Käthe Heymann née Ury

Location 
Westfälische Str. 42
District
Halensee
Stone was laid
06 May 2014
Born
07 October 1881 in Berlin
Escape
1939 Flucht in die Niederlande
Deportation
on 14 September 1943 to Bergen-Belsen
Later deported
on 25 January 1944 to Theresienstadt
Later deported
on 28 October 1944 to Auschwitz
Murdered
30 October 1944 in Auschwitz

Käthe Heymann , geb. Ury, geboren am 7. Oktober 1881 in Berlin, war das vierte Kind des Tabakfabrikanten Emil Ury (1835-1920) und seiner Frau Franziska, geb. Schlesinger (1847-1940). Die Geschwister waren Else (1877-1943), Schriftstellerin, die mit ihren insgesamt 39 Büchern, vor allem der Nesthäkchen-Reihe, ganze Generationen von Kindern und Jugendlichen erfreute; Hans, Dr. med. (1973-1937), bekannter Spezialist für Magen-Darm-Erkrankungen; und Ludwig, Dr. jur. (1870-1963), Rechtsanwalt und später Justizrat beim Berliner Landgericht.<br />
<br />
Die Familie war seit drei Generationen in Berlin ansässig. Sie lebte die Werte eines loyalen, patriotischen, liberalen Bildungsbürgertums. Sie war tief verwurzelt im jüdischen Glauben und lebte ihn bis zum Tod des Vaters 1920 nach streng jüdisch-orthodoxen Glaubensregeln. Ausdruck des gesellschaftlichen Aufstiegs der Familie war der Umzug 1905 von Berlin-Mitte nach Berlin-Charlottenburg in die Kantstraße.<br />
<br />
Ebenso wie ihre ältere Schwester Else besuchte Käthe das Königliche Luisenlyzeum in Berlin-Mitte bis zur 10. Klasse. Im Anschluss daran besuchte sie das Lehrerinnenseminar mit dem Examen 1901.<br />
<br />
1902 heiratete sie den preußischen Baurat Hugo Heymann , geboren am 4. Mai 1873 in Soldau (Dzialdowo) in Ostpreußen. Er war das älteste von insgesamt sieben Kindern eines ostpreußischen Kaufmanns und seiner Frau. Als Patriot nahm er freiwillig am Ersten Weltkrieg teil und bekam für seine Verdienste beim Ausbau der Festung Breslau das Eiserne Kreuz.<br />
<br />
Zwischen 1901 und 1927 wurde er fünfmal versetzt: Gollnow (Pommern), wo 1903 Lisbeth zur Welt kam, dann Königsberg (Ostpreußen), danach Wohlau (Schlesien), wo 1908 Ilse geboren wurde und schließlich Breslau (1918 Geburt von Klaus), wo die Familie 13 Jahre blieb bis zum Umzug 1927 nach Berlin. Von 1928 bis zum Ostersonntag 1939 lebte die Familie Heymann im ersten Stock über einem Lebensmittelgeschäft in einer großzügi¬gen Jugendstilwohnung mit fünf Zimmern in der Westfälischen Straße 42.<br />
<br />
Käthe Heymann war eine patente, gebildete Frau mit großem Interesse an Literatur, beliebt in der Familie (Spitzname „Katze“) mit einer besonderen Nähe zu ihrer Schwester Else und einem großem Freundes- und Bekanntenkreis. Trotz der zunehmenden Drangsalierung und Entrechtung der Menschen mit jüdischen Wurzeln ab 1933 baute Käthe Heymann fest darauf, dass alles korrekt ablief und unterwarf sich ebenso wie ihr Mann den Zumutungen.<br />
<br />
Else Ury wurde 1935 aus der Reichsschrifttumskammer ausgeschlossen. Den Brüdern Hans und Ludwig wurden zunächst Sonderzulassungen zugestanden. Trotz der nicht zu leugnenden Realität vertraute Käthe Heymann weiterhin auf den Rechtsstaat. In ihren Briefen wurde das nach wie vor reiche soziale Leben beschrieben wie zum Beispiel die Kaffeekränzchen mit den alten nicht-jüdischen Klassenkameradinnen, die Besuche bei Veranstaltungen des Kulturbunds, bei dem die Heymanns ein Abonnement besaßen, die wochenlangen Urlaubsaufenthalte im Haus von Else Ury in Krummhübel im Riesengebirge gemeinsam mit der Mutter, Schwester und anderen Familiemitgliedern.<br />
<br />
Auf die Progromnacht vom 9./10. November 1938, in der Käthe Heymann und Familie unversehrt blieben, drängten Lisbeth und ihr Mann die Eltern zur Emigration und stellten einen offiziellen Antrag. Widerstrebend ließen sich die Eltern überreden und erfüllten überkorrekt sämtliche bürokratische Zumutungen. Mit jeweils zehn Reichsmark in der Tasche verließen Käthe Heymann und ihr Mann am Ostersonntag 1939 Berlin. Käthe Heymann schrieb jetzt täglich an ihre Schwester Else, die seit 1939 immer elender in einem sogenannten Judenhaus in Berlin¬ Moabit lebte.<br />
<br />
Über das Internationale Rote Kreuz erfuhr Klaus Heymann, dass seine Eltern im April 1943 zunächst ins “Polizeiliche Judendurchgangslager Westerbork” deportiert wurden, am 14. September 1943 dann nach Bergen-Belsen. Von hier setzte sich der Leidensweg am 27. Januar 1944 fort nach Theresienstadt, um dann am 28. Oktober 1944 als letzter Transport in Auschwitz zu enden. Sie waren am 30. Oktober 1944 mit die Letzten, die vergast wurden, da die SS selber Ende Oktober diese Vernichtungsanlagen zerstörte.<br />
<br />
Von den drei Kindern von Käthe und Hugo Heymann überlebten Ilse und Klaus. Lisbeth und ihre Familie wurden im Juli 1943 nach Westerbork deportiert, wo sie ihre Eltern trafen. Mit einem der ersten Deportationszüge wurden sie dann am 31. August 1943 nach Auschwitz gebracht, wo Lisbeth und Peter vermutlich sofort vergast wurden, Berthold Jachmann einige Monate später, im Jahr 1944.

