Heinrich Moses

Location 
Westfälische Str. 31
District
Halensee
Stone was laid
06 May 2014
Born
20 January 1892 in Berlin
Occupation
Kaufmann
Deportation
on 26 June 1942 to Minsk
Murdered
in Minsk

Heinrich Moses, geboren am 20. Januar 1892 in Berlin, hat eine Ausbildung in der Konfektionsbranche bei der Firma Simon & Co. in der Leipziger Straße gemacht und dort als Einrichter, Kalkulator und Konfektionär gearbeitet. Abends besuchte er eine Handelsschule. Mit 20 Jahren wurde er zum Militär eingezogen. Er diente von 1912 bis 1917 bei einem Infanterieregiment in Lötzen (Ostpreußen). Sein Einsatz für Deutschland im Ersten Weltkrieg hatte bleibende gesundheitliche Schäden. Infolge eines Hirnabszesses musste er sich mehreren Operationen unterziehen. Auf einem Ohr war er taub und er hatte rheumatische Beschwerden. Deswegen erhielt er eine kleine Invalidenrente. <br />
<br />
Er arbeitete als selbstständiger Kaufmann und besaß ein Grundstück in Gumbinnen (Ostpreußen), Bismarckstr.8, Ecke Lange Reihe 8 (heute Gussev in der russischen Enklave Kaliningrad zwischen Polen und Litauen). Dort betrieb er ein Warenhaus. 1915 heiratete er Susi Kaulbars. Mit ihr hatte er drei Kinder: Alexander (Horst), geboren am 7. Juli 1917 in Lötzen, Werner (Avner), geboren am 14. März 1919, und Ruth, geboren am 31. Januar 1922, beide in Gumbinnen. <br />
<br />
Das Grundstück und Warenhaus in Gumbinnen musste er 1934 zwangsweise verkaufen und siedelte dann nach Berlin über. 60 Prozent vom Erlös aus diesem Zwangsverkauf musste er an den nationalsozialistischen Staat zahlen. Die beiden Söhne wanderten Mitte 1934 als Minderjährige nach Palästina aus. Ihre Schwester Ruth verließ Deutschland im September 1938. <br />
<br />
Heinrich Moses und seine Frau Susi wollten ebenfalls nach Palästina auswandern. In einem Brief vom Januar 1939 bat er seinen ältesten Sohn ihm einen Beleg aus Palästina zu besorgen, so dass er dorthin einwandern könnte. Woran ihre Auswanderung letztlich scheiterte, ist nicht eindeutig nachvollziehbar.<br />
<br />
Ab Juli 1941 war er in Brandenburg/Görden im Zuchthaus inhaftiert. Es wurde ihm ein Vergehen gegen die Kriegswirtschaftsordnung vom 4.9.1939 und gegen die Verordnung „zur vorläufigen Sicherstellung des lebenswichtigen Bedarfs des deutschen Volkes“ vom 5.9.1939 vorgeworfen. Die Anklage lautete auf „Spinnstoffwarenschiebung“. Er hatte 41 Paar Damenstrümpfe ohne Erlaubnis weiterverkauft. Nach sechs Monaten Untersuchungshaft im Gefängnis Plötzensee wurde er zu einem Jahr und 6 Monaten Zuchthaus verurteilt. Nach seiner Haftverbüßung wurde er nicht auf freien Fuß gesetzt, sondern aus dem Zuchthaus Brandenburg direkt in das Polizeigefängnis am Alexanderplatz überführt. <br />
<br />
Von dort wurde er in das Sammellager an der Hamburger Straße gebracht, wo er wohl seine Frau wiedertraf. Sie wurden dann vom Bahnhof Grunewald nach Minsk deportiert. Der von den NS-Behörden als „16. Osttransport“ bezeichnete Zug, der in Berlin mit 202 Personen losfuhr und vom 24. bis 26. Juni unterwegs war, wurde wahrscheinlich in Königsberg mit einem zweiten Zug kombiniert. Dieser bestand dann aus 25 Güterwagen und erreichte Minsk mit 770 Deportierten, die von 18 Begleitern bewacht wurden. Ob Heinrich Moses, zu diesem Zeitpunkt 50 Jahre alt, gleich nach der Ankunft bei einer der Massenerschießungen der SS ermordet wurde oder ob er zu den 20 bis 50 Personen aus jedem Transport gehörte, die überwiegend auf dem Landgut der SS bei Maly Trostinec arbeiten mussten, wissen wir nicht.

