Paula Alschwang née Lesser

Location 
Wielandstr. 17
District
Charlottenburg
Stone was laid
01 July 2010
Born
30 October 1872 in Berlin
Escape into death
19 November 1942 in Berlin

Paula Alschwang war eine Schwester von Sophie Maas, die 1939 auch in der Wielandstraße 17 wohnte. Paula wurde am 30. Oktober 1872 in Berlin geboren. Die Eltern Louis Heinrich Lesser und Anna geb. Rosenthal stammten aus Königsberg und waren wohl kurz vor Paulas Geburt nach Berlin gekommen. Louis Lesser war Kaufmann und handelte mit sehr unterschiedlichen Waren, mal mit Glacéhandschuhe, mal mit Baumaterialen. Die Familie wohnte in der Nähe des Landwehrkanals, erst in der Schelling- dann in der Potsdamer Straße.<br />
1880 – vermutlich das Todesjahr des Vaters – zog die Witwe Anna Lesser in die Blumenthalstraße in Schöneberg.<br />
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Über Paulas Jugend wissen wir so gut wie nichts. Selbst wen und wann sie heiratete, können wir nur vermuten. Wahrscheinlich war es der Kaufmann Nikolai Alschwang, denn das Berliner Adressbuch verzeichnet ab den 20er Jahren nur zwei Alschwangs, Nikolai und Theodor – Theodor war zu jung. Die Familie Alschwang stammte aus Russland, möglich, dass Paula ihren Ehemann über ihre Schwester Sophie kennen lernte, die nach ihrer Heirat 1893 nach Moskau zog. Möglich auch, dass Paula ebenfalls ihre ersten Ehejahre in Moskau verbrachte, bis auch sie und ihr Mann zu Beginn des Ersten Weltkrieges ausgewiesen wurden.<br />
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Ihr Werdegang in Berlin ist schwer nachzuzeichnen. Nikolai Alschwang wohnte bis Anfang der 30er Jahre in der Duisburger Straße 13, dann verliert sich die Spur. Vielleicht verließ er Berlin, vielleicht starb er auch. Eine Witwe Paula Alschwang kennt das Adressbuch allerdings nicht. Vielleicht wohnte sie mit ihrer Schwägerin Marie Bernstein, geb. Alschwang zusammen, die, inzwischen selbst verwitwet, seit den 20er Jahren in dem gleichen Haus Duisburger Straße 13 wohnte. Paula finden wir erst 1939 wieder, in den sog. „Ergänzungskarten“ zu der Volkszählung in diesem Jahr. In diese Karten musste eingetragen werden, wer wie viele jüdische Großeltern hatte. Obwohl das Statistikgeheimnis zugesichert wurde, kann man sich denken, dass diese Kartei für die Judenverfolgung missbraucht wurde. Paula wohnte zu diesem Zeitpunkt in der Wielandstraße 17 bei ihrer Schwester Sophie. Ein Jahr später zog auch Marie Bernstein zu Sophie, 1939 hatte sie noch in der Wielandstraße 16 gelebt. Marie (Mascha) war 1866 in Moskau geboren und Anfang der 20er Jahren mit ihrem Mann Alexander in die Duisburger Straße 13 eingezogen.<br />
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Das Alltagsleben der drei Frauen war stark belastet durch die antisemitischen Verordnungen der Regierung, die nach den Novemberpogromen 1938 noch erheblich erweitert wurden. Juden konnten kaum noch aus dem Haus gehen, einkaufen durften sie nur von 4 bis 5 nachmittags, der Besuch öffentlicher Veranstaltungen war ihnen ganz verwehrt. Telefonanschlüsse wurden gekündigt, Radios mussten sie abgeben, über ihr Geld konnten sie nicht mehr frei verfügen und zahlreiche Sonderabgaben mussten sie ohnehin bezahlen. Wohnraum wurde immer beengter, da noch weitere Einweisungen stattfanden. Im August 1942 hatte Paula sicherlich mitbekommen, dass mehrere Hausbewohner von der Gestapo „abgeholt“ wurden, ende des Monats musste sie erleben, wie auch ihre Schwester und ihre Schwägerin verschleppt wurden um am 1. September nach Theresienstadt deportiert zu werden. Vermutlich als ihr einige Monate später mitgeteilt wurde, dass auch sie für die „Umsiedlung“, wie es beschönigend hieß, vorgesehen war, zog sie es vor, über ihren Tod selber zu entscheiden und nahm sich am 19. November 1942 das Leben.<br />