Käthe Heymann , geb. Ury, geboren am 7. Oktober 1881 in Berlin, war das vierte Kind des Tabakfabrikanten Emil Ury (1835-1920) und seiner Frau Franziska, geb. Schlesinger (1847-1940). Die Geschwister waren Else (1877-1943), Schriftstellerin, die mit ihren insgesamt 39 Büchern, vor allem der Nesthäkchen-Reihe, ganze Generationen von Kindern und Jugendlichen erfreute; Hans, Dr. med. (1973-1937), bekannter Spezialist für Magen-Darm-Erkrankungen; und Ludwig, Dr. jur. (1870-1963), Rechtsanwalt und später Justizrat beim Berliner Landgericht.

Die Familie war seit drei Generationen in Berlin ansässig. Sie lebte die Werte eines loyalen, patriotischen, liberalen Bildungsbürgertums. Sie war tief verwurzelt im jüdischen Glauben und lebte ihn bis zum Tod des Vaters 1920 nach streng jüdisch-orthodoxen Glaubensregeln. Ausdruck des gesellschaftlichen Aufstiegs der Familie war der Umzug 1905 von Berlin-Mitte nach Berlin-Charlottenburg in die Kantstraße.

Ebenso wie ihre ältere Schwester Else besuchte Käthe das Königliche Luisenlyzeum in Berlin-Mitte bis zur 10. Klasse. Im Anschluss daran besuchte sie das Lehrerinnenseminar mit dem Examen 1901.