Heinrich Moses, geboren am 20. Januar 1892 in Berlin, hat eine Ausbildung in der Konfektionsbranche bei der Firma Simon & Co. in der Leipziger Straße gemacht und dort als Einrichter, Kalkulator und Konfektionär gearbeitet. Abends besuchte er eine Handelsschule. Mit 20 Jahren wurde er zum Militär eingezogen. Er diente von 1912 bis 1917 bei einem Infanterieregiment in Lötzen (Ostpreußen). Sein Einsatz für Deutschland im Ersten Weltkrieg hatte bleibende gesundheitliche Schäden. Infolge eines Hirnabszesses musste er sich mehreren Operationen unterziehen. Auf einem Ohr war er taub und er hatte rheumatische Beschwerden. Deswegen erhielt er eine kleine Invalidenrente.

Er arbeitete als selbstständiger Kaufmann und besaß ein Grundstück in Gumbinnen (Ostpreußen), Bismarckstr.8, Ecke Lange Reihe 8 (heute Gussev in der russischen Enklave Kaliningrad zwischen Polen und Litauen). Dort betrieb er ein Warenhaus. 1915 heiratete er Susi Kaulbars. Mit ihr hatte er drei Kinder: Alexander (Horst), geboren am 7. Juli 1917 in Lötzen, Werner (Avner), geboren am 14. März 1919, und Ruth, geboren am 31. Januar 1922, beide in Gumbinnen.

Das Grundstück und Warenhaus in Gumbinnen musste er 1934 zwangsweise verkaufen und siedelte dann nach Berlin über. 60 Prozent vom Erlös aus diesem Zwangsverkauf musste er an den nationalsozialistischen Staat zahlen. Die beiden Söhne wanderten Mitte 1934 als Minderjährige nach Palästina aus. Ihre Schwester Ruth verließ Deutschland im September 1938.

Heinrich Moses und seine Frau Susi wollten ebenfalls nach Palästina auswandern. In einem Brief vom Januar 1939 bat er seinen ältesten Sohn ihm einen Beleg aus Palästina zu besorgen, so dass er dorthin einwandern könnte. Woran ihre Auswanderung letztlich scheiterte, ist nicht eindeutig nachvollziehbar.

Ab Juli 1941 war er in Brandenburg/Görden im Zuchthaus inhaftiert. Es wurde ihm ein Vergehen gegen die Kriegswirtschaftsordnung vom 4.9.1939 und gegen die Verordnung „zur vorläufigen Sicherstellung des lebenswichtigen Bedarfs des deutschen Volkes“ vom 5.9.1939 vorgeworfen. Die Anklage lautete auf „Spinnstoffwarenschiebung“. Er hatte 41 Paar Damenstrümpfe ohne Erlaubnis weiterverkauft. Nach sechs Monaten Untersuchungshaft im Gefängnis Plötzensee wurde er zu einem Jahr und 6 Monaten Zuchthaus verurteilt. Nach seiner Haftverbüßung wurde er nicht auf freien Fuß gesetzt, sondern aus dem Zuchthaus Brandenburg direkt in das Polizeigefängnis am Alexanderplatz überführt.

Von dort wurde er in das Sammellager an der Hamburger Straße gebracht, wo er wohl seine Frau wiedertraf. Sie wurden dann vom Bahnhof Grunewald nach Minsk deportiert. Der von den NS-Behörden als „16. Osttransport“ bezeichnete Zug, der in Berlin mit 202 Personen losfuhr und vom 24. bis 26. Juni unterwegs war, wurde wahrscheinlich in Königsberg mit einem zweiten Zug kombiniert. Dieser bestand dann aus 25 Güterwagen und erreichte Minsk mit 770 Deportierten, die von 18 Begleitern bewacht wurden. Ob Heinrich Moses, zu diesem Zeitpunkt 50 Jahre alt, gleich nach der Ankunft bei einer der Massenerschießungen der SS ermordet wurde oder ob er zu den 20 bis 50 Personen aus jedem Transport gehörte, die überwiegend auf dem Landgut der SS bei Maly Trostinec arbeiten mussten, wissen wir nicht.