Eva Rohr

Location 
Windscheidstr. 8
District
Charlottenburg
Stone was laid
20 September 2010
Born
23 February 1914 in Schlagenthin
Escape into death
12 April 1943 in Berlin

Eva Rohr wurde am 23. Februar 1914 in dem Dorf Schlagenthin bei Jerichow (heute Sachsen-Anhalt/Brandenburg) geboren. Sie war Untermieterin bei Paul und Gertrud Pincus und wählte, weil sie mit ihrer Deportation rechnen musste, im Alter von nicht einmal 30 Jahren am 12. April 1943 den Freitod. 

 

Eva Rohr wurde am 23. Februar 1914 im Örtchen Schlagenthin im Kreis Lebus (heute Ortsteil von Müncheberg, Landkreis Märkisch-Oderland, Brandenburg) geboren. Dort stand ein Rittergut mit Mühle, das ihrem Großvater Isidor Rohr gehörte, und wenige weitere Häuser. Ihre Eltern, der Landwirt Leo Rohr (geb. 4. Juni 1853, verst.17. Januar 1930) und Marie Friedländer (geb. 24. Oktober 1878) heirateten am 29. August 1911 am Wohnort der Braut in Charlottenburg. Das Ehepaar Rohr lebte dann in Schlagenthin, wo auch Evas ältere Schwester Felicia, später verh. Guttentag, am 12. Mai 1912 zur Welt kam. 

Über Evas Leben – wann und warum sie nach Berlin kam und ob sie einen Beruf hatte, war nichts herauszufinden. Zum Zeitpunkt der Volkszählung am 17. Mai 1939 wohnte sie als Untermieterin bei Paul und Gertrud Pincus in der Windscheidstraße 8 in Charlottenburg. Das Ehepaar Pincus wurde 1941 deportiert.

Eva Rohr hatte vermutlich beobachtet, dass viele Menschen aus den Nachbarhäusern in der Windscheidstraße nach und nach „abgeholt" wurden. Sie selbst wurde nach der Deportation des Ehepaares Pincus aus der Wohnung in der Windscheidstraße 8 zwangsweise aus- und in die Trautenaustraße 16 in Wilmersdorf eingewiesen. Sie musste also damit rechnen, dass auch sie selbst sehr bald deportiert würde. Um dem zu entgehen und ihr Lebensende selbst zu bestimmen, vergiftete sie sich im Alter von nicht einmal 30 Jahren mit Schlafmitteln. Sie verstarb am 12. April 1943 im Jüdischen Krankenhaus.

Evas Schwester Felicia wurde am 14. Oktober 1943 nach Auschwitz deportiert und ermordet. Evas Mutter Marie Rohr gab in ihrem „Gesuch um Hilfe" 1949 an, dass sie selbst nach dem Tod ihrer beiden Töchter in verschiedenen protestantischen Pfarreien versteckt worden sei und falsche Papiere mit dem Namen Paula Müller bekommen habe. Unter diesem Namen sei sie im April 1945 in die bereits von den Amerikanern befreite Stadt Ahrweiler (ab 1969 Bad Neuenahr-Ahrweiler) gekommen. Dort verstarb sie am 29. August 1958.