1902 heiratete sie den preußischen Baurat Hugo Heymann , geboren am 4. Mai 1873 in Soldau (Dzialdowo) in Ostpreußen. Er war das älteste von insgesamt sieben Kindern eines ostpreußischen Kaufmanns und seiner Frau. Als Patriot nahm er freiwillig am Ersten Weltkrieg teil und bekam für seine Verdienste beim Ausbau der Festung Breslau das Eiserne Kreuz.

Zwischen 1901 und 1927 wurde er fünfmal versetzt: Gollnow (Pommern), wo 1903 Lisbeth zur Welt kam, dann Königsberg (Ostpreußen), danach Wohlau (Schlesien), wo 1908 Ilse geboren wurde und schließlich Breslau (1918 Geburt von Klaus), wo die Familie 13 Jahre blieb bis zum Umzug 1927 nach Berlin. Von 1928 bis zum Ostersonntag 1939 lebte die Familie Heymann im ersten Stock über einem Lebensmittelgeschäft in einer großzügi¬gen Jugendstilwohnung mit fünf Zimmern in der Westfälischen Straße 42.

Käthe Heymann war eine patente, gebildete Frau mit großem Interesse an Literatur, beliebt in der Familie (Spitzname „Katze“) mit einer besonderen Nähe zu ihrer Schwester Else und einem großem Freundes- und Bekanntenkreis. Trotz der zunehmenden Drangsalierung und Entrechtung der Menschen mit jüdischen Wurzeln ab 1933 baute Käthe Heymann fest darauf, dass alles korrekt ablief und unterwarf sich ebenso wie ihr Mann den Zumutungen.

Else Ury wurde 1935 aus der Reichsschrifttumskammer ausgeschlossen. Den Brüdern Hans und Ludwig wurden zunächst Sonderzulassungen zugestanden. Trotz der nicht zu leugnenden Realität vertraute Käthe Heymann weiterhin auf den Rechtsstaat. In ihren Briefen wurde das nach wie vor reiche soziale Leben beschrieben wie zum Beispiel die Kaffeekränzchen mit den alten nicht-jüdischen Klassenkameradinnen, die Besuche bei Veranstaltungen des Kulturbunds, bei dem die Heymanns ein Abonnement besaßen, die wochenlangen Urlaubsaufenthalte im Haus von Else Ury in Krummhübel im Riesengebirge gemeinsam mit der Mutter, Schwester und anderen Familiemitgliedern.

Auf die Progromnacht vom 9./10. November 1938, in der Käthe Heymann und Familie unversehrt blieben, drängten Lisbeth und ihr Mann die Eltern zur Emigration und stellten einen offiziellen Antrag. Widerstrebend ließen sich die Eltern überreden und erfüllten überkorrekt sämtliche bürokratische Zumutungen. Mit jeweils zehn Reichsmark in der Tasche verließen Käthe Heymann und ihr Mann am Ostersonntag 1939 Berlin. Käthe Heymann schrieb jetzt täglich an ihre Schwester Else, die seit 1939 immer elender in einem sogenannten Judenhaus in Berlin¬ Moabit lebte.

Über das Internationale Rote Kreuz erfuhr Klaus Heymann, dass seine Eltern im April 1943 zunächst ins “Polizeiliche Judendurchgangslager Westerbork” deportiert wurden, am 14. September 1943 dann nach Bergen-Belsen. Von hier setzte sich der Leidensweg am 27. Januar 1944 fort nach Theresienstadt, um dann am 28. Oktober 1944 als letzter Transport in Auschwitz zu enden. Sie waren am 30. Oktober 1944 mit die Letzten, die vergast wurden, da die SS selber Ende Oktober diese Vernichtungsanlagen zerstörte.

Von den drei Kindern von Käthe und Hugo Heymann überlebten Ilse und Klaus. Lisbeth und ihre Familie wurden im Juli 1943 nach Westerbork deportiert, wo sie ihre Eltern trafen. Mit einem der ersten Deportationszüge wurden sie dann am 31. August 1943 nach Auschwitz gebracht, wo Lisbeth und Peter vermutlich sofort vergast wurden, Berthold Jachmann einige Monate später, im Jahr 1944.