Paula Alschwang war eine Schwester von Sophie Maas, die 1939 auch in der Wielandstraße 17 wohnte. Paula wurde am 30. Oktober 1872 in Berlin geboren. Die Eltern Louis Heinrich Lesser und Anna geb. Rosenthal stammten aus Königsberg und waren wohl kurz vor Paulas Geburt nach Berlin gekommen. Louis Lesser war Kaufmann und handelte mit sehr unterschiedlichen Waren, mal mit Glacéhandschuhe, mal mit Baumaterialen. Die Familie wohnte in der Nähe des Landwehrkanals, erst in der Schelling- dann in der Potsdamer Straße.
1880 – vermutlich das Todesjahr des Vaters – zog die Witwe Anna Lesser in die Blumenthalstraße in Schöneberg.

Über Paulas Jugend wissen wir so gut wie nichts. Selbst wen und wann sie heiratete, können wir nur vermuten. Wahrscheinlich war es der Kaufmann Nikolai Alschwang, denn das Berliner Adressbuch verzeichnet ab den 20er Jahren nur zwei Alschwangs, Nikolai und Theodor – Theodor war zu jung. Die Familie Alschwang stammte aus Russland, möglich, dass Paula ihren Ehemann über ihre Schwester Sophie kennen lernte, die nach ihrer Heirat 1893 nach Moskau zog. Möglich auch, dass Paula ebenfalls ihre ersten Ehejahre in Moskau verbrachte, bis auch sie und ihr Mann zu Beginn des Ersten Weltkrieges ausgewiesen wurden.

Ihr Werdegang in Berlin ist schwer nachzuzeichnen. Nikolai Alschwang wohnte bis Anfang der 30er Jahre in der Duisburger Straße 13, dann verliert sich die Spur. Vielleicht verließ er Berlin, vielleicht starb er auch. Eine Witwe Paula Alschwang kennt das Adressbuch allerdings nicht. Vielleicht wohnte sie mit ihrer Schwägerin Marie Bernstein, geb. Alschwang zusammen, die, inzwischen selbst verwitwet, seit den 20er Jahren in dem gleichen Haus Duisburger Straße 13 wohnte. Paula finden wir erst 1939 wieder, in den sog. „Ergänzungskarten“ zu der Volkszählung in diesem Jahr. In diese Karten musste eingetragen werden, wer wie viele jüdische Großeltern hatte. Obwohl das Statistikgeheimnis zugesichert wurde, kann man sich denken, dass diese Kartei für die Judenverfolgung missbraucht wurde. Paula wohnte zu diesem Zeitpunkt in der Wielandstraße 17 bei ihrer Schwester Sophie. Ein Jahr später zog auch Marie Bernstein zu Sophie, 1939 hatte sie noch in der Wielandstraße 16 gelebt. Marie (Mascha) war 1866 in Moskau geboren und Anfang der 20er Jahren mit ihrem Mann Alexander in die Duisburger Straße 13 eingezogen.

Das Alltagsleben der drei Frauen war stark belastet durch die antisemitischen Verordnungen der Regierung, die nach den Novemberpogromen 1938 noch erheblich erweitert wurden. Juden konnten kaum noch aus dem Haus gehen, einkaufen durften sie nur von 4 bis 5 nachmittags, der Besuch öffentlicher Veranstaltungen war ihnen ganz verwehrt. Telefonanschlüsse wurden gekündigt, Radios mussten sie abgeben, über ihr Geld konnten sie nicht mehr frei verfügen und zahlreiche Sonderabgaben mussten sie ohnehin bezahlen. Wohnraum wurde immer beengter, da noch weitere Einweisungen stattfanden. Im August 1942 hatte Paula sicherlich mitbekommen, dass mehrere Hausbewohner von der Gestapo „abgeholt“ wurden, ende des Monats musste sie erleben, wie auch ihre Schwester und ihre Schwägerin verschleppt wurden um am 1. September nach Theresienstadt deportiert zu werden. Vermutlich als ihr einige Monate später mitgeteilt wurde, dass auch sie für die „Umsiedlung“, wie es beschönigend hieß, vorgesehen war, zog sie es vor, über ihren Tod selber zu entscheiden und nahm sich am 19. November 1942 das Leben.