Alfred Cohn

Verlegeort
Fregestr. 71
Bezirk/Ortsteil
Schöneberg
Verlegedatum
28. März 2013
Geboren
10. Juni 1880 in Stallupönen (Ebenrode) / Nesterow
Beruf
Kaufmann
Verhaftet
bis 17. Dezember 1938 in Sachsenhausen
Deportation
am 27. Mai 1942 nach Sachsenhausen
Ermordet
28. Mai 1942 in Sachsenhausen

Alfred Cohn wurde am 10. Juni 1880 im ostpreußischen Stallupönen (heute: Nesterow / Russland) geboren. Er hatte zwei Brüder, Martin und Georg, die im Ersten Weltkrieg gefallen sind. 1911 heiratete er die 1888 in Danzig geborene Elsbeth Aris. Im ostpreußen Wartenburg / Ermland (heute: Barczewo / Polen) führte er mit seiner Frau in der Kirchenstraße 11 ein Kaufhaus, in dem auch Manufakturwaren angeboten wurden. 12 Verkäuferinnen und Verkäufer waren angestellt. Die wenigen Juden, die in der Stadt und im Landkreis Allenstein angesiedelt waren, lebten im großen Einvernehmen mit der katholischen Bevölkerung, in der Reichspogromnacht blieb deshalb die Synagoge vor der Zerstörung bewahrt. Familie Cohn wohnte in einer Achtzimmer-Wohnung über dem Geschäft, 1912 wurden die Tochter Ruth Betty, 1914 Hella Harriet und im Frühjahr 1915 der Sohn Georg Joachim geboren. Während Alfred Cohn als Frontsoldat im Ersten Weltkrieg diente, führte seine Frau die Geschäfte. <br />
<br />
1933 war der Sohn Georg eines der ersten Opfer eines antisemitischen Überfalls, daraufhin verließ er das Gymnasium ein Jahr vor dem Abitur und erlernte in Danzig Holzverarbeitung. 1937 konnte er auf dem jüdischen Reformgymnasium Philantropin in Frankfurt am Main das Abitur nachholen und anschließend das Jüdische Lehrerseminar in Berlin besuchen. 1936 verkauften Alfred und Elsbeth Cohn das Geschäft in Wartenburg und zogen nach Berlin. Der Transport mit ihrer Wohnungseinrichtung erreichte Berlin nicht. Bis 1939 erfolgten die vereinbarten Zahlungen aus dem Kaufvertrag, danach stellte der Erwerber Kurt Rode diese ein. Die Familie lebte nun in einer Dreizimmer-Wohnung in der Fregestraße 71. Nach dem 9. November 1938 befand sich Alfred Cohn bis 17. Dezember 1938 im KZ Sachsenhausen. Sohn Georg gelang im Sommer 1939 die Auswanderung nach Palästina, Tochter Hella floh nach Großbritannien und kam von hier nach Palästina, Tochter Ruth gelang über Italien die Flucht in die Vereinigten Staaten. Daraufhin wurden die Eltern Cohn gezwungen, zu Michalowski in die Jenaer Straße 5 zu ziehen. <br />
<br />
Am 18. Mai 1942 verübte die heute als „Gruppe Baum“ bekannte Widerstandsgruppe einen Brandanschlag auf die antisowjetische Propaganda-Ausstellung „Das Sowjetparadies“ im Lustgarten. Vier Tage später plakatierten Mitglieder der als „Rote Kapelle“ bekannten Widerstandsgruppe Plakate gegen die Verunglimpfung der Sowjetunion. In beiden Gruppen, bestehend aus Freundeskreisen mit Mitgliedern verschiedener politischer Richtungen, arbeiteten von rassischer und politischer Verfolgung bedrohte jüngere Frauen und Männer zusammen. Am 27. Mai 1942 starteten die NS-Behörden eine „Vergeltungsaktion“ und verhaften 500 Berliner jüdische Männer, von denen die Hälfte sofort erschossen wurde. Alfred Cohn wurde am 28. Mai 1942 im KZ Sachsenhausen ermordet. <br />
<br />
Am 5. Juni 1942 holte die Gestapo Elsbeth Cohn ab, auf der vorbereiteten Transportliste, die das Ziel Theresienstadt aufweist, standen 100 Jüdinnen und Juden, auch der bereits eine Woche zuvor im KZ Sachsenhausen ermordete Alfred Cohn. Elsbeth Cohn wurde am 12. Oktober 1944 in Auschwitz ermordet.<br />
<br />
Der Sohn schloss in Palästina die Lehrerausbildung ab. Er und seine Schwestern heirateten, 1947 und 1950 wurden in Jerusalem zwei Enkel geboren. Der Käufer von Grundstück und Haus in Wartenberg rechtfertigte sich nach Kriegsende noch einmal gegenüber den überlebenden Angehörigen mit seinem „mit den Käufern einvernehmlichen Erwerb“ und der Einhaltung der Verpflichtungen aus dem Vertrag, solange dies die Nationalsozialisten noch zugelassen hätten. Am 28. März 2013 wurden für das Ehepaar Cohn und für Betty Ries, die von hier aus direkt deportiert wurde, von einer Anwohnerin Stolpersteine verlegt.

