Max Mann

Location 
Turmstraße 9
District
Moabit
Stone was laid
09 September 2017
Born
08 July 1894 in Gollnow / Goleniów
Deportation
on 09 December 1942 to Auschwitz
Murdered
in Auschwitz

Max Mann wurde am 8. Juli 1894 in der damals preußischen Ortschaft Gollnow (dem heutigen Goleniów in Polen) geboren. Die Stadt liegt am östlichen Rand Vorpommerns an der Ihna rund 20 Kilometer nördlich von Stettin (Szczecin in Polen). Max Becker war der Sohn des Kaufmanns Moses Mann und der Luise Mann, geborene Falkson. Seine Eltern hatten Ende der 1880er-Jahre geheiratet und sich in Gollnow niedergelassen. 1890 kam in Gollnow Max’ älterer Bruder Franz zur Welt. Über das Elternhaus, die Kindheit und Jugend der Mann’schen Geschwister in Gollnow haben sich leider keine weiteren Quellen erhalten. Ihre Eltern gehörten aber aller Wahrscheinlichkeit nach zur kleinen jüdischen Gemeinde der Stadt, zu der zum Zeitpunkt der Geburt von Max rund 130 der etwa 8600 Einwohner zählten.

Nach seinem Schulabschluss absolvierte Max Mann eine kaufmännische Ausbildung und war als Kaufmann tätig. In den 1910er-Jahren, nicht lange vor Beginn des Ersten Weltkriegs (1914–1918) muss er seinen Militärdienst absolviert haben, aber es haben sich weder Zeugnisse über seine Ausbildungszeit noch über einen recht wahrscheinlichen Einsatz im Krieg erhalten. Nach dem Krieg war Max Mann in den 1920er-Jahren als Kaufmann in Stettin tätig, wo er sich eine Wohnung in der Preußischen Straße 14 (heute ul. Mazurska) im Stadtzentrum genommen hatte. Sein Vater lebte zu diesem Zeitpunkt in Gollnow an der Adresse Breite Straße 27 und sein Bruder Franz, der ebenfalls Kaufmann geworden war, in der dortigen Brückenstraße 7. Am 7. März 1924 heiratete Max Mann in Berlin die geschiedene Regina Margarete Tschierschke, geborene Becker. Margarete war 1892 in Berlin als Tochter des Unternehmers Leib Luis Becker (1859–1914) und der Pauline Becker, geborene Podolsky (1853–1905) geboren worden. 1910 hatte sie den Bankbeamten Karl Friedrich Hermann Tschierschke geheiratet. Die Ehe war kinderlos und wurde 1920 geschieden, woraufhin sich Margarete Tschierschke eine Wohnung in der Turmstraße 37 in Moabit genommen hatte. In unmittelbarer Nähe, in der Turmstraße 36, wohnte zu dieser Zeit ihr Bruder Max Becker (1884–1933). Eine Schwester von ihr, Gertrud Rosa Becker (*1886), war bereits 1911 in Berlin verstorben. Nach der Hochzeit von Max und Margarete Mann zog das Ehepaar nach Stettin und nahm sich eine gemeinsame Wohnung an der Adresse Kurfürstenstraße 5 (heute ul. Mikołaja Kopernika) nahe des Andersparks (heute Park gen. Władysława Anders). Leider haben sich keine weiteren Quellen erhalten, die einen Einblick in das Leben der Eheleute in Stettin während der Zeit der Weimarer Republik geben könnten. Auch Max’ Bruder Franz hatte inzwischen geheiratet. Er war mit Käthe Mann, geborene Lewinsohn (*1900) verheiratet. 1923 war in Gollnow Max’ Neffe Günther zur Welt gekommen. In den Jahren 1928 und 1933 folgten Dagmar, die in Stettin geboren wurde, und Karin, die in Berlin zur Welt kam, wohin Max’ Bruder mit seiner Familie inzwischen verzogen war.

Mit der schrittweisen Entrechtung und Verfolgung von Juden seit 1933 – beziehungsweise aller Personen, die nach den Nürnberger Gesetzen im NS-Staat als Juden galten – begannen auch staatliche Zwangsmaßnahmen gegen Max Mann und seine Angehörigen. Darunter fielen zahlreiche Maßnahmen der Diskriminierung und sozialen Ausgrenzung sowie des Entzugs staatsbürgerlicher Rechte. Gesetze und Sondererlasse drängten Max Mann zunehmend in die Position eines Rechtlosen im eigenen Land. Seit 1933 wurde ein Großteil der Stettiner Juden politisch drangsaliert und zur Auswanderung genötigt. Im Oktober 1936 verließen Max Mann und seine Ehefrau Stettin und zogen nach Berlin, wo sie sich eine Wohnung in der Turmstraße 9, 2. Etage Vorderhaus, in Moabit nahmen, die sie sich später mit einer Untermieterin teilen mussten. Max arbeitete in der Hauptstadt als Handelsvertreter, bis er gezwungenermaßen auch dieser Tätigkeit Ende der 1930er-Jahre nicht mehr nachgehen konnte. Aus den erhaltenen Quellen geht nicht hervor, ob er und seine Ehefrau oder sein Bruder in den 1930er-Jahren nach Wegen suchten, Deutschland zu verlassen. Sollten sie konkrete Schritte unternommen haben, so scheiterten diese.

Spätestens Anfang der 1940er-Jahre war das Leben für die Manns in Berlin zum reinen Existenzkampf geworden. Um nur eine der vielen einschneidenden Maßnahmen zu nennen, konnten sie sich mit der Polizeiverordnung vom 1. September 1941 „über die Kennzeichnung der Juden“ nur noch mit stigmatisierendem „Judenstern“ in der Öffentlichkeit bewegen. Sowohl Max Mann als auch seine Ehefrau wurden außerdem zu Zwangsarbeit herangezogen: Max zuletzt zu körperlicher Schwerstarbeit als „Erdarbeiter“ der Deutschen Reichsbahn im Oberbaustofflager Köpenick; seine Frau unter nicht minder menschenunwürdigen Bedingungen im Siemensstädter Kleinbauwerk der Siemens-Schuckertwerke AG.

Der Entrechtung folgte die Deportation: Am 1. Oktober 1941 hatte die Gestapo die Jüdischen Gemeinde Berlins informiert, dass die „Umsiedlung“ der Berliner Juden beginnen würde. Max und Margarete Mann erhielten den Deportationsbescheid im Winter 1942. Sie wurden im Sammellager in der Großen Hamburger Straße 26 interniert. Von dort aus wurden sie am 9. Dezember 1942 mit dem „24. Osttransport“ in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert und dort – vermutlich unmittelbar nach der Ankunft des Transports – ermordet. Max Mann war zum Zeitpunkt der Deportation 48 Jahre alt. Max’ Bruder Franz wurde zusammen mit seiner Ehefrau Käthe und seinen drei Kindern Günther, Dagmar und Karin aus ihrer letzten Berliner Wohnung im Januar 1943 nach Auschwitz deportiert, wo alle fünf Familienmitglieder ermordet wurden.