte er in dem Interview mit der USC Shoah Foundation.

Im Frühjahr 1940 wurde er entlassen. Zwei gebrochene Arme, Erfrierungen, Verletzungen an den Fingern und ein Körpergewicht von 37 kg waren die äußerlich sichtbaren Zeichen der Haft. 

Ein Kriegskamerad seines Vaters aus dem Ersten Weltkrieg mit guten Beziehungen zur SS hatte sich für seine Freilassung eingesetzt. Bei der Entlassung wurde ihm auferlegt, niemals über seine Haftzeit in Sachsenhausen zu sprechen. Heinz wurde sofort des Landes verwiesen und er verließ Deutschland am 6. Mai 1940. 

Die nun beginnende Odyssee schildert er in einem Schreiben an die Entschädigungsbehörde 1952 stichpunktartig folgendermaßen:
„Ich selbst verliess Berlin am 6. Mai 1940. Meine Emigration dauerte genau 9 Jahre. 1940: mit einem illegalen Palaestina Transport auf einem Donaudampfer von der Slowakei durch Ungarn, Jugoslavia, Bulgarien, Rumaenien aufs schwarze Meer, durch die Dardanellen nach Griechenland. Spaeter auf dem Wege nach Kreta sank das Schiff im Sturm. Lebte 10 Tage als Schiffbruechiger auf einer unbewohnten Felseninsel im Dodekanes Archipel, bis wir von italienischen  Kriegsschiffen gerettet und in das Kriegsgefangenenlager auf die Insel Rhodos gebracht wurden. 1941: Aufenthalt in Rom, Audienz beim Papst Pius XII, Flug nach Barcelona. 1942-1944: Aufenthalt in Portugal. 1944: Legale Einwanderung nach Palaestina. 1944-47: Aufenthalt in Tel Aviv und Jerusalem, Heirat 1946. Meldete 1947 meine Ansprueche fuer Rueckerstattung beim Control Office for Germany & Austria in London an. Verliess Palaestina Januar 1948 mit meiner Frau und hielt mich in der Schweiz, Deutschland (Berlin) und Frankreich waehrend dieses Jahres als Zeitungsberichterstatter auf und bearbeitete meine Einwanderung nach den USA. April 1949: Ankunft in den Vereinigten Staaten.“

Nach seiner Einbürgerung änderte er seinen Vornamen in Howard um und starb 2004 in Briarwood, N.Y.C., USA.

Die Audienz bei Papst Pius XII, sowie seine ausführliche Lebensgeschichte wurde in einem Artikel „Inside the Vatican, Papst Pius XII.: Freund und Retter der Juden“ veröffentlicht.