Alfred Cohn wurde am 10. Juni 1880 im ostpreußischen Stallupönen (heute: Nesterow / Russland) geboren. Er hatte zwei Brüder, Martin und Georg, die im Ersten Weltkrieg gefallen sind. 1911 heiratete er die 1888 in Danzig geborene Elsbeth Aris. Im ostpreußen Wartenburg / Ermland (heute: Barczewo / Polen) führte er mit seiner Frau in der Kirchenstraße 11 ein Kaufhaus, in dem auch Manufakturwaren angeboten wurden. 12 Verkäuferinnen und Verkäufer waren angestellt. Die wenigen Juden, die in der Stadt und im Landkreis Allenstein angesiedelt waren, lebten im großen Einvernehmen mit der katholischen Bevölkerung, in der Reichspogromnacht blieb deshalb die Synagoge vor der Zerstörung bewahrt. Familie Cohn wohnte in einer Achtzimmer-Wohnung über dem Geschäft, 1912 wurden die Tochter Ruth Betty, 1914 Hella Harriet und im Frühjahr 1915 der Sohn Georg Joachim geboren. Während Alfred Cohn als Frontsoldat im Ersten Weltkrieg diente, führte seine Frau die Geschäfte.

1933 war der Sohn Georg eines der ersten Opfer eines antisemitischen Überfalls, daraufhin verließ er das Gymnasium ein Jahr vor dem Abitur und erlernte in Danzig Holzverarbeitung. 1937 konnte er auf dem jüdischen Reformgymnasium Philantropin in Frankfurt am Main das Abitur nachholen und anschließend das Jüdische Lehrerseminar in Berlin besuchen. 1936 verkauften Alfred und Elsbeth Cohn das Geschäft in Wartenburg und zogen nach Berlin. Der Transport mit ihrer Wohnungseinrichtung erreichte Berlin nicht. Bis 1939 erfolgten die vereinbarten Zahlungen aus dem Kaufvertrag, danach stellte der Erwerber Kurt Rode diese ein. Die Familie lebte nun in einer Dreizimmer-Wohnung in der Fregestraße 71. Nach dem 9. November 1938 befand sich Alfred Cohn bis 17. Dezember 1938 im KZ Sachsenhausen. Sohn Georg gelang im Sommer 1939 die Auswanderung nach Palästina, Tochter Hella floh nach Großbritannien und kam von hier nach Palästina, Tochter Ruth gelang über Italien die Flucht in die Vereinigten Staaten. Daraufhin wurden die Eltern Cohn gezwungen, zu Michalowski in die Jenaer Straße 5 zu ziehen.

Am 18. Mai 1942 verübte die heute als „Gruppe Baum“ bekannte Widerstandsgruppe einen Brandanschlag auf die antisowjetische Propaganda-Ausstellung „Das Sowjetparadies“ im Lustgarten. Vier Tage später plakatierten Mitglieder der als „Rote Kapelle“ bekannten Widerstandsgruppe Plakate gegen die Verunglimpfung der Sowjetunion. In beiden Gruppen, bestehend aus Freundeskreisen mit Mitgliedern verschiedener politischer Richtungen, arbeiteten von rassischer und politischer Verfolgung bedrohte jüngere Frauen und Männer zusammen. Am 27. Mai 1942 starteten die NS-Behörden eine „Vergeltungsaktion“ und verhaften 500 Berliner jüdische Männer, von denen die Hälfte sofort erschossen wurde. Alfred Cohn wurde am 28. Mai 1942 im KZ Sachsenhausen ermordet.

Am 5. Juni 1942 holte die Gestapo Elsbeth Cohn ab, auf der vorbereiteten Transportliste, die das Ziel Theresienstadt aufweist, standen 100 Jüdinnen und Juden, auch der bereits eine Woche zuvor im KZ Sachsenhausen ermordete Alfred Cohn. Elsbeth Cohn wurde am 12. Oktober 1944 in Auschwitz ermordet.

Der Sohn schloss in Palästina die Lehrerausbildung ab. Er und seine Schwestern heirateten, 1947 und 1950 wurden in Jerusalem zwei Enkel geboren. Der Käufer von Grundstück und Haus in Wartenberg rechtfertigte sich nach Kriegsende noch einmal gegenüber den überlebenden Angehörigen mit seinem „mit den Käufern einvernehmlichen Erwerb“ und der Einhaltung der Verpflichtungen aus dem Vertrag, solange dies die Nationalsozialisten noch zugelassen hätten. Am 28. März 2013 wurden für das Ehepaar Cohn und für Betty Ries, die von hier aus direkt deportiert wurde, von einer Anwohnerin Stolpersteine verlegt.