Ludwig Jacobowitz

Location 
Wilhelmsaue 5
District
Wilmersdorf
Stone was laid
29 November 2005
Born
20 June 1881 in Berlin
Deportation
on 09 December 1942 to Auschwitz
Murdered
in Auschwitz

Ludwig Jacobowitz, ist am 20. Juni 1881 in Berlin geboren. Er war wahrscheinlich ein jüngerer Bruder von Jenny Jacobowitz. Vielleicht war er der Ehemann von Ella Jakobowitz.

Ludwig Jacobowitz kam am 20. Juni 1881 als Sohn von Moritz (1849–1924) und Ernestine Jacobowitz, geb. Gleiwitzer (1854–1919) in Berlin auf die Welt. Sein Vater stammte aus dem Ort Tomaszów in Galizien, der um 1850 russisch war. – In Galizien, das abwechselnd russisch, polnisch oder österreich-ungarisch war, lebten Polen, Ukrainer und viele Juden und andere Minderheiten. Die ganz besondere Lebenswelt und Kultur dieser Gegend findet sich nur noch in der Literatur. – Moritz Jacobowitz arbeitete anfangs als Kürschner und wurde dann Kaufmann. Mit seiner Ehefrau Ernestine hatte er zehn (oder mehr) Kinder, die zwischen 1877 und 1891 geboren wurden und von denen einige nur einen einzigen Tag gelebt haben. Ludwig wuchs mit den älteren Geschwistern Martin (*1877) und Hannchen (*1879) sowie Clara (*1883 ), Julius (*1887) und Jenny (*1891) auf.

Im Geburtsjahr von Ludwig Jacobowitz wohnten die Eltern in der Strelitzer Straße in Berlin-Mitte. Dann zog die Familie Jacobowitz immer wieder um, wohnte in der Anklamer Straße, in der Zionskirchstraße, der Wolliner Straße und der Choriner Straße. Die Straßen lagen nicht weit voneinander entfernt in Berlin-Mitte und Prenzlauer Berg. Ludwig Jacobowitz und seine Geschwister wuchsen zwischen Arbeitern, kleinen Händlern und Handwerkern auf, unter denen viele jüdische Zuwanderer waren. Wie viele der zugewanderten Ostjuden war (und blieb) er „staatenlos“.

Die erwachsen gewordenen Kinder von Moritz und Ernestine Jacobowitz wohnten weiterhin bei den Eltern. 1909 heiratete Ludwigs ältere Schwester Hannchen, die Schneiderin geworden war, den evangelischen Maurermeister und Architekten (Bautechniker) Erich Tritt (1881–1939), Trauzeuge war Ludwig. Ab 1914 lebten die Eltern mit den ledigen Söhnen in der Heinersdorfer Straße 26 im Viertel Prenzlauer Berg. Das Wohnhaus lag (und liegt) gegenüber einem Friedhof, heute ist dieser Teil der Begräbnisstätte umgewidmet und der „Leise-Park“. 1919 starb hier die Mutter von Ludwig Jacobowitz, 1924 sein Vater.

Am 3. Juni 1920 heiratete Ludwig Jacobowitz die 1886 ebenfalls in Berlin geborene selbstständige Schneiderin Ella Hefter. Sie stammte aus einem ähnlichen Milieu. Ludwig Jacobowitz besaß mit seinem Schwager Jacob Hefter (1883–1955) die Firma „Hefter & Jacobowitz“, eine „Kostümrockfabrik“ in der Spandauer Straße 19. (Nicht weit davon befand sich das bekannte Kaufhaus von Nathan Israel.)

Die Ehe von Ella und Ludwig Jacobowitz blieb kinderlos. Das Ehepaar scheint anfangs ohne eigenen Haushalt gewesen zu sein. Ende der 1920er-Jahre wohnte es in einem Neubau in der Koblenzer Straße 14. Als der Schwager Jacob Hefter Berlin verließ, wurde aus der gemeinsamen „Fabrik“ (zusätzlich) ein Großhandel. Ludwig Jacobowitz besuchte die Kunden, Ella Jacobowitz arbeitete in ihrem erlernten Metier. Das Geschäft „florierte“, und Mitte der 1930er-Jahre zogen Ludwig und Ella Jacobowitz in eine 4-Zimmer-Wohnung in der Kaiserallee 48 (heute Bundesallee). Die Wohnung mit Esszimmer und Herrenzimmer war dem guten Einkommen entsprechend eingerichtet. Seit 1938 arbeitete Ella Jacobowitz in der Wohnung Kaiserallee 48 und ihr Ehemann weiterhin als Vertreter. Ihre Schwester Deborah (Dora), die nach der Erinnerung ihrer Schwester Martha Hefter zuletzt Krankenschwester, aber eigentlich Buchhalterin war, wohnte 1939 für kurze Zeit ebenfalls in dieser Wohnung. Dann wird sie auf der Meldekarte des Polizeireviers als „unbekannt verzogen“ notiert.

1934 starben die unverheiratete Schwester Clara Jacobowitz und die verheiratete Schwester Hannchen Tritt im Jüdischen Krankenhaus.

Die unverheirateten Brüder von Ludwig Jacobowitz zogen 1935 nach 20 Jahren in Prenzlauer Berg in eine 3-Zimmer-Wohnung im dritten Stock des Hauses Wilhelmsaue 5 in Berlin-Wilmersdorf. Nach den Notierungen im Berliner Adressbuch war Martin Jacobowitz der Haushaltsvorstand, 1938/39 gefolgt von seinem Bruder Julius. Bruder Martin Jacobowitz starb 1941 an einer Herzkrankheit im Jüdischen Krankenhaus.

Im März 1942 zogen Ludwig und Ella Jacobowitz aus der Kaiserallee als Untermieter in ein möbliertes Zimmer in der Wilhelmsaue 5. Dort wohnten sie nur kurze Zeit:

Am 9. Dezember 1942 wurden Ludwig Jacobowitz, seine Ehefrau Ella sowie seine Geschwister Julius und Jenny Jacobowitz mit dem „24. Osttransport“ nach Auschwitz deportiert und dort ermordet. Ludwigs Schwägerin Deborah (Dora) Hefter lebte nur wenig länger: Am 24. August 1943 wurde auch sie aus ihrer letzten Unterkunft von Berlin nach Auschwitz verschleppt und getötet.